Schrott oder Schnäppchen? - Authentic Blades und Co.

Moin,

...

Wer solche Messer ersthaft empfiehlt, ohne mit Nachdruck auf die Verarbeitungsqualität hinzuweisen und nicht klar den „Bastelmessercharakter“ dieser Dinger herausstreicht, dem ist nicht zu helfen. Das ist ja grauslich!

Das Mindeste ist alles rund um den Erl zu glätten und dann mit Leinöl zu tränken, damit sich hier kein Schmodder fängt und schön in das offene Holz saugt, Mahlzeit! :eek:

Ja das sehe ich auch so, der hygienische Aspekt ist insbesondere bei den ABs unterhalb jeglicher Mindestanforderungen. Zudem stimmt es natürlich, dass der Kaufpreis durchaus relevant ist. Wenn es um dauerhaften (im Rahmen der Nutzung) Gegenstand geht, der im Preisbereich liegt, dass ich mir die Preisdifferenz zu wenigstens günstigen "anständigeren" Messer (so 20-40€-Kategorie) ersparen kann wenn ich ein klein wenig an den Zutaten einspare, oder zwei Nahverkehrstickets oder ein paar Bierchen an der Bar, eine Kinokarte oder 2 Schachteln Zigaretten...o.ä. dann ist IMHO eine Grenze überschritten, wo dies kaum noch ein erwähnenswerter Vorteil ist. In den Situationen aus denen diese Messer entstammen, sieht das natürlich wieder anders aus als in unserer Gesellschaft...

Über alles jenseits der Verarbeitung muß ich mir erst ein Bild machen und ich werde die Dinger alle vermessen und schärfen. So stumpfe Klingen hab ich von Gabriel noch nie bekommen! :D

Ja das stimmt, da war mir meine Zeit (und die Schleifmittel) aber dann doch zu wertvoll ;)


Gruß, Gabriel
 
Ich habe ja aufgrund der offensichtlichen Hygienischen Mängel an den Messern abgelehnt am PA teilzunehmen!, logisch in der Arbeit kann ich nicht mit sowas schnibbeln, nicht auszudenken was der liebe Herr Kontroleur mich heissen würde!

Die billigsten Teile von WMF/Zwilling sind auch nur doppelt so teuer und zumindest anständig gehärtet! Ein Herder Santuku bekommt mann auch schon fast nachgeschmissen oder die Wasserkraft Messer.........

@Wesley
Ist es theoretisch möglich die Messer nachträglich erneut zu härten?
Dann auch mal mehr als nur die ersten 5mm

Theoretisch ist das möglich, aber bei den Klingenstärken wird wohl etwas welliges draus werden :)......

Aber mal ehrlich das bekommt jeder Depp mit einem Grill, 2mm Flachstahl und einer Feile und einem groben Schleifstein selber hin, sowas.......

Grüße wastl.
 
...

Die billigsten Teile von WMF/Zwilling sind auch nur doppelt so teuer und zumindest anständig gehärtet! Ein Herder Santuku bekommt mann auch schon fast nachgeschmissen oder die Wasserkraft Messer.........

Genau...oder ein Opinel Kochmesser (30€, auch wenn der Griff auch nicht perfekt ist) oder ein Eden Classic VG10 (häufiger mal im Angebot für 20€...) oder ein Seki Maguro (teilweise in der Bucht auch schon im Bereich für 20€ gesehen). Mal ganz abgesehen von gebrauchten Standard-Zwilling-Messer oder (mit Glück) alten solinger C-Stahl-Messern, die einem teilweise auch für < 20€ hinterher geworfen werden ...

So groß ist der Preissprung IMHO wirklich nicht, dass man ihn als allumfassendes Argument anführen sollte.


Gruß, Gabriel
 
Zuletzt bearbeitet:
und ein neuer, anständiger, Griff übersteigt ja schon den Neupreis des Messers :glgl::glgl:

Eigentlich es auch schon (fast) die Arbeit nicht wert...
 
Ich hoffe hier taucht nochmal jemand auf der auch das 20cm Küchenmesser hat und nicht nur den unhandlichen Cleaver (der imho nicht viel Spaß beim Schneiden macht)
Habe mein Küchenmesser nach 2-3 Jahren Benutzung vererbt und der Erbe und seine Freundin (welcher allerdings auch sonst nur Supermarkt-Messer hat) sind überaus begeistert :)
Ist es theoretisch möglich die Messer nachträglich erneut zu härten?
Dann auch mal mehr als nur die ersten 5mm :D
Ja, aber dann würde es vielleicht zu Ausbrüchen neigen und die Standzeit ist bei solchen Stählen eh nicht so toll, auch wenn sie deutlich härter sind. Selbst Shirogami bei 60°HRC hat nicht so die tollen Standzeiten. Und so schlimm wie es hier dargestellt wird ist die Standzeit auch nicht - ein paar Gerichte hält der schon durch ;). Und 2-3 Züge aufm Stab und das Ding rasiert wieder.

Imho ist gerade das 20cm Küchenmesser ein perfektes Messer für Schleifanfänger
Gerade schneide, kinderleicht zu schärfen, kost fast nix :)

PS: Der Stahl wird sehr leicht scharf (Unterarmhaarrasurschärfe), aber so richtig hyper-brutal-scharf (HH-Test) wie Shirogami wird er komischerweise auch nicht, dafür sind die 58°HRC wahrscheinlich zu wenig.
 
Ich hoffe hier taucht nochmal jemand auf der auch das 20cm Küchenmesser hat und nicht nur den unhandlichen Cleaver (der imho nicht viel Spaß beim Schneiden macht)
Habe mein Küchenmesser nach 2-3 Jahren Benutzung vererbt und der Erbe und seine Freundin (welcher allerdings auch sonst nur Supermarkt-Messer hat) sind überaus begeistert :)

Ja, aber dann würde es vielleicht zu Ausbrüchen neigen und die Standzeit ist bei solchen Stählen eh nicht so toll, auch wenn sie deutlich härter sind. Selbst Shirogami bei 60°HRC hat nicht so die tollen Standzeiten. Und so schlimm wie es hier dargestellt wird ist die Standzeit auch nicht - ein paar Gerichte hält der schon durch ;). Und 2-3 Züge aufm Stab und das Ding rasiert wieder.

Imho ist gerade das 20cm Küchenmesser ein perfektes Messer für Schleifanfänger
Gerade schneide, kinderleicht zu schärfen, kost fast nix :)

PS: Der Stahl wird sehr leicht scharf (Unterarmhaarrasurschärfe), aber so richtig hyper-brutal-scharf (HH-Test) wie Shirogami wird er komischerweise auch nicht, dafür sind die 58°HRC wahrscheinlich zu wenig.

Dein Engagement in allen Ehren, aber was du da schreibst ist absoluter Schmarrn.
Die erreichbare SChärfe hat mal gar nix mit der Härte zu tun!, ein C100 auf meinetwegen 63HRC gehärtet/angelassen wird die Schnitthaltigkeit dieser "Messer" um ein vielfaches übertreffen. Dagegen hat ein Shirogamistahl mit nur 60HRC klar das nachsehen. Und wenn dieser STahl bei den genannten MEssern nicht ausreicht um eine Gesichtsrasurschärfe zu erreichen ist bei der Wärmebehandlung was schief gelaufen, ich bekomme sogar einen ungehärteten Löffel zum HHT wenn es ein muss, aber die Standzeit ist halt bescheiden.......:steirer:

Grüße Wastl.
 
Servus,

nachdem ich zur Verarbeitung schon gesagt und gezeigt habe, was es zu sagen und zeigen gibt geht’s jetzt um den Rest!

attachment.php


Messdaten Old Hickory, Ontario:

Klingenrücken:

Griff: 1,36mm Mitte: 1,36mm Spitze: 1,52mm

1mm über der Wate:

Griff: 0,44mm Mitte: 0,48mm Spitze: 0,60

1cm über der Wate:

Griff: 1,39mm Mitte: 1,37mm Spitze: 1,39mm

Überraschenderweise ist die Schneidfähigkeit gefühlt gar nicht mal soo übel, im Vergleich mit den drei anderen Messern bietet das Old Hickory aber die schwächste Vorstellung! Ist ja auch ein „Butcher-Knife“ und sollte gut geschärft als reines „Protein“ Messer eine durchaus passable Vorstellung abgeben.

Messdaten Kiwi-Brand:

Klingenrücken:

Griff: 0,95mm Mitte: 0,97mm Spitze: 0, 49mm

1mm über der Wate:

Griff: 0,24mm Mitte: 0,34mm Spitze: 0,32mm

1cm über der Wate:

Griff: 1,10mm Mitte: 1,12mm Spitze: 0,85mm

Das Kiwi schneidet den Messwerten entsprechend ganz ordentlich!

Jetzt kommen wir zu den Extremwerten der beiden AB-Klingen:

Das kleine A.B.:

Klingenrücken:

Griff: 1,09mm Mitte: 0,78mm Spitze: 1,02mm

1mm über der Wate:

Griff: 0,27mm Mitte: 0,12mm Spitze 0,18mm

Der Anschliff ist bei beiden A.B.-Klingen nicht sauber aber extrem dünn ausgeschliffen. Bei diesem Messer beträgt die dünnste Stelle an der Schneide, an dem der Messschieber noch so viel halt findet, dass er das Gewicht des Messers tragen kann 0,09mm!

attachment.php


Auf solche Extremwerte kommt in meinem Bestand nur das Herder 1922 Office und das Kamo-To-Santoku. Nur sind diese beiden Messer handwerklich und von der Stahlqualität eine andere Welt.
Vom Preis natürlich auch.

Der Cleaver:

Klingenrücken:

Griff: 1,6mm Mitte: 1,53mm Spitze: 1,43mm

1mm hinter die Wate:

Griff: 0,09mm Mitte: 0,22mm Spitze: 0,08mm

1cm über der Wate:

Griff: 0,93mm Mitte: 0,98mm Spitze: 0,83mm

3cm über der Wate:

Griff: 1,38mm Mitte: 1,45mm Spitze: 1,16mm

Gewicht: 290gr

213mm x 11,3mm = ca. 1,2gr/cm2

Das Gewicht ist für diese Klingenfläche unverschämt niedrig, sollte jemand einen renommierten Hersteller kennen, der mit sauberem F&F und gutem Stahl bei gleichen Abmaßen aber mit deutlich flacherem Profil Cleaver fertigt, der möge mir das bitte sagen! Mir ist keiner bekannt, der Stangenware mit solchen Klingen produziert. Ich schätze nur Jürgen kann da mit seinem „Slim-Konzept" solche Cleaver Aufgrund von Erfahrungswerten bauen. Von daher bin ich chamenos sehr dankbar, ein Gefühl für Gewicht und Größe durch diese Testmöglichkeit bekommen zu haben, ohne mir das Teil selber besorgen zu müssen.

Das Profil hat einen viel zu ausgeprägten Bauch, kaum ein „Sweedspot“ als gerade Fläche, um zu choppen. Gabriel hat schon darauf hingewiesen, ohne Anpassung der Arbeitsweise stellt sich der berüchtigte „Ziehharmonika-Paprika-Effekt“ ein, es wird das Schnittgut nicht vollständig durchtrennt.

Das marode Finish aller Kanten spürt man bei längerem Arbeiten als unangenehme Druckstellen auf der Haut. Zum Finish habe ich schon Stellung bezogen, dem ist nichts hinzuzufügen.

Schleifen:

Ich habe alle vier Messer geschärft. Das flexible Kiwi-Brand hat eine verzogene Klinge und ist nicht plan auf dem Stein zu liegen gekommen, ich musste durch „gegendrücken“ ausgleichen, um es überhaupt schärfen zu können. An diesem Messer ist überhaupt nichts, dass mich zu einem Kauf animieren könnte.

Das Old Hickory eignet sich wohl am besten als Grillmesser für den Sommer und lässt sich ganz passabel schärfen. Mir es es für einen „Indoorgebrauch“ zu rustikal und rudimentär gefertigt. Trotzdem hat es zumindest so etwas wie Charme.

Mein wirkliches Interesse galt aber den A.B. Das kleine Messer wird schnell extrem scharf, kein Wunder bei der dünnen und kurzen Klinge und lässt sich absolut mühelos schärfen. Obwohl es nichts wiegt, schneidet es, über eine Tomate gezogen, wie nix durch das Eigengewicht in die Haut. Nach gezählten 100 Zügen und leichtem Druck mit der Schneide über ein Bambusbrett, bricht die Schnitthaltigkeit etwas ein, getestet hab ich das an einer Tomate.

Der Cleaver war leidlich scharf und hat einen Grundschliff bekommen. Es war schwierig eine einigermaßen gleichmässige Schneidfase hinzubekommen, da oberhalb der Schneide die Klingenflanken nicht plan geschliffen und von unterschiedlicher Stärke sind. Deshalb hat suntravel vor dem Setzen einer Fase zuerst das untere Flankendrittel auf beiden Seiten plan geschliffen um dann eine gleichmässig breite Schneidfase draufzusetzen. Diese Mühe hab ich mir erspart und eine solcher Eingriff in das Finish und die Geometrie hätte auch mit dem Besitzer abgesprochen werden müssen und um ehrlich zu sein, ich fände so einen Aufwand diesem Messer nicht angemessen. Und schleifen ist für mich mehr eine Notwendigkeit als ein Vergnügen, von daher mach ich immer nur das Notwendige und keine Fleissaufgaben. Der Chung ist trotzdem so tauglich scharf geworden, dass man alle Lebensmittel gut schneiden kann. Haare spalten ist nicht meine Welt! ;)

attachment.php


Ich habe mit einem Naniwa Pro 1000 begonnen ( der schwarze Abrieb vom Stahl war beachtlich ) und bin dann auf einen Imanishi 4000 gewechselt. Auf dem Imanishi hatte ich überhaupt kein Feedback also auf einen BBB gewechselt. Beim BBB als Finisher bin ich dann geblieben. Also um das Messer erstmal richtig ordentlich zu schleifen muss man schon etwas Zeit investieren, so in fünf Minuten klappt das zu Beginn nicht. Wenn die „Basis“ aber mal angeschliffen ist, dann geht das in Zukunft viel flotter. Wirkliche Könner und Schärfenfreaks holen da noch mehr raus als meine „lebensmitteltaugliche“ Schärfe, aber eine feine und hohe Schärfe wird sich schnell verbrauchen, also wozu der Aufwand, wenn die Schnitthaltigkeit die Mühe nicht belohnt? Hier empfiehlt sich ein guter Wetzstahl. Das bauchige Profil macht beim Choppen keinen Spaß, also hab ich es gelassen. Beim Zugschnitt gibt es keinen Impact, von daher auch keine Probleme mit umgelegten Schneiden.

attachment.php


Fazit:

Ja, der Stahl lässt sich sehr einfach hochschärfen, aber dazu braucht es einen sauberen Grundschliff und der wird nicht mitgeliefert so wie das aussieht. Also zuerst mal selber eine ordentliche Schneide anschleifen. Über die Schnitthaltigkeit kann ich ehrlicherweise keine klare Aussage machen, da ich in der Testzeit nicht solche Mengen verarbeitet habe, die ein faires und klares Bild zulassen.

Was bleibt sind die Aussagen von suntravel = Hobbykoch:

und nachgemessen auf HRC 58 gehärtet......

und von berko = Berufskoch:

kaum zu glauben, meins war gefühlt auf 52 hrc......

Dem Hobbyisten kann die Standzeit genügen, dem Professionisten nicht, so schaut das aus.

Der Cleaver schneidet wirklich sehr leicht, wesentlich leichter als der kleinere und ungefähr gleich teure Cleaver von Ikea. Der Stinkt gegen den Chung tüchtig ab, keinen funken Chance in Sachen Schneidfähigkeit. Die einzige brauchbare Eigenschaft von dem Ikea-Ding ist die leichte Reinigung/Hygiene und Pflege. Und selbst mein Misono Nr.61, der ein ordentlicher Einstieg in die Welt der gut und sauber gemachten Cleaver ist, hat von der Leichtigkeit des Schnittes her, das nachsehen.

attachment.php


Der Messschieber lügt nicht, diese wild zusammengedengelten Cleaver, sind einfach verdammt schneidfähig, zumindest das Exemplar, dass hier vor mir liegt. Es ist geometrisch nicht perfekt, da wird Potential mit einem groben Schliff verschenkt. Wer sich die Zeit nimmt und den Bauch wegschleift, danach zumindest etwas reprofiliert und den neuen Anschliff gleichmässiger setzt, alle Kanten glättet oder rundet und mit den scheusslichen Flanken leben kann, hat dann zumindest eine dünne Slicer-Klinge mit einem fantastischen gr/cm2 Verhältnis. Siehe das Projekt von suntravel!

Ich habe mir eine Tofu-Gemüse-Nudelpfanne gemacht, der "Food Release" war nicht besonders auffällig, da hätte ich von den groben Flanken mehr erwartet.

attachment.php


attachment.php


Nur wirklich ansehnlich wird der Chung nach meinem Verständnis auch nach dem Umschleifen, Kantenpolieren und aufhübschen nicht, aber das ist Geschmacksache.

Jetzt sollten noch die hygienischen Standards gehoben werden, also alle Spalten abdichten. Besser wäre es, gleich einen neuen Griff zu montieren. Jetzt steckt da schon einige Arbeit und vielleicht auch Geld drinnen und der Stahl ist immer noch ein möglicher Schwachpunkt. Gut, ein kleiner Haushalt kann damit leben, das Messer möglicherweise vor jeder dritten Mahlzeit zu wetzen, weil die Schärfe rasch verbraucht wird.

Einem gewöhnlichen Haushalt, der mit Messer und herumbasteln nichts am Hut hat, würde ich diese Messer nicht empfehlen. Für kreative Bastler, Messerinteressierte mit geringem Budget und geschickten Händen und Hang zu rustikalem, ja kann man machen, wenn der Käufer genau weiß was er bekommt, wie viel Zeit und Geld er bereit ist da reinzustecken um diese Messer wirklich „Küchenfit“ zu machen, ohne das einem davor graust.

Solche Massnahmen auszulagern und an einen professionellen Dritten zu übergeben, zerschiesst das aus meiner Sicht einzige Kaufargument, den niedrigen Preis und deshalb würde ich das lassen.

Und wenn wir schon beim schnöden Mammon sind, bei A.B. wird immer über das Preis-Leistungsverhältnis argumentiert. Was genau soll die Leistung bei diesen Messern denn sein? Die Verarbeitung ist ein schlechter Witz! Das Finish ist ein schlechter Witz. Die verwendeten Materialien sind ein schlechter Witz. Ich bekomme um wenig Geld wenig Messer mit viel Schneidfähigkeit in lausiger Ausführung angeboten. That’s it!

Hier noch eine Gegenüberstellung mit einem tadellos gefertigten Cleaver. So ein F&F macht mit persönlich am meisten Freude!

attachment.php


Noch nie ist mir ein leichter Schnitt so losgelöst von allen anderen Eigenschaften und Tugenden die ein Messer in seiner Gesamtheit ausmachen untergekommen und obwohl ich dünne Klingen und einen leichten Schnitt ganz weit vorne präferiere, ist mir das hier Gebotene zu wenig um mit solchen Messern Spaß zu haben.

Wer dem Projekt von suntravel folgen mag, bekommt um sehr wenig Geldeinsatz viel Schneidfähigkeit und muss mit Geschick und Zeiteinsatz alle anderen Eigenschaften die ein Messer ausmachen entweder selbst herstellen und aus diesen roh und grob gemachten Messern rausholen was eben geht, oder mit Unzulänglichkeiten leben. Ich greife lieber in den Goldtopf und lass mir bei Bedarf einen für mich in jeder Hinsicht perfekten Cleaver anfertigen.

Wie heißt’s so schön: Jedem das Seine und mir das Meine!

Gruß, güNef
 
Also , ein derartig fundiertes Review...Wow!
Stellvertretend für so viele andere Berichte von dir, an dieser Stelle mal ein ganz
:cheerful:Herzliches Dankeschön:encouragement:
für dein Engagement.

Ich kenne auch Leute, die diese Messer haben und wirklich sehr zufrieden sind. Allerdings sind das auch ansonsten Nutzer von 20€-Messern.
Für unsereins: Sinnlos-welches andere Messer sollte denn dafür beim kochen im Block bleiben, bitteschön?
Aber wenn ich jetzt keine anderen Messer mehr hätte und nur ein Mini-Budget, ich hätte auch eines.
 
@güNef

Danke für deinen sehr gelungenen Abschlussbericht:super:
Deine Rhetorik war stellenweise wieder köstlich. :D

So viele schöne Bilder, und so viele hässliche Details habe ich in noch keinem passaround gesehen. Ihr habt euch alle wirklich sehr bemüht, und ich frage mich, ob es "Diese Dinger" wert gewesen sind ? Die Antwort ist recht klar und einfach. Ja, es musste sein, wenn man die Resonanz und das Interesse an den Authentic Blades im Forum berücksichtigt.


Zitat von güNef:
Und wenn wir schon beim schnöden Mammon sind, bei A.B. wird immer über das Preis-Leistungsverhältnis argumentiert. Was genau soll die Leistung bei diesen Messern denn sein? Die Verarbeitung ist ein schlechter Witz! Das Finish ist ein schlechter Witz. Die verwendeten Materialien sind ein schlechter Witz. Ich bekomme um wenig Geld wenig Messer mit viel Schneidfähigkeit in lausiger Ausführung angeboten. That’s it!


Worin liegt jetzt das Geheimnis ?
Es gibt keins lt. güNef.

Ich denke attraktiv macht die Messer ihr Kontrast.
Die Dinger sehen aus wie ein altes aufgequollenes Stück Treibgut, das spielende Kinder am Ufer des Rheins aus dem Wasser gefischt haben. Aber sie sind überraschenderweise scharf und schneidfähig

Die "Bio-Bohème" ( Chamenos Stilblüte :D ) findet genau diesen Antagonismus spannend :steirer:

Gruß, kup
 
Wirklich gutes Review und auch die Einschätzungen am Ende teile ich genau so wie sie dastehen. Unverändert nicht zu empfehlen, professionelle Veränderung zu teuer und zu schlechte Grundlage, selbst verändern vielleicht. Bauch weg, Griff weg und neuer dran, Riefen rausschleifen, dann könnte da schon was draus werden, vor allem weil die Klinge so schön dünn ist. Jedenfalls hat die Klinge weitaus mehr Charme als das gezeigte Ikeateil. Wenn ich mal das Bedürfnis nach einem Cleaver habe, wäre das vielleicht ein Projekt.
 
Danke für das schöne Review :super:

Ich finde den Cleaver ja immer noch gut, also nicht wie er aus der Packung kommt, sondern nachdem er ein paar Stunden Nacharbeit bekommen hat.

Ich glaube schon das es bei den einfachen Arbeitsweisen erhebliche Streuung gibt und ich etwas Glück hatte.

Nach lesen des Tests hab ich meinen nochmal nachgeschärft, 10° Schneidwinkel mit 15° Mikrofase auf dem 4000er und anschließend 12000er.

Dann 5kg Möhren in 5mm Scheiben geschnitten, 8 Kohlrabi gewürfelt, zum Pürieren für die Hunde,
und mir noch eine Kürbis/Kokosuppe aus einem harten Hokkaido Kürbis, Zwiebel, Chilli und ner Kokosnuss zubereitet.

Danach ging ne hängende Tageszeitung immer noch, also ich finde die Standzeit immer noch ok.

An die bauchige Schneide hab ich mich gewöhnt, choppen immer mit leichter Wiegebewegung, dann wird auch easy alles komplett geteilt.

Also ne Empfehlung von mir nur wenn man etwas basteln will, dann ist das ein Prima Einstieg um mal nen schneidfreudigen Clever zu porbieren.

Gruß

Uwe
 
Nutze Kiwis ja doch seit Jahren gerne (deswegen auch meine Suche nach ähnlich dünnem in besserem Stahl), deshalb rede ich jetzt mal Blech (immerhin solches das ich kenne).

Die Stärke liegt eben in der kompromisslos dünnen Bauweise, und darin dass einige (nicht alle) der angebotenen Formen diese recht gut nutzen.

Das gezeigte "Fleischmesser" habe ich aber bisher immer im Laden liegengelassen, aus einem Gefühl heraus dass das nicht funktionieren kann - "entweder ist es dicker als zB das 173 und der Vorteil der dünnen Geometrie ist dahin, oder es ist genauso dünn und wäre dann schlicht zu biegsam bei der langen und schmalen, dazu auch noch vom Griff weg breiter werdenden Form".

Um mal zwei meiner Meinung nach doch relativ gelungene (aka "fliegen auf absehbare Zeit nicht aus dem Block") und fast gegensätzliche Exemplare aus der Serie zu beschreiben, bei denen eben aus den Beschränkungen des Materials und der Herstellungsmethode das beste gemacht wird:

#173er - Bunkaform 17cm, 0.9mm dick (recht durchgängig wenn man nicht in den hohlgeschliffenen Bereich der Spitze misst), 14-15°/Seite Schneide* im Auslieferungszustand. Fühlt sich noch einigermassen steif an dabei. Mit den 0.9mm kommt man eben wegen der kurzen, breiten, zum Griff hin breiter werdenden Form davon. Oft ausverkauft in den einschlägigen Läden. Von Profil her mehr ein Wiegeschnittmesser als ein Santoku, und das ist gut weil... ziemlich sicher die Leute welche sagen diese Messer bleiben doch zufriedenstellend lange scharf diese im Zug-und Wiegeschnitt und keineswegs mit "klopfendem" Brettkontakt nutzen. Die üblichen Probleme der "fünfeckigen" Geometrie werden hier einfach durch die geringe Materialstärke abgemildert, die alte Fabel von wegen "wir schneiden ja nur zwischen und nicht im Schneidgut" trifft hier irgendwie zu. Da ist sowenig Messer dass viel Schnitt übrigbleibt. Der angeschliffene Teil räumt den Weg frei so dass der Rest der Klinge nur noch zum Anschieben dient. Ich muss hier nochmal das Beispiel "Zwiebel in drei Richtungen schneiden mit schon abgeschnittener Wurzel" anführen - wenn ein 173 frisch geschärft ist hat man eine gute Chance. Natürlich schwergängiger als ein "echter Laser", aber dafür gleichmässig schwergängig und ziemlich verkeilfest.

#813 - 20cm Cleaver. Ceci n'est pas un Chinesenmesser, c'est un 'Ackmesser! 2mm Blech aber eben bis zum Anschliff (der fingerbreit ist, es braucht schon grobe Zutaten damit die die derbe Geometrie überhaupt bemerken :) und dadurch recht solide (gefühlt steif wie eine Glasscheibe), und man kann damit Stücke von gefrorener Kokosraspel (oder anderem Gefriergut) abschlagen, nur angetauten gefrorenen Seitan durchstanzen, Schokolade, Nüsse und auch süßes, gebackenes Müsli hacken (was hier und da beim Backen praktisch ist), Palmzucker schaben, Trockenobst zweihändig zerwiegen (Schneide ist dafür rund genug), und es mit einem Ikeastab in der Regel schnell wieder hinkriegen :) Genau die Dinge für die es kein verbreitetes "Edelmesser" zu geben scheint (evtl Mioroshi? Yo-Deba? Dick Schlagmesser? Aber "können" diese tatsächlich mehr, vom Stilfaktor abgesehen?)... Und ein Loch zum Aufhängen ist auch drin :)

BTW, kann es sein dass das polierte Finish hier tatsächlich der Stabilität zuträglich ist - Problemen durch Kerbwirkung geht man so ja gut aus dem Wege?

Naja:

#503 10cm ganz normales Rüstmesser. Eben ein ganz normales Rüstmesser. Auch 0.9mm. Was ja bei einem kleinen Rüstmesser nichts besonderes sein sollte.

Wo ich eher von abraten würde:

#172 16cm Nakiriform, auch 0.9mm dick - und als Nakiri bei entsprechender Nutzung einfach nicht schnitthaltig genug.

Die Aussage "420J2" findet sich in diversen Angeboten im Netz tatsächlich, evtl aus diesem Forum abgeschrieben :), leider hat nie mal jemand mit Härtefeilen o.ä. dran rumgemessen und berichtet... die Rostresistenz passt da auch zu...

Übrigens... wieso kann so etwas grossindustriell offensichtlich ohne Probleme gehärtet werden (auch andere billige, dünne Klingen, von Rasierklingen (0.05mm) mal ganz abgesehen) während man Messermacher beständig über Wellen- und Knittereffekte aller Art bei so dünnen Klingen fluchen hört? Wird da die Klinge steif eingespannt, oder das ganze Blech gehärtet und dann eben der Mehrverbrauch an Schleif-und Kühlmitteln in Kauf genommen, bzw so etwas wie ein Karbidschärfer in größer zur groben Formung eingesetzt?

Würde ich einem Kochanfänger der erstmal nicht viel ausgeben möchte ein Kiwi empfehlen? Jein. Mir würde tatsächlich nichts unter 30-40€ (für ein bretttaugliches Messer) einfallen von dem ich jemandem guten Gewissens sagen könnte dass er davon dann bestimmt auch einen höheren Gebrauchswert hat.

Aber man gewöhnt sich halt dann an sehr leichte und dünne und (Nachschärfen vorausgesetzt) scharfe Messer und die entsprechenden Arbeitsweisen. Hat man mit denen zu lange hauptsächlich rumhantiert muss man erstmal lernen dass normalerweise ein größeres Messer der selben Serie auch dicker ist, und das nicht an jeder Stelle der klinge gleich ;) Da kann es passieren dass einem jemand ein Silverpoint in die Hand drückt und sehr verwundert ist wenn er gefragt wird warum das denn so klobig und dick ist...

Letztendlich kann man zu dem Schluss kommen dass das einfach eine eigene Sorte Messer ist die weder eine andere ersetzt noch von einer anderen ersetzt wird.

Und wenn halb Südostasien die Dinger in Massen nutzt kann man hier evtl mehr von einem authentischen Produkt sprechen als bei den ABs - hatte mal eines probiert und es sehr schnell zum Gartenwerkzeug geworfen...
 
Wird da die Klinge steif eingespannt, oder das ganze Blech gehärtet und dann eben der Mehrverbrauch an Schleif-und Kühlmitteln in Kauf genommen
Eher Wenigerverbrauch an Schleifmitteln, denn der Anschliff ist relativ schmal. Außerdem ist das Blech eher weich. Die Härtung, falls vorhanden, ist ein Geheimnis. Wahrscheinlich ist das Bandstahl, der in einer Walzstraße entsteht.
 
Mich wundert halt immer noch dass es, wenn 0.9mm und brauchbar billig geht, kein 0.3mm und brauchbar in "edel" gibt ;)
 
0,3 mm Rückenstärke? Das ist das, was viele Messer an der Schneide dick sind. Solche Messer könnte man mit der Hand verbiegen oder brechen. Außerdem gibt es dünne edle Messer. z.B. Herder (gut, nur zum Teil edel) Kotesu Bunka, Asago R2 Die Rückenstärke in sinnvollem Rahmen ist außerdem nicht das Haupthindernis einer schneidfähigen Klinge. Je weiter von der Schneide entfernt, desto weniger wirkt sich die Blechstärke auf die Schneidfähigkeit aus. Und umgekehrt.

Das Verziehen rührt hauptsächlich vom konischen Verlauf der Klinge her. Der dicke Rücken reagiert träger als die dünne Schneide auf Temperaturänderungen, die eine Längenänderung bedeuten. Zudem überlagern sich zwei Vorgänge. 1. Längenänderung durch Temperatur und 2. Längenänderung durch Martensitbildung. Bei Klingen mit gleichbleibender Dicke, wie bei den Kiwi, fallen viele Gründe für Verzug weg.

Hat eigentlich schon jemand versucht eine Klinge mit gleichmäßig 1mm zu härten? Das wär mal ein Versuch wert. Den Konus einfach hinterher dranschleifen. 0,6-0,7mm muss die Schneide vor dem Härte eh dick bleiben, damit kein Verzug auftritt. Also müsste man gar nicht so viel mehr Material abschleifen.
 
Ich kenne das Takamura ja ... und denke mir dabei "dass ist ohnehin ein hochempfindliches Messer mit dem man vorsichtig umgehen muss, vom unverwüstlichen Universalmesser ist man da eh schon weg, da kann man auch extremer werden". Einsatz? Einfach mal die klassische "Mafia-Marinara" als Beispiel.. wobei man da mit dem Takamura nahe drankommt wenn man sich konzentriert. Und bei brettparallelen Schnitten machen einem ein Kiwi und ein Takamura eben auf unterschiedliche Weise das Leben schwer (Reibung vs Verkanten wenn man das Schneidgut zu fest hält ;).


PS, bin gerade eine hässliche AB-Klinge am umbauen und kann das mit den "nur erste 6mm durchgehärtet" bestätigen - der Rest ist auf "eine Handblechschere geht gerade nicht kaputt aber man braucht sehr viel Kraft, ein Bolzenschneider geht nicht durch. Die Brüchigkeit entspricht vom Gefühl her etwa einem spröden Aluminiumblech." Niveau. Ob es warikomisch oder tatsächlich eine primitive Differentialhärtung ist kann ich vielleicht sagen wenn ich den Kram am Ende poliert habe...
 
"Mafia-Marinara" What's that?
"warikomisch"? - Googeln hat nichts gebracht

Na dann viel Spaß mit AB. Wahrscheinlich am Ende besser als Kiwi,
aber auch nicht das Gelbe selber (frei nach güNef)
 
Ich meinte im Warikomi-Stil geschmiedet (schmalerer Hagane-Streifen eingeschweisst über nur einen Teil der Klingenbreite), die (als echt belegte) Variante der Sosse bei der der Knoblauch mittels Rasierklinge transparent geschnitten wird, und mag einige Anfängerirrtümer noch in mir haben aber schon lange nicht mehr den dass mit einem einzigen Messer alles toll gehen muss - obwohl ich manchmal dem Üben mit absurden Kombinationen (ala heute mal nur mit dem Cleaver und mit dem wird auch geschält) nicht widerstehen kann - es lehrt einem gefühlt zwar keine Skills im Sinne von Geschwindigkeit oder Form aber doch im Sinne von Agilität und Sicherheit (was im Hobby auch nicht unwichtig ist :)
 
Zurück