Selbstgesuchte Schleifsteine

Mr. Helix

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Hallo zusammen!

Ich lese immer mit großer Neugierde die Berichte über Naturschleifsteine. Da man mit den Natursteinen eine ganz besondere Schärfe erzeugen soll, wollte ich das auch einmal ausprobieren. Leider sind gute Steine meistens recht teuer, um genau zu sein zu teuer für mich.

Also habe ich beschlossen, mir selber Steine zu suchen. Steine liegen ja schließlich genug in der Gegend herum und vor 500 Jahren mussten die Leute ja auch ihre Messer scharf bekommen.

Bisher habe ich verschiedene Steine gesucht, getestet und meistens für gut befunden.
Die besten Eigenschaften hatten dabei, rote oder grüne, tonige Steine. Was das genau für Steine sind kann ich leider nicht sagen. Da fehlt mir geologisches Wissen.

Meine Frage an euch: Wer hat auch schon brauchbare Schleifsteine selber gesucht und gefunden?

Vielleicht kann man sich ja hier ein bisschen austauschen, wo man welche Schleifsteine finden kann und so ein bisschen Konkurrenz zu den Japanern und Belgiern aufbauen ;).

Viele Grüße
Uli
 
Interessanter Gedanke! Hatte ich auch schon einmal... habe für mich aber gedacht das man nichts vernünftiges finde wird.

Wie groß sind deine gefundenen Steine?

Zeig doch mal ein paar Bilder, würde mich interessieren :)
 
Das ist beispielsweise einer der Steine der heutigen Wanderung. Allzu groß sind die jeweils nicht, da ich im Rucksack keine großen Brocken mit mir herumtragen möchte.



Der Stein ist langsamer als ein Missarka Ultra, macht aber eine deutlich glänzendere Schneide. Rasieren geht nach dem "lila Brocken" viel besser als nach dem Missarka. Die Härte ist deutlich höher als bei einem Cerax Kombistein.
Rechts ist der Stein befeuchtet, links trocken. Wässern muss man ihn nicht, sondern einfach Splash-and-Go.

Ich habe auch noch andere Steine, aber diese gerade nicht zur Hand.
 
Wow dein lila Brocken sieht ja sehr vielversprechend aus !

Darf ich fragen wo du so etwas findest bzw wo du wohnst ?

Bei uns in den Wäldern glaube ich kaum das ich so etwas finden würde.
 
Hallo zusammen.

ist mir grad eingefallen.
Ich hab früher in einer Küche in England gearbeitet, da haben die alten Köche ihre Messer außen am Fenstersims(Fensterbrett ?) geschliffen.
Das Haus war sehr alt und da war ne richtige Kuhle eingeschliffen.
Also junger Koch lachte ich drüber und nutze fleißig weiter meinen Wetzstab. :(
 
Nabend,

Sehr guter Ansatz! Wo genau hast du die Steine jeweils gesammelt? Je nachdem wo du unterwegs warst, kann es natürlich engsträumig rasche Wechsel der Gesteine geben. Ich tippe mal auf quarzhaltigen Tonstein, was zu der Aussage "langsam aber poliert gut" passen würde. Ohne ein Stück hier zu haben und mit der Lupe anzuschauen bzw. einen Dünnschliff anzufertigen, kann man das aber nie genau sagen.

Grüße,
Mathias
 
Dieser Stein stammt aus der Gegend südlich von Ilmenau. Also Thüringer Wald.

Habe auch noch Steine aus Südtirol. Davon werde ich die Bilder Ende nächster Woche nachreichen.
 




... das ist ein deko Flusstein, der auf einem Balkon lag. Aus Langeweile habe ich mir den flachsten genommen und ihn gegen die Bodenplatte weiter geglättet. Danach mit dem Testmesser (auf dem Foto) in den Stein geschnitten, so dass die Klinge völlig stumpf war und Licht reflektiert hat. Dann mit etwas Wasser in Kreisbewegungen geschliffen. Nach ca. 10 min. hat das Messer locker, ohne Druck die Armhaare glatt entfernt. Einige Haare wurden sogar über der Haut abgeschnitten.

Heute habe ich noch einen Victorinox auf einem mittleren SiC Stein geschliffen und danach diesen hier genommen. Unter 100x Vergrößerung konnte man sehen, dass die tiefen Rillen vom SiC langsam aber sicher aus dem Stahl wieder ausgeschliffen wurden.


Keine Ahnung was das für ein Stein ist, aber in Flussnähe sieht man genug davon. Er fühlt sich recht schwer an und löst beim Schleifen kaum auf, ist also ziemlich dicht. Ähnlich einem hard arkansas. Für Messer mit weicherem Stahl definitiv eine gute und günstige Option.
 
Beim Thüringer Wald denkt man natürlich direkt an die berühmten Thüringer Naturschleifsteine. Ich tippe weiterhin auf einen Tonstein, wobei man das per Ferndiagnose wie gesagt nicht genau sagen kann. Er könnte theoretisch genausogut magmatischen Ursprungs sein.

Bezüglich des gerade gezeigten Flusskiesels kann man auch schwer sagen was es ist. Der Tipp nach ähnlichen zu suchen bringt vermute ich nicht viel. Das Gesteinsinventar jedes Flusses variiert je nach Geologie des Einzugsgebiets der mittransportierten Gesteine.

Solang aber ein Gestein feinkörnig und dicht ist, kann es jeder mit allem möglichen mal ausprobieren:super:
 
Noch ein kleines Update zu dem "lila Brocken":

Der Unterschied im Schleifverhalten mit/ohne Schleifschlamm ist gravierend. Mit Schleifschlamm ist der Stein recht flott. Der Schlamm färbt sich bereits nach ca 20 Zügen von rötlich zu grau.
Ohne Schlamm ist der Stein sehr viel langsamer, dafür ist eine wirklich beeindruckende Schärfe erreichbar.

Als Test habe ich ein realtiv stumpfes und rostendes Herder in 5 min auf Gesichts-Rasier-Schärfe gebracht. :staun: Und das mit einem Stein!
 
Heute war ich noch einmal draußen und habe nach "lila Brocken" gesucht. Tatsächlich war ich erfolgreich und habe ein paar interessante Stücke gefunden (ca. 5kg).

Den schönsten Stein habe ich angefangen abzurichten und bereits ausprobiert:


Links ist der frische Schleifschlamm, in der Mitte der Schleifschlamm nach ca. 2min. Der Schlamm verfärbt sich zügig grau, Stahl wird also abgetragen.
Er verhält sich nahezu wie der andere "lila Brocken".

Viele Grüße
Uli
 
Kannst du von dem Gestein evtl. ein paar unverwackelte Nahaufnahmen von Bruchstellen / Kanten machen und mir per Mail schicken? Meine Email könntest du noch haben :)

Sieht mir jetzt und auch aufgrund der Farbe eher nach einem Siltstein oder was anderem als nach Tonigem Gestein aus. Falls dem so ist, wundert mich, dass er gut poliert. Kannst du auch hier noch ein paar Bilder der Schneide nach einer Kur auf dem lila Brocken zeigen?:super: Am besten von einem deiner Tosas:p

Du hast die Stücke "lose herumliegend" gefunden oder? Irgendwo direkt in der Umgebung könnte / sollte man das Gestein auch anstehend vorfinden. Dann könnte es sein, dass du noch größere Brocken vorfinden könntest, die auch für die großen Kochmesser Wellnessgröße haben müssten. Sehr interessanter Fund in meinen Augen:super:
 
Die Schneide bekomme ich nicht fotographiert:rolleyes: (hab da wenig Talent dafür).

Hier habe ich die Seite des Herders mal fix "poliert". Man sieht es auf dem Bild schlecht, aber die Klinge spiegelt recht ordentlich.


@Mathias: Die Bilder sind unterwegs.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, wie bereits angekündigt wollte ich euch noch ein paar Bilder meiner Natursteine zeigen.
Auf den Bilder ist der jeweilige Stein immer zu einem Drittel trocken, zu einem Drittel nass und zu einem Drittel angebrieben.


Fundort: Südtirol
-relativ weich, setzt flott Schleifschlamm frei, ziemlich schnell ~1000er Körnung
-Ich nutze ihn gerne für rostträge Klingen oder für den Kontrast zwischen Eisenflanken und Aogami-Kern.




Fundort: Südtirol
-extrem weich, schlämmt ohne Ende, sehr langsam
-Als Abschluss für rostende Klingen recht gut geeignet. Damit lässt sich gut der Kontrast zwischen Eisenflanke und Aogami-Kern herausarbeiten.



Fundort: Thüringer Wald
-recht hart, setzt kaum Schlamm frei, mit Schlamm sehr schnell und ~ 1500er Körnung
-Gibt rostenden und rostträgen Küchenmessern eine sehr schöne Gebrauchsschärfe.


Fundort: Thüringer Wald
-sehr hart, setzt keinen Schlamm frei, sehr flott, ~2000er Körnung mit Schlamm, ~4000er Körnung ohne Schlamm
-Stumpfe Klingen schleife ich erst mit Schlamm, dann auf dem blanken Stein. Am Ende ist bei rostenden Klingen eine wirklich tolle Rasierschärfe erreichbar.
Für rostträge Klingen eher weniger geeignet.


Ich hoffe, das kann den einen oder anderen ermutigen auch Schleifsteine aus der Heimat zu suchen und zu benutzen.

Viele Grüße
Uli
 
Der Thread ist sehr interresant!
Ich stelle mir die Frage ob Granit bzw Marmor ebenfalls geeignet wäre da ich davon eigentlich genügend Wacher/Bruchstücke liegen habe!
Hat das schon der ein oder andere ausprobiert?
Sorry für die dumme Frage aber in der Hinsicht bin ich doch recht unbedarft!
 
Ist schon sehr dicht, denke zum polieren wird das gegen. Für richtig schleifen vll etwas zu fein.

Was aber problematisch werden könnte ist die enorme Härte des Steins beim abrichten :D
 
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