suche scharfes Santoku: Herder oder tosa-hocho?

hier mal ein paar Meinungen zu dem Messer:
SIROU KAMO Kamo-to Santoku mit Honba-Zuke 180mm

Erste Eindrücke nach dem Auspacken:
Es ist kopflastig. Das "Handling" ungewohnt, die Balance könnte besser sein.
Es fühlt sich relativ schwer an (habe sonst nur noch ein 8 und 13cm Messer)
Es wiegt 122g statt der angegebenen 112 g.

Das soll dünn sein? Die Klinge ist sehr verwindungsteif. Von 4-5 mm am Griff geht es kontinuierlich und schnell runter bis in der Hälfte 2 mm erreicht werden, dann wird es langsam dünner bis zur Spitze.

Dann hab ich mir erstmal 30 Minuten die Klinge angeguckt. Hm, sehr beeindruckend.
Warum auch immer das Ding so aussieht, wie es ist.. es scheint einen guten Grund dafür zu geben, wie nach einer langen Evolution. Handwerklich perfekt.
Der Anschliff ist konkav/konvex, beim Übergang zur Schneidlage ensteht ein Wellenmuster, die Dicke der Klinge nimmt sowohl in x, als auch y-Richtung in einer perfekten Kurve ab.
Das ist also japanische Handwerkskunst? Ehrfurcht gebietend, doch es muss als Werkzeug funktionieren!

Die Schneide ist aus der Schachtel sehr scharf, schärfer als ich meine nicht-rostenden Globals je gebracht habe. Dafür fühlt sich die Schneide ehlend instabil an.
Der Schneidenwinkel beträgt etwa 20° Beim streichen über den 8000 wundere ich mich, dass dieser Stahl ein schleifendes Geräusch macht, wärend die Globals da drüberrutschen, wie über Mamor.
Haare spalten hat schon geklappt. Werde mir noch Leder mit Paste bestellen.

Der Griff und die Zwinge erfreuen mich weniger, denn die Farbe der Zwinge ist fast wie der Griff (naja Geschmackssache) Der Griff ist aus Weichholz und wiegt fast nichts.

Man hat also ein Messer mit einer großen, stabilen Klinge, die man als Machete im Jungel nehmen könnte; einen Griff der schon weit weniger stabil wirkt und eine Schneide mit der man:
- keinen Zahnstocher anspitzen sollte
- nicht versuchen sollte das innere einer Ananascheibe rauszuschneiden (Spitze verdreht)
- Angst bekommt, beim Schälen eines Kohlrabis
- sogar nicht das Grüne kreisförmig aus einer Erbeere scheiden sollte, wobei minimales "Hebeln" unvermeidlich ist
dazu ist diese Diva von Schneide/Spitze nicht geschaffen. Sie kann einfach nur schneiden, und das allerdings ziemlich gut, man könnte sogar meinen, überragend.

Ok, was soll ich nun zu diesem Messer sagen?
Es ist eine Bereicherung meines Allgemeinwissens. Es ist kein gutes Allround-Küchenmesser, weil die Schneide dafür einfach zu empfindlich ist und man einige Obstsorten, wegen des Geschmacks (extra Portion Eisen) nicht essen kann (definitiv z.B. Ananas). Es ist ein tolles Männerspielzeug. Es ist teuer und es ist sein Geld wert. Es ist das, was ich in diesem Thread gesucht habe... ein kleines Herder hätte es auch getan.. aber jetzt weiß ich wenigstens, was es mit einem Japaner auf sich hat: Leute kauft bloß keine Globals, Haikus und co. für 100€ wenn ihr ein japanisches Messer wollt.

Ich bin zufrieden, dieses Ding gekauft zu haben, aber nicht restlos begeistert. Jetzt, wo ich wüsste, was ich will, würde ich es für die 202€ zurückgeben und mir eins für 250€ hier machen lassen. Folgendes gibt es an diesem Messer zu verbessern:
- die Schneide ist empfindlich, wieso muss dann die Klinge so stabil sein? Man könnte das Messer um 20 bis 40g abschleifen und es wäre nur ein Gewinn
- muss denn die stabilisierende Außenlage rostend sein? Kann man das irgendwie beschichten?
- Größe von 165mm wäre wohl besser gewesen
- die Mangolie-Griffe sind zwar traditionell, aber funktionell der Klinge nicht gewachsen (empfindlich) europäischer Griff, oder wie bei Global wäre wohl besser

Fazit: Überragend scharfe Schneide. Absolut überzeugende Handwerkskunst. Zwingt zum behutsamen Arbeiten, ermöglicht aber auch ein erfreulich genaues Arbeiten.
 
Servus Frostschwinge

gar lustig Thread, den Du da losgetreten hast ;-)

mal sehen, ob ich verstanden habe, worum es Dir geht...,
ich bin selbst Koch und hatte das Bedürfnis, "DAS BESTE" Messer zu haben.
Also quasi "den Haarspaltenden Knochenknacker" auch bekannt als Eier legende Wollmilchsau ;-)
Alle o.g. Messer befinden oder befanden sich bereits in meinem Besitz und seit ca 3 Jahren fertige ich auch eigene Schneidwerkzeuge.
Wie bereits beschrieben, kann wohl jedes Messer auf eine optimale Schärfe gebracht werden, und Haarspaltereien werden mit Sicherheit von kohlenstoffhaltigen Stählen am Besten erledigt, aber ob Dir das im täglichen Leben hilft, sei mal dahin gestellt..!?

Mein 400,-€ Messer vom Kaiserlichen Hofschmied mit Honbazuke steckt die meiste Zeit im Messerblock.., nicht weil es nicht toll ist, sondern weil es mir nicht liegt.
Das selbstgemachte, 2-lagige Sashimi könnte wohl einer Stubenfliege im Flug´die Beine rasieren, aber es kann im täglichen Gebrauch einfach nur dünne Scheiben von Fisch oder Fleisch schneiden.
Bunkaboocho von Tosa Hocho, einfach scharf, aber bleibt immer im Schneidbrett stecken.
Das alte Chinabeil von F.Dick begleitet mich immer bei Catering´s weil "Sau-scharf", für alles zu gebrauchen und keiner tut´s stehlen weil unattraktiv.

Der Gebrauch von japanischen Messern mit dem "schiebenden" Schnitt und dem dazugehörigem Griff über den Klingenrücken setzt übrigens eine Kopflastigkeit voraus, genau erklären könnte ich Dir das bei´m schneiden von einem Sack Zwiebeln..., für Zwiebelsuppe die wir beiden dann für alle kochen könnten, die an diesem Thread teilgenommen haben ;-)

Der Ehrlichkeit halber.., und abschliessend.., auch wenn ich selber Messer mache.., auf meinem Schneidbrett in der Küche liegt ein Chroma Z04 welches sowohl Brot schneidet, als auch Marmelade aufstreicht und bei Bedarf mit Arkansas gepflegt und mit Leder gestreichelt wird ;-)
[....]
Gruß aus Oberfranken
Thomas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Thomas,

ich habe nicht gleich geantwortet, weil ich diesen etwas peinlichen Thread nicht unnötig weiterführen wollte... Aber hier ist ja so wenig los. Wobei je länger ich mich hier tummele, desto schlechter für mein Portemonnaie...
Das Kamo liegt mir auch nicht besonders als Werkzeug. Es ist ein extremes Messer, und genau dannach habe ich ja gefragt. Ich würde es als etwas widersinnig einstufen, aber es macht wirklich Spass.
Falls ihr euch mit Motorrädern auskennt, das Kamo ist keine Honda, es ist eher eine Ducati oder KTM.

kleines Update, damit ihr wisst worauf ihr euch einlasst bei dem Kamo:
heute habe ich es geschafft die Schneide teilweise umzulegen! Ich habe ein "Eiweißbrot" geschnitten. Das ist ein Brot mit einer dünnen, aber anscheinend harten Kruste. Mann, das ist jetzt kein Spass mehr :( Böses Kamo. Du kohlrabispaltendes Gemüsemesser mit Rasiermesserschneide und 180mm Klinge.
Endweder Liebe oder Hass, ein Messer der Extreme :super:
 
Jetzt blos nicht überreagieren! Die umgebogene Schneide kann vorsichtig mit einem feinen Wetzstahl aufgerichtet und so gerettet werden, also immer schön vom Messerrücken zur Schneide streicheln. Wenn es nicht richtig klappt, dann einfach den Winkel erhöhen.

Übrigens habe ich ein fein (selbst)ausgeschliffenes Santoku, mit welchem ich alles schneide, auch Krustenbrot oder gefrorenen Spinat. Dabei ist mir das noch nie passiert. Aber der Klassiker bei mir ist das Anditschen der Schneide an andere harte Gegenstände auf dem Tisch, wie z. B. Gläser, Besteck,..., was dann partiell auch die Schneide umlegt.

Viel Erfolg!
Mico
 
Hallo,
mit nem Kamo Brot schneiden, was soll man dazu sagen... dafür gibt es doch Brotmesser.
Mein meist benutztes ist übrigens das Tadafusa Santoku, es hat nicht rostenede Aussenlagen und eine schon recht dünne Klingengeometrie, also sehr schneidfreudig und schnitthaltig. (Papierstahl Schneidlage)
Zu einem netten Preis um € 80,00 läuft es auch nicht Gefahr, vor lauter Ehrfurcht in der Vitrine zu schmachten. Es hat auch den klassischen Magnoliengriff, aber das kann man ja selber nachrüsten oder -rüsten lassen, auf Wunsch dann auch mit höherem Gewicht, wenns denn Not tut.
Gruß
Shargal
 
servus nochmal,

nun ja, nachvollziehbar ist es für mich schon, "D A S" schärfste Messer haben zu wollen..., so probiert man(n) halt aus, ist nie richtig zufrieden und hofft, im Messerforum eine Lösung zu finden.
Mit dem richtigen Stahl fängt natürlich alles an, ...aaaaber je härter, desto Rost und wenn Du dann mal damit Rosmarin hackst und es hat sich ein Ästchen versteckt, hast Du anschließend ein Sägemesser...,
oder Du legst, den sorgfältig, von jungfäulichen Mönchen, bei Vollmondschein angebrachten "Honbazuke" auf die Seite... ;-)
Ein echter Koch (so war ich auch mal) greift dann flugs zum Stahl um seinem Heiligtum "Gutes" zu tun...,
...würden das die o.g. jungfräulichen Mönche sehen wäre Ihr erster Griff zum Tanto, um sich den Anblick zu ersparen.

Leider ist bei uns die Schleifkultur nicht wirklich gut ausgeprägt, ein sehr großer Teil der Köche, die ich kenne, bringt Ihr Messer für zich Euronen Anschaffungspreis dann anschliessend für dreifuffzich zum Schleifen und am Ende taugt das Messer nix :-(
Lange Rede, kurzer Sinn...,
es gibt hier im Forum genügend Fachleute für Stahl, genügend Schmiede und Messermacher, die sich bei Gebrauchsmessern nicht vor den Japanern verstecken müssen (gerade was die Standfestigkeit anbetrifft).
Dir würde ich jedoch speziell raten, einen Schleifkurs zu belegen um wirklich zu wissen, was Du aus Deinem Messer herausholen kannst.
Solltest Du jemals den Wunsch verspürt haben, in einem Kloster Ruhe zu finden, spar das Geld und leg es in Schleifsteinen an, Du brauchst keinerlei Selbstfindungskurs mehr ;-)

see you, ....wenn Du weisst, was ein Shiro suita ist
 
Also ich verstehe das Anliegen...

Es geht hier auch gar nicht darum, ein sinnvoll nutzbares Messer zu haben, sondern darum, eine richtig scharfe Klinge.
Nicht ganz klar ist mir alledings auch, warum es ein Santoku sein soll. Und klar, zuerst braucht man die optimale Schärfmethode.

Der Gedanke ist auch in meinem Kopf schon mal rumgeschwirrt:
Kein funktionelles Messer, sondern eine geile Klinge.
Nicht zum Schneiden, sondern zum Geniessen.

Dieser Thread mach Spaß, lässt die Gedanken kreisen.

Gruß
Stephan
 
Hallo Schwatvogel,

worauf willst Du hinaus?
Wenn Du feinstmöglich ausschleifen willst.., kommst Du (zumindest in der Schneidlage) in der Praxis wie, am Kohlenstoff vorbei?
In diesem Zusammenhang vielleicht auch interessant ob Papierstahl zu pliesten wäre...
 
Okay, wenn Du das gemeint hast.. Erstmal hat Härte damit nicht viel zu tun; was einem Carbonstahl gibt ist ein feineres Gefüge. Und deine Aussage implizierte irgendwie, dass es einen rostfördernden Einfluss hat, wenn man Stahl höher härtet - was genau anders herum ist.
 
Okay, wenn Du das gemeint hast.. Erstmal hat Härte damit nicht viel zu tun; was einem Carbonstahl gibt ist ein feineres Gefüge. Und deine Aussage implizierte irgendwie, dass es einen rostfördernden Einfluss hat, wenn man Stahl höher härtet - was genau anders herum ist.

Du hast natürlich recht, ´hab mich falsch ausgedrückt, Martensit und max. C-Sättigung im Kopp..., alles was rostträge machen könnte, auf ein gedanklich Min. reduziert, sorry.

Will doch aber nicht vergessen, Frostschwinge viel Freude mit dem Kamo zu wünschen, auf das es bei guter Pflege noch lange böse bleibt :teuflisch

übrigens, grad noch das Tosa Hocho von einem Freund böse gemacht (war ein Geburtstagsgeschenk von mir mit lebenslangem Nachschärfservice, seufz;-) Chroma Superior Schleifstein 1800/4500 macht eine sensationelle Politur und finish, sehr zu empfehlen.
 
@mico: Das Kamo "lebt" wieder.

@Shargal: Ich schneide mein Brot seit Jahren mit einem zierlichen 50g Messer, 13cm kleines Kochmesser von Haiku. Da gab es nie Probleme.
Das Kamo ist aber viel schärfer und empfindlicher, ich werde damit auch kein Brot mehr schneiden.

@Zefix: die jungfräulichen Mönche haben wohl ihren Beruf verfehlt.
Nach ein paar Zügen über den 8000er war das Messer deutlich schärfer, als mit Honba Zuke.

Ich war ab dem Zeitpunkt absolut geheilt, was das Thema Schärfe angeht.
Habe noch nicht mal die Motivation gefunden Chromoxid zu kaufen. Wenn ich mit dem Kamo in 1cm Abstand von der Haut über die Körperbehaarung gehe,
dann kappt es einzelne Haare. Jegliches Obst/Gemüse wird dermaßen seziert, dass eine höhere Schärfe auch keine Erleichterung beim Schneiden wäre.

Das Kamo lässt sich übrigens ganz einfach schleifen. Es liefert irgendwie durch Geräusche und Gefühl mehr Feedback beim Schleifen, als die Rostfreien.
Als die Klinge umgelegt war, hab ich sie mit Hartholz notdürftig aufgerichtet und dann nur kurz mit dem 1000er bearbeitet. Die Überraschung war,
dass sich das Messer nach dem 1000er Schliff schon rattenscharf anfühlte. Der Papiertest war aber nicht perfekt, da hab ich bis zum 8000er weitergemacht.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Messer nach dem 1000er besser schneidet (sägt). Das werde ich noch testen.

Shirou suita = Japanischer Naturschleifstein ?

@grisu-steko: Am Anfang war das auch mein Anliegen: hauptsache scharf. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie empfindlich so ein Messer (20° Schneide) ist,
und dachte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: extrem scharf und ein großes Messer für grobe Aufgaben (jugendlicher Leichtsinn).
Ich denke mir, das Kamo kann beides, nur nicht gleichzeitig. Ich könnte eine 30° Schneide ranschleifen und dann wird es evtl. universeller einsetzbar.
Leichtes Hacken von Kräutern sollte schon möglich sein. Oder ich lasse es so, schneide nur weiches Zeug damit und versuche eine echte Rassiermesserschärfe
drauf zu bringen. Mich interessiert derzeit eher variante 1: größerer Winkel dran und gucken, wie stabil / scharf es wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück