[Vorstellung] Imanishi Bester Steine, ein Review

LessLemming

Mitglied
Beiträge
464
Hallo ihr Liebhaber der scharfen Dinge,


heute stelle ich ein neues Set Schleifsteine vor. Oder zumindest den Teil, den ich bereits in Gebrauch habe.
Es handelt sich um die Serie Imanishi Bester.

Die Steine der Bester Serie sind in Japan sehr beliebt und gehören teilweise zu den am häufigsten empfohlenen Steinen unserer amerikanischen Kollegen.
Derzeit in Gebrauch befinden sich folgende Steine die ich hier kurz beleuchten möchte:

_DSC2385-2.jpg


  • Imanishi Bester 400 (große Ausführung)
  • Imanishi Bester 700
  • Imanishi Bester 4.000
  • Imanishi Kityama

_DSC2386-2.jpg


Den Imanishi Bester 400 habe ich hier bereits ausführlich beleuchtet.
Es handelt sich um einen weichen bis mittelharten Stein der vor Gebrauch kurz gewässert werden muss. Alternativ kann man ihn auch ohne Wässern benutzen, muss dann aber häufiger nach befeuchten.
Der Stein trägt sehr gut ab und hinterlässt eine ebenmäßige Oberfläche die sich gut für den Start eines Hon Kasumi finish eignet. Die Schneidkante ist natürlich sehr grob mit einem heftigen Grat.

Der Imanishi Bester 700 sollte ebenfalls kurz gewässert werden. Nach 10min steigen keine Blasen mehr auf und es kann losgehen. Auch hier kann alternativ auf das Wässern verzichtet werden, allerdings empfiehlt es sich bei den Imanishi der niedrigen Körnung tatsächlich nicht. Die Steine sind dann doch etwas zu durstig. Der Imanishi Bester 700 ist immer noch ein echtes Abtragstier. Dank seiner luxoriösen Größe lässt sich hervorragend auf dem Stein arbeiten. Da ist selbst das Nachschärfen eines Flachschliffs schnell erledigt. Die Abtragsleistung liegt weit über dem eines klassischen 1.000er (z.B. Naniwa SS oder Chosera). Der Unterschied zwischen dem 400er und dem 700er ist tatsächlich nicht groß. Genau wie der 400er ist der Stein eher weich und gibt bereitwillig Schleifschlamm frei. Daher müssen beide eher häufig abgerichtet werden, setzen sich während des Schleifens aber nicht zu.

_DSC2389-2.jpg


Der Nächste im Bunde ist der Imanishi Bester 4.000. Ein Spitzen-Stein!
Der Imanishi 4k ist auf der mittelharten Seite. Er ist irgendwo zwischen Chosera 3k und 5k angesiedelt, würde ich sagen. Die Abtragsleistung ist beachtlich, sofort bildet sich ein feiner Abrieb, allerdings kein Schlamm.
Der Imanishi 4k muss nicht mehr gewässert werden, einmal befeuchten reicht aus. Der Stein setzt sich relativ schnell zu und sollte nach dem Benutzen mit einem Nagura oä. wieder "geöffnet" werden.
Auf dem Imanishi 4k zu schärfen fühlt sich sensationell an; ein sanftes sahniges Gefühl mit butterweichem Abtrag. Und das beste ist die Politur; die ist nämlich ganz hervorragend. Der Imanishi 4k hinterlässt eine Facette die mit dem bloßen Auge betrachtet einem 8.000er in nichts nachsteht. Wer auf der Suche nach einem mittelfeinen Stein ist, weil er die bissige Schneide bevorzugt, aber nicht auf die Politur verzichten will könnte hier genau das Richtige gefunden haben. Die Politur ist meiner Meinung nach besser als die vom Chosera 5k.
Unter dem Mikroskop oder der Lupe erkennt man ein sehr feines und homogenes Kratzmuster, das sich beim Betrachten mit dem bloßen Auge zu einer 3D Politur zusammenfügt. Natürlich lässt sich das noch steigern.
Alles in allem bevorzuge ich diesen Stein gegenüber meinen Chosera 3k und 5k. Die erzeugte Facette ist sauberer und die Schneide feiner (als vom Chosera 3k und gleichauf mit Chosera 5k).


_DSC2390-2.jpg


Der letzte Stein aus der Serie über den ich heute berichten kann ist der Imanishi Kitayama. Der Kitayama, auch wenn vielen nicht bekannt, ist von Imanishi hergestellt, gehört jedoch nicht zur Serie "Bester". Der Stein gehört zu einer eigenen Serie die hauptsächlich aus dem Arashiyama und dem Kitayama besteht. Die Steine sind besonders, da sie den japanischen Natursteinen nachempfunden sein sollen. Man erzählt sich die Schleifkörper in diesen Steinen seien zermahlene Naturjapaner die in einem Resin gebunden sind. Die Körnungsangaben können stark schwanken zwischen 8.000 und 12.000. Tatsache ist, der Kitayama ist ein weich bis mittelhart (also härter als z.B. Naniwa Superstone, aber nicht so hart wie Chosera) gebundener Stein mit sehr hoher Abtragsleistung. Der Stein ist hart genug um das Hineinschneiden großteils zu verhindern. Abgerichtet mit einem DMT 325 ist die Oberfläche schön glatt und geschlossen. Ein Wässern ist nicht notwendig, splash 'n go. Man erzählt sich in den US-Foren dass es zwei Möglichkeiten gibt den Stein zu verwenden: a.) als 8.000er oder b.) nach einem 10.000er.
Ich persönlich habe keinen großen Unterschied festgestellt.

Direkt nach dem Imanishi 4.000 wird die Politur noch um eine Winzigkeit verbessert. Die Schneide zeigt einen waschechten 3D Effekt. Unter der Lupe ist eine sehr gute Politur zu erkennen, die auch dem Chosera 10.000 in nichts nachsteht. Getoppt wird die Politur vielleicht noch durch den Superstone 10.000, aber auch nur bei starkem Auflicht. Ansonsten lässt der Kitayama in Sachen Politur nichts zu wünschen übrig.

Seine eher weiche Natur und sein sanftes Gemüt machen den Stein zu einem sehr angenehmen Finisher. Die Größe ist gradezu luxoriös. Nach dem Imanishi 4.000 ist das Ziel innerhalb weniger Züge erreicht, der Stein arbeitet also sehr schnell. Trotz des hohen Abtrags gibt der Stein keinen Schlamm frei, setzt sich dafür recht schnell zu. Auch hier empfiehlt sich das Reinigen der Oberfläche mit einem Nagura nach dem Schärfen.
Randbemerkung: Ich verwende alle meine Steine selbstverständlich ohne extra erzeugten Schlamm.

Was die abschließende Feinheit des Kitayama angeht, also ob er nun 8k oder 12k hat, kann ich nur spekulieren. Tatsache ist das mit diesem Stein eine sehr feine Schneide erzeugt werden kann die für alle Belange als sehr gut gilt. Die Schneidkante ist fein und hat nur noch sehr wenig Biss, schneidet aber wie ein Laser. Ich verwende den Stein NACH dem Chosera 10.000 (wenn mir danach ist). Für meine Kochmesser ist dieser Stein also, wenn ich ihn verwende, immer der Abschluss.

Momentan befinden sich zwei Sets in meinem Kochmesser Repertoire. Ein vollständiges Naniwa Chosera und das eben besprochene Imanishi Bester Set.
Beide Sets erfüllen ihren Zweck tadellos. Die Politur mit dem Chosera 10.000 ist mit dem bloßen Auge betrachtet sehr gut, wird aber meiner Meinung nach vom Kitayama geschlagen.
Die Kombination aus [Grundschliff z.B 1.000er], Imanishi 4.000 und Kitayama 12k bring mich schnurstracks ans Ziel und das mit nur drei Steinen, bzw. zwei für den Nachschliff.
 
Zuletzt bearbeitet:
bisher habe ich glaub ich annähernd alle von dir vorgestellten steine früher oder später selbst haben wollen und sie dann auch gekauft. deine reviews sind echt gut ;)
 
Hallo Less,

dein Review ist wieder sehr informativ und aufschlussreich geschrieben.
Leider hast du dich die letzte Zeit sehr rar gemacht.
Ziehst du deine Kochmesser echt bis über 10000 hoch?
Ich bilde mir ein das die damit erreichte Schärfe nach der
ersten Zwiebel hinüber ist.

LG Harry
 
Danke für das Review! Das weckt wieder Begehrlichkeiten :D

Ich überlege momentan, ob ich mir eine Zwischenstufe für meinen 1000er und 6000er Cerax zulegen soll.

Würde ein 4000er Bester da Sinn machen?
 
Hallo Less,
vielen Dank für das Review! Auch ich habe in den letzten Jahren deine aufschlussreichen Berichte vermisst. Das sind immer gute Entscheidungshilfen.
Gruß
Pflaster
 
Vielen Dank für die herzliche Wiederaufnahme in die Gemeinde.
Das Imanishi Set ist noch nicht komplett, da folgen sicherlich noch in paar Reviews :hehe:

@Chrid:
Der Kauf des Imanishi 4k hätte womöglich zur Folge dass du dir noch einen Chosera oder Imanishi 1k kaufst und deinen Kombistein einmottest :glgl:
Ich bin mit dem Cerax nie zufrieden gewesen, der 1k war mir zu weich und der 6k nur mäßig.
Der 4k von Imanishi könnte sogar bessere Ergebnisse liefern als der Cerax kombistein, das will ich aber nicht beschwören.

@Harry:
Mein Yoshikane Gyuto ziehe ich manchmal sogar noch auf 0.25um Diamant ab. Das besteht den Haartest. Aber Logo, das ist völlig übertrieben bzw. Muss jeder selbst wissen ob er etwas davon hat. Mir geht es viel um die Politur und den glatten Schnitt auch beim Drücken
 
Ok also macht er als "Zwischenkörnung" wenig Sinn höre ich da raus.

Wie sieht es deiner Meinung nach denn mit dem 4000er Stein als Abschlusskörnung vor dem Leder aus?
Oder würdest du dann tendenziell eher zum 6000er (nicht mal jetzt Bester-spezifisch, meinetwegen auch Chosera oder vergleichbar) greifen?
 
Hi Chrid,

Als zwischenkörnung könntest du ihn schon verwenden, aber ich denke dass du ohne den Cerax 6k, also nur mit dem Imanishi mindestens genauso gute Ergebnisse erhalten wirst.
Wenn die Technik stimmt bekommst du mit dem Imanishi 4k eine ganz vorzügliche Schärfe hin. Mit einem Pastenriemen kannst du natürlich sogar noch etwas mehr rausholen.

Jenachdem wie zufrieden du mit dem Cerax bist würde ich dir zu einem Upgrade und nicht zum Ergänzen raten. Bei Chosera hast du das Problem, dass du dazu drei Steine bräuchtest, den 1k, 3k und 5k.
Der Sprung von 1k auf 5k ist zwar machbar, es bleibt aber trotzdem die weitaus teurere Variante.

Kauf dir den Imanishi 4k. Sieh, ob er dir als Zwischenstein nützt oder den 6k als Abschlussstein ersetzt.
Jenachdem wie das ausgeht, hast du entweder einenhervorragenden zwischenstein, oder einen hervorragenden Abschlussstein mit Verbesserungsporential beim 1k. Win-Win. :steirer:
 
Imanishi 10k Stone

NEUZUGANG! *Fanfare*

_DSC2412-2.jpg

Links Imanishi 4.000, rechts Imanishi 10.000


Da ich von der Imanishi-Serie bisher sehr beeindruckt war, habe ich Herrn Dieter Schmid gebeten bei seinem Lieferanten nach dem Imanishi 10.000 zu fragen.
Hier möchte ich kurz meine Impressionen festhalten:

_DSC2414-2.jpg


Im Auslieferungszustand war der Imanishi 10.000 mit einem kalkähnlichen Staub bedeckt. Der Stein wurde zunächst auf 400er SiC Pulver geplant und dann auf dem DMT 325 und 600 (letzterer unnötig) die Oberfläche verfeinert.
Erstaunlicherweise war die Oberfläche nach dieser Behandlung nicht komplett glatt, so wie ich es von Naniwa und auch dem Kitayama gewöhnt bin. Der Stein weigert sich eine glasähnliche, geschlossene Oberfläche anzunehmen und fühlt sich an wie Kreide, mit einer feinen Textur.

//EDIT:
An dieser Stelle muss ich noch mal einhaken. Ich war doch etwas von dem seltsamen Feedback des Steins irritiert. Also habe ich beschlossen den Stein noch mal gründlich mit meinem DMT 325 abzurichten. Das hat mich noch mal 10-15 Minuten gekostet, aber war es absolut wert denn: Wow! Das Feedback des Steins hat sich komplett geändert. Offenbar war bedingt durch den Fertigungsprozess die oberste Schicht des Steines nicht ganz einwandfrei. Die darunterliegende Schicht zeigt die störenden Einschlüsse nicht mehr so wie vorher; davon ist jetzt nichts mehr zu spüren. Das an Kreide erinnernde Feedback hat sich gewandelt in ein super-smoothes Gefühl. Der Stein ist weiterhin weicher als Chosera und härter als Superstone und bietet jetzt ein sensationell feines Schärfgefühl. Von seiner Geschwindigkeit hat er bisher nichts eingebüßt.
Den Stein also vor Beutzung gründlich abrichten bis die ersten zehntel mm komplett abgetragen sind!

Der Imanishi 10k muss nicht gewässert werden, ein kurzes Befeuchten reicht völlig aus. Das Feedback des Steins ist sehr interessant. Ich denke der Stein ist härter als Naniwa Superstone 8 und 10k, jedoch weicher als der Chosera 10k. Anfänger sollten eigentlich keine großen Probleme haben in den Stein zu schneiden. Das Schärfgefühl lässt sich nicht so recht mit anderen Steinen vergleichen; ich hatte zu Beginn Bedenken da sich im Stein kleine Einschlüsse gezeigt haben, die beim Schärfen auf der Klinge spürbar waren. Die Einschlüsse sind jedoch nicht hart, sondern sehr weich und haben sich als völlig harmlos erwiesen.
Innerhalb kürzester Zeit nach dem Suehrio Rika 5.000 oder dem Imanishi Bester 4.000 bildete sich ein grandioser Spiegel.

_DSC2420-2.jpg

Rostfreier Stahl

_DSC2422-2.jpg

Aogami

Im Vergleich zu seinem Cousin dem Kitayama vom selben Hersteller fällt die Entscheidung schwer. Der Imanishi 10k hat zuweilen vielleicht im Auflicht eine leicht saubere Politur. Aber hier spalten sich Haare. Apropos.
Die erreichbare Schärfe ist für Werkzeuge und Messer out-of-this-world. Eine sehr glatte Schneide mit einem feinen Schnitt.
Da der Imanishi 10k etwas weicher ist als der Kitayama oder der Chosera 10k lässt sich meiner Meinung nach ein kleiner unerwünschter Grat von den gröberen Steinen leichter entfernen.
Der Grat wird besser "gegriffen", insbesondere bei der Mikrofase. Zurück bleibt eine glatte Schneide.

_DSC2415-2.jpg


Für Rasiermesser zeigte der Stein enttäuschende Ergebnisse. Meiner Meinung nach sind hieran die Einschlüsse (bzw. Inhomogenitäten) im Stein verantwortlich. Hier gewinnt der Kitayama. Der Chosera 10k ist mMn allerdings genauso wenig für Rasiermesser geeignet (und die Amerikaner schwören auf den Stein, also... *achselszuck*)

Alles in Allem ist die Kombination aus Imansihi 4k und 10k ein mega Setup. Die beiden sind Pfeilschnell, nicht aggressiv, angenehm im Feedback, bieten Spiegelpolitur und feinsten Schnitt.
Wer mit dem eigenwilligen Feedback des Imanishi 10k warm werden kann, hat hier sicherlich große Freude.
Für mich ist klar dass mir der Imnishi 10k lieber ist als der Chosera 10k, weil er sanfter ist und einen Hauch besser poliert und lieber als der Superstone 10k (ausgenommen Rasiermesser) weil er etwas härter ist und mehr vergibt

Fazit:
Der Imanishi 10.000 ist eine echte Alternative zum Kitayama des gleichen Herstellers. In Sachen Feinheit geben sich die beiden nicht viel, so viel steht fest. Die Politur ist bei beiden Steinen für Kochmesser sehr gut!
Die Serie der Imanishi kann in mindestens zwei Kategorien eingeteilt werden: Alle Steine bis inklusive des 2.000er müssen (soweit ich weiß) gewässert werden. Die Steine sind porös und erzeugen teilweise einen gut arbeitenden Schlamm. Ab dem 4.000er sind die Steine splash 'n go und arbeiten außerordentlich effizient, sind fein und polieren exzellent. Die Größe der Steine ist äußerst komfortabel, denn sie sind um einiges mächtiger als die Chosera.
Ich verwende für das Nachschärfen meiner gut gepflegten Messer ab sofort nur noch den Imanishi 4k; das reicht für die meisten Arbeiten völlig aus. Danach folgt entweder der Kitayama oder der Imanishi 10k (nach Gusto).
Somit habe ich effektiv zwei Steine fürs Nachschärfen und irgendeinen 1.000er für den Fall das ein neuer Schliff nötig ist.

Der Imanishi 10.000 wird übrigens bei Herrn Dieter Schmid in Kürze ins Sortiment mit aufgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schönes, informatives Review, besten Dank.
Kannst du vielleicht mal nen link angeben, unter dem man die Steine beziehen kann? Danke im Voraus.
 
Ich musste noch einen Nachtrag bezüglich des Feedbacks anfügen. Der Stein verhält sich deutlich besser wenn er gründlich abgerichtet worden ist.

@Dirkde:
Der Stein kann demnächst von Dieter Schmid - Feinewerkzeuge bezogen werden. Mehr Werbung kann und will ich nicht machen :rolleyes:
 
Ein paar Fragen habe ich noch:

1. Welche Schleifbewegung führst Du auf diesem Stein aus - nur ziehend oder vor und zurück oder nur schiebend?
2. Wie gut poliert der Stein im Vergleich zum Naniwa Superstone 10000?
3. Setzt sich der Stein mit der Zeit zu und muss wieder geöffnet werden - und wenn ja, womit?

Viele Grüße
Mico
 
Hallo Mico,

Meine Schärfbewegung ist ein üblicher Mix aus Vorwärts- und Rückwärtsschüben. Dabei versuche ich wenig Druck auszuüben und diesen auf die Schneide zu konzentrieren. Bei der Bewegung in die Schneide hinein vermindere ich den Druck und erhöhe ihn minimal bei der Bewegung von der Schneide weg. Für die Mikrofase (falls ich eine mache) verwende ich meist nur Bewegungen weg von der Schneide.
Manchmal schärfe ich Klingen auf den feineren Steinen auch in einer Bewegung fast parallel zur Schneidkante. Zu den erwähnten Techniken gibt es auch viele Anleitungen und Videos in Youtube.

Der Vergleich zum Naniwa Superstone 10.000 ist naheliegend. Der SS10k ist irgendwie der Überflieger unter den Steinen. Wären wir in der Schule, wäre er der Streber.
Der SS10k ist meiner Meinung nach einer der besten Steine wenn es um Rasiermesser geht. Die Politur ist der Hammer, die Schneidkante fein und sauber sodass man sich fast direkt vom Stein rasieren kann. Mit einem Pastenriemen wird das Ergebnis meist unverbesserlich. Der Rest des Naniwa SS Sets ist allerdings überhaupt nichts für mich. Ich bevorzuge jedoch komplette Sets und mag keinen Steine-Mix. Also kriegt der SS10k von mir nicht so viel Liebe wie er eigentlich verdient hätte.
Für Kochmesser ist der SS10k ebenfalls sensationell, hat jedoch den entscheidenden Nachteil ein bisschen weich zu sein. Nicht annähernd so schlimm wie SS8k, aber es besteht die kleine Chance in den Stein zu schneiden.
Beim Anbringen der Mikrofase ist besondere Vorsicht geboten. Die Politur (sofern die Vorarbeit gut ist, versteht sich) ist sehr, sehr gut. Allerdings ist der SS10k ein wenig langsamer als der Imanishi 10k, meine ich.
Welcher von beiden Steinen nun schlussendlich die bessere Politur liefert hängt wahrscheinlich von vielen Faktoren ab und mag ich jetzt gar nicht beurteilen . Tatsache ist dass mir für Kochmesser der Imanishi lieber ist und ergebnisse liefert die eigentlich nicht zu toppen sind. Es hat jeder der beiden Steine seine vor- und Nachteile.

Das sich ein so feiner polierstein zusetzt ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. Faktoren die eine Rolle spielen sind

- Größe der Facette
- Wie wurde abgerichtet, welche Oberfläche hat der Stein (feine Oberflächen setzen sich erheblich schneller zu als grobe, können aber die besseren Ergebnisse liefern)
- Mit wie viel Druck wird gearbeitet
- Stahlsorte

Alle meine 8k+ Steine zeigen beim Schärfen sehr schnell festgesetzte Stahlpartikel. Das liegt u.a. daran dass ich diese Steine auf dem DMT 325 plan halte, welcher eine sehr feine Oberfläche hinterlässt (meint man gar nicht, gell?).
Das hat den Vorteil dass die Steine schnell arbeiten, aber ihre Polierwirkung voll entfalten können. Probleme mit glasigen Überzügen und Steinen die so zugesetzt sind dass sie nicht mehr arbeiten hatte ich noch nie. Das liegt daran dass ich alle Steine nach dem Schärfen mit dem DMT 325 wieder frei mache. Um die eigentliche Frage zu beantworten, der Naniwa SS10k setzt sich schneller zu als der Imanishi 10k, zumindest was meine Erfahrungen angeht.
 
Guten Morgen LessLemming,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort :super:

Besonders Dein hingebungsvoller Vergleich zwischen Imanishi 10k und SS10k hat alle meine Fragen beantwortet und meine Bedenken beruhigt, einen sensationellen Stein zu verpassen:staun: Als Besitzer sowohl des SS8k als auch des SS10k kann ich Deine Erkenntnisse bezüglich der Superstones voll bestätigen. Ich leite aus Deinem Review ab, dass ich mit meinem SS10k weiterschleifen kann, bis ich ihn an meine Enkel vererbe, ohne mir Sorgen zu machen, einen noch viel besseren Stein zu verpassen :lach:
Was den Steinmix angeht, so habe ich mich, auch von Deinen Reviews beeinflusst, im groben Körnungsbreich mit Atoma Diamantplatten 140 und 400 versorgt (die Ersatzplatten aufgeklebt auf Granit-Sockelleisten ausm Baumarkt), im mittleren Körnungsbereich 1000, 2000 und 5000 mit Shapton Professional Waterstones ausgestattet und das Ganze mit Naniwa Superstones 8000 und 10000 nach oben abgerundet :) Die kleinen DMTs coarse, fine and extra-fine schlummern in der Kiste.
Ich schätze sehr die unterschiedlichene Eigenschaften der jeweiligen Schleifsteine und komme mit ihren Eigenheiten schon gut klar, aber immer noch auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten.

viele Grüße
Mico
 
Vielen Dank für eine wieder einmal hervorragende Schleifstein-Vorstellung :super:!

Den Kitayama habe ich ja schon seit geraumer Zeit in Benutzung und mag ihn auch sehr. Vor allem das fantastisch-sahnige Schleifgefühl, gepaart mit den großzügigen Abmessungen machen den Schärfvorgang mit dem Kitayama zu einem wahren Vergnügen :D. Ich würde ihn vom Gefühl und Ergebnis mit einem guten bis sehr guten Gelben Belgischen Brocken vergleichen, und dafür ist der aufgerufenen Preis günstig.

Bei Rasiermessern ist er mein liebster Pre-Finisher, bevor ich auf einem Ohzuku, Nakayama oder Thüringer/Escher abschließen. Als Abschlussstein für Rasiermesser ist mir das Ergebnis nicht ganz gründlich genug.

Die Bester- Steine hören sich auch sehr interessant an, aber mit meinen Choseras in 400, 1.000 und 5.000 habe ich mein Traum-Setup für den unteren bis mittleren Körnungsbereich schon gefunden.


Der Vergleich zum Naniwa Superstone 10.000 ist naheliegend. Der SS10k ist irgendwie der Überflieger unter den Steinen. Wären wir in der Schule, wäre er der Streber.
Der SS10k ist meiner Meinung nach einer der besten Steine wenn es um Rasiermesser geht. Die Politur ist der Hammer, die Schneidkante fein und sauber sodass man sich fast direkt vom Stein rasieren kann. Mit einem Pastenriemen wird das Ergebnis meist unverbesserlich. Der Rest des Naniwa SS Sets ist allerdings überhaupt nichts für mich. Ich bevorzuge jedoch komplette Sets und mag keinen Steine-Mix. Also kriegt der SS10k von mir nicht so viel Liebe wie er eigentlich verdient hätte.
Für Kochmesser ist der SS10k ebenfalls sensationell, hat jedoch den entscheidenden Nachteil ein bisschen weich zu sein. Nicht annähernd so schlimm wie SS8k, aber es besteht die kleine Chance in den Stein zu schneiden.
Beim Anbringen der Mikrofase ist besondere Vorsicht geboten. Die Politur (sofern die Vorarbeit gut ist, versteht sich) ist sehr, sehr gut. Allerdings ist der SS10k ein wenig langsamer als der Imanishi 10k, meine ich.
Welcher von beiden Steinen nun schlussendlich die bessere Politur liefert hängt wahrscheinlich von vielen Faktoren ab und mag ich jetzt gar nicht beurteilen . Tatsache ist dass mir für Kochmesser der Imanishi lieber ist und ergebnisse liefert die eigentlich nicht zu toppen sind. Es hat jeder der beiden Steine seine vor- und Nachteile.

Interessant - mit dem 10K Superstone bin ich nie so richtig warm geworden und habe meinen nach einer Weile verkauft. Die Politur war immer spektakulär :cool:, aber ich habe die Schärfe bei Rasiermessern immer als etwas aggressiv bzw ruppig empfunden und für Kochmesser war er mir zu weich... Ich habe meine Superstone-Reihe dann irgendwann verkauft - bis auf den 12K Superstone der für mich der beste Kunststein-Finisher für Rasiermesser ist. Er poliert interessanterweise nicht so gut wie der 10K, liefert aber eine sehr gute und vor allem sanfte Schärfe.

Aber hier sind wir schon lange im Bereich der speziellen Vorlieben bzw Schärf-Mystik :irre:.

LG
Jörg

P.S. Sehr schön Polierte Schneiden zeigst Du hier. Ich wundere mich nur darüber, wie breit sie sind (wirken?). Schärfst Du in ein solch flachen Winkel, oder sind die Klingen nicht so fein ausgeschliffen? Ich versuche bei Kochmessern immer, eine möglichst dünne Sekundärfase zu haben und Schleife dann lieber die Primärfase ganz dünn aus.
 
Hi Jörg,

die beiden Exemplare sind sozusagen meine Testmesser. Das eine ist ein Santoku aus 08/15 rostfreiem Stahl und das andere ein Aogami Bunkaboocho von Tosa-Hocho.
Das rostfreie Santoku hat seine breite Facette noch von meinen ersten (!) Schärfversuchen. Seitdem habe ich es ab und zu immer noch in Gebrauch.
Das Tosa Bunkaboocho habe ich mit Absicht etwas flacher geschliffen. Die Messer haben im Zustand der Auslieferung eine "aufgemalte" Linie die den Übergang von Außen- zu Schneidlage anzeigen soll.

Ich habe die echte Linie freigeschliffen und vor einer Weile mit Natursteinen zum Vorschein gebracht. Dazu musste ich den Schleifwinkel natürlich dramatisch erniedrigen, was ich mit einer Mikrofase wieder ausgleiche. Im Laufe der Zeit habe ich zugelassen das das Kasumi Finish durch eine Politur ersetzt wird. Das Aogami Bunka hat eigentlich einen eher moppeligen Anschliff und verträgt den flachen Winkel sehr gut. Die Schärfe bleibt lange erhalten.

Meine richtigen Lieblinge, ein Aoki Shirogami und ein Yoshikane ATS314, haben logischerweise deutlich filigranere Facetten. Allerdings muss ich gestehen das ich dazu tendiere den Winkel etwas niedrig zu halten.
So sieht mein Yoshikane Damast 210mm Gyuto aus:

Yoshikane%20Gyuto%20210mm%20Kitayama.jpg

Geschärft nur auf dem Imanishi 4.000 und Kitayama 12.000. Die Damasttapete ist natürlich noch vom Werk.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht sehr schön aus, das Yoshikane :super:. Tolle Kontraste und ein augenscheinlich sehr feiner Schliff!

Das Tosa Bunkaboocho habe ich mit Absicht etwas flacher geschliffen. Die Messer haben im Zustand der Auslieferung eine "aufgemalte" Linie die den Übergang von Außen- zu Schneidlage anzeigen soll.

Ich habe die echte Linie freigeschliffen und vor einer Weile mit Natursteinen zum Vorschein gebracht. Dazu musste ich den Schleifwinkel natürlich dramatisch erniedrigen, was ich mit einer Mikrofase wieder ausgleiche. Im Laufe der Zeit habe ich zugelassen das das Kasumi Finish durch eine Politur ersetzt wird. Das Aogami Bunka hat eigentlich einen eher moppeligen Anschliff und verträgt den flachen Winkel sehr gut. Die Schärfe bleibt lange erhalten.

Stimmt, mein Tosa Bunkaboocho hatte ab Werk auch einen eher moppeligen Anschliff. Ich hatte dann aber die gesamte Primärfase auf null geschliffen und dann eine Mikro-Sekundärfase gesetzt. Ist jetzt natürlich empfindlicher, dafür aber voll nagelgängig und sehr schneidfreudig :teuflisch.

LG
Jörg
 
Benutzer hat den Inhalt dieses Beitrags gelöscht.
Grund:
--------------
Inhaltslose Füllbeiträge, spamartige Antworten, Chatähnliche Beiträge
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin!
[...]wenn ich mir noch n Glasstone holen wollte hätte ich das Problem das es ja vom 4000der die HR und HC Version gibt..

Ist der Stein recht Splash and Go artig wie du berichtest? ... klingt auf jeden Fall super das Teil..

LG Daniel

Hallo Daniel,

der Imanishi 4k ist ein echter Spritz 'n go. Ich befeuchte den Stein und dann geht's los.
Was die Shapton Glasstones angeht; die sind immer noch meine Favoriten wenn es um Rasiermesser geht.
Der Glasstone 4.000 ist ein sehr guter Stein und das Set 2k -> 4k -> 8k benutze ich sehr gern.
Ich hatte schon den grauen und habe immer noch den weißen. Der Unterschied ist nicht die Welt, der graue ist vielleicht etwas langsamer. Sich zwischen den beiden zu entscheiden ist kein großes Dilemma, die sind beide gut. Ich würde aber bei den weißen bleiben (die hast du ja bisher).
Alternativ ist der Imanishi 4k natürlich hervorragend und passt gut in das Set


p.s.:
Erkennt man auf dem Foto meines Yoshikane die Schneidfase? Das ist der dunkle Streifen gaaanz unten an der Schneidkante. Die Damasttapete ist nicht vom Imanishi, sondern unverändert vom Werk. Nur zur Klarstellung für spätere Besucher
 
Also der 4k ist für mich schon fast sicher eingeplant für die nähere Zukunft :D

Die Entscheidung Kityama vs 10k lässt du ja laut deinem Review offen.

Wie sieht es mit Bezugsquellen aus?
Den Kityama finde ich nur übern großen Teichen (in einem Shop für 55$, leider kommt da ja noch Versand+Steuern zu)
Beim 10k sagtest du, dass er demnächst über einen deutschen Shop erhältich sein wird, wie sieht die Geschichte preislich aus?
 
Zurück