Extrem feine Bearbeitung kann das Gefüge eines Stahls so aufschließen, daß man es mit bloßem Auge sehen kann.
Was man dann sieht, kann ganz unterschiedlich sein.
Der schwedische Schwertschmied Peter Jonson, der seine perfekt gearbeiteten Klingen in Solingen zeigte, hatte ein wootz-ähnliches Muster auf seinen Klingen, obwohl er mit Federstählen arbeitet. Da bei diesen Stählen nach richtigem Härten keine Karbide mehr auftreten können, läßt sich das am ehesten so erklären, daß bei der extrem sauber geschliffenen Oberfläche die neben dem Martensit noch vorhandenen Ferritbereiche zu sehen waren.
Bei vom Stahlwerk nicht besonders sauber erzeugten Stählen werden Oxydeinschlüsse und ähnliche Verunreinigungen in Walzrichtung mitgezogen und sind bei entsprechend feinem Schliff als Faser zu sehen. Bei übereutektoidischen Stählen können die nach dem Härten noch vorhandenen Karbide ein leichtes Faserbild erzeugen.
Bei Stählen mit Primärkarbiden können die Karbide beim Härten nur zum Teil gelöst werden. Da sie beim Walzen in Walzrichtung mitgezogen wurden, führen sie oft zu einem geradezu streifigen Gefüge.
440 B oder 1.4112 wie er bei uns heißt, zeigt oft nach dem Polieren geradezu eine Art Apfelsinenhaut. Die alten 5-Markstücke aus Silber waren, wie man sich sicher noch erinnern kann, matt. Sie bildeten exakt die Oberfläche des Stahls ab, mit dem sie geschlagen wurden: 1.2379.
Neben diesen unbeabsichtigten Mustern auf Monostahlklingen sind diese, wie ja schon oft und ausführlich erörtert worden ist, auch durch eine besondere Wärmebehandlung, etwa partielles Härten oder partielles Anlassen zu erzeugen, oder, wie beim Wootz, durch eine besondere thermomechanische Behandlung bei hohem C-Gehalt. Das ist aber schon ein anderes Thema.
MfG U. Gerfin