Pistaziengriff pflegen - Leinöl oder Tungöl?

Dusk

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Hallo,

ich habe mir ein Perceval L-08 mit Pistaziengriffen gekauft. Die Griffe sind lediglich stark poliert und nicht geölt oder sonst was, so dass sie beim ersten Kontakt mit Wasser etwas rauer geworden sind. Werde zwar versuchen in Zukunft den Kontakt mit Wasser zu reduzieren, möchte aber zusätzlich den Griff wasserresistenter machen.


Hier mal ein Foto von dem Griff:

Perceval_Pistazie_3.JPG



Da ich das Messer auch zum Schneiden von Lebensmitteln verwenden möchte, soll das Öl lebensmittelecht sein womit Leinölfirnis (wegen den Sikkativen) ausscheidet. Außerdem will ich nicht, dass das Holz nach dem Ölen dunkler wird. Habe so ziemlich alles zum Thema Öl und Holz durchgelesen, was ich finden konnte. Bin mir aber immer noch nicht sicher, welches Öl am besten geeignet ist.

Bei meiner Suche bin ich auf Tungöl gestoßen und die Beschreibung klingt ganz gut:

Tungöl zieht tief in die Holzoberfläche ein, die es nach der
Trocknung härtet, mechanisch widerstandsfähiger und in
hohem Maße wasserresistent macht (etwa doppelter
Schutzfaktor im Vergleich zu Leinöl)
. Tungöl trocknet matt,
ohne störende Reflexionen auf. Es vertieft die Farben und
erhöht den Kontrast der Maserung. Dennoch behält das
Holz optisch und haptisch seine natürlichen Eigenschaften,
der Schutzfilm ist auch auf Dauer elastisch und dunkelt, im
Gegensatz zu Leinöl, kaum nach
.

Da ich nur einen Versuch habe, bin ich auf Eure Erfahrungen angewiesen. Also was meint Ihr, womit wird der Griff widerstandsfähiger und ändert sich optisch am wenigsten: Leinöl (gekocht oder sonnengebleichtes) oder Tungöl?
 
Ganz ehrlich, halte ich von beiden nicht viel.
Ich verwende überwiegend Hartöle die nicht auf Wasserbasis sind.
z.Bsp. von Biofa, das Beste was ich bisher verarbeitet habe.
http://www.dernaturbaumarkt-shop.de...ndlung/2044-Biofa-Hartoel-Universal::642.html
http://www.dernaturbaumarkt-shop.de...-Leinos-Hartwachsoel-farblos-0-25-l::927.html
http://www.dernaturbaumarkt-shop.de...10-Leinos-Fussboden-und-Moebelwachs::434.html

Als Tiefenimprägnierung Hartöl und nach dem Aushärten und ganz feinem Zwischenschleifen noch einmal Heißwachs oder Carnaubawachs für die Oberflächenversiegelung.
 
Was sind denn die Vor- und Nachteile bzw. warum hälst Du nicht mehr von Ölen auf Wasserbasis?
 
Also, Tungöl und Leinöl sind beide nicht auf Wasserbasis.
Beides sind eigentlich Naturprodukte. Tungöl wird aus den Früchten des Tungbaums, Leinöl aus Leinsamen gewonnen. Für den Einsatz als Holzschutz werden diese Öle gerne mit Sikkativen (Trocknungsbeschleunigern) versetzt (nennt sich dann Firnis) oder voroxidiert (Standöl) damit sie schneller trocknen. Gerne mischt man sie auch untereinander und mit weiteren Sustanzen wie z.B. Harzen, Verdünnern wie Balsamterpentin und Sikkativen und verkauft das Ganze dann als Hartöl.

Zu Deiner Frage: Ich würde Tungöl nehmen, ggf mit Balsamterpentin oder Orangenöl verdünnen. Der Schutz ist super und es vergilbt wie gesagt weniger als Leinöl. Beide Öle feuern die Maserung an, Leinöl etwas stärker. Gerade bei Leinöl wird das Holz etwas dunkler.

Ist aber auch alles über die Suche zu finden;)

Jörn

PS: Wenns lebensmittelecht sein soll, geht auch Walnussöl aus dem Supermarkt sehr gut, das braucht nur länger um Auszuhärten. Dafür kann man damit einfach ab und zu mit einem Lappen dünn drüber gehen.
Kommen bei Dir die Lebensmittel auch mit dem Griff in Berührung?
 
Zuletzt bearbeitet:
ich würde die schalen in 70% gebleichtes leinöl, mit 20% bienenwachs und 10% carnubawax vacuumieren.
dann geht die lösung etwas ins holz rein, und härtet an der oberfläche.

ich mag daran dass es immernoch ein tolles holzfeeling hat und dass es super schützt.

alles ist mit einer suche zu finden - doch direkt gefragt und direkt geantwortet das bringt schnell ans ziel.

oh und ganz wichtig:
es riecht normal, natürlich und stinkt nicht wie tungöl dass dann überstinkt werden muss mit orangenöl ;-)
 
Stimmt, den Geruch von Tungöl hatte ich verdrängt.
Ich nehme meistens Leinöl, auch wegen der Verfügbarkeit.

Aber auch das riecht ja noch ein paar Tage markant. Daher war ich auch auf das Walnussöl gekommen.

Jörn
 
alles ist mit einer suche zu finden - doch direkt gefragt und direkt geantwortet das bringt schnell ans ziel.
...
Ist aber auch alles über die Suche zu finden
Ich habe über eine Stunde gesucht aber keinen direkten Vergleich gefunden. Wenn dann schreibt jemand "nimm Leinöl oder Tungöl", aber keiner geht genauer auf die Vor- oder Nachteile bzw. die Erfahrungen ein, die er gemacht hat. Ich habe mit Leinöl halt die Erfahrung gemacht, dass es Walnußholz und Santos Palisander deutlich dunkler macht. Bei Tungöl scheint das ja nicht der Fall zu sein, aber wenn Tungöl nur Vorteile hätte (angeblich auch doppelter Schutzfaktor), warum schreiben dann so viele Leute, dass man Leinöl nehmen soll?

Zu Deiner Frage: Ich würde Tungöl nehmen, ggf mit Balsamterpentin oder Orangenöl verdünnen.
In welchem Verhältnis werden Tungöl und Orangenöl gemischt?
Nimmt man das Orangenöl nur wegen dem Geruch und weil es damit schneller austrocknet (also aus Bequemlichkeit) oder weil es tiefer einzieht und damit besser schützt?

Die Dauer bis es ausgehärtet ist, ist mir egal. Zur Not lege ich es einfach ein paar Wochen in die Ecke. Und wenn das Öl derweil unangenehm riecht, wäre das auch nicht weiter schlimm. Hauptsache der Geruch verschwindet mit der Zeit, das Öl ist lebensmittelecht und ändert die Farbe vom Holz nicht so sehr.

ich würde die schalen in 70% gebleichtes leinöl, mit 20% bienenwachs und 10% carnubawax vacuumieren.
Habe leider keine Möglichkeit ein Vakuum zu erzeugen...
 
Servus DUSK,

ich würde Dir das STEINERT Drechsleröl empfehlen. Es ist ein fertig gemischtes, leinölhaltiges, lufthärtendes Öl, welches das Holz optimal versiegelt und die Maserung hervorragend anfeuert, ohne nachzudunkeln.
Das nehme ich für alle meine Holzgriffe und habe damit durchwegs hervorragende Ergebinisse erzielt.

Viele Grüße

Erich
 
Wie sieht es mit der lebensmittelechtheit von Steinert Drechsleröl aus? Und wie schlägt es sich im Vergleich zu Tungöl? Tungöl bietet ja angeblich einen doppelt so hohen Schutzfaktor wie Leinöl...

Wieso dunkelt das Holz mit Steinert Drechsleröl eigentlich nicht nach, wenn es Leinöl als Grundlage hat? Für das Drechsleröl spricht auf jeden Fall schon mal, dass man auch nur 0,25 Liter kaufen kann.

Zur Wahl stehen bis jetzt:

1) Leinöl gekocht
2) Tungöl pur
3) Tungöl mit Orangenöl
4) Steinert Drechsleröl
5) Arbeitsplattenöl

Für Argumente für oder gegen eines der genannten Öle wäre ich sehr dankbar! :)

Da ich nur einen Versuch habe, bin ich auf der Suche nach dem "besten Öl". Also es soll die Farbe anfeuern aber so wenig wie möglich nachdunkeln lassen und es soll das Holz möglichst wasserresistent machen.
 
Also ich habe einmal beim Bau eines Musikinstruments Tungöl mit Orangenöl verwendet um einen Schutzfilm herzustellen.

Der Rest Tungöl (über 0,5l) wird von mir zum Pflegen von allerlei Holzmaterialien verwendet und schlägt sich da eigentlich ganz gut.

Nachteile von Tungöl:
- Stinkt bis zur vollständigen Trocknung (lass Dir da nix anderes erzählen, der Geruch nervt einfach.)
- Braucht, je nach Applikation, ewig zum trocknen (ne gute Woche Trocknungszeit ist völlig im Rahmen)

Vorteile:
- Tatsächlich kein Nachdunkeln (gerade nochmal geschaut ;) )
- Maserung wird sehr schön hervorgehoben.
- Einfach zu machen, einfache Ausbesserung, Fehlertolerant etc.

Hoffe das hilft.

Viele Grüße,
Murphys Law.
 
Danke, das hilft mir tatsächlich weiter! :)

Warum hast Du denn das Tungöl mit dem Orangenöl gemischt? Nur wegen dem besseren Geruch und weil es mit Orangenöl schneller austrocknet (also quasi nur aus Bequemlichkeit) oder weil es tiefer einzieht und damit noch besser schützt?

In welchem Verhältnis werden Tungöl und Orangenöl gemischt?

Nachteile von Tungöl:
- Stinkt bis zur vollständigen Trocknung
- Braucht, je nach Applikation, ewig zum trocknen
Spielt beides keine Rolle, dann lege ich das Messer einfach für 1-2 Wochen in eine Schublade. Da kann es dann schön vor sich hin stinken. ;)

Habe gelesen, dass Tungöl giftig sein soll. Gilt das auch wenn es ausgetrocknet ist? Bin ja auf der Suche nach was lebensmittelechtem.
 
Hallo,

das Orangenöl kam deshalb dazu um die Eindringtiefe und Flüssigkeit des Tungöls zu erhöhen.
Alleine ist das nämlich ziemlich zähes Zeug.
Ausserdem riechts dann ein bisschen besser.

Zur Trocknungszeit nochmal:
Das ist die Zeit pro Schicht!
Ich habe auf mein Instrument, was ja regelmäßig angegrabbelt wird 4 Schichten draufgetan, also 4 Wochen Trockenzeit. Im Sommer. Ist eher was für Geduldige.

Eine Eigenschaft habe ich noch vergessen: Tungöl bildet keine geschlossene Schicht auf dem Holz. Du hast also immernoch das Holzüberflächengefühl und die entsprechende Optik.

Zur Giftigkeit kann ich dir allerdings nichts berichten, da fehlen mir Informationen und ein Eigenversuch fällt leider aus. :teuflisch:
Säh auch ein bisschen blöd aus an seinem Instrument zu nuckeln.. :glgl:

Viele Grüße,
Murphys Law.
 
Zur Giftigkeit kann ich dir allerdings nichts berichten, da fehlen mir Informationen und ein Eigenversuch fällt leider aus. :
Säh auch ein bisschen blöd aus an seinem Instrument zu nuckeln..

Das finde ich gar nicht so abwegig. Die Tung/Orange-Kombination ist recht weit verbreitet unter den Didgeridoo-Spielern. Und ich habe da noch nie von gesundheitlichen Problemen mit dem Öl gehört, auch bei der Ohne-Mundstück-Fraktion.

Gruß,
Markus
 
Das finde ich gar nicht so abwegig. Die Tung/Orange-Kombination ist recht weit verbreitet unter den Didgeridoo-Spielern. Und ich habe da noch nie von gesundheitlichen Problemen mit dem Öl gehört, auch bei der Ohne-Mundstück-Fraktion.

Habe folgende Aussagen gefunden:
Frisches Tungöl ist sowohl innerlich als auch äußerlich giftig. Vorsicht! Abgebundenes Tungöl wird dagegen als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.

Leider hat rohes Tungöl giftige Inhaltsstoffe, weshalb man bei Verarbeitung Handschuhe tragen sollte. Im getrockneten Zustand soll es unproblematisch sein.

Klingt jetzt auch nicht viel gesünder als Leinölfirnis mit den Sikkativen.

Kennt jemand einen Händler der entweder eine fertige Tungöl - Orangenöl Mischung verkauft oder zumindest Tungöl auch in kleineren Mengen? Habe bis jetzt nur Händler gefunden die 1 Liter oder mehr verkaufen.

In welchem Verhältnis hast Du das Tungöl und Orangenöl gemischt?
 
Verhältnis 1 Teil Orangenöl auf 10 Teile Tungöl.
Hatte ich vorhin ganz vergessen.

Das finde ich gar nicht so abwegig. Die Tung/Orange-Kombination ist recht weit verbreitet unter den Didgeridoo-Spielern. Und ich habe da noch nie von gesundheitlichen Problemen mit dem Öl gehört, auch bei der Ohne-Mundstück-Fraktion.

An Didgeridoos hatte ich natürlich nicht gedacht. :D

Grüße,
Murphys Law.
 
Ich würde reines Tungöl benutzen.
Das Orangenöl oder sonst was, ist nur für den Geruch.
Ein tieferes Eindringen kann nur bei erhöhter Temperatur stattfinden.
Das Öl kann man zwar mit Terpentinöl oder anderen Ölen mischen, es zieht aber nicht tiefer ein.
Ich hab mir extra ein Buch geholt "Leinöltücken".
Leinöl und andere Öle, die durch Oxidation fest werden, bestehen aus so großen Molekülen, das die Größe dieser, die Eindringtiefe beeinflusst. Nur durch erwärmen werden die Moleküle beweglicher und können tiefer in kleinere Zwischenräume gelangen. Verdünnungsmittel sitzen nur zwischen den Molekülen und helfen vielleicht bei der Verteilung auf der Oberfläche, aber sonst bringen die nichts.

Das Aushärten bei Leinöl kann zwischen 1 Woche und etwa 1,5 Jahren liegen. Das ist von der Herkunft der Saat abhängig, die gründe sind aber anscheinend noch nicht sicher.
Die Trocknung wird durch UV Licht und Wärme gefördert.
 
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