Die Fragen der Pflege und des Einsatzes von Feilen werden immer wieder kontrovers diskutiert.
Möglicherweise spielen da auch eine ganze Menge Gewohnheit oder teilweise nicht hinterfragte Überlieferung mit.
Ein paar Grundprinzipien kann man aber festlegen:
1. Billige Feilen sind teuer, weil man damit nicht wirklich arbeiten kann. Also Finger weg von Baumarktspecials.
Die Markenfeilen sind nicht so billig zu haben, sie sind ihr Geld aber allemal wert. Mir fallen da Hase, Dick, Grobet, Valtitan, Nickolson, Pferd und andere ein.
Je nach geplantem Einsatz gibt es auch bei den Markenfeilen noch Qualitätsabstufungen, Härteprüffeilen und Sägeschärffeilen sind gegebenenfalls noch leicht wolfram- oder chrom-vanadium-legiert. Auch die einfachen Feilen guter Marken sind aber schon vorzüglich.
2. Feilen sind nur so gut wie ihre Pflege und Behandlung.
Wohlmeinende Zeitgenossen bringen mir oft kastenweise alte Feilen, die angeblich nichts mehr taugen. In Wirklichkeit sind sie nur oberflächlich ganz leicht verrostet und tun nach kurzem Abbürsten ihren Dienst noch viele Jahre lang.
Hat man dagegen versucht, mit den Feilen den Zunder von Werkstücken abzukratzen, so sind ihre Spitzen gebrochen und abgelutscht und die Feile ist unbrauchbar-außer für Damast oder eine Kochmesserklinge.
3. Feilen können nur soviel leisten, wie der Benutzer zu leisten imstande ist.
Zum Feilen sauberer Flächen gehört es meiner Erfahrung nach, die Feilrichtung konsequent einzuhalten und dann zu wechseln und in Gegenrichtung weiterzuarbeiten.
Dabei vermeidet oder beseitigt man auch die Kratzer, die durch festgesetzte Feilspäne entstehen.
Das Abkreiden der Feilen hat, soweit ich das beurteilen kann, einen doppelten Sinn.
Es setzt die Täler zwischen den Zähnen zu und vermindert die Spanabnahme-die Fläche wird feiner- und verhindert gleichzeitig das Festsetzen von Feilspänen. Sie sind jedenfalls bei einer abgekreideten Feile leichter auszubürsten.
Daß man das mit einer Messing- oder einer speziellen Feilenbürste machen soll, habe ich auch oft gehört.
Daß eine Drahtbürste, deren Drähte ja nicht glashart, sondern eher federhart sind, die Zahnspitzen der Feile nennenswert angreift, kann ich mir ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen. Beim Ausbürsten wird man ja sowieso nicht senkrecht zu den Zähnen bürsten, sondern der Richtung der Zahntäler seitwärts folgend.
Abgekreidet wird auch wohl nicht mit richtiger Kreide, sondern mit einer Art Speckstein, der sonst zur Markierung und zum Anzeichnen auf Stahl verwendet wird. Damit habe ich keine negativen Erfahrungen, während mir Profis-Werkzeugmachermeister mit 40-jähriger Erfahrung als Lehrlingsausbilder erzählt haben, Kreide mache die Feilen stumpf.
4. Mit welchem Feilenhieb man arbeiten will, hängt auch wieder von Können, Kraft und Werkstoff ab.
Feilen mit grobem Hieb setzen einiges an Kraftaufwand voraus und sind auf schlecht weichgeglühten höher legierten Stählen kaum brauchbar.
Sehr feine Feilen- bei den Schweizer Feilen gibt es welche mit Hieb 5 oder noch feiner- sind in erfahrenen Händen sehr brauchbar. Auch in ihnen setzen sich aber bei ungeschicktem Gebrauch Späne ab, die dann Kratzer verursachen, die die mehrfache Tiefe der eigentlichen Feilenwirkung haben.
Mit mittlerer Übung ist man beim Feilen von Messerklingen wohl am besten mit einem mittleren Hieb 2 und einer Größe von 25 cm bedient.
Das muß aber jeder für sich selbst herausfinden.
Gelb oder blau gefärbte Feilspäne sind kein Merkmal besonderer Kompetenz, sondern zeigen eher an, daß die Kraft des Feilenden seiner Technik noch um einiges voraus ist.
Freundliche Grüße
U. Gerfin