Moin, ich denke, es gibt viele Wege zum Ziel und da darf man auch -wie Loup de mer- getrost seinem Gefühl folgen.
Zu meinem „hölzernen“ Hintergrund, neben dem Hobby Messer, widme ich mich seit Jahren auch der Holzbearbeitung / -aufbereitung bis hin zu eigenen Antiquitäten. Deshalb in Kurzform ein paar Zeilen zu Holzöl und der Verbindung mit Orangenöl:
Holzöle sollen in das Holz eindringen und biologisch / lebensmittelecht imprägnieren. Dafür ist Leinöl gut geeignet, da es im Gegensatz zu Speiseölen polymerisiert also umgangssprachlich trocknet. Dieser Aushärtungsvorgang dauert ohne Beigabe (Trocknungsbeschleuniger / Sikkative) mehr als 14 Tage. Erst danach ist der Vorgang physikalisch abgeschlossen. Wird das Brett vorher gereinigt / abgespült wird das Öl Schritt für Schritt verwässert / aus den Holzporen gespült und der erwünschte dauerhaftere Effekt bleibt aus. Das heißt, wenn ich mehr als nur kurzfristigen Glanz erzeugen möchte, braucht es Zeit.
Wieso Orangenöl? Das Orangenöl verändert die Viskosität des Öles. Das Gemischt dringt mit steigendem Mischungsverhältnis leichter und tiefer in das Holz ein. Das Orangenöl verdunstet nach der Behandlung vollständig und soll dabei die Trocknung etwas beschleunigen. Ich nehme diese sogenannten Standöle gerne für die Erstbehandlung von Brettern, denn wer wartet schon gerne 14 Tage, bis ein in Betrieb befindliches Schneidebrett wieder genutzt werden kann.
Für alle diejenigen, bei denen es schneller gehen soll, ist diese rein biologische Methode eigentlich nicht das Richtige. Da bieten nur industrielle, aber gleichwohl biologisch unbedenkliche Öle -z.B. Arbeitsplattenöle-, die max. 10 Tage für eine „Trocknung“ benötigen, dann aber auch ebensmittelecht / speichelecht sind eine Gewähr.
Ich persönlich arbeite bei einem rohen Brett mit 3 Aufträgen. Erstbehandlung mit Standöl, dann Arbeitsplattenöl und später nur noch Leinöl. Dazwischen 1-2 Tage Wartezeit und fertig ist das Werk. Wichtig ist auch, den sogenannten Überstand (das Öl, das 30min nach dem Auftrag noch auf dem Holz steht) vollständig abzureiben, ansonsten härtet diese Fläche klebrig aus. Es ist so, wie bei vielen Themen in diesem Forum 😉 jeder entscheidet, welches Ziel er verfolgt und welchen Aufwand er dafür betreiben möchte.
LG
Ulrich