Seit wann gibt es rostfreien Stahl?

Messerfreund

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Hallo Messerfreunde,
mich interresiert eine allgemeine Frage:
Seit wann gibt es rostfreien Stahl?

Ich habe schon bei Google gesucht, im Forum gesucht, eigentlich fast überall wo man suchen kann.
Wenn mir jemand diese Frage beantworten könnte, wäre ich ihm sehr dankbar.
 
Wann genau kann ich Dir leider auch nicht sagen. Wird aber bestimmt noch ein Fachmann hier posten.
Ich weis aber dass das Fallschirmjäger Kappmesser von 1937 schon eine Rostfreie Klinge Hat!
 
Wie immer bei solchen Fragen: Es ist nicht leicht zu sagen, wer der erste war.
Aber 1821 hat ein Franzose namens Berthier festgestellt, dass Eisen mit Chrom legiert beständig gegen einige Säuren wird.

1872 gab es ein britisches Patent auf einen Stahl mit 30 to 35% Chrom und 1.5 to 2% Wolfram.

1904 hat ein Leon Guillet Legierungen die den heutigen 410 .. 440C entsprechen untersucht.

(http://www.ssina.com/overview/history.html)

Gruß, Jan.
 
Der Name Harry Brearly (+ ein Mr. Ibbotson) wird einem bei der Suche nach dem "ersten rostfreien" Stahl häufiger über den Weg laufen, das Jahr 1913, oder auch der Zeitraum 1903 bis 1913, Krupp war wohl erst später dran mit VA.

Brearly als "der erste", vermutlich deshalb weil er es als erster reproduzierbar, bzw. den Weg für industrielle Nutzbarkeit entdeckt hat.
 
Da gibt es die eiserne Säule von Dehli (Säule von Kuttub), im 4 Jahrhundert errichtet, bis heute resistent gegen Korrosion. Es gibt eine ganze Reihe von Theorien, die das zu erklären versuchen.

Rostfreie Schneidwaren scheint es seit den 1920er Jahren zu geben.1921 z.B. hat die Solinger Firma Gottlieb Hammersfahr auf der Leipziger Messe Besteck aus rostfreiem Stahl vorgestellt.

Als Standardmaterial für Schneidwaren entwickelte sich der rostfreie Stahl erst seit den 50er Jahren.
 
Zur Säule von Dehli hat Ulrich Gerfin mal einen interessanten Beitrag geschrieben:


Die Kutub-Säule in Delhi ist ca 7,50 m lang- 1m steckt im Boden- und 40 cm dick. Sie ist mit einer Inschrift versehen, wonach sie ca. 350 nChr. gefertigt wurde. Es handelt sich um recht schlackenfreies Eisen. Daß sie nicht weggerostet ist, verdankt sie dem Klima und der relativen Sauberkeit des Werkstoffs. "Wunderbar, rätselhaft u. ä." an der Säule ist eigentlich nur, daß man so ein nur der Show dienendes Objekt machen wollte, und daß die armen Arbeiter, die in der Nähe dieses Klotzes beim Schweißen arbeiten mußten, nicht gebacken wurden. Man kann sich die Herstellung so vorstellen, daß man den Säulenstumpf, nachdem er eine gewisse Länge erreicht hatte, waagrecht in ein großes Schmiedefeuer legte, sodaß das Ende auf Schweißhitze gebracht werden konnte. Eisenstücke, die neu angeschweißt werden sollten, sind wohl in einem zweiten Feuer auf Schweißhitze gebracht worden, mit sehr langen, vermutlich abgestützten Zangen an die Schweißstelle gebracht worden und durch eine waagrecht davor angebrachte Ramme-ähnlich einem Rammbock- aufgeschweißt worden. Ein sauberes Behämmern konnte dann erfolgen, wenn die Säule wieder etwas gewachsen war und nach hinten aus dem Feuer gezogen wurde. Das ist eine mögliche Erklärung, genaueres weiß man wohl nicht. Sicher ist, daß die Säule nicht gegossen, sondern aus Stücken zusammengeschweißt wurde und daß es sich um normales C-armes Eisen und nicht um etwas Wootz-ähnliches handelt.

(Hervorhebung durch mich)

Gruß, Jan.
 
Der Stahl der heiligen Kutub-Säule in Neu-Dehli hat einen sehr hohen Reinheitgrad bezüglich Stahlschädlingen wie Schwefel und Phosphor. Es war damals nicht möglich einen Stahl mit einem so hohen Reinheitsgrad zu erzeugen. Deshalb wird angenommen, dass es sich um Meteor-Eisen handelt. Aufgrund dieses hohen Reinheitsgrades rostet der Stahl nur sehr schwach. aber als rostfrei kann er nicht bezeichnet werden. Nur an der Stelle, wo die Gläubigen immer hinfassen, ist die Säule blank.
 
Da die Diskussion wohl nicht mehr wirklich zielgerichtet weiterzuführen ist, schlage ich folgenden Konsens vor:

1) Grundlegende metallurgische Erkenntnisse, die zur gezielten, reproduzierbaren Herstellung rostträger Stähle führten, entwickelte man überwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch wenn es - eher als Zufallsprodukt ohne das gesicherte Wissen um das Warum oder Wie - auch vorher schon vereinzelt Stähle (oder besser gesagt Eisenwerkstoffe) gab, welche korrosionsresistent waren.
2) Erste grossindustrielle Edelstahlfertigung geschah etwa mit Beginn des 20. Jahrhunderts.
3) Und mehr oder weniger bekannt war vor den wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen der Metallurgie in Puncto Korrosionsresistenz wohl nur das vereinzelt anzutreffende Wissen, dass sich die Verwendung von Meteor-Eisen (bzw. genauergesagt Meteor-Nickeleisen) positiv auf die Korrosionsresistenz daraus hergestellter Gegenstände auswirkte.

Passt das so?

-ZiLi-
 
Es passt jetzt nicht mehr zu dem Thema, aber eine kurze Anmerkung zu Beitrag 9 scheint mir sinnvoll: Die Frage, wie "rein" ein Stahl ist, hat wenig mit der Zeit zu tun, in der er hergestellt wurde. Bei der Verwendung reiner Erze im Rennfeuer oder der Tatara erhält man außergewöhnlich reines Eisen. Ich habe mal einen alten Dachanker aus einem Haus aus dem 17 Jhdt, der vorher schon mal als Radreifen gedient hatte, analysieren lassen. Das Material war extrem rein, auch Silizium und Mangan waren nur in Promilleanteilen enthalten.
Meteoreisen in der Kutubsäule müßte von einem großen Meteoriten stammen. Die Säule selbst wiegt überschlägig gerechnet 7 Tonnen. Da möchte ich nicht in der Nähe gewesen sein, wenn dieser Meteorit herunterging. Man hätte ihn dann zerkleinern, und die Teile zum Schweißen nach dem Arbeitsplatz bringen müssen. Eisenmeteorite enthalten meist einen deutlichen Nickelanteil, der leicht festzustellen wäre. Ich denke, auf die himmliche Herkunft des Materials wird man verzichten müssen.
MfG U. Gerfin
 
Noch einige interessante Informationen über rostbeständiges Eisen und die Säule von Kutub in Neu Dehli:
Indischen Metallurgen ist es bereits vor 1700 Jahren gelungen, äußerst rostbeständiges Eisen herzustellen. Mit aufwendigen Untersuchungsmethoden konnten indische Wissenschaftler in den letzten Jahren verschiedene Mechanismen aufzeigen, die im Zusammenspiel zu dem erstaunlich hohen Rostwiderstand dieses Eisens führen. Eine wesentliche Rolle scheint neben trockenen klimatischen Bedingungen der chemische Aufbau der Rostschichten zu spielen. Diese Schichten sind in der Lage, das darunter liegende Eisen vor weiterem Rost zu schützen.
Es existieren aus dieser Zeit noch eine ganze Reihe von Gegenständen aus Eisen. Das bekannteste Objekt ist die Säule von Kutub in Neu Dehli. Die Theorie der „himmlischen“ Herkunft in Form eines Meteoriten ist nur eine unter vielen und wird in der Wissenschaft nicht mehr ernsthaft diskutiert. Nachdem diese Säule eingezäunt worden ist, hat sich die Stelle, die ursprünglich blank war wegen ständiger Berührungen, mit hellbraunem, frischem Rost überzogen. Inzwischen ist die gesamte Säule dunkel geworden.

Dieses Eisen ist also nicht rostfrei aber erstaunlich rostarm, vor allem wenn man bedenkt, mit welchem Aufwand zum Beispiel der Eiffelturm ständig entrostet und lackiert werden muss.
 
Dieses Eisen ist also nicht rostfrei aber erstaunlich rostarm, vor allem wenn man bedenkt, mit welchem Aufwand zum Beispiel der Eiffelturm ständig entrostet und lackiert werden muss.
Kann ich so nicht stehen lassen, da ich in einer Reportage über den Eifelturm erfur, dass das Entrosten und neu anstreichen von nur einem Festangestellten ausgeführt werden kann, da das Eisen sehr rein ist und man deshalb nur an Stellen mit Verunreinigungen öfter, als alle 20 Jahre, etwas gegen Rost tuen muß. Man muß auch bedenken das viele Proviele der Konstruktion "falschherum" eingebaut wurden, um den Bau zu vereinfachen, da man für diesen Messebau, der nur drei Jahre stehen sollte, meinte, keine rücksicht auf Korosionsschutz nehmen zu müssen.
 
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