Vorstellung Tormek T-1

Besserbissen

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Ich habe von Tormek die T-1 zum Testen geschickt bekommen. Die Maschine richtet sich an Hobbyköchinnen und Köche. Das Gerät ist sehr kompakt und wie ich finde, recht stylisch, sodass sie bei entsprechend großer Arbeitsplatte einen festen Platz darauf bekommen sollte. Die Tormek T-1 gibt es in Deutschland nur direkt über die Tormek-Website für 370 €.

Beim Pflegen und Schärfen von Küchenmessern empfehle ich immer zwei Konzepte:

1. Ein Küchenmesser aus zähem und nicht zu hartem Stahl (HRC < 61), dass man mit einem Wetzstahl scharf hält und erst, wenn dies keinen Erfolg mehr bringt auf einem nicht zu feinen Schleifstein schleift.
2. Ein Küchenmesser aus härterem (HRC > 61), in der Regel auch etwas spröderem Stahl, das eine längere Standzeit hat, dafür aber nicht (oder nur mit Einschränkungen) mit einem Wetzstahl geschärft werden kann. Hier sollte man entweder lernen, freihand mit Wassersteinen zu schärfen, oder sich für eine der verschiedenen Schleifhilfen, die es am Markt gibt, entscheiden.

Seit kurzer Zeit spielt die Tormek T-1 in diesem Umfeld mit.

Geschärft wird mit einer 600er Diamantscheibe, zum Abziehen rotiert auf der anderen Seite des Geräts eine Kompositscheibe mit integriertem Poliermittel.

Statt langer Erklärungen, hier ein Video. Als Mittelding zwischen Konzept 1 und 2, habe ich ein Schanz aus SB1+ genommen:


Bild der Schneide (nach Schliff und Abziehen):

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Und ein Bild der Klingenspitze, um einen Eindruck der Schneidenhöhe (ca. 1 mm) zu bekommen:

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Zum Vergleich, wie die Körnung der 600er Diamantscheibe einzuordnen ist, habe ich noch ein Cottage Craft Kochmesser OotB geschliffen (Winkel je Seite 17 Grad).
Durchgang 1 mit Naniwa Pro 800:

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Durchgang 2 mit der Tormek-Diamant-Scheibe:

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Schliffbild und Schneidgefühl ist vergleichbar.

Fazit:

Ein sehr hochwertiges Schärfgerät, das schnell einsatzbereit ist und einen guten Kompromiss aus feiner Schneide und schnellem Schärfen darstellt. Die Skala zur Einstellung des Schneidwinkels ist etwas klein, wenn man die 50 überschritten hat. Ansonsten funktioniert die Winkeleinstellung hervorragend. Wenn man den Schwung der Klinge durch Anheben des Griffs mitgeht, erreicht man einen sehr gleichmäßgen Winkel im Schneidenverlauf.

Wenn die Messer größere Ausbrüche haben, dauert es eine Weile, bis diese herausgeschliffen sind. Gleiches gilt für das Umschleifen eines stumpfen Winkels in einen spitzeren. Wobei dies, bis auf extrem heruntergenudelte Klingen, eher die Ausnahme sein wird. Erfahrungsgemäß haben gerade die Japanischen Messer aus spröden Stählen einen oft sehr kleinen Schneidenwinkel und benötigen eine stumpfer (Mikro-)Fase um vor Ausbrüchen geschützt zu sein.
 
Habe gerade mein Messer von Simon Herde aus 14c28n geschliffen.

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Nach 3 Wochen Kantinen-Kochen inkl. einem kleinen Sturz sah die Schneide recht mitgenommen aus. Gegen Ende des Kochens habe ich das Messer ziemlich rustikal über den Dick Micro gezogen, weil ich keine Lust zum Schärfen hatte:

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Nach 2x hin und her (also je Seite 4 x an der rotierenden Scheibe entlang) war die Schneide schon ziemlich sauber durchgeschliffen* (siehe Edit):

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Edit: Es kam die Frage auf, ob die Ausbrüche wirklich so schnell ausgeschliffen waren. Ja, aber die Schneidfase ist mit knapp unter 0,3 mm auch nicht besonders hoch. Zum Vergleich ein Bild mit Geodreieck:

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Zuletzt bearbeitet:
Es kam die Frage auf, wie grob bzw. fein die Diamant-Scheibe arbeitet und Material wegnimmt.

Hierfür habe ich ein altes Kai Shun, das noch den Werksschliff hatte, jedoch nicht mehr durch Papier ging, geschärft. Die Schneide war übersät mit kleinen Ausbrüchen.

Die Bilder zeigen immer den Zwischenstand nach 9-10 Zügen/Schüben an der Scheibe vorbei und das an beiden Klingenseiten. Anhand der Schleifspuren sieht man, dass ich bei den ersten 2 Durchgängen 10 Schleifdurchgänge gemacht habe, danach 9. Letzteres war praktischer, da man dann das Messer nach dem letzten Durchgang direkt aus der Führung herausziehen kann.

Ausgangspunkt:
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Durchgang 1:
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Durchgang 2:
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Durchgang 3:
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Durchgang 4 (Ausbruch fast weg):
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Durchgang 5 (Ausbrüche weg, Grat noch vorhanden):
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Dann je Seite 2-1 über die Abziehscheibe:
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Restgrat mit ein paar Strichen über eine Zeitung entfernt:
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Rasiert locker gegen den Strich. Der Schneidenwinkel ist 30 Grad, mal sehen, wie stabil der im Küchenalltag ist.
 
Hallo @Besserbissen ,


Was Du hier zeigst ist für mich (technisch) sehr interessant, auch wenn ich mir für meine paar Messer die Tormek vermutlich nicht kaufen werde.

Für mich wäre interessant, wenn du auch ein Augenmerk auf den Verschleiß der Schleifmittel haben könntest. Vielleicht ist das auch von Interesse für Vielschleifer, die tatsächliches Interesse an der Maschine haben.
Eventuell merkst du bald schon, dass die abtragende Wirkung nachlässt, sich die Schleifscheiben verformen, usw. oder eben genau das nicht.

Grüße NineFinger
 
Vielleicht ist das auch von Interesse für Vielschleifer, die tatsächliches Interesse an der Maschine haben.

Für Vielschleifer oder Gastro gibt es bei Tormek die T2. Hier kann man dann auch eine gröbere Dia-Scheibe einsetzten (360).
Die T1 ist für „Ambitionierte Hobbyköche/innen“, aber ein paar hundert Messer soll die Scheibe angeblich halten.

Wie immer beim Schleifen mit Dia-Scheiben ist es für eine lange Haltbarkeit extrem wichtig, ohne Druck zu schleifen.

BTW: Wenn man nur ein paar Messer hat, ist das Schärfen doch umso wichtiger, Bei vielen Messern im Sortiment, nehme ich einfach ein anderes, sobald eines stumpf ist 😉
 
Von dem Messer, von dem die Schneidenbilder oben stammen, gibt es noch einen kleinen Schärfe-Check:

An Zeitungspapier merkt man ganz gut, ob noch kleine Ausbrüche vorhanden sind und wie fein die Schneide geworden ist.
 
Mich hat jemand aus dem Forum gefragt, wie der Materialabtrag der 600er Diamant-Scheibe an der Tormek im Verhältnis zum Shapton Pro 2k ist.
Da ich gerade nebenbei ein bisschen an einem Culilux rumschleife, habe mal einen Vergleich gestartet. Stahl also 14c28n.

Shapton 2k mit Nowi Pro bis Gratbildung, dann andere Seite und zum Schluss 2 Wechselschübe zum Abziehen:

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Dann Tormek T-1 ebenfalls bis Gratbildung (dauert 1-2 x an der Scheibe entlang) , andere Seite, danach Abziehscheibe je Seite 2x.

Ein ähnlicher Materialabtrag, gefühlt würde ich sagen: einmal die gesamten Schneide über den Shapton geschliffen, entspricht in etwa einmal an der Dia-Scheibe entlang. Die dreht sich übrigens mit ca. 200 u/min.

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Die Schärfe ist vergleichbar, geht durch Zigaretten-Blättchen von Lidl ohne rupfen und rasiert leicht und locker.

Zwei Komplett unterschiedliche Konzepte, die beide ein ähnliches Ergebnis liefern.

Zusammenfassend würde ich sagen, die Maschine ist für Leute, die sich aufs Kochen fokussieren möchten aber deren Hobby nicht das Schärfen ist.
Interessant ist das Gerät zudem für Klingen aus Stählen, deren Stärke nicht in der Wetzbarkeit liegt. Bei solchen Messern stellt sich ja auch oft die Frage nach Möglichkeiten des Schärfens. Man kennt das...das teure japanische Messer ist schnell bestellt und fast genauso schnell stumpf ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Gute Vorstellung und Videos/Bilder, interessantes Gerät. Deine Einschätzung trifft es wohl auf den Punkt: für wen Schleifen zum Hobby gehört, der bevorzugt wohl ein System das manueller ist und mehr Auswahl bei Steinen ermöglicht.

Was mich noch interessieren würde ist das Abziehen:
Das Schleifen auf dem Diamant ist ja mit geführtem Winkel, das Abziehen nicht. Wie abhängig ist das Endergebnis davon, wie gut man hier den Winkel hält und trifft? Du hast ja jede Menge Schleiferfahrung und kannst das sicher besser als ein Schleifanfänger. Wie schätzt du das ein für die "Leute, die sich aufs Kochen fokussieren möchten aber deren Hobby nicht das Schärfen ist", die evtl. auch keine Schleiferfahrung (insb. freihand) mitbringen?
 
Wie abhängig ist das Endergebnis davon, wie gut man hier den Winkel hält und trifft?

Das ist ähnlich wie beim Abziehen auf einem Stück Leder mit Paste: solange man den Winkel nicht zu steil ansetzt, hat man ein gewisses Spiel und es kommt nicht darauf an, exakt den Winkel zu treffen. Ein bisschen auf der Scheibe „rumeiern“ ist kein Drama.

2 Tipps finde ich hilfreich:

1. das Gummirad mit einem feuchten Schwamm benetzten. So wird der Abzug noch etwas feiner und die Klinge flutscht besser über das Rad.

2. die Klinge nach der Dia-Scheibe einmal durch einen Korken ziehen, um den Grat vorab grob zu entfernen. Danach fühlt sich der Abzug an der Maschine sanfter an.

Aber wie immer gilt: Übung macht den Meister und es ist sicherlich hilfreich, zu Beginn ein paar alte Messer zu schleifen. Dadurch wird übrigens auch die Dia-Scheibe etwas feiner. Erfahrungsgemäß findet man im Freundeskreis meist genug Messer zum Testen ;-)
 
Ein kleines Video zum Touch Up mit der Kompositscheibe:


Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann die Schneidkante perfekt an der Kompositscheibe anliegt, hilft es, das Messer so tief an der Scheibe anzusetzten, dass man einen Blick auf die Schneidekante der Messers hat. Die Maschine steht dabei auf einem Esstisch. Man sollte darauf achten, den Winkel nicht zu steil anzusetzten, da die Schneidkannt sonst durch die in der Kompositscheibe enthaltenen Schleifpartikel verrundet.

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Neben der Kompositscheibe klebt ein (wichtiger) Hinweis zur Laufrichtung. Die Schneide des Messers liegt etwa auf mittlerer Höhe des unteren Pfeils auf dem Kleber. So kommt man mit dem Messergriff gut an der Winkeleinstellung an der Diamantscheibe auf der anderen Seite vorbei.

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Das Messer ging vorher übrigens gerade so nicht mehr durch Zeitungspapier. Im vorderen Bereich sind auch noch ein paar kleine Ausbrüche (im Video auch zu sehen und beim Zeitungsschnitt zu merken). Diese entfernt man mit der Kompositscheibe natürlich nicht, doch für schnelles Schärfe-Auffrischen reicht sie meist.
 
Moin

@Besserbissen war so freundlich mir die Tormek T1 zum Testen zur Verfügung zu stellen .
Eine T8 ist ja ein ziemlicher Klopper und andere am Markt verfügbare Geräte haben so einige Tücken .
Ich hab zwar ein Nowi - System , aber für mich war die Frage , ob so ein Maschinchen mir Arbeit abnehmen könnte .
So 10 Messer die Woche hab ich eigentlich immer zum Schärfen da . Mal mehr oder weniger aufwendig.

Klein, kompakt , schönes Gewicht . Rutscht nicht ...Verarbeitung ist wirklich solide
Kann man auch mal mitnehmen.

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Einstellung und Führung sind nicht nur stabil . Sie sind auch sehr intuitiv .
Das passt für alle gängigen Küchenmesser . Ich hab bis Rückenstärke 7mm gesteht und Klingenhöhe 55mm ,,,da ist noch Luft.
Auch an Messer mit Kropf oder ähnliches wurde Gedacht....die Längsachse ist gut einstellbar.
Der Filz in der Führung macht Kratzer unwahrscheinlich....aber trotzdem ...immer schön putzen !!
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Meine Sorge bei Maschinen gilt der Temperatur und der sauberen Führung . Ein Bandschleifer kann so schnell laufen , das die eine filigrane Spitze extrem schnell Schaden nimmt . Bei feineren Bändern nicht mehr so schlimm....ist aber zu beachten.
Die Tormek ist mit ihrer Umlaufgeschwindigkeit deutlich verzeihlicher . Sobald die Klinge Kontakt hat , sollte man aber in Bewegung bleiben.
Sonst wird es hinten und an der Spitze schnell rund. Diesen Ablauf lernt man sehr schnell.

Temperatur die Zweite : Der Motor wird nach 15 Minuten schon warm , nach 30min heiß...aber noch anfassbar .
Von Dauerbetrieb rate ich ab . Zwischendurch abkühlen geht aber zügig .
Jetzt noch fast neu , hat die Maschine einen schönen Rundlauf .

Das Santoku auf dem Bild hat 46mm Klingenhöhe

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Ich hatte den Hinweis von @Besserbissen ignoriert , und bin gleich auf die Polierschbeibe . Tüchtig Micha...es ruckelt und knuspert leicht.
Dachte schon ich hatte was beschädigt....NÖ
Also selbe Regel wie beim Steinwechsel...entgraten und reinigen ...Punkt
Ein Nasser Küchenschwamm und ein Korken / Leder macht das Ergebnis einfach besser und man hat immer frische Schleifgranate im Gummirad
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@Besserbissen hat es leider versäumt mir ein Exemplar der Braunschweiger Zeitung mitzuschicken .
Also musste ein Lidl Flyer dran glauben und Tomaten aus dem Garten .
Armrasur ist auch kein Thema
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Insgesamt ist die Anwendung leicht zu erlernen . Neben den Video's von @Besserbissen hat Tormek wirklich brauchbare Lernvideos .
Die Körnung der Diamantscheibe ist ein guter Kompromiss . Zum "normalen " Schärfen genau richtig . Zum Reparieren oder größeren Abtrag halte ich sie nur bedingt geeignet . Einmal die Sammlung in Schuss bringen , ja...dauert halt . Und dann ab und zu...geht auch...zur Not.
Diamant kann ja so ziemlich alle Stahlsorten , dies sollte für die Meisten hier passen

Die Polierscheibe , wenn sie denn länger halten sollte ( denke das tut sie ) macht ein absolut brauchbare Küchenschärfe.
Mit Steinen , je nach Stahl geht noch was....ja ..auch Nerdschärfe ist manchmal gewollt , die Tormek ist aber nicht weit weg.

Für meine Zwecke nicht 100 % tauglich , aber deckt alle Standardarbeiten ab und das Fix und sauber...echt toll.

Restgrat : Persönlich halte ich nicht soviel davon auf der Polierscheibe ewig rumzuschubbern.
Also ganz am Ende nochmal Glattleder oder Zeitungspapier...dann passt das

Fazit :

Das ist die erste Maschine die ich empfehlen kann, ohne große Bedenken zu äußern.
Nicht ganz billig....ja...gutes Werkzeug kostet halt.

Danke nochmal an @Besserbissen

Gruss

Micha
 
Hallo,

ist es theoretisch möglich ohne die Plastikführung zu schleifen um so Messer mit einer großen Klinge auf der T-1 zu schärfen?
Als Beispiel würde mir spontan ein chinesisches Kochmesser einfallen.
 
Ja, das müsste gehen. Die Plastikführung kann man abnehmen. Bei der T2 wird das auch in einem Video von Tormek gezeigt. Das Prinzip ist bei der T1 gleich.
Ich kann es bei Gelegenheit mal ausprobieren.
 
Jetzt fehlt nur noch ein Video wo mal ein kleines Messer geschliffen wird.
Bin auch kurz davor mir die Maschine zu bestellen. Hab schon alle Videos auf youtube und insta gesehen. Wassersteine dauern mir mittlerweile zu lange.
Bekommt man mit dem Setup der beiden Scheiben eine bessere Schärfe hin als mit dem Horl 2?
 
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