Diese Theorie hört man immer wieder, aber ich halts für 'ne Legende. Wie jede Legende, hat's wohl einen wahren Kern, ich vermute da kommt aus der Zeit, als Lebensmittelbehälter wie Konservendosen noch nicht (richtig) gegen die Wechselwirkung mit dem Inhalt versiegelt, z.B. verzinkt waren. Ich glaub die Tragödie der Franklin-Expedition zur Nordwest-Passage hatte damals was mit solchen Konservendosen-Fehlern zu tun.
Bei dem extrem kurzen Schnitt-Kontakt sieht die Sache doch wohl ganz anders aus. Man müsste natürlich Lebensmittelchemiker oder sowas sein, um sagen zu können, wie bemerkbar sich da die paar 'abgefärbten' Moleküle machen. Aber ich verlass mich drauf, dass nicht nur ich sowas noch nie bemerkt habe, sondern auch die traditionell eher unverdorbenen Gaumen der frische-fanatischen Japaner kein Problem damit zu haben scheinen. Eher ist es ja umgekehrt, dass man sich beim Zwiebelschneiden Sorgen ums Anlaufen macht (da kann man ja dann ein rostfreies nehmen, als um den Metallgehalt der Zwiebelscheiben.
Apropos Metallgeschmack - habt Ihr schon mal Gold gegessen? Gilt ja auch als Delikatesse! Also: für den wahren Fan ist es ja dann auch 'ne eher attraktive Idee, sein 'Schwert' mit der Zeit zu verschlucken

- über das kindliche "will kein Eisen essen" sind wir doch auch hinaus

Wenn man nicht so'n Fan ist und eine eher funktionelle Haltung zu den Messern hat, dann gibts ja auch super Messer von Global und so. Der Fan liebt eben den ganzen Mythos der edlen, nur vom Besitzer anzufassenden, hingebungsvoll gepflegten, lebenslang mit sich geführten und an die nächste Generation weitervererbten Japan-Klinge aus einer bis in die Samuraischwert-Zeit zurückgehenden Schmiede-Dynastie ("Masamune" Yamamura
Der Dick-Katalog, aus dem ich das Yamamura hab, ist da schon ebenso poetisch wie clever darin, diese Mythen zu 'verkaufen'. Das Kobayashi hab ich aber von Holzapfel in Kreuzberg, das Masamoto in 33 cm Klingenlänge über die in New York ansässige Korin Company aus Japan mit persönlicher Gravur meiner Initialien, s. japanese-knife.com. War 'ne schwere Entscheidung zwischen Masamoto und Aritsugu, die wohl bekannter sind und auch 400 Jahre zurückgehen - bin dann aber doch nach anderern Kriterien gegangen.
Der Preis relativiert sich ja doch sehr, wenn man erstens davon ausgeht, dass man das Messer ja ein Leben lang nutzen und hegen wird; zweitens, wenn man sich die legendären Kleinwagen-Preise der Aoki-Honyaki vor Augen hält; drittens, wenn man sich überlegt, wieviel man für ein japan-gefertigtes Katana ausgeben müsste, was dann meist doch nur an der Wand hängt oder eben nur zum Selbstzweck gegen Seile und Bambus 'gedroschen' wird (was ich natürlich auch möchte

Der wöchentliche Sushi/Sashimi-Ritus dagegen bringt mein Yanagiba zur Einheit von Form und Sinn, Aufwändigkeit und Nutzen, die sozusagen die Seele des wahren Kult lebendig hält
Ist ja ja auch weder grundlos noch ehrenrührig, dass sich fast alle Samuraischwert-Schmiedefamilien aufs Messerschmieden verlegt haben und heutzutage eher nebenbei ab und zu nochmal 'ne Katana-Klinge machen.
Natürlich hat sich meine Theorie, dass ich mit der einmaligen Groß-Ausgabe für die 'nützlichen' Küchen- und Laguiole- und Rasier-Messer das Thema Messerkauf dann auch abgehakt hätte, als falsch erwiesen, und jetzt 'sammle' ich eben auch die üblicherweise amerikanischen Taschen- und andere Messer, die ich zum größten Teil gar nicht nutze, nur bewundere. Nicht grade der Weg des Samurai, aber super Hobby ;-)
Tja, wie steht's, wer weiß denn Näheres/Anderes/Wissenschaftlicheres über die Metallgeschmacks-Frage? Hast Du's mal mit der Suchfunktion probiert, oder wolln wir'n Thread dazu starten?
gruß,
t.