Vergleich D2 (Böhler K 110) in zwei Wärmebehandlungszuständen - ein Ringversuch

herbert

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Matthias (aka Taperedtang) und ich hatten neulich (ist auch schon 3 Monate her) die Frage diskutiert, ob man Stähle wie den Stahl D2 als klassischen Kaltarbeitsstahl härten soll, oder im Sekundärhärtemaximum anlassen soll.

Das wird ja oft kontrovers diskutiert, und ein Problem ist dabei oft die mangelnde Vergleichbarkeit, und die Leser hier im Forum merken oft an, dass die wissenschaftlich durchgeführten Tests mit der Praxis nicht korrelieren.

Wir haben uns überlegt, dass wir einmal aus einem Stück D2, hier K110 von Böhler, zwei in ihrer Geometrie gleiche Messer in den beiden Wärmebehandlungszuständen von Forenmitgliedern testen lassen wollten.

Zur Unterscheidung haben die Messer natürlich unterschiedliche Griffe erhalten, und sie sollten auch gewissen ästhetischen Ansprüchen genügen. Darüber hinaus wollten wir eine einfache Schneidengeometrie haben, die von jedem Tester leicht zu ändern oder nachzusetzen ist.

Matthias hat die Messer und die Scheiden hergestellt und das Material dazu beigesteuert, ich habe die Wärmebehandlungen bei Jürgen Schanz durchführen lassen und die Details jeweils mit ihm und Matthias abgestimmt. An dieser Stelle auch vielen Dank an Jürgen, der sich da auch engagiert hat und trotz der komplexen Wärmebehandlung mir einen super Preis gemacht hat.

Weiterhin habe ich einen professionellen Werkstoff Service Betrieb mit der Herstellung der Schliffbilder beauftragt. Die waren schnell und haben gute Bilder abgeliefert, die wir zum Ende der Aktion noch diskutieren werden.

Die Messer sollen nach dem Ende der Tests unter den Testern (die einen Bericht verfasst und veröffentlich haben) verlost werden.

Alle Details sind in der beiliegenden Projektbeschreibung dargelegt.



Um es noch einmal klar zu formulieren:

Das Ziel der Aktion ist es, herauszufinden, ob man den Unterschied in den Wärmebehandlungen merkt bei den alltäglich für Messer anfallenden normalen Arbeiten. Dabei soll gelten, dass man mit den Messern eben auch normal umgeht, so als ob es die eigenen wären, und nicht auf Biegen und Brechen mit den Dingern herumfuhrwerkt. Darum haben wir ja in den Regeln geschrieben, dass keine härteren Sachen als Holz geschnitten werden, und kein Batoning stattfinden sollte, oder quer hebeln. Insofern ist es auch ok, den Schliff anzupassen, so wie man es normalerweise auch tun würde. Man sollte es nur allen mitteilen, den Organisatoren und dem nachfolgenden Tester. Wenn man zum Schleifen geführte Systeme benutzt, kann man gern die Schneidengeometrie wieder herstellen, wenn nicht, dann weiß der nächste ja Bescheid, vielleicht verabredet man, ob man in der neuen Geometrie nachschärft oder der jeweils neue Tester seine eigenen Vorstellungen verwirklicht.

Wir haben uns mit einigen Leuten in Verbindung gesetzt, die häufig gute Testberichte schreiben, die von der Forumsgemeinde gut aufgenommen werden.

Einen offenen Passaround wollten wir nicht machen, da das Ganze auch ein Zeitproblem ist. Wir haben 5 Tester, und jeder hat die Messer 2 Wochen, plus Postweg, da sind wir reichlich beschäftigt.

Dann warten wir mal die Tests ab, und freuen uns auf hoffentlich lebhafte Diskussionen.
 

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  • ringversuch konzept rev 5 (002).pdf
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Das klingt überaus spannend. Vor allem die Idee, das als Blindtest durchzuführen gefällt mir. Ich möchte mich hier schonmal für den organisatorischen, handwerklichen und finanziellen Aufwand, den Herbert und Matthias auf sich nehmen, herzlich bedanken. Freue mich jetzt schon auf die Resultate :)
 
sehr gute Aktion das Ganze (y)
...bin schon sehr gespannt auf die Rückmeldung der Tester - und auch auf die Gefügeaufnahmen.

So aus dem Bauch heraus hätte ich beim D2 den Einfluss der Primärkarbide als vorrangig eingeschätzt. Aber mal sehen, wie die Ergebnisse sind.

Mal als Randnotiz:
weil ich neugierig war, was Böhler da so abliefert (Karbidgröße und Verteilung lassen sich ja durch gezieltes Walzen beeinflussen) habe ich mal nach Bildern gegoogelt - und bin auf einen von Böhlers Werbeblättchen gestoßen:
https://www.bohler-edelstahl.com/ap..._Hochleistungsstähle-für-die-Stanztechnik.pdf
Was da unter herkömmlicher Erschmelzung (und da sollte der K110 ja drunter fallen) zu sehen ist (S.4; 12%iger Chromstahl), ist schon 'gut' zeilig und grob von den Primärkarbiden. Das hätten sdie bestimmt nicht gezeigt, wenn sie nicht ihren PM-Stahl an den Mann bringen wollten ;)
Naja, egal - aber vor dem Hintergrund bin ich auf die Aufnahmen sehr gespannt.
 
Großes Kino, was du hier zeigst Matthias! (y) Die Klingenform ist sehr interessant! Griffhölzer top!
Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht!
rocco26
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, Rocco! Im Rahmen der Diskussion zwischen Herbert und mir, welche Wärmebehandlung für den Stahl 1.2379 (D2, K110) im praktischen Einsatz für eine Messerklinge am zweckmäßigsten ist, hatte Herbert die Idee, das Ganze in einem praktischen Test festzustellen. Wir waren uns dann schnell einig, wie dieser Test ablaufen sollte. Die Idee zu der "interessanten" Klingenform entstand aus praktischen Gründen für den Test. Wir wollten eine gerade, leicht schärfbare Schneide, bei der man relativ leicht einen reproduzierbaren Klingenschliff anbringen kann.

Gruß
Matthias
 
Wir wollten eine gerade, leicht schärfbare Schneide, bei der man relativ leicht einen reproduzierbaren Klingenschliff anbringen kann.
Mit @herbert hast du ja den richtigen Partner an deiner Seite! Auch wenn es sich bei diesen Teilen erstmal um Labormesser handelt, mir gefällt die Form.
Sheepfoot, ja ich weiß! Du hast ja aber gleichsam in die Lederarbeiten viel Liebe gesteckt! Da hast du fertiges Handwerk vollbracht. Für Versuche fast zu schade!
Aber nee, macht mal schön weiter! Ich bin ganz Ohr!
rocco26
 
Moin zusammen,

Herbert und Taperedtang haben sich mächtig ins Zeug gelegt und Hirnschmalz, Geld und viel Zeit investiert im Rahmen der Vorbereitungen für diesen schönen Ringversuch.



Kleiner Exkurs Sekundärhärte als Einstieg vorab (Quelle: herbert und roman hier im Forum 2005)

„Nach dem Härten werden die Stähle angelassen und verlieren dadurch in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur etwas an Härte, gewinnen aber an Zähigkeit. Je höher die Anlasstemperatur ist, umso tiefer geht die Härte. So grob.


Manche Stähle, vor allem die mit reichlich Cr, Mo, V, W legierten, scheiden bei Anlasstemperaturen um die 500° C sogenannte Sonderkarbide dieser Metalle aus, das sind kleine Teilchen, die die Härte wieder spürbar erhöhen.


Nachteil ist, dass so dem Werkstoff z.B. Cr entzogen wird, der Werkstoff büßt Korrosionswiderstand ein. Andererseits gewinnt der Werkstoff halt an Härte, der Restaustenitgehalt wird nochmal abgebaut, und die statischen Duktilitätskennwerte steigen noch ein wenig.“



„Das SHM kann wie bereits gesagt bei allen Stählen erzeugt werden welche Sekundärkarbidbildner in Verbindung mit C zulegiert haben. Weitere Voraussetzung ist, das die Austenitisierungstemperatur hoch genug war um Sekundärkarbide überhaupt aufzulösen, um sie dann fein verteilt wieder auszuscheiden.

Bei den üblichen verdächtigen rostträgen Stählen ATS RWL CPM S90V usw., also den eigentlich vom Chromgehalt her noch ausreichend korrosionsbeständigen Werkstoffen, ist es eher Unsinn, diese einer SHM Behandlung zu unterziehen, da der Zähigkeitsgewinn dramatisch zu Lasten der Korrosionsbeständigkeit geht (Chrom wird bei Anlassen im SHM massiv in Karbiden ausgeschieden).

Im Sinne der Konstruktion einen solchen Messers ist das natürlich Unsinn, wenn ich mir zuerst die Mühe mache und einen teuren rostbeständigen Werkstoff kaufe und dann eben diesen Vorteil durch SHM wieder verschenke. Dann hätte ich lieber einen zähen aber nicht rostbeständigen Werkstoff genommen und den anständig behandelt dann hab ich zwar bewusst auf Korrosionsbeständigkeit verzichtet, hab aber dann auch eine Klinge, die das besonders gut kann.

Anders bei den Stählen die alleine von der chemischen Zusammensetzung her nicht korrosionsbeständig sein können z.B. 1.2379, 1.2080, Schnellstahl, Vanadis 4 usw.

Hier bietet sich besonders bei den ersten zwei die SHM Behandlung an. Aufgrund ihrer besonders groben Grundstruktur (Monsterkarbide) sind diese Werkstoffe sowieso mit die sprödesten die es zu kaufen gibt.

Damit man noch einigermaßen brauchbare Klingen (schlanke Geometrie) hinbekommt, ist es durchaus sinnvoll, das letzte Quäntchen an Zähigkeit noch rauszukitzeln.“



Der Ringversuch

Um im Rahmen der praktischen Anwendung feststellen zu können, wie sich eine Klinge verhält, wenn sie „normal“ oder im Sekundärhärtebereich angelassen worden ist, haben herbert und Taperedtang zwei seitens der Geometrie identische Messer aus Böhler K110 (äquivalent zu 1.2379 aka D2) zur Verfügung gestellt, die ich - als erster Tester - am 22. Juni per Post zugeschickt bekommen habe.



Ablaufprotokoll

Tag 1


Beide Messer kommen (inkl. Scheiden) bestens verarbeitet und sehr scharf (Papierkurven, Armhaarrasur top). Alles sauber gefast, keine Hotspots, sehr angenehme Handlage. Besonders erwähnenswert das nach unten abbiegende und gerundete Griffende. Die Sheepfoot-Klingen haben eine gut dimensionierte Schleifkerbe. Sie verlaufen nicht 100 % gerade sondern sind im Schneidenverlauf leicht nach innen gewölbt, was meint, daß im mittleren Bereich Licht von hinten durchscheint, wenn man sie auf einem Stahllineal aufstellt (siehe folgendes Bild). Die V-Fase ist bei beiden Messern im mittleren Bereich etwas schmaler.

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Vermessung

Böhler K110: C: 1,55 Cr: 11,30 Mo: 0,75 Mn: 0,30 Si: 0,30 V: 0,75

Gesamtlänge: 215 mm

Klingenlänge: 96 mm, 92/93 mm scharf ab Schleifkerbe

Klingendicke: 3,5 mm am Ricasso

Gesamtschneidenwinkel: 35 Grad

Dicke hinter der Wate Padouk: 0,65 mm vorne und hinten; 0,55 mm im vorderen Drittel/Mitte

Dicke hinter der Wate Palisander: 0,6 mm vorne und hinter; 0,5 mm im vorderen Drittel/Mitte

Höhe in der Klingenmitte: 23 mm

Gewicht: Padouk 148 gr. (inkl. schwarzer Scheide 246 gr.) / Palisander 159 gr. (inkl. Brauner Scheide 250 gr.)

Die Schneiden beider Messer sehen auch aus der Nähe gut aus. Hier ein repräsentatives Mikrobild OTB …

01 Padouk Palisander OTB.jpg




Tag 2

Um mich auf die anstehenden Aufgaben einzustimmen, bin ich ins Alentejo in die alte Erzmine São Domingos gefahren, habe ein paar Bilder von den Messern (inkl. Größenvergleich mit Fällkniven F1) gemacht und einen ersten Schneidtest durchgeführt.

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Aus der Menge der bereitliegenden Eukalyptus-Stangen, die ich in der Vorbereitung vor einiger Zeit geschnitten hatte, habe ich zwei gleichwertige aus derselben Charge ausgewählt. Beim Schneiden stellt sich dann heraus, daß die für das Palisandermesser ausgesuchte widerspenstiger ist und mehr und härtere Verästelungen hat (11 anstatt 7). Die nämlich scheibchenweise wegzusäbeln ist immer die eigentliche Herausforderung, da hier hartes - von der Sonne gedörrtes - Kernholz (Brinell-Härte 34) anliegt.

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Nach je 30 Minuten konzentrierter Holzarbeit - Verästelungen wegschneiden, Rinde runter und „Feinpolitur“ - habe ich einen klaren holzbedingten Nachteil für Palisander empfunden.


Der Checkout:

Padouk ruckelt deutlich auf dem Daumennagel, hat eine insgesamt angeschlagene Schneide, rasiert schlecht, schneidet unsauber Papier und hat einen fetten Einschlag trotz weniger problematischem Eukalyptus.

Palisander schneidet besser Papier und rasiert leichter und ruckelt kaum auf dem Daumennagel, hat ein paar Micro-Macken und einen Einschlag an der Hauptschnittstelle, deutlich geringerer Schärfaufwand und reagiert gefälliger auf die Schärfmedien.

Mikrobilder Padouk:

14 Padouk.jpg


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Mikrobilder Palisander:

16 Palisander.jpg


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Die Einschläge - die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann - zeigen sich unter dem Mikroskop deutlich. Bei neuen Klingen ist erfahrungsgemäß mit so etwas zu rechnen. Das ungesunde Fleisch (Defektschicht) muß erstmal weg. Dann schauen wir weiter.

Für eine bessere Einschätzung habe ich die Angelegenheit mit konkreten Daten unterlegt. Bei einer Schneidfasenbreite von mehr oder weniger 1 mm beträgt die Einschlagtiefe beim Padouk-Messer (Bild 15) hier 0,04 mm oder 40 Micron (nach Roman Landes haben D2-Karbide eine Größe von 30-60 Micron).

Die Wiederherstellung einer sauberen, fein geschlossenen Schneide erfolgt mit ein paar leichten Zügen über den Sieger und Micro Cloth 1.500-2.400. Beide Messer schneiden wieder bereitwillig Kurven und rasieren Armhaare …

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19 Sinter & 1.500-2.400.jpg



Die Schneiden beider Messer sind wieder fein geschlossen und bereit für neue Herausforderungen.

Des härteren Knüppels wegen für mich unerwarteter Tagessieger: Palisander!!


Weiter im folgenden post ...
 
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Tag 3

Ich nehme mir zwei Hölzer mit auf die schattige Terrasse eines verlassenen Forsthauses, die denen vom ersten Schneidversuch entsprechen und bearbeite sie nach gewohntem Muster. Stelle dabei fest, daß auch heute wieder der Eukalyptus für das Palisander-Messerchen anspruchsvoller ist - und das ganz erheblich.

Die Verästelungen sind knochentrocken und knüppelhart und die Rinde ist derart widerborstig, daß ich sie in zwei Etappen runterraspeln muß. Dementsprechend bin ich mit Palisander 45 Minuten beschäftigt, während Padouk die Arbeit nach 30 Minuten erledigt hat.

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Der Checkout:

Bin sehr gespannt, wie sich die beiden Messerchen bewährt haben. Nach dem Säubern der Klingen laufen beide ruckelfrei über den Daumennagel, schneiden ordentlich Papier und rasieren Armhaare (y)!

Das Mikro ist unbestechlich und bringt die Wahrheit an den Tag: Beim Padouk macht die Schneide einen sehr guten Eindruck. Bis auf ein paar winzige Mikro-Dents ist sie nach wie vor geschlossen.

Mikrobild Padouk:

06 Padouk.jpg



Was - bis auf kleine Unebenheiten - auch auf die Schneide des Palisander zutrifft. Ich bin zufrieden! Entdecke jedoch zu guter Letzt etwa einen Zentimeter vor dem Ricasso - einer Stelle, mit der ich nur wenig geschnitten hatte - einen ordentlichen Einschlag. Womit bei der sehr starken Belastung durch das „Problemholz“ im Prinzip zu rechnen war.

Mikrobilder Palisander:

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Das Schärfen erfolgt nach gewohntem Muster: Ein paar leichte Züge über den Sinter. Der Mikro-Ausbruch beim Palisander ist schnell Geschichte. Dann Micro Cloth 1.500-2.400:

10 Padouk & Palisander Sinter & MC bis 2.400.jpg



Zum Abschluß lasse ich die Klingen für aggressiven Biß diesmal noch 3 Züge je Seite locker mit Eigengewicht über den Sinter laufen, was zu einer kleinen Mikrofase von etwa 0,1 mm führt:

11 3 leichte Züge Sinter.jpg



Insgesamt beeindruckend besser als beim ersten Schneiden. Die Defektschicht verabschiedet sich. Bei der Arbeit haben sich beide Klingen gefühlt unterschiedslos gut gehalten. Was - bis auf den Dent beim Palisander, den ich der deutlich stärkeren Belastung zuschreibe - die optische Kontrolle bestätigt. Mal sehen, daß wir beim nächsten Contest mehr „Chancen-Gerechtigkeit“ herstellen ;)


Tag 4

Neuer Tag - neues Glück. Messerchen nebst einem prächtigem Eukalyptus ohne Verästelungen, der noch nicht so lange abgehangen ist, in den Rucksack und mit dem Mopped nach Faro in den dortigen Pinienwald. Es ist mächtig heiß und ein schattiger Platz angebracht für die geplante Werkelei.

Der Chancengleichheit wegen beschränkt sich die Aktion auf EIN Holz, das beide Messer jeweils am Ende „anspitzen“ sollen. Dazu setze ich das Holz auf einen am Boden liegenden Pinienprügel und hacke mit leichten Schlägen.

Jedes Messer bekommt 15 Minuten - wir wollen es mal nicht übertreiben. Das Holz entpuppt sich als mittelhart und es lassen sich mit jedem Hieb kleine Spatel abspalten. Hier das Ergebnis:

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Der Checkout:

Nach der Reinigung der Klingen schneiden beide noch Papier und rasieren Armhaare - Palisander allerdings spürbar leichter.

Unter dem Mikro zeigt Palisander eine annähernd unbeschädigte Schneide:

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Ganz anders Padouk. Einschläge über die gesamte Klingenlänge …

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Mein Eindruck aus dem 1. Schneidversuch verfestigt sich. Unter absolut fairen und gleichen Bedingungen ist die Schneide des Palisander Belastungen ersichtlich besser gewachsen. Ich verorte hier mal den aus meiner Sicht zäheren Stahl mit geringerer Neigung zu Ausbrüchen /Deformationen.


Palisander ist mit ein paar kurzen Zügen auf Micro Cloth 1.500 wieder top. Padouk bekommt eine ausgiebigere Behandlung auf ebenfalls 1.500. Wobei ich es diesmal bei beiden Messern belasse.

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Weiter im folgenden post ...
 
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Tag 5

Selbe Zeit, selber Ort wie gestern. Ich habe zwei Knüppel dabei. Beide ohne besondere Herausforderungen, also keine knochentrockenen Verästelungen diesmal. Und - des fairen Vergleichs wegen - habe ich beide in der Mitte markiert.

Jedes Messer sollen hälftig am selben Holz schneiden. Und zwar Rinde runter und glätten. Hier die Aspiranten:

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Den ersten Schnitt hat Padouk. Und ad hoc stelle ich fest, daß es harte Arbeit wird. Die graue Rinde an der Oberfläche ist gut durchgetrocknet und hart und zäh, hat eine Konsistenz ähnlich Hartplastik. Sie sitzt mit der unteren braunen Schicht wie geleimt auf dem Holz. Ich habe wirklich echte Herausforderungen geschnitten für den Contest 💪. Es geht in zwei Schichten voran - erst grau, dann braun. Zum Schluß alle Unebenheiten runter. Puuuhhh …

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Und noch einmal das Ganze mit dem Palisander.

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Als die Arbeit getan ist, sind zweimal 25 Minuten vergangen. Und ich habe durch den erforderlichen starken Nachdruck auf den Klingenrücken eine veritable Blutblase am linken Daumen. Folglich lasse ich den zweiten Knüppel Knüppel sein und mache mich auf den Heimweg.


Der Checkout:

Auf dem Daumennagel ist nichts zu spüren. Beide Messer schneiden weniger gut Papier als vorher und rasieren sehr unwillig Armhaare.

Die Mikrobilder geben keinen Anlaß zur Sorge. Beide Schneiden sind im wesentlichen in Ordnung. Beim Padouk findet sich ein winziger Dent:

08 Padouk.jpg



Die Klinge des Palisander zeigt nur bei genauem Hinsehen minimale Gebrauchsspuren:

09 Palisander.jpg



D.h., auch nach Entfernen der Defektschicht geht starke Belastung an keiner der Klingen völlig spurlos vorüber. Aber wir sehen deutliche Unterschiede.

Die Herausforderung bei meinen Schneidversuchen lag in der hohen Härte von durchgetrocknetem Eukalyptus. Insbesondere die schon länger abgestorbenen Verästelungen haben sonnengedörrt volles Potential. Auf dem folgenden Bild sieht man die dunkelbraunen Dots, die sie weggeschnitten hinterlassen. Das ist pures Kernholz und die unscheinbaren kleinen Dinger lassen sich nur mit Mühe von schräg unten nach oben in mühsamer Kleinarbeit wegsäbeln. Man könnte sie auch einfach mit dem Messergriff wegschlagen. Knack, ab! Aber das war ja nicht die Aufgabenstellung :p:

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Tag 6

Ich habe mich entschlossen, meine Versuche mit den gewonnenen Ergebnissen abzuschließen und bin gespannt auf die Erfahrungen der anderen Tester. Mir hat die Schnippelei mit den beiden Messerchen inklusive dem ganzen Drum und Dran ausgesprochen gut gefallen. Obwohl ich bekannterweise nicht der größte Freund von spröden Stählen wie D2 bin, würde es mich sehr freuen, wenn ich am Ende eines der beiden Eisen wiedersehen würde - Palisander wäre mein Favorit :)

Die Messer gehen gleich mit der Post an Virgil4 raus. Der Gesamtschneidenwinkel beträgt mittlerweile keine 35 Grad mehr. Bedingt durch die Tatsache, daß ich nicht mit einem geführten System, sondern freihändig schärfe und auf Schleifleinen abziehe, beträgt er mittlerweile leicht ballige 40 Grad gesamt.

Zum abschließenden Schärfen kommt dieses Mal Naßschleifpapier 1.200 und 2.000 (Rhynowet Plus von INDASA) zum Einsatz, worauf der K110 wohlwollend anspricht und was bei beiden Messerchen zu der folgenden sauberen und rasurscharfen Schneide führt:

11 Padouk Palisander 2.000 naß.jpg



Dank und Respekt an Herbert und Matthias für das, was Ihr hier bezüglich Planung, Vorbereitung und Umsetzung auf den Weg gebracht habt :super::super:!!

Aus hot and sunny Monte Gordo

R’n’R
 
Moin @Rock'n'Roll ,

du legst wie erwartet gehörig vor. Danke für deine investierte Zeit und den gleichermaßen verständlich und unterhaltsam verfassten Bericht sowie die wunderschönen Aufnahmen der beiden äußerst ästhetischen Probanden in Aktion.

Ich bin sehr gespannt ob sich deine Beobachtungen im weiteren Verlauf verfestigen.
 
Ein wunderbarer und aufschlußreicher Testbericht, Kompliment!
Das war jetzt die Härteprobe, und ich danke Dir, Rock'n'Roll, für die ganze Mühe und die Erstellung des Reviews. Ich denke, da kommt in den nächsten Wochen einiges zusammen, und ich bin richtig gespannt, was noch so alles getestet werden wird.
Eine Fülle von Erkenntnissen und Bewertungen, und alles feinstens dokumentiert. Danke noch mal. Und, wie Bukowski schon schrieb, unterhaltsam, verständlich, und aussagekräftig.
Taperedtang wird sich auch sehr freuen.
 
@Rock'n'Roll

Ja, ich kann das nur bestätigen was Herbert geschrieben hat. Ein toller Test mit ebensolchen Bildern. Der Start in die Testreihe ist hervorragend gelungen! :super:

Vielen Dank dafür!
 
Moin Peter,

ein wie erwartet sehr detaillierter und fundierter Bericht, der hinsichtlich der Fragestellung des Experiments sehr aufschlussreich ist.
Danke für Deinen Einsatz!

Gruß,

Nick
 
Nick hat es auf den Punkt gebracht. Es wird zum Schluß eine Menge zu diskutieren geben. Das soll so.
Mann, warum haben wir das nicht schon früher mal gemacht (ich weiss, es lag an Taperedtang und seine Bereitschaft, eine Menge Arbeit zu investieren).
 
Ehhyy! War ja klar, einer muss ja schuld sein. :D::
Spaß bei Seite, ich denke wir werden zukünftig noch weitere Projekte starten. Es ist aber auch eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit. Ich habe natürlich auch noch viele andere eigene Projekte, die bis jetzt auf Eis liegen und darauf warten fertiggestellt zu werden. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die weitere Entwicklung dieses Projektes, das ja schon ausgezeichnet gestartet ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
OMG - ich spüre gerade einen gewissen Druck im Genick ... :eek:

Klasse Bericht, R'n'R, der kaum Lücken für uns weiteren Tester läßt :super:

Kein Mikroskop, kein Eukalyptus, kein Micro Cloth ... was soll ich nur machen ??? :eek:

Scheibchen von Weinkorken runterschneiden ... verschiedene Rebsorten ... Natur- vs. Kunststoffkorken ... ???

Virgil
 
Hm, wir könnten ja eine Ideensammlung machen.
Aber Korken ist schon mal nicht schlecht. Kartons, Gemüse, Fleisch, Leder, heimische Hölzer, Möhren, fern von Eukalyptus lockt die ungeschnittene Vielfalt……😀🍕Pizza!!!!!
 
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