sägeblättermaterial

Danke für die fundierten Antworten!

Hinergrund meiner Fragen war vor allem, einfach erhältliches und preisgünstiges Material für erste Versuche und Übungen zu finden. Richtig guter Stahl ist ja auch zu bekommen, ist für meine Begriffe aber zu schade, um ihn bei Übungen zu ver(sch)wenden.
Dafür finde ich billige Kopien aus unlegiertem C-Stahl eher angemessen.

Ist zwar off topic aber ich habe in letzter Zeit alles mögliche, von Mähermessern und Mähbalkenzähnen über Feilen bis hin zu Holzspaltkeilen eingesammelt, was ich so finden konnte. Hauptsache ich werde nicht ums Material weinen, wenn ich es vernichten sollte.

Ich bin sehr gespannt, auf welche Eigenschaften ich so stoßen werde. Funkenproben haben zwar schon ein bisschen Aufschluss gegeben, mir fehlt allerdings die Erfahrung, diese feiner zu unterscheiden als HSS - Baustahl - kohlenstoffhaltig.
 
Guten Abend Steffen !

Deine Vorgehensweise, erst mal alle möglichen Stähle zu sammeln und damit zu experimentieren, ist gar nicht schlecht.
Wenn es darauf ankommt, exakt und zuverlässig immer wieder gleiche gute Ergebnisse zu produzieren, ist es sicher richtig, mit bekanntem Material zu arbeiten.

Wenn man sich aber ein bißchen Spielen und Abenteuer gönnen will, kann man experimentieren und wird mit wachsender Kenntnis und Übung auch gute Ergebnisse erzielen.

Manchmal ist es auch gar nicht nötig, die Stahlnummer zu wissen- die Stahlgruppe ist oft schon aussagekräftig genug. Markenfeilen sind beispielsweise immer hoch kohlenstoffhaltig und niedrig legiert. Sie eignen sich für feine und feinste Schneiden im Bereich Kochmesser, Rasiermesser. Wälzlagerstähle = Kugellager sind ebenfalls exzellente Quellen für Klingen aller Art- Man muß sie anschleifen, weil es neben den geschätzten Stählen der Gruppe 1.35o2- 5, auch aufgekohlte, korrosionsbeständige und solche aus Schnellarbeitsstahl gibt. Das läßt sich aber am Funken schnell erkennen.
Blattfedern sind außer für große Hackmesser nicht erste Wahl, da sie weder gut schweißen, nóch für sich genommen besonders hochwertig sind.
Bei den Stählen aus der Landwirtschaft wird man davon ausgehen müssen, daß es sich grundsätzlich um einfache und billige stähle handelt.
Das heißt aber noch lange nicht, daß sie schlecht sind. Da kann man manchen überraschenden Fund machen. Die Streichbleche von Pflügen wurden teilweise aus Dreilagenstahl gefertigt, mit einer weichen Lage als Zähigkeitsträger zwischen zwei harten. Wie weit diese Technik verbreitet war oder ist, weiß ich nicht. Aus der früheren DDR wurde davon berichtet und ich hatte solche Stähle auch schon unter dem Hammer. Sie verhielten sich nach Schweißeignung und Zeichnung im Damast sehr ähnlich dem 1.2842-vermutlich handelte es sich um eine etwas abgespeckte Version dieses Stahls.

Auch die von Dir angesprochenen Mähermesser sind sicher keine Wundermaterialien. Sie sind aber erstaunlich robust. Ich habe ein ganzes Bündel dieser Mähermesser und bin über ihre Stabilität immer wieder erstaunt. Sie lassen sich kaum anfeilen, sind also eher über 55 HRC hart und man kann mit dem Hammer auf ihre Biegung schlagen, ohne daß sie brechen oder sich plastisch verformen. Es handelt sich im Zweifel um einen einfachen C-Stahl mit ca 0,6 % C und etwas Mangan, der aber seine Dienste völlig einwandfrei tut.
Was will man mehr ?

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß und Glück bei der Suche und Verarbeitung interessanter Stähle.

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Hallo U. Gerfin!

Du sprachst von Sägeblättern aus Wolframstahl. Ich bin beim Stöbern jetzt auf diese http://www3.westfalia.de/shops/werkzeug/handwerkzeuge/saegen/saegeblaetter/12976-metalls_geblatt_einseitig_10_st_ck.htm Dinger gestoßen und musste direkt an Deine Worte denken. Meintest Du die oder eher ältere Modelle.
Meine Mährmesser habe ich mal einigen Tests unterzogen. Offenbar handelt es sich bei dem rotierenden Modell um einen ähnlichen Stahl, wie Du ihn beschrieben hast, wobei er sich noch mit der Feile bearbeiten lässt und weniger gehärtet ist als ein Hammer. Daher wohl eher was für ein Haumesser oder eine Außenlage.
Im Gegensatz dazu bin ich sehr positiv vom Einsatz eines Mähbalkens überrascht worden. Die Schiene auf der die einzelnen Klingen aufgenietet sind, ist nach Funkenprobe eher Baustahlqualität, während die dreieckigen Klingen schon recht viel C und wenig andere Legierungselemente zu haben scheinen und definitiv nicht Rostträge sind.
Bei diesen Geräten war offenbar eher die Härte als die Zähigkeit entscheidend. Bin mal gespannt, was dabei in Sachen Schmieden herauskommt...
 
zum Beitrag Nr. 5 von U Gerfin:

Hallo Ulrich,

ich habe mir auch 2 Küchenmesser aus Metallbügelsägeblättern
500 x 2.5 mm ,- Bezeichnung HSS 9930 TGL 377 17 ,- gebaut.
(vermutlich ehemalige DDR Produktion )

Ich bin auch davon ausgegangen , daß dieser HSS Stahl auch noch bei
höheren Temperaturen zB. 650 Grad seine Gebrauchshärte von ca. 60 HRC für Messer behält.

Ich habe die Klingen auf dem Bandschleifer herausgeschliffen,- beim Schliff immer gekühlt,- und die Klingen ohne jegliche Wärmebehandlung
eingesetzt.

Hallo Heinrich
Ich habe mir früher auch schon Messer aus dem Stahl HSS 9930 gebaut.Es waren aber nur Gebrauchtmesser für den beruflichen Alltag(schlosserei).Als Griff habe ich einfach ein Stück Hochdruckschlauch drauf geschoben.Nun möchte ich Messer mit richtigen Griffschalen bauen.Wie bekomme ich die notwendigen Löcher in das Sägeblatt.um mit Niete die Schalen zu befestigen?.
Gruß
Lothar
 
Guten Abend Lothar !
Ich gehe jetzt mal nur auf das Problem ein, einen ordentlichen Griff an den Klingen zu befestigen.
Das ist bei dem Schnellarbeitsstahl nicht so ganz einfach.
Im gehärteten und angelassenen Zustand als Sägeblatt hat er ca. 65 HRC.
Das mögen auch Hartmetallbohrer nicht so gerne.
Auch das Weichglühen ist nicht so einfach, wie bei leicht legierten Werkzeugstählen. Es setzt Temperaturen zwischen 770 und 840 Grad voraus und dauert wegen der sehr stabilen Sonderkarbide auch einige Zeit.
Wenn Du einen ordentlichen Lötbrenner hast, kannst Du die Klinge senkrecht in den Schraubstock stecken, sodaß nur der spätere Griffteil oben herausschaut und eine Weile auf kirschrot erhitzen. Das wird nicht zu einem perfekten Weichglühgefüge führen, man sollte aber mit niedriger Drehzahl und einem guten Bohrer wenigstens die erforderlichen Löcher bohren können.
Höheres Erhitzen wäre eher kontraproduktiv, weil der lufthärtende Stahl nach dem Erkalten erneut hart geworden wäre.

Eine Möglichkeit, die ich in Betracht ziehen würde, liegt darin, einen Spitzerl auszuschleifen-möglichst lang und leicht gekrümmt- und den in einen passenden Griff einzukleben.

Wenn es doch ein Flacherl sein soll und Du bohrerschonend vorgehen willst, kommt die Kombination des "Weicherglühens" mit einem chemischen Prozeß in Frage: Dazu muß man um die Stelle, die gebohrt werden soll, einen kleinen Kringel Ton machen. In diesen Kringel wird ein Bröckchen Schwefel gelegt und die Bohrstelle in spe auf Rotglut erhitzt. Sie legiert sich dann so mit dem Schwefel auf, daß sie wesentlich leichter zu bohren ist.

Am einfachsten und unproblematischsten ist die Methode mit dem Herausschleifen des Spitzerls. Versuch mal Dein Glück, vielleicht gibt es noch andere und bessere Methoden.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hi Lothar

Es gibt mittlerweile eine Menge Betriebe, die auch Wasserstrahlschneiden können. Meistens machen die auch Kleinaufträge wie Ornamente in Fliesen schneiden. Ist auch normalerweise nicht teuer. Schau mal in Deine örtlichen gelben Seiten. Nein, da wird nicht mit Wasser geschnitten. Der Wasserstrahl transportiert dann ein Korundkorn mit und das schneidet auch gehärteten Stahl wie Butter. Ein 6 er Loch braucht vielleicht 15 sec. Dementsprechnd ist das meist auch nicht teuer.

Gruß Thomas
 
Da ich auch gerade an einem solchen Blatt rumexperimentiere - was ist, wenn man den Bereich wo "gebohrt" werden soll im rotglühenden Zustand mit einem Dorn oder einem abgebrochenen HM-Bohrschaft einfach durchstoßt?
Würde das funktionieren?
 
Hallo Leute,
ich habe das noch nicht probiert, aber beim Lesen ist mir eine Idee gekommen:
Ich ätze in meine Klingen elektrochemisch:
Salzwasser und 3V Gleichstrom.
Das geht richtig schnell!
Wie wäre es die Löcher einfach durchzuätzen? Ich denke in 10 min wären 4mm durch.
Ein Versuch wäre es sicher wert.
Grüße less
 
Hallo,

eine Möglichkeit die billig und einfach zu bewerkstelligen ist wäre auch mit der Flex einen Schlitz zu schneiden der etwas breiter ist als die späteren Nieten.
Man macht mit einem kleinen Vollhartmetallfräser ein paar Riefen in die Seitenwände vom Schlitz.
Dann staucht man Kupfer/Baustahl hinein. Das hält bombenfest und lässt sich wunderbar bohren.

mfg
Ulrik
 
Was auch sehr gut geht, ist das Erhitzen der zu bohrenden Stelle mit dem Brenner und das sofort anschließende Bohren noch im glühenden Zustand. Aufgrund der relativ hohen Masse nehmen die Bohrer das kaum krumm und man kommt auch mit den billigsten HSS-Bohrern problemlos durch.
 
Ganz kurz zum Durchschlagen:
Mit einem passenden Durchschlag und einer entsprechenden Unterlage geht auch das. Die Unterlage sollte ein zum Durchschlag passendes Loch haben, sonst gibt es ziemlich weite Ausbeulungen, die man dann wieder zurückschmieden muß.
Bei allen Techniken, die mit Wärme arbeiten, muß man darauf achten, daß die Wärme nicht zu stark in den Schneidenbereich einfließt. Also senkrecht im Schraubstock erhitzen, flink auf die Unterlage zum Durchschlagen, durchschlagen und abkühlen-jedenfalls den Schneidenbereich.
Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Hallo Lothar,

ich habe in solch ein Sägeblatt jetzt mal ein 8 mm Loch gebohrt.
Ich habe dafür eine simplen Steinbohrer mit Hartmetallschneiden
etwas umgeschliffen und damit gebohrt,- hat funktioniert, versuchs mal.

Gruß Heinrich
 
Kann auch 1.2003 sein. Oh ja, seeeeehr böse das Zeug... hab mich in ungehärtetem Zustand schon dran geschnitten als ich mit 320er Schleifpapier das ganze mattiert habe...
 
Zurück