Hallo
Also ich weiss nicht ob ich da mehr weiss als ihr.
Im Jahr 1889 entstand das damals neue Gewehr Mod. 89. Zu diesem Modell brauchte es einen Schraubenzieher. Da man die Patronentasche nicht mit einem Schraubenzieher überfüllen wollte, testete man im Sommer 1890 2 Taschenmessermodelle, eines mit 3 und eines mit 4 Klingen. Zuerst wollte man eine Reibahle, entschloss sich schlussendlich für das 4-klingige Modell mit Konservenöffner (Bundesratsbeschluss vom 6. Dez. 1890). Die Testmodelle stammten von Wester & Co in Solingen. Zu dieser Firma können die D-User hier wohl mehr sagen.
Bei der Einführung rechnete man mit 200`000 Bezugsberechtigten da an alle Soldaten und Rekruten das Messer abgegeben werden konnte, jedoch nur an die Rekruten gratis. Die Nachfrage wurde als hoch eingeschätzt, jedoch zu Beginn wolltem an nur ein Drittel beschaffen, weshalb man auf die Zahl 94078 kam (Auszug 126`444/3 + Landwehr 80`596/3). Die erste Anschaffung wurde auf 100`000 Messer festgelegt. Man wollte jedoch die inländische Industrie beteiligen die bis anhin jedoch nicht auf Grossfabrikation ausgerichtet war. Deswegen publizierte man den Auftrag, jedoch nur an Firmen, welche mind. 1000 Stück herstellen und liefern konnten. Für 1891 war die Abgabe auf wenige Bataillone zu beschränken, an alle Rekruten (ca. 25`000 pro Jahr) ab 1892. Da Wester & Co die getesteten Modell geliefert hat, war man verpflichtet bei ihm zu bestellen weshalb man 15`000 Stück in Auftrag gab. Man wollte keine Konkurrenz aus dem Ausland weshalb man sich auf einen Lieferanten beschränkte.
Ca. 25 Messerschmiede der Schweiz schlossen sich 1891 zum Schweizerischen Messerschmiede Verband zusammen und durften ab Oktober 1891 die Armee mit Messern ausrüsten. Offenbar hielt man sich nicht daran nur einen Konkorrenten aus dem Ausland zu zu lassen. Die Konkurrenz aus Solingen, neben Wester noch Peres und Feist, drückten die Preise da sie in grösserer Stückzahl produzieren konnten. Der Anschaffungspreis des ersten Modells von Wester & Co betrug SFr 1.70 damals. Viele Schweizer Messerschmiede zogen sich deshalb zurück, einzig Elsener blieb angeblich.
Schätzungsweise wurden bis 1901 (neues Modell) ca. 350`000 Taschenmesser benötigt und produziert (25`000 pro Jahr für die Rekruten plus 100`000 für die Soldaten und Offiziere die die Messer bezahlen mussten und deren Anschaffung freiwillig war). Zu Beginn machte sicher Wester & Co einen Grossteil aus. Anschliessend kamen D. Peres, Elsener, Forges L&C, Coutellerie Suisse, Stadler, Pfenninger und diverse Kleinfabrikanten dazu. Bis 1901 hatte sich Wester & Co zurück gezogen. Dem Wert und Nachfrage der Soldatenmesser 1890 zu Folge glaube ich dass neben Wester & Co besonders die Messer von Elsener, Forges und Perez verbreitet sind. Pfenninger und Stalder halte ich für sehr rar genauso wie die von den Kleinfabrikanten oder von denjenigen, die sich bald nach Verbandsgründung wieder zurück zogen. Übrigens soll es nur ca. ein Dutzend Sammler geben welche alle Modelle und Varianten des Soldatenmessers besitzen von damals bis heute, ohne die Modelle der Kleinfabrikanten.
Es gibt ca. 3 Seiten Vorschriften zu dem Soldatenmesser 1890. Diese Modelle unterschieden sich dennoch in Material und Gewicht.
Meine Informationen stammen übrigens aus einer Dokumentation zum 100-jährigen Jubiläum des Verbandes Schweizerischer Messerschmiedemeister.
Übrigens Chregu: haben wir uns nicht einmal in Aarburg an einem Brocante getroffen?
Gruss