Hier also nun auch meine Eindrücke und Gedanken zu diesem Messer:
Nach dem Auspacken waren das meine ersten Gedanken in chronologischer Reihenfolge:
- Wow - das ist wirklich eine dünne Klinge.
- Man - ist das leicht.
- (Nach dem Rasurtest) Wow - ist das scharf.
Zu 1.: Das Messer hat eine Gesamtlänge von ca. 26 cm und eine Klingelänge von ca. 15,3 cm. Hinten am Griff ist die Klinge ca. 3,7 cm hoch. Direkt hinter dem Griff ist die Klinge am Rücken 2 mm stark, 2 cm vor der Spitze ca. noch 1 mm. Ganz knapp über der Schneidphase ist das Messer hinten (nach meiner Messung) 0,4 mm stark vor der Spitze ca. 0,3 mm. Stellt man meinen (billigen) Messschieber auf 0,2 mm ein, kann man das Messer so weit dazwischen schieben, dass dass Ende der Schneidphase mit der Spitze der Messschenkel übereinstimmt.
Auch wenn das Messer de facto am Rücken nicht dünner ist, als meine Serienmesser (ich habe nachgemessen), kam es mir doch dünner vor. Das lag zum einen bestimmt an dem geringen Gewicht (laut schwartzbunt 105 g), zum anderen an dem schön abgerundeten Klingenrücken. Zudem ist das Messer dünner ausgeschliffen als viele meine anderen Messer (mal abgesehen von den Windmühlenmessern).
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Messer hat eine *sehr* schneidfreudige Geometrie. Im Bereich der Serienküchenmesser (in dem ich mich nicht so gut auskenne) muss man sowas schon suchen, würde ich meinen (kann es aber auch finden).
Zu 3.: Das Messer kam am späten Vormittag an. Ich habe es sofort mit in die Küche genommen und mit dem Kochen begonnen. Feine Zwiebelwürfel waren ein Vergnügen. Dann habe ich zum Spaß hauchdünne Scheiben von einer (zugegeben noch festeren) Tomate abgeschnitten, ohne diese auch nur ansatzweise zu quetschen.
Für mich war es der ideale Testzeitraum. Ich glaube nicht, dass ich sonst irgendwann in einem vergleichbaren Zeitraum so viel koche, wie über die Feiertage. Das Messer wurde für alles rangenommen. Vorwiegend war es Gemüse, aber auch Fleisch - nur wenn Knochen dabei waren (z.B. Auslösen einer Lammkeule), habe ich zu anderen Messern gegriffen.
Am Ende der zwei Wochen rasierte das Messer nicht mehr und auch die hauchdünnen Tomatenscheiben war nicht mehr möglich (natürlich hatte ich nur auf Holzunterlagen geschnitten). Nur mit dem Leder (ohne Polierpaste - ich nehme da mangels Alternativen immer meinen Gürtel), war die Schärfe auch nicht wieder herzustellen. Eine gute Gebrauchsschärfe war natürlich immer noch vorhanden und im Vergleich zu meinen übrigen 0-8-15 Küchenmesser würde ich sagen, dass die Schärfe schon etwas länger gehalten wird. Aber stumpf(er) wird der 1.4153.03 auch ;-) (natürlich - niemand hätte etwas anderes erwartet).
Ich bin dem Messer dann vor dem Versenden noch mal mit den weißen (feinen) Stäben des Sharpmakers zu Leibe gerückt und nach dem ich mich an den Winkel herangetastet hatte, waren für jede Seite max. 5 - 10 Züge nötig. Dann rasierte das Messer wieder und machte hauchdünne Scheiben von (diesmal) weicheren Tomaten. Das Messer ging damit annähernd genauso scharf raus, wie ich es bekommen hatte.
Insgesamt ist das Messer gewohnt sauber verarbeitet und hat eine gleichmäßige »Maschinen-Satinierung«. Mir hat's gefallen und ich habe es wie gesagt nicht gern wieder hergegeben. Nur mit der Ergonomie hatte ich ein paar (kleinere) Probleme. Ich habe ein Paar Fotos gemacht, um das zu veranschaulichen. Im Prinzip benutze ich Küchenmesser hauptsächlich auf drei Arten: 1. freihändig beim Schälen und Schnippeln, 2. wiegender Schnitt auf einer Unterlage und 3. ziehender Schnitt auf einer Unterlage.
1. Freihändig Schneiden
Hier ist das Messer (für mich) etwas zu lang, aber die Klinge am Griff vor allem zu hoch. Aber gut, zum Schälen ist das Messer wahrscheinlich nicht vorrangig gemacht.
2. Wiegender Schnitt
Wenn ich das Messer gerade greife, setzen die Knöchel der mittleren Finger auf dem Brett auf (Klodeckelhände?). Man sieht es am Spalt auf dem ersten Bild. Erst wenn ich etwas umgreife, kann ich das Messer so halten, dass nicht die Knöchel sondern die Glieder der Finger unter dem Griff sind. Dann geht's, ist aber nicht so bequem.
3. Ziehender Schnitt
Vielleicht bedingt durch meine Körpergröße (196) und unergonomische Standartküchen, aber auch damit das Schnittgut unter der Klinge Platz hat, setze ich die Klinge in relativ spitzem Winkel auf dem Brett auf. Hier würde ich mir bei dem Messer eine etwas höher gezogene Spitze wünschen, weil dann auch bei spitzem Winkel noch Schneide über das Brett »gleitet« und nicht die Spitze über das Brett »kratzt«. Zur Verdeutlichung habe ich ein Vergleichfoto mit dem von mir hauptsächlich genutzten Kochmesser gemacht.
Insbesondere beim ziehenden Schnitt macht sich der etwas knapp dimensionierte Griff bemerkbar. Im rechten Winkel passen alle 4 Finger (geradeso) an (oder unter) den Griff.
Variiert man die Griffposition aber etwas, wird es knapp. Ich habe des Messer gerade beim ziehende Schnitt oft nur mit 3 Fingern gegriffen, so dass die hintere, untere »Spitze« des Griffs zwischen Ring- und kleinem Finger zu liegen kam. Wäre das Ende des Griffes oben etwas runder ausgeführt, wäre dies noch etwas angenehmer. Oder man würde den Griff gleich ein, zwei Zentimeterchen länger machen.
Ich bin kein Koch und es kann sein, dass alle meine Gedanken und Anmerkungen zur Ergonomie an dem eigentlichen Charakter eines Pettys vobeigehen (Wofür ist das eigentlich konkret gemacht?) und einem nicht fachgerechtem Einsatz entsprechen. Es ist aber das, was mir als Laienkoch aufgefallen ist.
Insgesamt hat mir der Test dieses Messers sehr viel Spaß gemacht und auch wenn die Verbesserungsvorschläge etwas ausführlich geraten sind, würde ich mich freuen, es zu gewinnen.
Auf jeden Fall hat mir der Passaround Lust auf ein eigenes Handmade in der Küche gemacht (das war ja wohl auch der Plan ;-) ) und da, die Preise von Jürgen erstaunlich dicht bei den hochwertigen Serienmessern liegen, werde ich mir mal Gedanken über *mein* ideales Küchenmesser machen und mich dann (bei Gelegenheit) an Jürgen wenden.
Zum Abschluss noch mal ein Foto und im Anhang noch die gewünschten Aufnahmen von der Schneide (ich glaube eigentlich nicht, dass der Anschliff wesentlich anders als bei Auslieferung ist). Bessere muss jemand machen, der auch eine bessere Kamera zur Verfügung hat. Meine Möglichkeiten sind da ausgereizt.