Stahlmuster auf Monostahlklingen

Usagi Y.

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Mir ist aufgefallen, dass manche Stahlsorten ein eigenes Muster quer zum Schliff/Finish aufweisen. Besonders bei VG10, VG2, und D2. Sieht fast aus wie bei einer gefalteten japanischen Schwertklinge. Jede Stahlsorte hat ein eigenes Muster! Die Bilder zeigen VG10 und VG2 (D2-Bilder sind leider nichts geworden).

Kommt das evtl. vom ausschmieden/walzen des Stahls? Hat jemand eine Erklärung dafür?

schlierenaufvg2xj4.jpg




Gruss
Usagi Y.
 
Hat ev. etwas mit dem Finish zu tun. Wenn die Klingen perfekt spiegelpoliert sind siehst du keine Unterschiede mehr.
 
Das ist bestimmt Wootz!!

Im Ernst, das ist simpel. Es ist lediglich der Faserverlauf des Stahls, den man sieht.
 
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Es ist lediglich der Faserverlauf des Stahls, den man sieht.

Sicher? Ich hätte es für Schleifspuren gehalten. Wie rcn bin ich der Meinung, das man bei sehr glatten Oberflächen nichts mehr sehen würde.
Ich lasse mich da aber auch gern eines Besseren belehren.

stay rude
braces
 
Extrem feine Bearbeitung kann das Gefüge eines Stahls so aufschließen, daß man es mit bloßem Auge sehen kann.
Was man dann sieht, kann ganz unterschiedlich sein.
Der schwedische Schwertschmied Peter Jonson, der seine perfekt gearbeiteten Klingen in Solingen zeigte, hatte ein wootz-ähnliches Muster auf seinen Klingen, obwohl er mit Federstählen arbeitet. Da bei diesen Stählen nach richtigem Härten keine Karbide mehr auftreten können, läßt sich das am ehesten so erklären, daß bei der extrem sauber geschliffenen Oberfläche die neben dem Martensit noch vorhandenen Ferritbereiche zu sehen waren.
Bei vom Stahlwerk nicht besonders sauber erzeugten Stählen werden Oxydeinschlüsse und ähnliche Verunreinigungen in Walzrichtung mitgezogen und sind bei entsprechend feinem Schliff als Faser zu sehen. Bei übereutektoidischen Stählen können die nach dem Härten noch vorhandenen Karbide ein leichtes Faserbild erzeugen.
Bei Stählen mit Primärkarbiden können die Karbide beim Härten nur zum Teil gelöst werden. Da sie beim Walzen in Walzrichtung mitgezogen wurden, führen sie oft zu einem geradezu streifigen Gefüge.
440 B oder 1.4112 wie er bei uns heißt, zeigt oft nach dem Polieren geradezu eine Art Apfelsinenhaut. Die alten 5-Markstücke aus Silber waren, wie man sich sicher noch erinnern kann, matt. Sie bildeten exakt die Oberfläche des Stahls ab, mit dem sie geschlagen wurden: 1.2379.
Neben diesen unbeabsichtigten Mustern auf Monostahlklingen sind diese, wie ja schon oft und ausführlich erörtert worden ist, auch durch eine besondere Wärmebehandlung, etwa partielles Härten oder partielles Anlassen zu erzeugen, oder, wie beim Wootz, durch eine besondere thermomechanische Behandlung bei hohem C-Gehalt. Das ist aber schon ein anderes Thema.
MfG U. Gerfin
 
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Bei vom Stahlwerk nicht besonders sauber erzeugten Stählen werden Oxydeinschlüsse und ähnliche Verunreinigungen in Walzrichtung mitgezogen und sind bei entsprechend feinem Schliff als Faser zu sehen. Bei übereutektoidischen Stählen können die nach dem Härten noch vorhandenen Karbide ein leichtes Faserbild erzeugen.
Bei Stählen mit Primärkarbiden können die Karbide beim Härten nur zum Teil gelöst werden. Da sie beim Walzen in Walzrichtung mitgezogen wurden, führen sie oft zu einem geradezu streifigen Gefüge.
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Sowas in der Richtung hatte ich vermutet, kenne mich aber noch nicht genug mit der Materie aus (bin noch dran an Romans Buch ;) ).

@ rcn & Braces
Schleifspuren sind es definitiv nicht. Ich habe auch ein Hiro Zipang Urushi mit einer Dreilagenklinge mit Kern aus VG10. Die Klinge ist Spiegelpoliert und zeigt im Schneidenbereich auf dem VG10 das gleiche Wellenmuster - nur viel feiner. Unmöglich zu fotografieren!

Schaut doch mal eure Messer an. Ich habe es bisher an allen Klingen aus VG10 (fast alle Spyderco), den Seitenlagen des Fällkniven TK3 und dem Bob Lum Encounter aus D2 entdeckt.
Bei Karbonstahl, 440'er, BG42, CPM S30V, AUS-6 und ZDP-189 habe ich dieses Phänomen nicht feststellen können.

Gruss
Usagi Y.
 
Ich hab ein paar gehärtete Klingen aus CK75 hier, bei denen taucht nach kurzem Ätzen in Fe3Cl eine ähnliche Optik auf. Egal wie lange man schleift (hab 3 x neu bei P240 angefangen), nach dem Ätzen tauchen immer wieder die Längsstreifen auf. Hat die WB einen Einfluß auf dieses ungewollte Muster? Ich habe die Klingen bei 2 verschiedenen Leuten härten lassen und das Muster ist unterschiedlich stark, obwohl die Klingen von ein und dem selben Stück Flachstahl stammen.
 
Usagi,
Ich habe spiegelpolierte Klingen gesehen, die perfekt sind und ich habe spiegelpolierte Klingen gesehen mit kleinen "Fehlern", wie du sie beschreibst. Aber ich dachte bis jetzt das liegt am Messermacher! Bei Richard Hehn kann ich mir nicht vorstellen, dass es solche "Fehler" in der Oberflächenstruktur gibt.
 
Solche Sturkturen in Längsrichtung stammen i.d.R. entweder von Oxideinschlüssen, Mangansulfideinschlüssen oder von Primärseigerungen, die bei der Erstarrung entstanden sind.
Die ersten beiden Sorten sind mehr oder weniger in jedem "normal" erschmolzenen Stahl vorhanden. (Mit normal meine ich jetzt Elektolichtbogenofen oder Sauerstoffkonverter mit anschließender Pfannenbehandlung evtl. noch Vakuumentgast) Es ist ein Irrglaube zu meinen, dass diese Verunreinigungen der Vergangenheit (Thomasstahl oder Siemens-Martin-Stahl) angehören. Sie sind heute immer noch Realität, nur eben nicht mehr so extrem wie vor 30-40 Jahren.
Auch Primärseigerungen, welche beim Erstarren entstehen, bleiben im Stahl drin und lassen sich durch Wärmebehandlungen so gut wie nicht beseitigen. Molybdän neigt z.Bsp. sehr gerne zum Seigern. Auch diese sind u.U. auf polierten Flächen sichtbar, da die geseigerten Bereiche einfach härter oder weicher nach der WB sind, und so entweder einen höheren oder niedrigeren Wiederstand dem Poliermittel entgegensetzen.

Will man diesen Nachteilen aus dem Weg gehen, so muß man besonders rein erschmolzene Stähle kaufen. Derartige Stähle sind entweder ESR oder VAR- umgeschmolzen. Bei diesen Verfahren werden "normal" erschmolzene Stähle nochmals umgeschmolzen. Erst jetzt kann man davon ausgehen, dass man keine "Faser" mehr sieht. Auch die mechanischen Eigenschaften sind hierbei in Längs-und Querrichtung nahezu identisch.
Derartige Stähle sind aber ca. doppelt so teuer wie normale.

Klaus
 
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