Stahl bläuen

Hallo in die Runde,

ich habe über die Suche mal etliche Beiträge über das Bläuen von Klingen gelesen, aber bei meinem Problem scheint das nicht zu helfen.

Folgendes liegt an:
Ich bin in den Besitz eines Kavalleriedegens M 89 gekommen, der eine Regimentsinschrift und weitere Verzierungen als Ätzung auf der Klinge hat. Da die "Hintergründe" der Panelen (Regimentsinschrift und Reiterattacke) von den tiefer liegenden Oberflächen her rauher und nicht vernickelt sind, nehme ich an, daß diese einmal gebläut waren.

dscf5782le8.jpg


Um die ursprüngliche Bläuung wieder zu erlangen wird ein Anlassen wohl eher nicht gehen, da das so begrenzt wohl nicht funtioniert.
Hat jemand von Euch eine Idee, wie das mal gemacht wurde, bzw. wie man das heute auf günstiger Weise hinbekommen könnte?

Die gesundheitsgefährdenen Zutaten sind mir da eher ein Greuel. Nitrofarbe verschmähe ich aber auch :hehe:

Gruß,
Thomas
 
Hallo Thomas

Dazu fallen mir spontan zwei Möglichkeiten ein:

1. Alte Methode:

Sandbad, über dem Feuer erhitzt und die Temp. mittels blanken Stahlstücken ähnlicher Dimension überprüfen.

2. Moderne Methode:

Salzbad (Anlassalz AS 140) mit geringem Wasserzusatz. Auch dabei muß man etwas tüfteln, die Farbe ist dann aber sehr gleichmäßig und auch haltbar. Großer Vorteil außerdem: Wenn Sich das Teil (sehr schön übrigens!) demontieren lässt, wovon ich jetzt mal ausgehe, kann man genau so weit eintauchen, wie man es braucht bzw. haben möchte.

Edit: 3. Geht das heute natürlich auch mit etwas Erfahrung mit dem Lötbrenner. Ist aber schwierig, beide Seiten gleichmäßig hinzukriegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Thomas
Wenn Sich das Teil (sehr schön übrigens!) demontieren lässt, wovon ich jetzt mal ausgehe, kann man genau so weit eintauchen, wie man es braucht bzw. haben möchte.

Hallo Arnold,

vielen Dank für Deine Tips, die ich übrigens noch nirgendwo anders gelesen habe.
Das Problem ist hierbei, daß die zu bläuenden Felder nicht getaucht werden können, sondern, ich drücke es mal mit meinen eigenen Worten aus, ausgemalt werden müssen, da sich die Blaue Farbe innerhalb begrenzter Linien befinden muß. Die erhabenen Stellen (z.B. die oben abgebildeten Reiter) müssen sogar wieder Silber aussehen.

Anbei mal ein originales Beispiel:

gardehusaroq2.jpg


Gruß,
Thomas
 
Hallo Thomas

Hm, ich fürchte, da wird kein Weg an einem anschließenden Poliervorgang vorbei führen...
Mir ist derzeit absolut auch kein chemisches Mittelchen bekannt, welches sich so gezielt und ohne zusätzliche Wärmeeinwirkung anwenden ließe.

Der Ursprünglich angewendete Weg ist für mich ganz klar ein Bläuen per Anlassfarbe mit anschließendem Nachpolieren der erhabenen Flächen. Macht man das wieder genau so und entsprechend vorsichtig, spricht für mich nichts dagegen. Ein konservativer Restaurator würde Dir dafür allerdings wahrscheinlich den Hals umdrehen...
 
Bläuen per Anlassfarbe mit anschließendem Nachpolieren der erhabenen Flächen. Macht man das wieder genau so und entsprechend vorsichtig, spricht für mich nichts dagegen.

Das klingt doch gut! Das Nachpolieren der jetzt vernickelten Flächen wäre wohl kein Problem, weil die Farbe an diesen Stellen bestimmt nicht so gut halten würde. Wo kann man denn solche "Anlaßfarbe ( = Anlaßsalz? ) beziehen.


Ein konservativer Restaurator würde Dir dafür allerdings wahrscheinlich den Hals umdrehen...

Och, naja, das ist sekundär :argw:
 
Hallo Thomas,

habe dieser Tage eine eingetrocknete Tube mit "Gun Blue Paste" gefunden, - aus meinem früheren Leben als ich noch mit Schußwaffen zu tun hatte.

Die Paste hat ihre beste Zeit hinter sich (dachte ich) und ich wollte sie wegwerfen. Dann kam der Gedanke, mach damit mal eine Klinge schwarzblau.
Ich machte mit Wasser das eingetrocknete Zeugs wieder verarbeitungsfähig und prompt war es flüssig und damit mit einem Pinsel auftragbar. Das Ergebnis hat mir gefallen, war ein wenig fleckig, doch sehr wirkungsvoll. Habe es hernach nur mit Leitungswasser abgewaschen und die Klinge etwas eingefettet, - musste nicht mehr nachpoliert werden.

Daran dachte ich, als Du angedeutet hast, ein Bläumittel mit einem Pinsel aufzutragen. Müßte also in Deinem Falle auch praktikabel sein.

Servus - Reinhold.
 
Hallo Thomas,

habe dieser Tage eine eingetrocknete Tube mit "Gun Blue Paste" gefunden, ...

Hallo Reinhold,

ich habe mich mal gleich mit Google "schlau" gemacht und mußte bedauerlicherweise feststellen, daß es dieses Mittelchen in Deutschland nicht zu geben scheint?

Deine antiken Reste reichen nicht noch zufällig für 65 cm²?

Gruß,
Thomas
 
guck mal nach perma blue, juergen schanz wollte das im seinem shop aufnehmen, bei briesenreiter habe ich auch was bekommen. ach ja, was nicht auf der flasche steht, handschuhe anziehen, meine pfoten habe 3 tage nach knoblauch gestunken...
 
Perma Blue...

gibt es zu kaufen, hab 's gerade mal nachgeprüft. Allerdings kenne ich die Ergebnisse nicht, da von einer blauschwarzen Färbung die Rede ist.

Hat mal jemand ein Beispielfoto eines damit behandelten Gegenstandes?
 
Hallo Thomas,

diese angerührete Mixtur ergibt maximal 2 Fingerhüte voll.
Habe sie in einem kleinen Marmeladegläschen untergebracht. Bedeckt gerade noch den Boden.

Bitte frag´ doch mal bei Sportschützen oder bei einem Büchsenmacher nach diesem Zeug. Habe die "Gun Blue Paste" damals bei Frankonia schicken lassen.

Das Mittel muss auch noch bei uns zu bekommen sein.

Als ich damals dieses Gel bzw. Paste mit einem Läppchen aufgetragen hatte, war das Ergebnis in Ordnung.

Jetzt muss ich mit dieser "Teufelsbrühe" zwei-, dreimal drüber streichen, um ein gutes Aussehen zu bringen.

Ich hoffe für Dich, dass Du bald das beste findest.
Servus - Reinhold.
 
Hallo Reinhold,

dann werde ich bei Gelegenheit mal bei unserem Büchsenmacher nachfragen. Der hat sonst ja auch immer jeden "Quatsch" auf Lager.

Dank und Gruß,
Thomas
 
Hallo Alter Fritz,

ich habe erst am Wochenende mit Perma Blue einen alten Lauf behandelt. Die (blaugrüne) Paste ist leicht aufzutragen, das Ergebnis ist eine blaugraue Oberfläche. Mehrmals angewendet wird das ganze dunkler, aber nie schwarz! Ein schönes metallisches Glänzen. Probier das Mittel doch mal auf einem Stück Stahl aus. Vorheriges gründliches Reinigen und entfetten erforderlich. Nicht mehr anfassen. Vielleicht kann man mit fetten der Stellen, die blank bleiben sollen, dein Problem lösen?
Und Handschuhe anziehen, das Zeug soll nicht ungiftig sein. Kostet übrigens nicht viel und ist sehr ergiebig. Ich hab´s bei einem Auktionshaus *gun unter Büchsenmachermaterial gekauft.
Gruß
LotharM
 
Nun gebe ich halt meinen Senf auch noch dazu.
Ich restauriere seit Jahrzehnten alte (teure) antike Waffen. Es gibt zig Rezepte wie die Altvorderen das gemacht haben...alles giftig, verboten, gefährlich, usw.!!!
Einfachste Methode um ein tolles Blau auf Schrauben und mittelgroßen Teilen zu erhalten ist:
flüssiger Salpeter, bei ca. 280 - 300 Grad Schraube rein, dann abwarten bis das tolle Blau erscheint und raus in ein Glas mit Wasser. So machen das auch Uhrmacher für die schönen kleinen Schräubchen. Ist aber wie nicht sehr strapazierfähig!
Größere Teile im Backofen bei 250 Grad, geht auch und kostet nicht das Leben...!
Und nun wird es richtig professionell, ein Freund von mir macht das nach alter "Vater Colt Sitte", absolut perfektes Blau wie im Jahre 1840 - 1870, ist aber in Deutschland nicht mehr erlaubt (aber er sitzt an der Holländischen Grenze!). Die Teile befinden sich in einem speziellen Ofen und bewegen sich in einer Atmosphäre aus diversen Zutaten. Eine Zutat davon ist ein Teerprodukt das bei der Kokserzeugung entsteht (mir ist der Name entfallen...).

Hier mal nur so zum angeben ein Bildchen einer von mir restaurierten antiken Waffe mit gebläuten Schrauben:

f566ae06.jpg


Die Gravur ist natürlich von Ralph Salzmann nach originaler Vorlage entsanden.

Um vor zu beugen, hier auch ein Parierstück das ich in flüssigem Salpeter gebläut habe. Damast von Gerald Schedel:

dscn6349.jpg


Den Salpeter bekommt an in "Brocken", arbeiten wie bei allen solchen Dingen nur im Freien!!!!
Viel Erfolg bei deiner Arbeit wünscht dir
Wolfgang
 
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Und nun wird es richtig professionell, ein Freund von mir macht das nach alter "Vater Colt Sitte", absolut perfektes Blau wie im Jahre 1840 - 1870,
... Eine Zutat davon ist ein Teerprodukt das bei der Kokserzeugung entsteht (mir ist der Name entfallen...).
Kann ich bestätigen, ich *darf* ab und zu mal die Teile ansehen, befingern und *bewundern* - das ist sowas von dunkelblau, schon fast nachtblau, und zwar flächendeckend.
Soweit ich mich erinnere, hat Gerd ein Ersatzmittel gefunden, von diesem nicht mehr verkehrsfähigem Teeröl hat er auch mal "leicht betrübt" erzählt.

Gruß Andreas
 
Kann ich bestätigen, ich *darf* ab und zu mal die Teile ansehen, befingern und *bewundern* - das ist sowas von dunkelblau, schon fast nachtblau, und zwar flächendeckend.
Soweit ich mich erinnere, hat Gerd ein Ersatzmittel gefunden, von diesem nicht mehr verkehrsfähigem Teeröl hat er auch mal "leicht betrübt" erzählt.

Gruß Andreas

Hi Andreas, in Holland bekommt man das Öl anscheinend noch. In Ungarn auch!
Aber oute dich doch mal bitte (bin ich blöd oder was??), kannst mir ja eine Mail zusenden. Ich würd mich freuen!! Ich war ja mal 14 Tage bei Gerd da oben im Urlaub.
Bis dann tschüs
Wolfgang
 
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