Hier nun mein leider ziemlich verspätetes review des WSK. zur verarbeitung glaube ich nichts mehr schreiben zu müßen, da die sehr gute qualität schon hinreichend gelobt wurde. aber da das WSK als arbeitstier entworfen wurde, bleibt noch immer ausreichend raum meine eindrücke zu schildern.
bevor ich das messer in der hand hatte, war ich etwas skeptisch. ich dachte "sowas brauchst du doch nie". abgesehen davon ist man mit einer ausrüstung aus axt/sägedraht + messer von gewicht und leistung her für survival weit besser gerüstet als mit dem WSK. ABER als sich der wunderbare griff erstmals in meine hand schmiegte, war ich mir sicher - so was braucht man! natürlich war das urteil rein affektiv, aber ab dem zeitpunkt konnte ich jeden verstehen, der auf das WSK schwört, obwohl es rein sachlich betrachtet mit sicherheit bessere alternativen gibt. - aber davon mußte ich mich erst überzeugen.
ich hatte vor das WSK weit angelegt auf praxis zu testen: die einzelnen funktionen nach anleitung vom tracker handbuch testen, hackleistung einen vergleichstest zu unterziehen und etwas überlebenstraining zu machen...
leider bleib es bei dem vorhaben, so konnte ich nur die hackleistung einem vergleich unterziehen, die spezialfunktionen konnte ich nur theroretisch mir vor augen führen, zum fallenbau u.ä. kam es leider nicht. das gleichen gibt von den realitätsnahen bedingungen, unter denen ich das WSK testen wollte.
das messer kam bei mir relativ stumpf an. ich meinte auch, kleinste ausbrüche an der schneide sehen zu können, aber mit sicherheit mit dem fingernagel zu spüren. vieleicht liegt das am verwendeten D2 stahl, aber was das angeht, kann ich nur mutmaßen, da ich weit davon entfernt bin eine fundierte meinung auf diesem gebiet abgeben zu können.
traurig darüber, dass das messer bei mir relativ stumpf ankam, war ich nicht. ganz im gegenteil. immerhin ist das wohl der zustand, indem man das messer in einer echten survival situation auch haben wird. ging ich los und wollte mich von der klingengeometrie hinsichtlich hacken überzeugen lassen. zum vergleich nahm ich das extrema ratio RAO mit, da es in bezug auf survival auch als eierlegende wollmilchsau entworfen wurde, und mich auch ziemlich überzeugt hat. da das RAO auch "stumpf" war, waren die bedingungen ähnlich. zu meinem erstaunen hackte, das RAO nicht viel schlechter als das WSK, vorallem bei dickeren knorrigen ästen hatten beide ihre probleme, frisches holz konnte viel leichter zerhackt werden. das WSK lag mir auch ohne handschuhe sehr gut in der hand und hacken war weit weniger ermüdend als mit dem RAO, das sich unangenehm in die hände schmiegt beim hacken, wenn es ohne handschuhe benutzt wird. abrinden war auch kein problem für das WSK und ging besser als mit dem RAO. wenn die scheide des WSK auf größere holzstücke solide auflegbar ist, fällt die vorderlastigkeit nicht ins gewicht. ansonsten ist hier schnelle ermüdung angesagt, gerade bei feineren arbeiten ist zu viel muskelarbeit notwendig, um sie über einen längeren zeitraum leicht und vorallem genau durchzuführen. in diesen punkten siegt das RAO klar, obwohl es alles andere als eine filigrane klingengeometrie hat, aber es ist doch relativ kompakt gebaut, sodass die kopflastigkeit sich nicht negativ bei feineren arbeiten auswirkt, und mit dem RAO mit leichtigkeit über einen längeren zeitraum gearbeitet werden kann.
dann kam mir in den sinn, dass ich eigentlich die aushubleistung, also den spatentest

, machen sollte. denn zu graben, kann durchaus eine wesentliche sache in einer survivalsituation sein, und den spaten hat man nun wirklich nicht mit dabei, da der einfach nicht in eine notfallausrüstung hineinpasst, wobei es beim WSK ohnehin schon sehr knapp wird, aufgrund der abmessungen.
mit dem WSK konnte ich leicht die grasnarbe durchhacken, um dann grasplatten sauber abzuheben und dann das loch zu vertiefen. ich war wirklich erstaunt, wie gut ich mit diesem teil - immerhin ist es ein messer! - graben konnte. mit dem RAO ging es erheblich schlechter - wie wohl mit jedem anderen messer. dort kann von aushub kaum die rede sein, eher von scharren. zusammenfassend kann ich sagen, dass das WSK in sachen aushubleistung wirklich innovativ ist, und meiner kenntnis nach, das einzige messer, mit dem man wirklich graben kann und nicht nur scharren. So betrachtet darf man das WSK nicht mehr gegen messer + axt/sägedraht aufrechnen, sondern messer + axt/sägedraht + klappspaten. wenn so gerechnet wird, ist das WSK wirklich leicht.
leider kann ich hieran nicht mit weiteren praxistests anschließen, da ich sie zeitlich bedingt nicht durchführen konnte. um das auszugleichen habe ich ein paar küchentests, mit teilweise erstaunlichem ergebnis gemacht. klar ist natürlich, dass für ein Wilderness Survival Knife solche test nur aufgrund des spaßfaktors sinnvoll sind, denn ein überlebensmesser muß wirklich keine kücheneignung aufweisen. aber eigenschaften, die es ermöglichen ein fisch auszunehmen u.ä. muß es haben - wobei das beim WSK wahrscheinlich nur bedingt funktioniert - bin von dem aufreißhacken nicht sehr überzeugt, denke, dass ein normales messer hier einen weit besseren dienst verrichten kann. ist aber leider nur eine theoretische, daher ungewichtige meinung.
ich habe versucht mir die ein oder andere malzeit mit dem WSK zu bereiten. es ging leider immer ziemlich schleppend. egal was es war, ob gemüse oder fleisch, das schneiden war eher anstrengend als begeisternd. brot zu schneiden ist unmöglich, wenn man einen gewissen ästhetischen anspruch an sein belegtes brot hat. allerdings! kann man den dosenöffner getrost in der schublade lassen, das WSK erledigt das für einen ohne probleme und ohne große wucht. die spitze läßt sich leicht durch das weichblech von konserven drücken. in diesem punkt weißt das WSK wiedermal potentielle survival eignung auf, eine spitze, die hält was sie verspricht: man kann mit ihr bedenkenlos härtere materialien penetrieren, und das aufgrund des hohen gewichts ziemlich kontrolliert und aufwandlos. kratzer blieben keine sichtbaren an der klinge zurück.
das war nun keine überraschung, sondern aufgrund der klingengeometrie ziemlich offensichtlich, aber dann, als ich dachte, ich hätte alles gemacht, was ich zeitlich tun konnte, offenbarte das WSK mir seine eigentliche stärke! man könnte meinen, dass dieses messer absolut rein gar nichts in der küche verloren hat - weit gefehlt! die eigentliche stärke vom WSK sind pizzas: ich habe zwar nicht viel erfahrungen mit pizza schneidern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen pizzaschneider gibt, der eine pizza mit größerer leichtigkeit zerteilt, als es das WSK tut. es ist wirklich unglaublich wie gut das WSK hier arbeitet. ein wahres arbeitstiern, das man in keiner guten küchenausstattung vermissen darf - der wohl teuerste und unbestritten schönste pizzaschneider der welt

da meine testzeit dem ende zuging, wollte ich es ordentlich nachschärfen, um es weiterzuschicken. ich hab es mit dem sharpmaker versucht, bin allerdings gescheitert, fand es auch wirklich schwierig zu schleifen 1. aufgrund der klingenform und gewichtsverteilung 2. aufgrund des stahls. im punkt der nachschärfbarkeit - der ganz wesentlich für ein überlebensmesser sein sollte - ist das WSK meiner bescheidenen meinung nach, absolut untauglich
fazit: nach den wenigen tests glaube ich aber ein endgültiges urteil über das WSK abgeben zu können. vorab ist klar, dass das WSK ein schönes wirklich gut verarbeitets messer ist, dass affektiv überzeugt: ich habe im bekanntenkreis herumgezeigt und stehts kam die antwort wie "was ist denn das für ein geiles teil" o.Ä. affektive überzeugungsfähigkeit greift aber leider nicht, wenn es darum geht die ausrüstung unter pragmatischen gesichtspunkten zusammenzustellen, zumal wenn es sich um eine wirkliche notfallausrüstung für den ernstfall handelt, unter diesen aspekten ist das WSK definitiv kein Wilderness Survival Knife. und für survival light, also outdoor unternehmungen gilt ähnliches aufgrund der gleichen punkte:
1. ein überlebensmesser muß "klein" vorallem leicht genung sein, aber aufgrund seiner abmessungen und gewicht, passt es in keine notfall ausrüstung. auch die militärische notfall ausrüstung verbraucht ihren platz mit sinnvollerem als mit einem WSK
2. ein überlebensmesser muß leicht nachschärfbar sein, das WSK ist genau das gegenteil davon
3. ein überlebensmesser muß möglichst universal sein und nicht universal spezialisiert, wie das WSK. kleine chirurgische eingriffe, wie splitter entfernen u.ä. ist wichtig, aber mit einem WSK unmöglich - ich verzichte den test über bewußt, das mögliche beimesser zu erwähnen, dass wäre so, als wenn man ein überlebensmesser mitnimmt und dann noch zusätzlich eine außerordentlich schöne und gut verarbeitete 1 kg hantelscheibe, die man sich an den gürtel bindet.
ich denke, dass das WSK, seine bestimmung in seinem ursprünglichen entwurf findet: es wurde bekanntermaßen als trappermesser entworfen. hier könnte es wirklich sinn machen - wobei ich zugeben muß, dass ich kein trapper bin und auch keinen fallensteller kenne, den ich mal fragen könnte, was er von den ideen hinter dem WSK hält. Ansonsten ist das WSK eben ein Filmmesser – viel wirkung im fiktiven milieu. alles in allem ist das WSK ein spezialmesser, dass nur richtig nutzbar ist, wenn man ebenso wie das WSK spezialisiert ist (was auch film oder sammlerleidenschaft miteingreift), aber das dürfte fast zu 100% auf die pragmatiker der messergemeinde, die ausschließlich ein messer zum verwenden sichen, nicht zutreffen.
was gibt es dann noch für gründe sich ein WSK zuzulegen? ganz einfach s.o. - es ist ein einfach schönes gut verarbeitetes messer, das affektiv zu überzeugen weiß
