Liebe Messerfreunde,
für eine gute Freundin habe ich ein 27cm Sujihiki von Shiro Kamo besorgt und bevor ich es weitergebe noch schnell einen Vorstellungsthread für das Forum hier erstellt.
Vielleicht hilft es bei einer der nächsten Kaufberatungen, oder auch einfach nur um die Neugierde zu befriedigen.
Das Messer wird in der hier gezeigten oder ähnlichen Form in mehreren Shops vertrieben. Teilweise als Tora-Serie benannt, zum Teil auch einfach nur als Shiro Kamo.

[Bild 1: Shiro Kamo Sujihiki 27 cm.]
Maße und Geometrie:
Schneidlage: Aogami No2, auf 63/64 HRC gehärtet
Decklage aus Suminagashi (nicht rostfrei)
Gewicht: 137 g
Klingenmaße: 278 mm x 41 mm x 2.7 mm (tapert auf 1.7 mm in der Mitte und 1.1 mm 1 cm vor er Spitze.)
1 cm über der Schneide: 1.2 mm (Ferse), 1.0 mm (Mitte). Direkt hinter der Wate ist es dünn: Durchgängig 0.2 mm.
Damit ist es definitiv schneidfreudig, ich würde es aber persönlich noch nicht als "Laser" bezeichnen. Als solcher wird es in machen Shops beworben.
Beide Klingenflanken sind ballig geschliffen.
Verarbeitung:
Mit dem ersten Eindruck war ich positiv überrascht. Meine eigenen Messer von Shiro Kamo sind zwischen 15 und 20 Jahre alt.
Damals hatten die Messer von Shiro Kamo noch den Ruf einer etwas rustikaleren Verarbeitung. Da musste man erst mal das Schleifpapier auspacken und etwas nacharbeiten. Das war bei diesem Messer nicht der Fall. Alle Kanten sind angenehm verrundet und das Flankenfinisch ist sehr sauber ausgeführt. Die Schneidlage ist poliert.
In dem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, dass die eingeschlagenen vier Kanji anders aussehen als bei meinen älteren Messern. Dort sind es auch nur drei.
Ob und ggf. was das zu bedeuten hat weiß ich nicht.

[Bild 2: Kanji.]
Wenn man genau hinsieht, erkannt man dass ein paar leichte Dellen an den Flanken eingeschliffen sind, die werden durch das Suminagashi der Decklagen aber vollständig kaschiert.
Im vorderen Drittel war die Klinge leicht verzogen. Das habe ich vorsichtig geradegebogen. Ich musste da mit den Suminagashi Decklagen aber weiter biegen als bei reinen Eisenflanken. Das kostet erst mal ein bisschen Überwindung.
Der oktagonale Griff ist aus zwei Sorten Holz, Walnussholz mit Ahornzwinge, zusammengesetzt. Die Klinge ist akzeptabel eingepasst und abgedichtet.

[Bild 3: Übergang Klinge zu Wa-Griff.]
Der Anschliff:
Normalerweise mecker ich nicht über die Auslieferschärfe. Ich hatte in vielen Jahren überhaupt nur zwei Messer, die mir im Auslieferzustand scharf genug waren. Ich finde es aber trotzdem schade, dass man sich zwar die Mühe macht, die Schneidlage zu polieren, dann aber einen Grat stehen lässt.
Richtig ins Licht gehalten sieht man den Grat auch auf dem Foto.

[Bild 4: Im Licht sichtbarer Grat an der Schneide.]
Der Schliff selbst ist asymmetrisch. An der rechten Seite ist die Fase breiter als an der linken. Das ist in Japan nicht ungewöhnlich und für Rechtshänder sicher kein Nachteil. Wenn es stört, lässt sich das auch schnell auf symmetrisch umschleifen. Im Bild unten sieht man die Asymmetrie bei der Nahaufnahme im Kehlshot.
Den Schleifwinkel habe ich beidseitig auf ca 10-12 Grad bestimmt. Für einen reinen Slicer passt das IMHO, hätte ich ähnlich gewählt.

[Bild 5: Kehlshot.]
Im Grunde wäre es mir das Liebste, die Messer würden zwar dünn geschliffen aber ungeschärft in den Handel kommen. In Japan war das zumindest früher auch üblich.
Den letzten Schliff kann man dann selbst nach seinen Vorstellungen anbringen. Bzw vom Händler als Dienstleitung anbringen lassen.
Aber so, wie die Messer ausgeliefert werden ist das nichts Halbes und nichts Ganzes.
Wie schneidet das Messer?
Nun, das Messer ist nicht für mich selbst. Deshalb kann ich es nicht so testen wie ich gerne würde. Insbesondere möchte ich vermeiden, dass es eine Patina bekommt. Deshalb lass ich den Part hier aus.
Ich kann aber sagen, dass die Balance des Messer sehr stimmig ist. Es fühlt sich trotz der 137 g nicht zu leicht an.
Die Klinge ist steif und biegt sich nicht so schnell. Das hatte mich zuletzt an einem Sujihiki von Hatsukokoro gestört.
Fazit:
Ich kann das Messer empfehlen. Preis-Leistung scheint bei Shiro-Kamo noch zu passen. Da wo andere japanische Schmiede ihre Preise deutlich angezogen haben, sind die Preissteigerungen bei Kamo moderat geblieben. Das Messer ist nicht perfekt, aber die kleinen Schwächen im Klingenverzug und Anschliff kann man selbst leicht fixen.
Scharfe Grüße,
Andreas
für eine gute Freundin habe ich ein 27cm Sujihiki von Shiro Kamo besorgt und bevor ich es weitergebe noch schnell einen Vorstellungsthread für das Forum hier erstellt.
Vielleicht hilft es bei einer der nächsten Kaufberatungen, oder auch einfach nur um die Neugierde zu befriedigen.
Das Messer wird in der hier gezeigten oder ähnlichen Form in mehreren Shops vertrieben. Teilweise als Tora-Serie benannt, zum Teil auch einfach nur als Shiro Kamo.

[Bild 1: Shiro Kamo Sujihiki 27 cm.]
Maße und Geometrie:
Schneidlage: Aogami No2, auf 63/64 HRC gehärtet
Decklage aus Suminagashi (nicht rostfrei)
Gewicht: 137 g
Klingenmaße: 278 mm x 41 mm x 2.7 mm (tapert auf 1.7 mm in der Mitte und 1.1 mm 1 cm vor er Spitze.)
1 cm über der Schneide: 1.2 mm (Ferse), 1.0 mm (Mitte). Direkt hinter der Wate ist es dünn: Durchgängig 0.2 mm.
Damit ist es definitiv schneidfreudig, ich würde es aber persönlich noch nicht als "Laser" bezeichnen. Als solcher wird es in machen Shops beworben.
Beide Klingenflanken sind ballig geschliffen.
Verarbeitung:
Mit dem ersten Eindruck war ich positiv überrascht. Meine eigenen Messer von Shiro Kamo sind zwischen 15 und 20 Jahre alt.
Damals hatten die Messer von Shiro Kamo noch den Ruf einer etwas rustikaleren Verarbeitung. Da musste man erst mal das Schleifpapier auspacken und etwas nacharbeiten. Das war bei diesem Messer nicht der Fall. Alle Kanten sind angenehm verrundet und das Flankenfinisch ist sehr sauber ausgeführt. Die Schneidlage ist poliert.
In dem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, dass die eingeschlagenen vier Kanji anders aussehen als bei meinen älteren Messern. Dort sind es auch nur drei.
Ob und ggf. was das zu bedeuten hat weiß ich nicht.

[Bild 2: Kanji.]
Wenn man genau hinsieht, erkannt man dass ein paar leichte Dellen an den Flanken eingeschliffen sind, die werden durch das Suminagashi der Decklagen aber vollständig kaschiert.
Im vorderen Drittel war die Klinge leicht verzogen. Das habe ich vorsichtig geradegebogen. Ich musste da mit den Suminagashi Decklagen aber weiter biegen als bei reinen Eisenflanken. Das kostet erst mal ein bisschen Überwindung.
Der oktagonale Griff ist aus zwei Sorten Holz, Walnussholz mit Ahornzwinge, zusammengesetzt. Die Klinge ist akzeptabel eingepasst und abgedichtet.

[Bild 3: Übergang Klinge zu Wa-Griff.]
Der Anschliff:
Normalerweise mecker ich nicht über die Auslieferschärfe. Ich hatte in vielen Jahren überhaupt nur zwei Messer, die mir im Auslieferzustand scharf genug waren. Ich finde es aber trotzdem schade, dass man sich zwar die Mühe macht, die Schneidlage zu polieren, dann aber einen Grat stehen lässt.
Richtig ins Licht gehalten sieht man den Grat auch auf dem Foto.

[Bild 4: Im Licht sichtbarer Grat an der Schneide.]
Der Schliff selbst ist asymmetrisch. An der rechten Seite ist die Fase breiter als an der linken. Das ist in Japan nicht ungewöhnlich und für Rechtshänder sicher kein Nachteil. Wenn es stört, lässt sich das auch schnell auf symmetrisch umschleifen. Im Bild unten sieht man die Asymmetrie bei der Nahaufnahme im Kehlshot.
Den Schleifwinkel habe ich beidseitig auf ca 10-12 Grad bestimmt. Für einen reinen Slicer passt das IMHO, hätte ich ähnlich gewählt.

[Bild 5: Kehlshot.]
Im Grunde wäre es mir das Liebste, die Messer würden zwar dünn geschliffen aber ungeschärft in den Handel kommen. In Japan war das zumindest früher auch üblich.
Den letzten Schliff kann man dann selbst nach seinen Vorstellungen anbringen. Bzw vom Händler als Dienstleitung anbringen lassen.
Aber so, wie die Messer ausgeliefert werden ist das nichts Halbes und nichts Ganzes.
Wie schneidet das Messer?
Nun, das Messer ist nicht für mich selbst. Deshalb kann ich es nicht so testen wie ich gerne würde. Insbesondere möchte ich vermeiden, dass es eine Patina bekommt. Deshalb lass ich den Part hier aus.
Ich kann aber sagen, dass die Balance des Messer sehr stimmig ist. Es fühlt sich trotz der 137 g nicht zu leicht an.
Die Klinge ist steif und biegt sich nicht so schnell. Das hatte mich zuletzt an einem Sujihiki von Hatsukokoro gestört.
Fazit:
Ich kann das Messer empfehlen. Preis-Leistung scheint bei Shiro-Kamo noch zu passen. Da wo andere japanische Schmiede ihre Preise deutlich angezogen haben, sind die Preissteigerungen bei Kamo moderat geblieben. Das Messer ist nicht perfekt, aber die kleinen Schwächen im Klingenverzug und Anschliff kann man selbst leicht fixen.
Scharfe Grüße,
Andreas
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