Original geschrieben von Nidan
Warum machen die das denn nicht so, daß man an das ganze Zeug (Springer, Balis, Faustdolche..) erst ab 18 ran darf ?
Etwas Grundsätzliches dazu wurde mal in Waffen_Online gepostet
(sorry wegen der Länge, aber ich denke es lohnt sich):
"
Hausdurchsuchung, Psychotest und die innere Sicherheit der Gartenzwerge
Bemerkungen zum sächsischen Waffengesetzentwurf - Gesetze entstehen manchmal auf merkwürdige Weise. Das (demnächst)novellierte Waffengesetz ist dafür ein schönes Beispiel. Ein bestehender Handlungsbedarf zur sinnvollen Vereinfachung des Gesetzes und zur Abschaffung unsinniger Restriktionen wird im Wege der Anlaßgesetzgebung zu einem Handlungsbedarf in Richtung restriktiveres Waffengesetz uminterpretiert. Falschdarstellungen in den Medien, die Hysterie zu einem gewinnbringenden Produkt machen, verweisen auf scheinbar notwendige Restriktionen, die ein Problem lösen- das so gar nicht besteht.
Was also lag für die Unionsopposition näher, als hier tätig zu werden? Wer Nachhilfe in politischer Taktik sucht, die in sich brillant und gleichzeitig fern von rationaler Sachpolitik ist, hier kann er sie finden.
Was man sich vor der Bundestagswahl nicht traute, weil man, wie sich nicht nur vor sondern auch nach der Wahl zeigte, auf jede Stimme angewiesen war - als Opposition kann man nun forsch zu Werke gehen. Wie gewinnt man nach der Wahl Wähler zurück, von denen man vor der Wahl nur die Stimmen wollte? Was macht man, wenn der ehemalige Oberstaatsmann plötzlich in der Öffentlichkeit als Gesetzesbrecher wahrgenommen wird? Wie täuscht man nach dem Bimbesskandal die wiedererlangte volle politische Handlungsfähigkeit vor?
Es ist, man sieht es irgendwie am Ergebnis, ganz einfach:
Man sucht sich ein Gebiet, in dem der potentielle Wähler Kernkompetenz vermutet, das thematisch fern ab von allen Krisensymptomen der Partei ist, das ein Dauerbrenner in den Medien ist und in dem sich leicht populistisch formulieren läßt. - Innere Sicherheit.
Was man nun braucht, sind Themen aus diesem Gebiet, bei denen schon die Behauptung, daß Handlungsbedarf besteht, deren Beweis ist. Gemeinhin sind das Bereiche, in denen extreme Ereignisse berechtigte öffentliche Bestürzung hervorrufen können, am besten solche, in denen auf tragischste Weise Menschen um ihre Gesundheit oder ihr Leben kommen. Nur so läßt sich die populistische Berichterstattung von vornherein einkalkulieren und muß nicht erst über die politischen Freunde in der Medienlandschaft organisiert werden. Der Einzelfall wird entgegen jeder Statistik verallgemeinerbar, weil in ihm die höchsten Güter verletzt wurden.
Thema sind also neben Kampfhunden, Paintball natürlich die Schützen. Eine exzellente Auswahl, denn auch auf den zweiten Blick scheinen diese Bereiche nichts miteinander zu tun zu haben. Was sie vergleichbar macht, wird erst deutlich, wenn es zu spät ist: In allen drei Bereichen bestehen lösbare Probleme, die durch schwarze Schafe in den Gilden verursacht wurden, im letztgenannten Bereich z.B. die sichere Waffenaufbewahrung. In allen Bereichen lassen sich nicht nur die Gegenstände des Hobbys sehr leicht stigmatisieren, sondern auch die tragenden Personen als Gruppe. So werden aus Hundehaltern
"halbkriminelle und intellektuell minderbemittelte Gemeingefährliche", die nichts anderes im Sinn haben, als friedliche Bürger zerfleischen zu lassen. Aus Paintballsportlern werden "Möchtegern-Fremdenlegionäre", die etwas drum geben würden, Rambo sein zu dürfen. Aus Soldaten und Reservisten werden
"potentielle Mörder". Aus Sportschützen werden "potentielle Amokläufer" und aus Jägern "Tiermörder".
Alles Leute also, die "in ihrem tiefsten Innern gewalttätig" sind und die man restriktiv behandeln muß.- Zweckmäßigerweise plausibelisiert die Stigmatisierung der Gegenstände die Stigmatiserung der Personen und umgekehrt: Die Sportwaffe ist gefährlich, schon weil der Sportschütze ein "Waffennarr" ist; der Schütze ist eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, schon weil er mit "gefährlichen Gegenständen" umgeht.
Die Auswahl dieser Themen ist auch deshalb taktisch exzellent, weil es auf ein Problem, das als gesamtgesellschaftliches gar nicht besteht, immer eine einfache Lösung gibt: das rechtliche oder faktische Verbot und - soweit dies nicht machbar ist - die Restriktion. Gesetzliche Restriktion und Verbot sind
nach erfolgreicher Stigmatisierung nur noch ein Formulierungsproblem. Wenig Arbeit und viel Ergebnis. Die rechtspolitische Fragwürdigkeit läßt sich kaum mehr diskutieren, denn wo Handeln verboten ist, kann auch nichts passieren denkt der deutsche Gartenzwerg, der nach dem Verbot seine innere Sicherheit gestärkt sieht. (Symptomatisch dafür ist die Diskussionsentwicklung beim Kampfhundproblem: Waren in der Kampfhundediskssion zunächst aus dem Waffenrecht bekannte Begriffe wie Polizeiliches Führungszeugnis, Erlaubnis zum Hundeführen, Sachkunde, Sachkundeprüfung und geistige und körperliche Eignung zu hören, so dauerte es nicht lange bis zum Beschluß eines Züchtungs- und Halteverbots. Den Einwand der Tierschützer, daß man damit ganze Rassen auf Dauer ausrottet, braucht die Politiker nach erfolgreicher Stigmatisierung nicht mehr zu kümmern. Die Union nimmt im übrigen Tierschutz ohnehin nicht sehr ernst, wie sich jüngst wieder bei einer erfolglosen Grundgesetzänderung zeigte. Und ganz wie in der Waffenrechtsdiskussion auch, wird nicht mehr nach dem sachgerechten mildesten Mittel gesucht, sondern nach dem juristisch sichersten Weg für ein faktisches Totalverbot.)
An diesen Beispielen ist deutlich zu erkennen, wohin die oben erwähnten Stigmatisierungen führen: Grundrechtsverstümmelung, Unverhältnismäßigkeit, Verbot, Diskriminierung gesetzestreuer Bürger. Die taktische Brillanz der Politiker ändert daran überhaupt nichts. Der sächsische Entwurf offenbart eine tiefe Abneigung gegen den nicht kontrollierten und frei handelnden Bürger. Er zeigt, wie man geistiges Opfer seines eigenen Populismus wird.
Viele Sportschützen, Reservisten und Jäger reagieren auf diese Entwicklungen mit Resignation. Das kann aber sicher nicht die Antwort sein. Die Antwort muß sein:
Wer Freiheitsbeschneidungen zur Hauptlösung für tatsächliche und scheinbare Probleme macht, gehört in einer demokratischen Gesellschaft nicht an die Macht. Der unbescholtene Bürger kann solches diskriminierendes politisches Handeln nicht unterstützen. Weder politisch noch moralisch oder finanziell.
Nicht in Wahlen oder durch eine weitere Parteimitgliedschaft. Es bleibt zu hoffen, daß das viele Parteimitglieder so sehen, in allen Parteien. Die traurigen Gestalten der politischen Klasse scheinen sich kaum noch durch Argumente von ihrem Ritt gegen die Windmühlen abhalten zu lassen. Um so wichtiger ist es, daß die Basis in den Verbänden anfängt, mit dem teilweise hochnotpeinlichen unterwürfigen Verhalten nach außen und obrigkeitsstaatlichen Verhalten nach innen der Verbandsleitungen und einiger Vereinsvorstände vor Ort aufzuräumen. Es ist an der Zeit, daß die Verbände ihren Gartenzwergkrieg gegeneinander aufgeben und nicht nur politisch sondern auch sportlich zusammenarbeiten, statt Abweichler in den eigenen Reihen zu diskriminieren. Es wäre an der Zeit, daß sich die Verbände und Vorstände endlich in aller Deutlichkeit entschieden gegen die Verunglimpfungen aller Sportarten in der Politik verwahren. - Das wäre ein Engagement, das sich lohnen würde. Nicht nur im DSB und im BDMP. Wer nach dem sächsischen Gesetzentwurf auf Beschwerden im Wahlkreis, auf Protestbriefe an die Medien, auf Petitionen an die Abgeordneten oder wenigstens auf eine Mitgliedschaft im Forum Waffenrecht weiter verzichtet, kann sich kaum noch auf seine verfassungsmäßigen Freiheiten berufen. Er hat seinen Waffenbesitz - egal ob für Jagd oder Sport - nicht verdient. Wegen politischer Unmündigkeit."