Das ist wieder mal so eine Situation, wo jemand eine einfache Antwort erwartet, die es aber nicht geben kann, weil die Zusammenhänge eben nicht so einfach sind.
Selbst die Grundtendenzen, die hier genannt worden sind: Härter ist gleich spröder, weicher ist gleich zäher, müssen differenziert werden, weil sie auch in dieser Allgemeinheit nicht stimmen.
Wenn man zu einigermaßen verlässlichen Urteilen kommen will, muß man wenigstens ein paar Grundkenntnisse verstanden haben.
Wodurch wird Stahl eigentlich hart ?.
Bei vielen Laien - und leider nicht nur bei solchen- besteht die Vorstellung, daß Stahl einfach je nach Legierung härter oder weicher ist.
Also: Stahl X ist soundso hart.-Schon das stimmt eben nicht, da ein und derselbe Stahl je nach seinem Behandlungszustand mal butterweich und mal glashart sein kann.
Die Härte entsteht in erster Linie durch einen Spannungszustand, der dadurch entsteht, daß der im Stahl enthaltene Kohlenstoff in der Modifikation des Eisens, die ab einer bestimmten hohen Temperatur entsteht, gelöst und durch mehr oder minder schnelle Abkühlung auf einem Zwischengitterplatz eingesperrt wird.
Als Grundtendenz kann man dazu festhalten, daß ab 0,3-0,4 % C eine gewisse Härtungswirkung des Kohlenstoffs besteht, die erreichbare Härte bis etwa 0,7 % C ansteigt, dann im wesentlichen gleichbleibt und nur durch Spezialbehandlungen (Tiefkühlen, blitzschnelles Erhitzen durch Induktion) und durch bestimmte Legierungselemente wie Chrom, Vanadium und Wolfram in geringem Maße noch gesteigert werden kann.
Stähle mit weniger als ca 0,8 % C nennt man untereutektoidisch. Sie erreichen wie gesagt schon die volle Härte von ca 65-67 HRC, sind zäh, aber nur mäßig verschleißfest.
Stähle mit mehr als 0,8 % C nennt man übereutektoidisch. Sie enthalten nach dem Härten neben dem Härtegefüge des Stahls-Martensit- noch Karbide= Verbindungen des Eisens oder der Legierungselemente mit dem Kohlenstoff, die härter als der Martensit sind. Sie tragen zur Härte des Stahls bei der relativ groben Rockwell-Messung nur wenig bei, weil sie durch den mit 150 Kg aufgedrückten Diamantkegel einfach mit in die Grundmasse eingedrückt werden und nur bei hohem Karbidanteil eine Mischhärte -Martensit plus Karbdie- gemessen wird.
Da die Bindung zwischen Stahlgrundmasse und Karbiden schwächer ist als die Bindung innerhalb der Grundmasse selbst, setzen die freien Karbide die Zähigkeit herab, erhöhen aber durch ihre hohe Härte Schnitthaltigkeit und Verschleißfestigkeit.
Wenn man jetzt denkt: Na ja, ist doch alles ganz einfach- Mehr Kohlenstoff bedeutet bis zum Punkt x-0,8 %- mehr Härte und weniger Zähigkeit und ab 0,8 % weniger Zähigkeit und mehr Verschleißfestigkeit, ist das auch noch viel zu kurz gegriffen: Durch mangelhafte Wärmebehandlung kann ein Stahl grobkörnig werden und bei übereutektoidischen Stählen Korngrenzenzementit ( Anordnung von Karbidhäufungen auf den Korngrenzen der Matrix) entwickeln.
Grobkörniger Stahl kann aber die "Idealeigenschaften" weich und spröde haben.
Ähnliche Erscheinungen können bei sehr karbidreichen Stählen mit groben Karbiden auftreten. Auch hier kann ein Stahl bei geringer Härte spröde und empfindlich sein.
Diese oben andeutungsweise geschilderten Tendenzen sind weiter zu differenzieren, wenn Legierungselemente in größeren Mengen vorhanden sind-ich vermute, so genau wollte der Fragesteller das aber nicht wissen.
Zum Damast nur soviel: D e n Damast gibt es nicht. Es gibt Damastkombinationen, die reine Verzierung ohne wesentliche Schneideigenschaften sind und solche, die sich mit den feinsten Monostählen messen können. Auch dazu gibt es viel zu lesen und zu lernen.
Ich habe jetzt wieder das Gefühl, daß ich über die Köpfe der Lernunwilligen hinweg doziert habe und die andern gelangweilt habe. Sei´s drum !
MfG U. Gerfin