Schmerzgrenze zwischen "Gebrauchsgegenstand" und "ab in die Vitrine"

Es gibt ohne jeden Zweifel auch Messer, die derart filigran, detailreich oder aufwändig gebaut sind, dass sie besser in der Vitrine verbleiben oder eben nur vorsichtig für einfachste Schneidaufgaben verwendet werden.

Solche Schmuckstücke leben davon, dass sie Schmuckstücke sind - und bleiben.

Die Schwelle hierzu liegt im Auge des Betrachters, oft ist es aber nur der Preis. Und genau dieses ist dann allerdings schade und der eigentliche Knackpunkt beim Thema.

Natürlich ist ein plain Sebenza kein günstiges Messer, aber von der Veranlagung eben doch ein echtes Arbeitsmesser, dem im Zweifel ein paar Lebensspuren ganz gut stehen.

Bei einem Laguiole von Munoz mit beweglichen Flügeln an der Biene und filigranem Drahtgeflecht bezweifel ich, dass Beschädigungen an solchen Details anders als schäbig zu sehen sind. Das wäre für mich ein typisches Sammlermesser.

Immerhin, auch Ziermesser erfüllen ihren Zweck und schneiden. Kann man von einer gestempelten Blauen Mauritius für über eine Million nicht behaupten.

grüsse, pebe
 
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Man hat häufig Angst rostende Klingen zu benutzen (wegen Patina z.B.)

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass auch unbenutzte Messer nach Jahren Patina bilden können. Selten auch unbenutzte Messer bilden Lochfraß (da muss man schon lieber umschleifen).

Qualitativ hochwertige Messer können bei "unserem Messermengen" nicht so häufig benutzt werden.
Wenn man z.B. eine Klinge mit 65HRc aus cpm125v zuhause jahrelang benutzt, was kann da nach Jahren passieren?
Abgewischt sieht die "neu und unbenutzt" aus. Da muss man Unfug anstellen um die stumpf zu bekommen (auf Teller schneiden oder was ähnliches). Kratzen bekommet die auch nicht.
 
Tja, ich erkenne mich da in vielen Beiträgen wieder. Das mit der kunsthandwerklich anspruchsvollen Gestaltung teile ich auch, ich mag es, wenn Messer interessant gestaltet sind, aber Ausschmückungen, die praktischen Gebrauch nicht unterstützen, gefallen mir auch nicht besonders.
Naturgemäß reizen mich besondere Stähle und interessante Geometrien (den Wert von Geometrie haben wir ja in dem Thread über Äpfel und Birnen kennengelernt).
benutzt habe ich alle meine Messer, manche mehr, manche weniger, und es hängt davon ab, wohin ich mich bewege und in welchem Umfeld.
IMMER (außer wo es gesetzlich nicht geht) ist ein Vic dabei, ein ziemlich dickes, neuerdings eins mit Titangriffschalen und Clip.

Dieses hat erst mal wochenlang auf meinem Schreibtisch gelegen, bevor ich es übers Herz brachte, es in die Hosentasche zu stecken oder anzuklippen.

Wenn ein Messer Gebrauchsspuren aufweist, geht es meist ohne viel Federlesens in die Nutzung, manche müssen erst "Fasslagern". Und wenn es erst mal nachgeschärft ist, fallen alle Hemmungen.

Eine Abhängigkeit vom Anschaffungspreis ist bei mir gering. Ich besitze viele für mich gemachte Messer, die sind aber alle für einen bestimmten Zweck angeschafft worden oder wurden im Rahmen von Projekten für mich gemacht, siehe Taperedtang-Messer aus dem Programm über 1.3343 Plus. Die gehen natürlich sofort in die Nutzung.
Allerdings habe ich kaum gekaufte Messer, deren Preis höher als 300 Euro war.

Laguioles sind ein Sonderfall. In Frankreich immer dabei, und meist auch dann im Restaurant auf dem Tisch. Ein normales Modell, das aber sehr schön gestaltet ist, und mir dort beim Essen immer Freude macht. In D eher selten (Freude bei Essen schon, aber Laguiole schreit immer "Frankreich").

Was das Sammeln angeht, so mach ich das eher nicht, es sammeln sich halt immer mehr Messer an. Selbst meine selbstgemachten (teils geschmiedet, teile per stock removal) sind nicht immer am Start, aber schaffen immer mal wieder den Eintritt in den Gebrauch.

Es gibt auch welche, die wollte ich unbedingt, und sind seitdem einfach da, ohne jemals gebraucht worden zu sein. Die müssen dann gehen.

Aber zur eigentlichen Frage: keine Schmerzgrenze, die sich am Preis orientiert, eher an emotionalen Kriterien. Und ganz wichtig ist die Situation, in der das Messer in Gebrauch genommen werden kann/soll/sollte/muß. Und immer fällt mir ein Stein vom Herzen, wenn eine Gebrauchsspur entsteht, dann fallen halt alle Hemmungen.
Die meisten meiner Messer haben mittlerweile sowas.

Ein schöner Thread ist das.
 
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Fest zupacken und dann etwas batoning müsste der filigrane Narwalgriff doch aushalten?

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Grüße Linda
 
Mich interessiert, wo für euch die Schmerzgrenze für ein Messer liegt, welches ihr auch tatsächlich mehr oder weniger häufig nutzt.

Komische Frage. Darfst Du ja gerne fragen, jeder will was anders wissen, aber komische Frage.

Weil die dahinterstehende ist die, wieviel Spielgeld jemand hat.

Und damit verbunden ist automatisch eine 1. emotionale und 2. Wertung: Unter xxx iss ok, über xxx iss aber gar nicht mehr ok. Mit xxx direkt proportional zu den eigenen Vermögensverhältnissen. Daraus folgen zwingend die immer gleichen "Diskussionen".

Und deswegen macht keiner, der wirklich Spielgeld hat, dieses Fass auf.

Insofern eine Diskussion in einer eher engen Blase. Aber mei, wenns schlauer macht.


Pitter
 
Gerne. Nicht gebraucht bis Heute:
Spyderco: Brad Southard Pin, Stretch 2 lightweight, Kapara CF Pin, Tenacious, Perrin PPT, Paramilitary 2, Nativ 5 Sprint Run, Police silver
ZT Sinkevich KVT Titanium
Und natürlich die Neuzugänge der letzten 2 Wochen: Civivi BullTusk und die vier Ruike
Böker Plus Kaizen Black, Skellern Titanium
Fox Vulpis, Kizer Slicer, BlackFox BF-736, LAND 910TI, Lionsteel Molletta Design in D2, Elite Tactical ET-1025DSW, MKM Root Titanium

Sodeli, aus dem hohlen Bauch heraus sind das die Messer die ich noch nie gebraucht habe. Im Keller liegen, gut verpackt, nochmals so viele.

Gruss Ulli

Fast vergessen: die meisten Slipjoints sind auch nie gebraucht worden. Ich mag Slippies nicht.
 
Ich habe fast alle meine Messer schon mindestens einmal benutzt. Vor allem auch meine Eigenbauten, weil ich ja testen muss, ob sie auch hinsichtlich Ergonomie und Haltbarkeit was taugen. Ich hab ein paar Victorinox als Souvenir, z.B. eins von Schloss Neuschwanstein, vom Europapark Rust,..., die ich in der Originalverpackung aufbewahren. Hätte aber auch kein Problem damit, sie zu benutzen, wenn ich gerade keine Alternativen hätte.
 
Ich nutze alle meine Messer, habe aber dauerhaft auch nur ca. 20 - 30 Stück und (noch) keins über 300 EUR.
Vitrine habe ich auch nicht.
Ich denke auch, es gibt halt zu jedem Anlass das passende Messer. Das hängt aber nach meinem Empfinden von der Ausführung (filigran oder robust) des Messers und nicht vom Preis ab. Mit einem Opinel No.8 würde ich eher nur feinere Arbeiten machen, mit einem UG Tools TiNy auch batonen. Mit einem wunderschön verzierten und filigranen Messer kann man immer noch Briefe öffnen, eine Karotte schneiden und sich dabei an der Handwerkskunst des Messers erfreuen.
Ich mache es aber auch (mittlerweile) so, dass ich nur Messer benutze, die ich auch dauerhaft behalten will. Je teuerer das Messer, desto sicher will ich mir da sein. Wobei bei den teueren Messern auch der Kauf meist gut überlegt ist.
 
Komische Frage. Darfst Du ja gerne fragen, jeder will was anders wissen, aber komische Frage.

Weil die dahinterstehende ist die, wieviel Spielgeld jemand hat.
Der monetäre Aspekt mag das Eine sein.

Ich habe aber einige Messer, die es nur einmal gibt und an denen ich sehr hänge und wenn sie mal hinüber sind war es das.

Bei einigen wüsste ich auch gar nicht wie und was ich damit schneiden sollte, von der hohen Eigengefährdung bei der Benutzung mal ganz abgesehen :)

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Grüße Linda
 
Ich halte es da einfach.
Benutzt wird konsequent alles was ich gekauft habe - völlig unabhängig vom Preis.
Also ob Shirogorov, Reeve, Hinderer, Busse, Rockstead, Medford, TRC, Winkler, Behring, Custom oder was auch immer.
Ich kaufe allerdings keine reinen Schmuckmesser, sondern nur praxistaugliches Zeug.
 
Vor Jahren hatte ich hier mal meine Grundregel verkündet: "Was nicht benutzt wird, wird verkauft."
Leider habe ich mich da selbst nicht dran gehalten.
Mit einem Randall #27 habe ich früher die Weihnachtsgans und -pute zerlegt. Das Randall #25 hat noch nicht einen Schnitt gemacht und war auch noch nie wirklich unterwegs. Aber verkaufen würde ich es nur im Notfall. Ob ich das Randall Big Bear Bowie jemals benutze weiß ich bis heute nicht. Es hat eine so dünnen Spitze, da die Fehlschärfe keine Fehlschärfe ist, sondern ebenfalls scharf geschliffen ist. Aber ich bin happy es zu haben. Es ist für mich das Bowie schlechthin, In der Vitrine.

2004 hat mir Wolfgang Lantelme mein erstes Forge de Laguiole verkauft. Auf der Messerbörse in Rüsselsheim. Wunderschönes Thuja und hochglanzpolierte Klinge und Backen. Nach zwei Monaten intensiver Nutzung die Politur ordentlich versaut und kurz darauf ein FdL in Wacholder satiniert bestellt. Das Thuya liegt seitdem rum und das satinierte wurde das Büromesser und für viele weitere, hauptsächlich kulinarische, Anlässe benutzt. Bis heute.
Auch habe ich vier UKPK aber nur eines benutze ich. Mein Para3 ist ebenfalls noch unbenutzt. Es will immer nur das Para3 LW mit. Und wenn ich mal glaube ein stabileres brauchen zu können, dann ist einer der beiden Sepps dabei.
Oder das Luna in der Knife Lounge Exklusiv (KLE) Version mit Damast und Micarta. Bisher kam immer ein anderes Luna mit, wenn ich denn mal eines mitnehmen wollte. Oder das Farley. Habe ich auch das normale mit grünem Micarta und das KLE. Letzteres war auch noch nie mit, weil sich immer das grüne aufdrängelt.
Das könnte ich jetzt so mit dem Großteil meiner "Messeranhäufung" so weiterführen.

Wenn ich also ein günstiges Luna nicht benutzte oder ein nicht ganz so günstiges Randall ebenfalls nicht, gleichzeitig aber Bolls und Randalls zum Zerlegen von Großgeflügel verwende, dann kann das Geld nicht der ausschlaggebende Faktor sein.
Ein Grund ist: Es gibt eine Alternative, die schon benutzt ist und es besteht keine "Notwendigkeit" das unbenutzte jetzt das erste Mal zu benutzen.
Einen weiteren Grund sind "emotionale Kriterien". Welche sind das? Mein Perceval Le Francais in blauem Krion ist so eines. Wenn es verloren geht, kann ich das nicht wiederbeschaffen, das würde mir schon fehlen. Gleiches gilt für die KLEs. Das oben erwähnte FdL in Thuya kann ich jederzeit wieder kaufen.
Oder wenn ich etwas besonderes damit verbinde. Mein Perceval L08 in Buche habe ich in Hamburg in der Knife Lounge direkt vor Ort erworben. Wollte eigentlich was anderes kaufen. Aber die Maserung hat mich so verzaubert, ich musste das unbedingt haben. Würde ich auch nie in den Koffer tun. Nehme es aber gerne mit ins Restaurant.

Fazit: Bei mir gibt es keine finanziellen Schmerzgrenzen, sondern es hängt von den Alternativen oder Emotionen ab ob, wann und wo etwas benutzt wird oder nicht.

Hier mal das Perceval als emotionales Beispiel
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Habe ja "nur" ein Perceval L08 Pistazie.
Mein persönlicher Traum und hier von einem ehrenwerten Mitglied erworben.

Bin in einem Shop immer wieder drum herum geschlichen. Doch der Preis hat mich immer gestoppt. Komisch ist, dass ich bei Schleifsteinen und Custom Küchenmesser bisher schmerzbefreiter war.
Ich schätze mich glücklich, ein Perceval zu haben. Nutze es täglich für Obst.
 
Bei mir muß alles mal irgendwo und irgendwie ran, um seine Anschaffung zu berechtigen. Messer oder anderes. Was dafür nicht taugt, wird gar nicht erst angeschafft. Einschränkungen gibt es nur bei nicht beschafften, also geschenkten, geerbten, gefundenen u-ä.-Sachen, die ich aus jeweils irgendwelchen Gründen bisher(!) noch nicht an jemandem weitergegeben habe, der/die/das damit mehr anfangen kann. Im Bereich von Messern kommen da noch Blankwaffen dazu, die ja eh nicht nicht zur allzu regelmäßigen Benutzung vorgesehen sind bzw. wo Führen & Fuchteln ja unter Benutzung fallen, mit ggw. gewissen Problemen.
 
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Hallo!
Ich bezeichne mich schon auch als Sammler, aber als untypischen, weil alle meine Messer benutzt werden. Wenn es um Spekulation und Wertsteigerung geht, ist das wichtigste, Messer zu horten, nicht aber zu benutzen. Da bin ich dann aber raus.

Selbst meine Shigefusas, für die man sehr tief in die Tasche greifen muss, werden benutzt. Zwar nicht oft, aber gerne zu besonderen Anlässen. Auch bei jedem Messertreffen sind die Messer dabei und jeder der mag, darf auch testschneiden.

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Greez,
Wischi
 
Wenn es um Spekulation und Wertsteigerung geht, ist das wichtigste, Messer zu horten, nicht aber zu benutzen.

Das ist ja eigentlich wieder der monetäre Aspekt, dieses mal bezogen auf mögliche Wertsteigerung, weiter oben ging es um Wertverlust durch Benutzung also Schaden oder Totaldefekt.

Mir geht es bei dem Teil der Messer, die ich nur sammle und nicht benutze, um was ganz anderes.
Das sind in meinen Augen Kunstwerke und die haben den ausschliesslichen Zweck mich zu erfreuen, wenn ich sie ansehe und befummle.

Ein Verkauf steht eh nicht zur Diskussion, die Wertsteigerung, die ich im Übrigen generell bezweifle, ist mir also egal, ebenso was meine Erben mal damit machen.

Allerdings nutze ich auch gerne nicht ganz billige Messer, wobei es mir auch dabei viel um die Ästhetik geht.
Mit einem schönen Werkzeug habe ich einfach mehr Freude bei der Arbeit oder beim Kochen.
Deshalb liegen in meiner Küche auch so viele Tritz herum, die sind nicht nur wunderschön sondern auch hervorragende Messer :)
Die werden dann aber auch intensiv genutzt und geschliffen, denn es sind primär Werkzeuge, auch wenn sie aussehen wie Kunstwerke.

Grüße Linda
 
Wertverlust stellt sich ein, sobald bei Messern mit Wertsteigerungspotential der erste Schnitt getan ist. Dann ist es nicht mehr neu, sondern gebraucht. Dass das alles (für mich) Quatsch ist und (zumindest) ich ein Messer nicht deswegen kaufe, ist ein anderes Thema. Und ja, Wertsteigerungspotential gibt es bei Messern durchaus.

Kunstwerke zum Bestaunen - das ist nicht meine Welt. Aber jedem das Seine, es gibt nicht nur schwarz oder weiß.

Greez,
Wischi
 
Wertverlust stellt sich ein, sobald bei Messern mit Wertsteigerungspotential der erste Schnitt getan ist. Dann ist es nicht mehr neu, sondern gebraucht.
Immerhin spielt bei denen ein reiner Siegelbruch oder eine Verpackungsöffnung i.d.r. nur eine vergleichsweise geringe Wertvernichtung dar ...

  • Leonard Hofstadter: Once you open the box, it loses its value.
  • Penny: Yeah, yeah. My mom gave me the same lecture about my virginity. Gotta tell you, it was a lot more fun taking it out and playing with it.
 
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