selber härten?

Seb

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In wie weit lassen sich denn Kohlenstoffstähle mit hausmannsmitteln selber härten?
im Kohlefeuer mit luft (kompressor) aufheizen, bis nicht mehr magnetisch und dann in gebrauchtes Motoröl tunken, anlassen, fertig?
wie gut geht das, was sind mögliche Probleme... etc, usw...

Seb
 
Ich hab null Plan von der Stahlverarbeitung aber zwei gute Buchtips fuer Deine Fragen:

Wayne Goddard, The Wonder of Knifemaking und
Wayne Goddard, $50 Knife Shop

gibts bei amazon

Ich lese die auch gerade, Thema: Anlassen mit einem Toaster und Härten mit einem Fettgemisch aus Haushaltsmitteln. Anscheinend gehts.

Gruesse
Peter
 

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Zum Thema Motoröl solltest Du Dir einmal den Thread Verarbeitbarkeit von Messerstählen ansehen. Darin sind eigentlich die wesentlichen <IMG SRC="smilies/wink.gif" border="0"> Punkte der optimalen Stahlbearbeitung abgehandelt. <IMG SRC="smilies/cwm52.gif" border="0">
 
Unterschieden wird zuerst, ob du die ganze Klinge härten willst oder ob selektiv gehärtet wird.(Selektiv)heißt nur die Schneide ist hart der Rücken soll weich und somit elastisch bleiben.
Im allgemeinen lassen sich Kohlenstoffstähle mit etwas Erfahrung gut selber härten.
Wichtig ist sich so genau wie möglich an die Härte- und Anlaßtemperatur zu halten und sie auch zu erkennen....
..Anlaßfarben, Glühfarben. Das setzt einige Erfahrung voraus.
Das Anlassen kann man gut im Elektroherd erledigen.
Motoröl entwickelt eine Menge Rauch und ist nicht unbedingt gut für sie Lungen.
Auch Speiseöl lässt sich verwenden.
Um das Werkstück vor Entkohlung zu schützen, empfiehlt sich ein Anstrich mit Feuerzement.
Das ist kein 100% prozentiger Schutz, aber besser als ohne.
Viel Erfolg!
bert. www.69nord.at
Messerschmiede & Schmuckobjekte
 
Die ganze Klinge lässt sich gut in der Esse auf Härtetemp. erhitzen.
Ein Schweißbrenner ist praktisch für selektives Härten.
bert. www.69nord.at
 
Zuerst mal solltest du wissen um was für einen Stahl es sich handelt...

Ist es ein Öl oder Wasserhärter.

Welche anlasstemperaturen benötigt dieser stahl...


VOR DEM HÄRTEN SOLLTEST DU DEN STAHL NOCH WEICHGLÜHEN (spannungsarm genügt auch schon)
-> Auf temperatur bringen (je nach stahl... aber immer im Rot-Rotorangen bereich)
-> Sehr langsam abkühlen lassen (in Asche, Sand, ...)


Wenn du nicht weisst was du für ein material du hast, dann empfehle ich dir folgenden weg:

-> Weichglühen
-> Auf Härtetemperatur bringen (mit magnet prüfen
-> In Angewärmten Speiseöl (nicht kalt) abschrecken
-> mit Feilen die Härte prüfen (evtl. hast du Rockwell prüf feilen?... Eine normale Feile sollte in einem Gehärteten Stahl eigentlich keinen "halt" mehr finden und kein material mehr entfernen)

Sollte die Feile immer noch Material abtragen ist dein stahl vermutlich (je nach stahl oder feile) nicht korrekt gehärtet.
Vermutlich war es kein Öl-härter....
Dann würde ich es nochmals von vorne probieren (weichglühen!!!, erhitzen bis nicht mehr magnetisch) und im WARMEN (über 20°C) Wasser mit 10%Kochsalz, abschrecken.

Und dann wider prüfen (sollte auch das nichts gebracht haben probiers mal mit kaltem wasser... oder heissem öl (über 100°C))

War der Härtevorgang erfolgreich... musst du den stahl nun anlassen... (am besten im Backofen.... Wenn du angaben zum material hast, dann kannst du die gewünschte anlass temperatur wählen...
Wenn du den Stahl aber nicht kennst würde ich es mal mit ca 210°C probieren (einige stähle verlieren dann zwar einiges an härte... aber bei unbekannten stählen würde
ich auf nummer sicher gehen.

Anlassen würde ich mindestens EINE STUNDE!... (Besser 2)

Zweimaliges anlassen (dazwischen langsam abkühlen lassen) schadet dem stahl auch nicht!

Gruss

Daniel

PS: Wenn du mir mitteilst, um welchen Stahl es sich handelt, kann ich dir auch die spezifischen Härtedaten durchgeben... (-> e-mail)
 
Härtemethoden gibt es für jeden Stahl wie Sand am Meer. Ich kann hier ja einmal kurz (aus dem Kopf) wiedergeben wie Ed Fowler seine Härtemethode für 52100 in Knife Talk: The Art & Science of Knifemaking beschreibt. Die für ihn optimale Methode (differenzielles Härten) ist:
  • den Stahl vor dem Härten mit gut einem Millimeter übermaß belassen (der überschüssige Stahl (mit dem durch Oxidation verminderten C-Gehalt) wird nach dem Härten entfernt)
  • die Klinge wird von der Schneide her solange vorsichtig und gleichmäßig mit einem Gasbrenner erhitzt bis sie nicht mehr magnetisch ist
  • der Klingenbereich wird in erwärmten (ich glaube so ca. 70--80°C) Härteöl Texaco Grade A abgeschreckt. Nach kurzer Zeit wird die gesamte Klinge untergetaucht und im Öl abgekühlt
  • die Klinge wird aus dem Öl entnommen und für mind. 24h in Ruhe gelassen
  • Erhitzen, abschrecken und Ruhen lassen wird noch 2x wiederholt
  • danach wird die Klinge bei der niedrigsten sinnvollen Temperatur angelassen (2x)
  • jetzt wird die Klinge geschliffen und die Schneide mit seitlichen Druck über ein rundes Stück Stahl oder Messinge geführt. Biegt sich die Schneide dabei nicht sauber sondern bricht aus wird noch einem mit etwa 15°C höherer Temperatur angelassen
  • das Anlassen mit gesteigerter Temperatur wurd solange wiederholt bis die Schneide nicht mehr ausbricht
 

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Da sind mir doch einige Dinge unverständlich:

1. Was soll das 3-malige Härten bringen?????
2. Wieso lässt jemand die Klinge nach dem Abschrecken 24 Stunden liegen bevor er sie anlässt? Grundsätzlich sollte generell SOFORT nach dem Abschrecken angelassen werden, das Teil sollte gar nicht weiter als bis ca 70°C -80°C abkühlen und dann sofort in den Anlassofen. Wie kommt jemand auf so etwas und warum????
 

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1. Was soll das 3-malige Härten bringen?????
Ed Fowler spricht von einer feineren Gefügestruktur die dadurch ereicht wird. Im Buch wird ein Test besprochen, bei dem 2 Klingen identisch aus dem selben Stahl geschmiedet wurden. Die 3x gehärtete Klinge hat bei mehreren Tests beim Hanfseil schneiden etwa doppelt soviele Schnitte geschafft wie die nur 1x gehärtete (den Schneidenbiegetest haben beide Klingen bestanden). Ed beschreibt auch, daß die 3-fach Härtung wesentlich mehr Vorteile bei mit hoher Materialbewegung geschmiedeten Klingen bringt als bei Klingen welche aus Flachmaterial geschmiedet oder gar per Stock-Removal gefertigt wurden.

2. Wieso lässt jemand die Klinge nach dem Abschrecken 24 Stunden liegen bevor er sie anlässt? [...]
Das habe ich falsch beschrieben. Er läßt die Klinge nach dem 3x härten nicht 24h liegen sondern läßt gleich an. Die mind. 24h Ruhepausen liegen zwischen den Härtungen (Härten -> Ruhen -> Härten -> Ruhen -> Härten -> Anlassen). Fowler verspricht sich auch die die Ruhephasen ein feineres Gefüge.

Was ich noch ganz vergessen habe, natürlich gehört auch eine Tiefkühlung im Stickstoffbad zu Ed´s Härteprogramm.

Ich gebe hier nur wieder. Ich sage nicht das Ed´s Methode der Stein der Weisen ist. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen. Etc., pp. Ich will nur zeigen, daß es viele Arten gibt eine Klinge zu härten. Ich will demnächst einmal eine Thread eröffnen in dem ich dann auch die genauen Daten zu Ed Fowler´s Methode mit angebe, da können wir dann darüber Diskutieren, was dran sein könnte (oder auch nicht) an dieser Art zu härten.
 
3 mal, bzw. mehrmals härten bringt ein feineres Gefüge => vergleiche Normalisieren zum Gefügefeinen.
Dasselbe macht das Härten, allerdings mit dem Stress des Abschreckens dabei.
Die gefügeverbessereung bei geschmiedeten Klingen lässt sich damit erkären, das beim geschmiedeten Werkstück eine ungleichmäßige struktur und höchstwahrscehinlich auch unerwünschter Korngrenzenzementit entstanden ist, was durch normalisieren, und weichglühen
=> gefügefeinen und Auflösen des korngrenzenzementits beseitigt wird.
Beim stockremoval greift man im günstigsten Fall auf weichgeglühtes Material zu, was bedeutet kein weichglühen notwendit.
Nomalisieren kann man ( ich mach das z.b.)
aber auch durch den Härtevorgang ereicht man die feine gefügeeinstellung.

Ein mehrmaliges Härten verfeinert das gefüge umfassender, es wird ggfls. auch noch vorhandenes austenitisches Gefüge umgewandelt => vergleiche mehrmaliges Normalisieren. Das feine gefüge wandelt sich umfassender in Martensit um als ein grobes
gefüge.
Was der der Ruhezyklus bringen soll ??
evtl. umwandlung von Restaustenit.
macht er aber auch durch den tiefkühlzyklus.
(nur sinnvoll bei hochlegierten stählen)
Tiefkühlen bei niedrig und mittellegierten stählen bringt m.e. nicht die verbesserung wie bei hochlegierten Stählen.

Ich selbst gehe durch einen Prozess aus mehrmaligem normalisieren,lösen des Korngrenzenzementits (weichglühen/spheriodizieren) und ggfls. mehrmals Härten (2 mal)
3 mal ist mir doch zu viel)

p.s.
diskutieren können wir den prozess gerne <IMG SRC="smilies/smile.gif" border="0">


gruß
 

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ay caramba... dass nenn ich ein feedback...
das mit den seltsamen härtflüssigkeiten aus dem anderen thread lass ich mal lieber sein...
ich seh schon... ich werd mir gleich 10 rohlinge machen, und dann die verschiedenen Methoden testen müssen... <IMG SRC="smilies/biggrin.gif" border="0">
das thema werd ich dann wahrscheinlich nochmal hochbringen, wenn es soweit ist... aber danke erstmal
als esse muss dann wohl erstmal ein gartengrill mit holzkohle herhalten.... feuerzement? urks.. ist das teuer?
soll man zwischen den anlasszyklen den stahl komplett abkühlen lassen?
seb
 
Seb, Du kannst Dir auch einmal den Artikel Straight-Handled Draw Knife anschauen, darin wird beschrieben wie man sich aus einer alten Feile ein Messer bauen kann und mit einfachsten Mittels die Wärmebehandlung durchführt.
 
p.s. diskutieren können wir den prozess gerne <IMG SRC="smilies/smile.gif" border="0">
Da bitte ich momentan das Wasser noch etwas zu halten <IMG SRC="smilies/cwm53.gif" border="0">. Ich will wie gesagt demnächst einmal einen eigenen Thread dazu eröffnen, da werden dann auch die genauen Prozess- und Ergebnisdaten dabei sein.
 

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