Gabriel
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Moin,
nachdem sich der Feiertagsstress so langsam gelegt hab, komme ich endlich dazu wie versprochen das Review zu einem Messer zu schreiben, was schon seit ich mich mit Küchenmessern beschäftige mehr oder weniger auf meiner Wunschliste stand...
das Suisin Inox Honyaki Wa-Gyuto in 240mm
Vorweg kurz zwei Punkte: 1. bitte entschuldigt das nicht immer penibel geputzte Messer, es geht schließlich um den Eindruck der Nutzung und das gehört dazu und außerdem ist das Messer beim Schießen der Fotos schon knapp 2 Monate im Einsatz und 2. das Review hat selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität, aber schreibt gerne was dazu hier rein oder schreibt mir 'ne Mail.
die Fakten:
Klingenlänge: 240mm (inkl. Machi)
Gewicht: 145g (gewogen)
Stahl: 19c27 @ 60-61 HRC
Griff: Ichii (japanische Eibe) mit schwarzer Büffelhornzwinge, Oberseite oktagonal/Unterseite gerundet
Ersteindruck:
Ich hab das Messer jetzt ca. seit knapp 2 Monaten. Der erste Eindruck war sehr gut. Wie erwartet und beabsichtigt wirkte das Messer sofort sehr dünn und leicht. Ein genauerer Blick zeigte gründlich gerundete Kanten am vorderen Griffende, einen sauber gerundeten Klingenrücken sowie Hinterkante der Klinge. Das Klingenfinish war schön gleichmäßig, der Schliff ebenso gleichmäßig ausgeführt, keine verzogene Klinge, kein "Overgrind", kein Garnichts. Die Oberfläche der Griffs und das Holz selbst sind sehr glatt (aber nicht zu glatt) und angenehm. Wie von gewissen "Berühmtheiten" der amerikanischen Messerszene schon gelesen wirklich der schönste Griff, den ich je an einem japanischen Messer gesehen hab. Die mitgelieferte Saya machte einen guten wenn auch eher durchschnittlichen Eindruck, hält das Messer aber sehr passgenau und zuverlässig. Einziger Kritikpunkt sind leichte Kleberspuren zwischen Hornzwinge und Griff, könnte stören, stört mich aber nicht. Erstmal ein paar Bilder...
Erfahrungsbericht:
Das Messer war schon out-of-the-box eins der schärfsten Küchenmesser, die ich bislang gekauft hatte. Das Einzige welches das noch (allerdings deutlich) übertrifft war mein Koraat-Gyuto, aber der Vergleich hinkt ja wohl, da es kein Serienmesser ist Vor Benutzung hab ich das Messer nur kurz auf dem Leder mit 1µm Diamantpaste abgezogen und das wars. Anschließend konnte es sich in Sachen Schärfe mit so ziemlich allem messen was in meiner Küche ist.
Wie sich ziemlich schnell rausstellte hält der Klingenschliff und die Geometrie des Messers was sie verspricht. Das Messer flutscht durch das Schneidgut mit kaum spürbarem Widerstand. Sachen wie "die einhändigen papierdünnen Tomatenscheiben" oder schnelle vertikale Schnitte einer Zwiebel etc. sind überhaupt kein Problem. Das Klingenprofil ist sehr vielseitig einsetzbar... choppen, Zug/Druck-Schnitt, Wiegeschnitt... funktioniert alles wunderbar.
Woran ich mich erstmal gewöhnen musste war das geringe Gewicht des Messers in Verbindung mit der Gyuto-Klingenform. Zuvor habe ich hauptsächlich mit etwas schwereren Messern gearbeitet oder einem leichten Sujihiki. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung hatte ich aber vermehrt den Eindruck, dass das geringe Gewicht für die meisten Aufgaben sehr von Vorteil ist. Die Arbeit geht einfach leichter, ermüdungsfreier und schneller von der Hand. Insbesondere für delikate Aufgaben mit der Klingenspitze ist das geringe Gewicht IMHO von Vorteil.
Die Standzeit der Schärfe ist meines Erachtens nach sehr gut... und das auf recht hohem Schärfeniveau. Den ersten Monat (zugegeben zeitweise mit nicht besonders starker Benutzung) kam ich mit Abziehen auf verschieden behandelten Ledern (3µm, 1µm, 0,5µm) durch. Als es dann doch ans erste Schärfen ging hab ich schnell festgestellt, dass der Stahl halt eben doch ein Rostfreier ist. Allerdings muss ich sagen, dass er deutlich leichter zu Schärfen ist im Vergleich z.B. mit SB1, aber es ist natürlich kein Shirogami o.ä. .
Nach der Empfehlung der Video's von japaneseknivesimport hab ich das Suisin mit einer sehr kleinen Mikrofase von ca. 45° auf der rechten Seite versehen. Das Messer wurde seitdem fast täglich benutzt, meistens für Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Petersilie, Chillies, Orangen, Fenchel und alles Mögliche zu den Feiertagsessen wie Fisch, rohes Fleisch etc. Den Rotkohl hab ich allerdings lieber doch mit einem "robusteren" Messer zerteilt. Probleme mit Mikroausbrüchen hab ich bislang noch keine gehabt. Seit dem Schärfen hab ich das Messer ca. einmal pro Woche abgezogen und es hält nach wie vor eine sehr annehmbare Schärfe (deutlich über der Schärfe von z.B. Shirogami nach ähnlich langer Benutzung). Die Rostfreiheit des Stahls würde ich ebenfalls als gut bewerten, bislang hab ich jedenfalls noch keine Patina bemerkt (das auf den Fotos ist eher Schmutz und Feuchtigkeit).
Vergleichsbilder:
(oben nach unten: Tontenkan Santoku Premium 180mm, Masamoto KS Sujihiki 240mm, custom Koraat Gyuto, Suisin)
(links nach rechts: Tontenkan, Suisin, Masamoto KS Sujihiki, Schanz Lucidus Petty)
(links nach rechts: Suisin, Masamoto KS Sujihiki, Schanz Lucidus Petty)
Fazit:
Klar... das Messer ist nicht günstig und für den Preis von knapp 300€ hat man auch schon eine gewisse Auswahl an eigens für einen angefertigten Messers von guten hiesigen Messermachern. Ich bin mit meiner Anschaffung aber sehr zufrieden. Verarbeitung, Klingenschliff, Geometrie & Profil, der (wie man auf dem vorletzten Bild gut erkennt) recht voluminöse und mir gut in die Hand passende Griff, Balance (Gleichgewichtspunkt ca. 2cm vor dem Griff) und die Eigenschaften des Stahls fügen sich gut zusammen und passen sehr gut zu meinen Bedürfnissen Ich schätze ein ähnlich komplettes Gesamtpaket bieten nur ganz wenige Serien-Messer am Markt zur Zeit (Ashi Ginga & Konosuke HD vielleicht). Kritikpunkte sind wie erwähnt die Klebenreste am Griffübergang zur Hornzwinge und ggf. noch die Machi, die manchmal beim Abtrocknen am Tuch hängen bleibt, aber das sind wirklich nur kleine Details...
Ich behaupte nicht, dass es ein Messer für Jedermann ist. Die dünne und leichte Klinge ist nicht unbedingt für härtere Aufgaben gemacht. Ich jedenfalls werde für die groben Aufgaben nach wie vor andere Messer bevorzugt benutzen. Das Langzeitverhalten des Stahls kann ich bislang wohl erst unzureichend beurteilen, aber ich hoffe der positive Eindruck wird sich fortsetzen.
So, denjenigen die bis hierhin durchgehalten haben Danke für euer Interesse und schöne (für einige von uns) freie Tage bis zum Jahreswechsel
Gruß, Gabriel
nachdem sich der Feiertagsstress so langsam gelegt hab, komme ich endlich dazu wie versprochen das Review zu einem Messer zu schreiben, was schon seit ich mich mit Küchenmessern beschäftige mehr oder weniger auf meiner Wunschliste stand...
das Suisin Inox Honyaki Wa-Gyuto in 240mm
Vorweg kurz zwei Punkte: 1. bitte entschuldigt das nicht immer penibel geputzte Messer, es geht schließlich um den Eindruck der Nutzung und das gehört dazu und außerdem ist das Messer beim Schießen der Fotos schon knapp 2 Monate im Einsatz und 2. das Review hat selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität, aber schreibt gerne was dazu hier rein oder schreibt mir 'ne Mail.
die Fakten:
Klingenlänge: 240mm (inkl. Machi)
Gewicht: 145g (gewogen)
Stahl: 19c27 @ 60-61 HRC
Griff: Ichii (japanische Eibe) mit schwarzer Büffelhornzwinge, Oberseite oktagonal/Unterseite gerundet
Ersteindruck:
Ich hab das Messer jetzt ca. seit knapp 2 Monaten. Der erste Eindruck war sehr gut. Wie erwartet und beabsichtigt wirkte das Messer sofort sehr dünn und leicht. Ein genauerer Blick zeigte gründlich gerundete Kanten am vorderen Griffende, einen sauber gerundeten Klingenrücken sowie Hinterkante der Klinge. Das Klingenfinish war schön gleichmäßig, der Schliff ebenso gleichmäßig ausgeführt, keine verzogene Klinge, kein "Overgrind", kein Garnichts. Die Oberfläche der Griffs und das Holz selbst sind sehr glatt (aber nicht zu glatt) und angenehm. Wie von gewissen "Berühmtheiten" der amerikanischen Messerszene schon gelesen wirklich der schönste Griff, den ich je an einem japanischen Messer gesehen hab. Die mitgelieferte Saya machte einen guten wenn auch eher durchschnittlichen Eindruck, hält das Messer aber sehr passgenau und zuverlässig. Einziger Kritikpunkt sind leichte Kleberspuren zwischen Hornzwinge und Griff, könnte stören, stört mich aber nicht. Erstmal ein paar Bilder...
Erfahrungsbericht:
Das Messer war schon out-of-the-box eins der schärfsten Küchenmesser, die ich bislang gekauft hatte. Das Einzige welches das noch (allerdings deutlich) übertrifft war mein Koraat-Gyuto, aber der Vergleich hinkt ja wohl, da es kein Serienmesser ist Vor Benutzung hab ich das Messer nur kurz auf dem Leder mit 1µm Diamantpaste abgezogen und das wars. Anschließend konnte es sich in Sachen Schärfe mit so ziemlich allem messen was in meiner Küche ist.
Wie sich ziemlich schnell rausstellte hält der Klingenschliff und die Geometrie des Messers was sie verspricht. Das Messer flutscht durch das Schneidgut mit kaum spürbarem Widerstand. Sachen wie "die einhändigen papierdünnen Tomatenscheiben" oder schnelle vertikale Schnitte einer Zwiebel etc. sind überhaupt kein Problem. Das Klingenprofil ist sehr vielseitig einsetzbar... choppen, Zug/Druck-Schnitt, Wiegeschnitt... funktioniert alles wunderbar.
Woran ich mich erstmal gewöhnen musste war das geringe Gewicht des Messers in Verbindung mit der Gyuto-Klingenform. Zuvor habe ich hauptsächlich mit etwas schwereren Messern gearbeitet oder einem leichten Sujihiki. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung hatte ich aber vermehrt den Eindruck, dass das geringe Gewicht für die meisten Aufgaben sehr von Vorteil ist. Die Arbeit geht einfach leichter, ermüdungsfreier und schneller von der Hand. Insbesondere für delikate Aufgaben mit der Klingenspitze ist das geringe Gewicht IMHO von Vorteil.
Die Standzeit der Schärfe ist meines Erachtens nach sehr gut... und das auf recht hohem Schärfeniveau. Den ersten Monat (zugegeben zeitweise mit nicht besonders starker Benutzung) kam ich mit Abziehen auf verschieden behandelten Ledern (3µm, 1µm, 0,5µm) durch. Als es dann doch ans erste Schärfen ging hab ich schnell festgestellt, dass der Stahl halt eben doch ein Rostfreier ist. Allerdings muss ich sagen, dass er deutlich leichter zu Schärfen ist im Vergleich z.B. mit SB1, aber es ist natürlich kein Shirogami o.ä. .
Nach der Empfehlung der Video's von japaneseknivesimport hab ich das Suisin mit einer sehr kleinen Mikrofase von ca. 45° auf der rechten Seite versehen. Das Messer wurde seitdem fast täglich benutzt, meistens für Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Petersilie, Chillies, Orangen, Fenchel und alles Mögliche zu den Feiertagsessen wie Fisch, rohes Fleisch etc. Den Rotkohl hab ich allerdings lieber doch mit einem "robusteren" Messer zerteilt. Probleme mit Mikroausbrüchen hab ich bislang noch keine gehabt. Seit dem Schärfen hab ich das Messer ca. einmal pro Woche abgezogen und es hält nach wie vor eine sehr annehmbare Schärfe (deutlich über der Schärfe von z.B. Shirogami nach ähnlich langer Benutzung). Die Rostfreiheit des Stahls würde ich ebenfalls als gut bewerten, bislang hab ich jedenfalls noch keine Patina bemerkt (das auf den Fotos ist eher Schmutz und Feuchtigkeit).
Vergleichsbilder:
(oben nach unten: Tontenkan Santoku Premium 180mm, Masamoto KS Sujihiki 240mm, custom Koraat Gyuto, Suisin)
(links nach rechts: Tontenkan, Suisin, Masamoto KS Sujihiki, Schanz Lucidus Petty)
(links nach rechts: Suisin, Masamoto KS Sujihiki, Schanz Lucidus Petty)
Fazit:
Klar... das Messer ist nicht günstig und für den Preis von knapp 300€ hat man auch schon eine gewisse Auswahl an eigens für einen angefertigten Messers von guten hiesigen Messermachern. Ich bin mit meiner Anschaffung aber sehr zufrieden. Verarbeitung, Klingenschliff, Geometrie & Profil, der (wie man auf dem vorletzten Bild gut erkennt) recht voluminöse und mir gut in die Hand passende Griff, Balance (Gleichgewichtspunkt ca. 2cm vor dem Griff) und die Eigenschaften des Stahls fügen sich gut zusammen und passen sehr gut zu meinen Bedürfnissen Ich schätze ein ähnlich komplettes Gesamtpaket bieten nur ganz wenige Serien-Messer am Markt zur Zeit (Ashi Ginga & Konosuke HD vielleicht). Kritikpunkte sind wie erwähnt die Klebenreste am Griffübergang zur Hornzwinge und ggf. noch die Machi, die manchmal beim Abtrocknen am Tuch hängen bleibt, aber das sind wirklich nur kleine Details...
Ich behaupte nicht, dass es ein Messer für Jedermann ist. Die dünne und leichte Klinge ist nicht unbedingt für härtere Aufgaben gemacht. Ich jedenfalls werde für die groben Aufgaben nach wie vor andere Messer bevorzugt benutzen. Das Langzeitverhalten des Stahls kann ich bislang wohl erst unzureichend beurteilen, aber ich hoffe der positive Eindruck wird sich fortsetzen.
So, denjenigen die bis hierhin durchgehalten haben Danke für euer Interesse und schöne (für einige von uns) freie Tage bis zum Jahreswechsel
Gruß, Gabriel
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