Servus,
Was hältst du vom Herder KChef Carbon im Verlgeich zu den obigen?
Was ich davon halte? Bitte sehr:
Der große K-Chef von Herder, der die K-Serie nach oben hin abrundet...
Detail: Die Verpackung.....
Die günstigen Serien von Herder werden in schlichten Pappfaltverpackungen ausgeliefert, aufwendiger wird die 1922 Serie verpackt.
Der K-Chef wird in einer schönen und kräftig roten Verpackungsschleife ausgeliefert, dass macht beim Verschenken schon mal ordentlich Eindruck und wirkt durchdacht und hochwertig! Die ganze K-Serie ist auf einem dünnen bedruckten Pappstreifen abgebildet. Das ist Information und Werbeprospekt in einem! Die Kästchen für die Kreuzchen, je eines für Stahl und eines für Griffmaterial ist auch nett gelöst!
Erster Eindruck nach dem Auspacken:
Ja, das ist ein richtig stattliches Kochmesser und lässt das K5 daneben klein erscheinen.
Ich hatte ein K5 und ein 230er 1922 Kochmesser zuhause, der K-Chef toppt sie alle.
Haptisch beeindruckt das Messer sobald man es in der Hand hat. Sehr voller, schön konturierter und voluminöser Holzgriff mit typischem „Holzgefühl“ in der Hand, wunderbar. Alles schön rund und samtig, keine Kanten und kein Überstand! Sattes Gewicht und ein Profil das voll auf Wiegenschnitt ausgelegt ist, wie man es von einem klassischen deutschen Kochmesser erwartet. Das Design geht auf, wenn man einem Wiegeschnitt zugetan ist. Flatspot gibt es nicht!
Die Specs bitte auf der HP von Claudia ( Messerkontor) ablesen.
Also dröseln wir das mal auf….
Profil:
Viel Bauch, schön gleichmässig gezogen, ein Wiegeschnittprofil ohne Flatspot. Der angestellte Griff unterstützt das Profil zusätzlich und es ergibt sich ein langgezogener Bogen/Bauch von der Spitze bis zum Griffende. Also kein universelles Profil, sondern das eines klassisch deutschen Kochmessers mit viel Bauch für deutsch/französische Schnitttechnik. Zugschnittfreaks und Chopper tun sich mit dem Profil ein bissl schwer. Pinch-grip klappt, aber der Griffwinkel und der Griff selbst ist wohl gedacht ihn voll zu greifen.
F&F
Sehr gut, geringste Spalten, nicht der Rede wert und um Welten besser, als man das bislang von Herder gewöhnt war. Die Qualität vom Pliesten kann ich nicht beurteilen, das geht bei C-Stahl nur im jungfräulichen Zustand, die erste Patina deckt den Spiegel ab, wie make-up das Gesicht des Nachrichtensprechers.
Der klassisch gerundete Ago ist obligatorisch, der Kehl sauber geschliffen, ebenso der Rücken, aber nicht verrundet. Die Spitze endet fein ausgeschliffen, aber nicht zu fein!
Geometrie:
Kehl...
Spitze...
Klingenrücken Griff: 2,73mm
Mitte: 2,55mm
5mm vor der Spitze: 0,50mm
die Wate:
Die Wate ist so ausgeschliffen, das der Messschieber dort, wo er gerade noch greift bis 0,15mm misst, aber trotzdem buckelt mir das Messer nicht leicht genug. Ich bin aber überzeugt, dass es Exemplare geben wird, die dünner ausgeschliffen sind, genau wie solche die mehr Substanz hinter der Wate haben werden. Serienstreuung halt! Das heißt die Schneidenspitze ist gut ballig eingebettet, direkt hinter der Schneide baut sich gut ausgewogen progressiv Substanz auf, die das Messer gleichzeitig leicht genug schneiden lässt und trotzdem ausreichend Stabilität mitbringt um 15 min über die volle Schneidelänge Kräuter zu wiegen, ohne das die Schneide nachgibt. Schön mit Querbelastungen und immer mit der Schneide ein frisches Häufchen zusammengeschoben! Soll ja ein echter Test sein, so wie Mutti es machen würde!
Wer das mal mit einem dünnen japanischen Yasuki-Messer gemacht hat, weiß wovon ich rede. Da kann man dann die Schneide vom Brett fegen!
Die herausragende Schärfe, mit der das Messer gekommen ist, war nach 15-20min Kräuterwiegen mit Querbelastung aufgebraucht, rasiert hat es danach nicht mehr. Je 10 Züge pro Seite über einen Flaksa ( der bewußt stark zugesetzt und deshalb viel weniger abrasiv ist, als offen ) und das Messer rasiert wieder. Das mag ich so an einem Herder C-Stahl. Praktikabel & unkompliziert leicht zu schärfen bei guter Schneidfähigkeit! Deshalb habe ich keine Bogdan-Schleifsystem verwendet, dass würde den Eindruck verfälschen. Wer mehr Schärfe rausholen will, muss einen feinen Stein bemühen.
Der Schliff ist sanft ballig ( konvex ) mit trotzdem flacher Basis! Balancepunkt ca. 15mm vor dem Griff, aus meiner Sicht perfekt.
Möhrentest:
Es gibt Messer die leichter schneiden als der mir vorliegende K-Chef . Das war natürlich zu erwarten, wenn das Herder bei einem Dünnschlifffanatiker wie ich einer bin, mit beachtlichem Portfolio landet.

In Summe ist der K_Chef aber ein durchaus leicht schneidendes Messer ohne empfindlich zu sein. Ich bemühe mich da, meine erklärte Vorliebe und Obsession für dünnste Klingen nicht vorzuschieben! Die Schneidfähigkeit passt in 90% aller Fälle. Wer’s noch leichter und dünner mag, soll sich halt ein Orca von Kamo oder was von Carter als extra Spaßmesser besorgen.

Wer nicht auf den absolut leichten Schnitt fixiert ist, bekommt mit dem K-Chef ein Messer an dem es in punkto Schneidfähigkeit unter normalen Gesichtspunkten nichts auszusetzen gibt.
food-release:
Da gibt das Messer nix her. Da muss man sich mit Schnitttechnik helfen. Sekundäreffekte, wie Schnittgutfreisetzung, Gleitfähigkeit der Flanken, reduzierte Haftung vom Klingenspiegel kennt das Herder nicht. Diese Effekte kennen aber auch 99% der Kunden nicht, bzw. nehmen sie nicht als sekundäre Eigenschaft war, weil sie keine Messer besitzen und kennen, die solche Eigenschaften wirklich wahrnehmbar haben. Auf eine Handvoll Nerd’s, die Messer völlig auseinander nehmen braucht auch keine Rücksicht genommen werden. Diese Typ’s suchen und finden ihre Messerbefriedigung anderswo.
Fazit:
Eines der besten Herder, dass ich bis dato in Händen halten durfte! Ein ausgewachsenes Kochmesser mit knapp 230mm Schneidenlänge, 373mm Gesamtlänge, einem knapp 140mm langen und gut handfüllenden Griff und einem satten Gewicht von 213,5gr! Durch den fehlenden Kropf/Bart ist es vom Scharfhalten her, dem 1922 Kochmesser überlegen! Wer wirklich viel im Wiegeschnitt arbeitet, erhält ein top Werkzeug!
Ein würdiger Chef der K-Reihe und von mir eine glatte Empfehlung! Ich halte den Chief für ein sagenhaft gut ausgewogenes Kochmesser für alle die ein bauchiges Profil lieben! Wenn ich nochmal von vorne beginnen würde, Kochmesser einzukaufen, der K-Chef wäre eines der ersten die ich kaufen würde und ich hätte wahrscheinlich danach deutlich weniger japanische Messer als ich habe, wenn Pragmatismus die Basis (m)einer Anschaffung wäre. Ich würde sogar mehr Wiegeschnitttechnik üben!
Zum Vergleich: K-Chef mit Carter's Muteki...
Herder K-Chef mit Herder Grandmoulin:
Zweimal Pflaume, trotzdem unterschiedlich:
Der K-Chef und ein guter Wetzstahl/Keramikstab und mehr Equipment braucht man lange Zeit nicht.
Ein Set aus K-Chef, Grandmoulin und ein paar kleinen Herder-Klassikern und mehr Messer braucht kein Mensch. Beeindruckt hat mich die exzellente Ausgewogenheit aus leichtem Schnitt, Stabilität, Allürenlosigkeit und leichter Schärfbarkeit.
Zur Standzeiteinschätzung fehlt mir wie immer die Menge an Schnittgut!
Ich weiß, ich weiß, dass ist vielleicht eine etwas übertrieben ausführlich ausgeführte Antwort auf deine Frage, aber so bin ich halt!
Gruß, güNef