Hallo,
beim Schleifen auf Banksteinen mit zunehmender Feinheit (240->1000->3000->6000) geschieht doch folgendes:
- die zunächst noch groben Riefen werden Stufe um Stufe feiner,
- die Wate (Schneidkante) wird immer 'gerader',
- der beim Schleifen entstehende Grat auf der Gegenseite wird immer feiner.
Letzteres macht den Feinschliff auf 6000er o. ä. auch etwas schwierig: da man den sehr feinen Grat kaum noch fühlen (oder schräg ins Licht gehalten) sehen kann, hilft einem nur noch das Gefühl. Dieses sagt einem, dass man nach wenigen Strichen hier schon die Seite wechseln sollte!
Und es sagt einem auch, wann es gut ist, man das Messer reinigt und ein paar Haare opfern kann.
Ich habe bislang keine Erfahrung mit Steinen feinerer Grade, z. B. 8000er oder sogar 10.000er...
Wenn ich eine geschlossene, geradezu polierte Schneide erzielen will, ziehe ich das Messer noch einige wenige Male fast ohne Druck über den Dickoron superfeinzug.
Danach benutze ich ein flach aufgeklebtes Leder, das ich mit Mixol Oxyd-Grün Nr. 14 dick angestrichen habe (es sollte tagelang trocknen, bevor man es benutzt!).
Bei diesem Abziehen auf dem Leder kann man zwei verschiedene Strategien verfolgen:
1. man möchte nur die Schneide hochglanzpolieren; dazu zieht man das Messer mindestens so flach, wie der Schleifwinkel war, eher sogar etwas flacher (da das flexible Leder sich immer 'anlegt'), so häufig über das Leder, bis man mit dem Spiegelglanz der Schneide zufrieden ist.
2. man möchte nur den Super-Mini-Restgrat entfernen; dazu ziehe ich das Messer in einem Winkel, der gleich oder etwas größer dem letzten Schleifwinkel ist, mit kaum mehr Druck als dem Eigengewicht des Messers wenige Male abwechselnd über das Leder.
Strategie 1 (Hochglanzpolieren) entfernt nebenbei zwar auch den Mini-Restgrat, macht m. E. aber zwangsläufig die Schneide gleichzeitig minimal konvex. Das kann man ganz bewußt machen, um - wie ookami richtig bemerkt - die Schneidkantenstabilität zu erhöhen; es geht aber immer mit einem leichten Verlust der vorher erzielten Endschärfe einher.
Daher bevorzuge ich Strategie Nr. 2 beim Einsatz des Leders.
Ausserdem hält so mein Leder mit einem Anstrich rund ein halbes Jahr, bevor ich es frisch überstreiche und wieder gut trocknen lasse. Alternativ beschreibt Leo auch, dass man die Oberfläche des angestrichenen Leders ab und zu mit geeignetem Schleifpapier aufrauhen könne. Habe ich aber noch nicht gemacht.
Meine Methode kommt also ganz ohne Streichriemenpasten aus und dennoch zu sehr guten Ergebnissen. Und ich muß danach nicht so viel saubermachen...
Viel Glück bei eigenen Experimenten,
Norbert