Rockwell, je mehr desto besser?

loner

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Hi,

da ich ein Neuling bin in diesem Gebiet, wollte ich zu den Rockwell-härten was wissen.

Wie hoch sind die unterschiede zwischen den einzelnen Stufen?

Bsp.:

Wenn jeweils zwischen den Rockwellwerten nur 5 Einheiten unterschied sind.

Klinge 1 - 57 HRC
Klinge 2 - 62 HRC
Klinge 3 - 67 HRC

Also je härter das Material desto weniger werden sie stumpf? etc.


Habe z.B. bei vielen selbsthergestellten Damastklingen hier nur bei wenigen die hrc angaben gesehen. Wie stark ist Damast eigentlich, wenn z.B. diese aus 300 Lagen besteht??


Vielen Dank für eure Hilfe
 
5 HRC Unterschied sind ne menge Holz.
Die Schnitthaltigkeit hängt von mehreren Faktoren ab.
Dass die Härte nicht so häufig bei selbstgeschmiedeten Messern steht hängt damit zusammen, dass man sie messen können muss.
Wie "stark" Damast ist???
Wenn du die Härte meinst, ist das im Prinzip die gleiche Geschichte wie bei Monostahl. Je nach verwendeten Stählen kann die Härte der Schichten natürlich variieren. Ist ja auch schwierig jede Lage einer anderen Wärmebehandlung zu unterziehen.

Grüße,
Sachsnot

Edit: Um auf deine Hauptfrage einzugehen:
Die bevorzugte Härte für ein Messer hängt vom beabsichtigten Verwendungszweck ab. Viele EDCs weisen eine Härte von ~60HRC auf. Eine geringere Härte bietet sich bei Messern an, die leicht zu schärfen sein sollen oder eine "belastbarere" Schneide besitzen sollen (z.B. Schutz vor Ausbrüchen).
Härtere Messer - mMn brauchs nicht härter. Warum manche härter sind, weiß ich nicht. Werbemittel???
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke. Ich hatte auf die Messer von Fällkniven geschielt wegen 3G-Stahl und 62 HRC.:hehe: Würde so eins gerne als EDC verwenden. Die Klinge sollte schon was aushalten. :teuflisch
 
Wenn man schon vereinheitlichen will, so kann man sagen umso härter desto spröder wird der Stahl. D.h. er hält weniger aus, Ausbrüche in der Schneide und im schlimmsten Fall ein Bruch der Klinge sind die Folge.
Wenn man schon vereinheitlichen will.

Sowohl die Wärmebehandlung (Härte), der Stahl selbst als auch die Geometrie der Klinge sind der angedachten Anwendung anzupassen. Suchfunktion hilft da weiter, alles schon zigmal durchgekaut.
 
Hi Loner, lies Dich unbedingt in die Materie ein, 'mal eben schnell' lässt sich das nicht erklären. Hier im Forum steht Material für mindestens ein langes Wochenende, wenn nicht mehr.
Ich versuche mich mal an einer Analogie: Je teurer ein Auto ist, desto schneller ist es. Es geht leider echt nicht einfach...

Gruß,
Carsten
 
Soll zwar zu keinem "Kaufgesuch" ausarten, ich suche einen kleines aber feines EDC für den täglichen gebrauch, da nun mal die Devise gilt "Wer billig kauft, kauft zweimal". Die Klinge soll halt lange scharf und stabil bleiben.

so kann man sagen umso härter desto spröder wird der Stahl. D.h. er hält weniger aus, Ausbrüche in der Schneide und im schlimmsten Fall ein Bruch der Klinge sind die Folge.

:confused: und ich dachte das wäre genau anderes herum....

Forumsuche ist zwar nett, aber gibt es kein "Messer-Wikipedia" in das man sich einlesen kann??
 
Schau; ganz einfach gesagt;

Je härter desto spröder und schnitthaltiger
Je weicher, desto "elastischer" sprich weniger Klingenausbrüche aber auch weniger schnitthaltig, dafür leichter nachzuschleifen.

Und ja, das is viel zu vereinfacht aber die Grundidee sollte passen.
 
Das ist wieder mal so eine Situation, wo jemand eine einfache Antwort erwartet, die es aber nicht geben kann, weil die Zusammenhänge eben nicht so einfach sind.
Selbst die Grundtendenzen, die hier genannt worden sind: Härter ist gleich spröder, weicher ist gleich zäher, müssen differenziert werden, weil sie auch in dieser Allgemeinheit nicht stimmen.
Wenn man zu einigermaßen verlässlichen Urteilen kommen will, muß man wenigstens ein paar Grundkenntnisse verstanden haben.
Wodurch wird Stahl eigentlich hart ?.
Bei vielen Laien - und leider nicht nur bei solchen- besteht die Vorstellung, daß Stahl einfach je nach Legierung härter oder weicher ist.
Also: Stahl X ist soundso hart.-Schon das stimmt eben nicht, da ein und derselbe Stahl je nach seinem Behandlungszustand mal butterweich und mal glashart sein kann.
Die Härte entsteht in erster Linie durch einen Spannungszustand, der dadurch entsteht, daß der im Stahl enthaltene Kohlenstoff in der Modifikation des Eisens, die ab einer bestimmten hohen Temperatur entsteht, gelöst und durch mehr oder minder schnelle Abkühlung auf einem Zwischengitterplatz eingesperrt wird.
Als Grundtendenz kann man dazu festhalten, daß ab 0,3-0,4 % C eine gewisse Härtungswirkung des Kohlenstoffs besteht, die erreichbare Härte bis etwa 0,7 % C ansteigt, dann im wesentlichen gleichbleibt und nur durch Spezialbehandlungen (Tiefkühlen, blitzschnelles Erhitzen durch Induktion) und durch bestimmte Legierungselemente wie Chrom, Vanadium und Wolfram in geringem Maße noch gesteigert werden kann.
Stähle mit weniger als ca 0,8 % C nennt man untereutektoidisch. Sie erreichen wie gesagt schon die volle Härte von ca 65-67 HRC, sind zäh, aber nur mäßig verschleißfest.
Stähle mit mehr als 0,8 % C nennt man übereutektoidisch. Sie enthalten nach dem Härten neben dem Härtegefüge des Stahls-Martensit- noch Karbide= Verbindungen des Eisens oder der Legierungselemente mit dem Kohlenstoff, die härter als der Martensit sind. Sie tragen zur Härte des Stahls bei der relativ groben Rockwell-Messung nur wenig bei, weil sie durch den mit 150 Kg aufgedrückten Diamantkegel einfach mit in die Grundmasse eingedrückt werden und nur bei hohem Karbidanteil eine Mischhärte -Martensit plus Karbdie- gemessen wird.
Da die Bindung zwischen Stahlgrundmasse und Karbiden schwächer ist als die Bindung innerhalb der Grundmasse selbst, setzen die freien Karbide die Zähigkeit herab, erhöhen aber durch ihre hohe Härte Schnitthaltigkeit und Verschleißfestigkeit.
Wenn man jetzt denkt: Na ja, ist doch alles ganz einfach- Mehr Kohlenstoff bedeutet bis zum Punkt x-0,8 %- mehr Härte und weniger Zähigkeit und ab 0,8 % weniger Zähigkeit und mehr Verschleißfestigkeit, ist das auch noch viel zu kurz gegriffen: Durch mangelhafte Wärmebehandlung kann ein Stahl grobkörnig werden und bei übereutektoidischen Stählen Korngrenzenzementit ( Anordnung von Karbidhäufungen auf den Korngrenzen der Matrix) entwickeln.
Grobkörniger Stahl kann aber die "Idealeigenschaften" weich und spröde haben.
Ähnliche Erscheinungen können bei sehr karbidreichen Stählen mit groben Karbiden auftreten. Auch hier kann ein Stahl bei geringer Härte spröde und empfindlich sein.
Diese oben andeutungsweise geschilderten Tendenzen sind weiter zu differenzieren, wenn Legierungselemente in größeren Mengen vorhanden sind-ich vermute, so genau wollte der Fragesteller das aber nicht wissen.

Zum Damast nur soviel: D e n Damast gibt es nicht. Es gibt Damastkombinationen, die reine Verzierung ohne wesentliche Schneideigenschaften sind und solche, die sich mit den feinsten Monostählen messen können. Auch dazu gibt es viel zu lesen und zu lernen.

Ich habe jetzt wieder das Gefühl, daß ich über die Köpfe der Lernunwilligen hinweg doziert habe und die andern gelangweilt habe. Sei´s drum !
MfG U. Gerfin
 
Super erklärt, kein bischen langweilig. Vielleicht wäre ein Unterforum im Wikipediastill ganz nett. Dann könnten die alten Hasen zu ihren Spezialbereichen was schreiben und man hat dann was zu schmöckern :hehe:

Wenn grade ein Neuling kommt und z.B. kein Plan von N695 oder 440C oder Damast Stahl hat, guckt nur dumm aus der Wäsche.

Wenn man Neu dabei ist und Messer kaufen will, brauchen die Neulinge praktisch einen Schmied zu seite, der sie berät, denn sonst kann einiges eventuell in die Hose gehen. :glgl:

Aber ich bin schon froh, dass ich nicht der einzige Messer-freak bin. :irre:
 
@U.Gerfin: Super erklärt, da lernt man sowohl als Laie als auch halbwegs eingeweihter was.

@loner: Das gibt es doch schon: Einfach auf seinen Namen klicken und mehr seiner Beiträge anzeigen lassen.
 
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