Guten Abend Heinrich !
Der Stahl nach TGL 9930 ist unser Stahl 1.3343, Kurzbezeichnung S 652.
Es handelt sich um den weltweit wohl am meisten gebrauchten Schnellarbeitsstahl- mit recht, weil er exzellente allround-Eigenschaften hat.
Da Schnellarbeitsstähle speziell auf Warmhärte konzipiert sind und in der Regel 2 x eine Stunde auf 550 Grad und darüber angelassen werden, schadet ihnen die Erwärmung beim Schleifen so gut wie nicht. Da müßte man das Aufdrücken schon ganz schön übertreiben.
Schnellarbeitsstähle sind sowohl extrem verschleißfest wie auch recht zäh.
Der einzige Nachteil ist die Karbidgröße, die eine extreme Schärfe nicht zuläßt. Für Koch- und Rasiermesser wären sie daher nicht erste Wahl für mich, für alle sonstigen Zwecke sind sie vorzüglich-außer zum Säurerühren.
Zur Information über Stahlentwicklungen in der DDR ist das Buch "Technische Arbeitsstähle" von Küntscher und Werner sehr empfehlenswert.
Zu Steffens Beitrag:
Es ist leider nicht ganz so einfach: Die großen Metallsägeblätter sind in aller Regel aus Schnellarbeitsstahl.
Der läßt sich wegen seines Chromgehalts- bei allen Schnellarbeitsstählen um 4 %- mit normalen Mitteln im Feuer nicht schweißen. Mit Tricks geht es- am einfachsten ist es, die zu verschweißenden, sauber überschliffenen Stahlstücke in ein Vierkantrohr so reinzuschlagen, daß zwischen die Schichten beim Erhitzen kein Sauerstoff eindringen kann. Dann kann man mit üblicher Schweißtemperatur das Paket verschweißen. Die Mühe lohnt es aber eigentlich nicht, weil der Schnellarbeitsstahl, um sein Leistungspotential zu zeigen, von sehr hohen Temperaturen gehärtet werden muß, die für andere Stähle schon vernichtend wären.
Wer es mit Gewalt versuchen will, könnte Schnellarbeitsstahl mit 1.4034 kombinieren und den fertigen Damast so wie den 1.4034 härten.
Der Schnellarbeitsstahl wäre dann deutlich unterhärtet und würde kein Sekundärhärtemaximum zeigen. Bei gut 1000 Grad käme er aber schon auf gut 60 HRC und das sollte eigentlich genügen.
Wie gesagt- wer es mit Gewalt machen will- für mich gibt es einfachere und für meine Zwecke bessere Kombinationen.
Vom Schnellarbeitsstahl strikt zu trennen sind die Wolframstähle, die früher als billigere Alternative zu den Schnellstählen für Bügelsägeblätter eingesetzt worden sind. Die enthalten so gut wie kein Chrom und sind vom Wolframgehalt her noch gut im Feuer zu schweißen. Hinter diesen alten Blättern aus 1.2442 bin ich immer noch her, wie der Teufel hinter der armen Seele.
Die Sägeblätter, die es in den Baumärkten gibt und die nicht aus Schnellstahl sind, sind aber leider meistens billige China-Importe aus weitgehend unlegiertem C-Stahl.
Von den Wolframstählen sind sie durch den hellen, stark sprühenden Funken leicht zu unterscheiden. Sie sind nicht schlecht, aber auch nichts besonderes .
Freundliche Grüße
U. Gerfin