Owain
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Das UG-Tools „Tiny“ im Griffmuster „Floe“:
Mir ist mal wieder ein neues Messer zugelaufen: das Tiny von der Firma UG-Tools. (TiNy "Floe" mit Droppoint Klinge in MagnaCut und "Basic" Scheide | SW10069 (https://ug-tools.de/TiNy-Floe-mit-Droppoint-Klinge-in-MagnaCut-und-Basic-Scheide/SW10069)) Diese Firma ist relativ neu im Geschäft und noch sehr klein; Alleinstellungsmerkmal (zumindest soweit ich weiß) ist, dass die Griffe der Messer komplett aus Titan 3-D gedruckt sind.
Die Klinge ist eine Art Steckerl, der nur ca. 4 cm lang ist, aber so formschlüssig in der aus einer Titanlegierung 3D-gedruckten Griff eingepasst ist, dass die Stabilität eines Full-tang-Messers erreicht werden soll. Zusätzlich ist die Klinge mit einem speziellen Metallkleber spaltfrei verklebt.
Der Titangriff ist innen hohl bzw. hat wohl eine Wabenstruktur (kann man nicht sehen, da keine Öffnung nach außen besteht) und weist eine Wandstärke von bis zu 1 mm auf.
Das gesamte Messer ist irre leicht: das Messer selber bringt gerade mal 80 g auf die Waage, gemeinsam mit der Scheide (die ebenfalls 3D gedruckt ist, diesmal aus einem Polyamid (PA11)) sind es lediglich 100 g. Das ist echt leicht, man merkt es sofort, wenn man das Messer in die Hand nimmt: es ist praktisch ein Hauch von Nichts.
Tatsächlich bin ich aber gar nicht über den Griff auf das Messer gekommen, sondern über die Klinge:
Ich wollte ein Fixed aus Magnacut haben. Eigenimport kam für mich nicht in Frage, und dann ist das Angebot schon gar nicht mehr so groß. Und dann hat mich Startpage auf dieses Messer gebracht. Das Design hatte mich sofort angesprochen und nun liegt es hier.
Verbaut ist hier eine 10 cm lange, 27 mm breite und 2,8mm starke Klinge aus Magnacut. Sie ist in der Serie, aus der mein Messer stammt, auf 65 HRC gehärtet worden. Ob das vernünftig ist, wird hier Warum MagnaCut auf 65 HRC härten? (https://messerforum.net/threads/warum-magnacut-auf-65-hrc-haerten.146357/page-2#post-1140338) diskutiert. Wenn ich das Video von Dr. Larrin Thomas richtig verstanden habe, liegt der Bereich, in dem Magnacut sinnvoll gehärtet werden kann, bei 61-65 HRC. Innerhalb dieses Bereiches ist es vor allem eine Frage, auf welche Eigenschaften man am meisten Wert legt, um die Härtung entsprechend anzupassen.
Auf jeden Fall hat die Klinge eine gute Geometrie: 0,45-0,50 mm hinter der Fase im flachen Bereich und 0,55-0,60 mm hinter der Fase in Richtung Spitze (gemessen mit Mikrometerschraube). Das ist schon recht ordentlich für ein Serienmesser, mir wäre es etwas dünner sogar noch lieber gewesen...
Die Form der Klinge gefällt mir sehr, insbesonders die moderate Breite: 27 mm ist für mich das Optimum. Viele Klingen mit >30mm sind mir einfach zu hoch. Die Länge von 10 cm ist auch gut, besonders auf die Gesamtlänge von nur 21 cm gerechnet.
Dabei ist es quasi das perfekte Brotzeitmesser: außer mit meinen Buckelsklingen kann ich mit kaum einem Messer so gut schmieren und bestreichen wie mit diesem (ja, ich weiß: genau DAFÜR braucht man Magnacut mit 65 HRC! )
Auch beim Schnitzen in hartem Buchenholz weiß die Klinge zu gefallen. Sie geht einen Tucken schlechter ins Holz als eine Lauri-PT-Puukko-Klinge, aber fällt - für mich überraschend - nur wenig ab. Ausbrüche oder Schärfeeinbußen gab es bei der Aktion keine.
Die Out-of-the-box-Schärfe war ok, aber nicht überragend. Armhaare rasieren war möglich, aber etwas mühsam.
Jagdlich konnte ich die Klinge bislang nicht wirklich fordern: es gibt zur Zeit keine Sauen. Ein Stück Rehwild konnte ich bislang damit aufbrechen, aber das schafft so gut wie jeder Stahl. Auch hier keine wahrnehmbaren Schärfeeinbußen.
Besonders gefallen hat mir die Ergonomie des Griffes. Als ich das Messer zum ersten Mal betrachtete, dachte ich: “Hu, der ist aber dünn”. Ist aber in der Praxis nicht relevant. Der Griff hat eine “Coke-bottle-Form” und schmiegt sich ziemlich ideal in meine 8,5er bis 9er Hand. Selten hatte ich ein Messer, das sich so natürlich in die Hand einfügt.. Handlage ist natürlich etwas extrem Subjektives. Ich finde sie beim Tiny toll, könnte mir aber vorstellen, dass es mit größeren Händen schwierig werden könnte. Der Griff ist eben “nur” 11 cm lang - ich finde das super, da meine Hände nicht so riesig sind und ich kein Fan langer Griffe bin.
Metallgriff und Kälte - da schauert es einen intuitiv. Allerdings ist sowohl die Wärmeleitfähigkeit als auch die Wärmekapazität von Titan deutlich niedriger als bei Stahl. Das führt dazu, dass sich das Messer bei Frost zwar zunächst recht kalt anfühlt, abe binnen weniger Sekunden die Temperatur der Hand annimmt. Und dann lässt sich auch längere Zeit gut damit arbeiten.
Ein reiner Gummi- oder Kunststoffgriff ist bei Kälte zwar schon noch angenehmer, aber ich empfinde den Titangriff in der Kälte als besser als ein Fulltang mit G10 oder Micarta.
Die Scheide ist aus einem Polyamidwerkstoff 3D-gedruckt und sehr gut verarbeitet. Was mir sehr gut gefällt, ist, dass sie nur so groß wie absolut nötig ist. Viel weniger Scheide geht kaum. Gerade, wenn man das Messer in der Tasche tragen möchte, ist das ein großer Vorteil. Mit Riesen-Outdoor-irgendwas-Scheiden kann ich nichts anfangen, insofern kommt mir dieses Modell sehr entgegen. Allerdings limitiert diese Größe auch die Trageoptionen: meine Scheide ist die “Basic”-Ausführung: will man diese am Gürtel tragen, ist nur eine sehr hohe Trageweise möglich. Wenn man die mag, gut, wenn nicht (so bei mir), fällt das Tragen am Gürtel aus. Es gibt noch eine andere Scheide, die einen frei im Winkel verstellbaren Adapter besitzt, mit dem das Messer schräg oder horizontal am Gürtel getragen werden kann. Allerdings wird die Scheide mit diesem Adapter dann wieder relativ dick (ähnlich wie beim Tek-lock), daher hatte ich mich dagegen entschieden.
Fazit: ich bin bislang ziemlich begeistert vom Tiny. Insbesondere Form, Haptik und Design passen sehr gut auf meinen Geschmack, meine Handlage und mein Anwendungsprofil. Technisch hat sich das Messer noch keine Schwäche geleistet, wurde aber bislang auch nicht wirklich hart gefordert (s.o.).
Irgendwie ist es ein “großes kleines” Messer: obwohl es in der selben Größenklasse spielt wie Manly Patriot, Linder SE 1 und Lionsteel M4, wirkt es kleiner und zierlicher, bietet aber mehr Klinge als die drei genannten. Wenn mann also keine Riesenpranken hat, gibt es von mit eine klare Kaufempfehlung.
Zum Preis: ich habe 260,-€ bezahlt, das finde ich für das gebotene (3D-Ti-Griff, Magnacut-Klinge, 100% made in Germany) absolut in Ordnung.
Mir ist mal wieder ein neues Messer zugelaufen: das Tiny von der Firma UG-Tools. (TiNy "Floe" mit Droppoint Klinge in MagnaCut und "Basic" Scheide | SW10069 (https://ug-tools.de/TiNy-Floe-mit-Droppoint-Klinge-in-MagnaCut-und-Basic-Scheide/SW10069)) Diese Firma ist relativ neu im Geschäft und noch sehr klein; Alleinstellungsmerkmal (zumindest soweit ich weiß) ist, dass die Griffe der Messer komplett aus Titan 3-D gedruckt sind.
Die Klinge ist eine Art Steckerl, der nur ca. 4 cm lang ist, aber so formschlüssig in der aus einer Titanlegierung 3D-gedruckten Griff eingepasst ist, dass die Stabilität eines Full-tang-Messers erreicht werden soll. Zusätzlich ist die Klinge mit einem speziellen Metallkleber spaltfrei verklebt.
Der Titangriff ist innen hohl bzw. hat wohl eine Wabenstruktur (kann man nicht sehen, da keine Öffnung nach außen besteht) und weist eine Wandstärke von bis zu 1 mm auf.
Das gesamte Messer ist irre leicht: das Messer selber bringt gerade mal 80 g auf die Waage, gemeinsam mit der Scheide (die ebenfalls 3D gedruckt ist, diesmal aus einem Polyamid (PA11)) sind es lediglich 100 g. Das ist echt leicht, man merkt es sofort, wenn man das Messer in die Hand nimmt: es ist praktisch ein Hauch von Nichts.
Tatsächlich bin ich aber gar nicht über den Griff auf das Messer gekommen, sondern über die Klinge:
Ich wollte ein Fixed aus Magnacut haben. Eigenimport kam für mich nicht in Frage, und dann ist das Angebot schon gar nicht mehr so groß. Und dann hat mich Startpage auf dieses Messer gebracht. Das Design hatte mich sofort angesprochen und nun liegt es hier.
Verbaut ist hier eine 10 cm lange, 27 mm breite und 2,8mm starke Klinge aus Magnacut. Sie ist in der Serie, aus der mein Messer stammt, auf 65 HRC gehärtet worden. Ob das vernünftig ist, wird hier Warum MagnaCut auf 65 HRC härten? (https://messerforum.net/threads/warum-magnacut-auf-65-hrc-haerten.146357/page-2#post-1140338) diskutiert. Wenn ich das Video von Dr. Larrin Thomas richtig verstanden habe, liegt der Bereich, in dem Magnacut sinnvoll gehärtet werden kann, bei 61-65 HRC. Innerhalb dieses Bereiches ist es vor allem eine Frage, auf welche Eigenschaften man am meisten Wert legt, um die Härtung entsprechend anzupassen.
Auf jeden Fall hat die Klinge eine gute Geometrie: 0,45-0,50 mm hinter der Fase im flachen Bereich und 0,55-0,60 mm hinter der Fase in Richtung Spitze (gemessen mit Mikrometerschraube). Das ist schon recht ordentlich für ein Serienmesser, mir wäre es etwas dünner sogar noch lieber gewesen...
Die Form der Klinge gefällt mir sehr, insbesonders die moderate Breite: 27 mm ist für mich das Optimum. Viele Klingen mit >30mm sind mir einfach zu hoch. Die Länge von 10 cm ist auch gut, besonders auf die Gesamtlänge von nur 21 cm gerechnet.
Dabei ist es quasi das perfekte Brotzeitmesser: außer mit meinen Buckelsklingen kann ich mit kaum einem Messer so gut schmieren und bestreichen wie mit diesem (ja, ich weiß: genau DAFÜR braucht man Magnacut mit 65 HRC! )
Auch beim Schnitzen in hartem Buchenholz weiß die Klinge zu gefallen. Sie geht einen Tucken schlechter ins Holz als eine Lauri-PT-Puukko-Klinge, aber fällt - für mich überraschend - nur wenig ab. Ausbrüche oder Schärfeeinbußen gab es bei der Aktion keine.
Die Out-of-the-box-Schärfe war ok, aber nicht überragend. Armhaare rasieren war möglich, aber etwas mühsam.
Jagdlich konnte ich die Klinge bislang nicht wirklich fordern: es gibt zur Zeit keine Sauen. Ein Stück Rehwild konnte ich bislang damit aufbrechen, aber das schafft so gut wie jeder Stahl. Auch hier keine wahrnehmbaren Schärfeeinbußen.
Besonders gefallen hat mir die Ergonomie des Griffes. Als ich das Messer zum ersten Mal betrachtete, dachte ich: “Hu, der ist aber dünn”. Ist aber in der Praxis nicht relevant. Der Griff hat eine “Coke-bottle-Form” und schmiegt sich ziemlich ideal in meine 8,5er bis 9er Hand. Selten hatte ich ein Messer, das sich so natürlich in die Hand einfügt.. Handlage ist natürlich etwas extrem Subjektives. Ich finde sie beim Tiny toll, könnte mir aber vorstellen, dass es mit größeren Händen schwierig werden könnte. Der Griff ist eben “nur” 11 cm lang - ich finde das super, da meine Hände nicht so riesig sind und ich kein Fan langer Griffe bin.
Metallgriff und Kälte - da schauert es einen intuitiv. Allerdings ist sowohl die Wärmeleitfähigkeit als auch die Wärmekapazität von Titan deutlich niedriger als bei Stahl. Das führt dazu, dass sich das Messer bei Frost zwar zunächst recht kalt anfühlt, abe binnen weniger Sekunden die Temperatur der Hand annimmt. Und dann lässt sich auch längere Zeit gut damit arbeiten.
Ein reiner Gummi- oder Kunststoffgriff ist bei Kälte zwar schon noch angenehmer, aber ich empfinde den Titangriff in der Kälte als besser als ein Fulltang mit G10 oder Micarta.
Die Scheide ist aus einem Polyamidwerkstoff 3D-gedruckt und sehr gut verarbeitet. Was mir sehr gut gefällt, ist, dass sie nur so groß wie absolut nötig ist. Viel weniger Scheide geht kaum. Gerade, wenn man das Messer in der Tasche tragen möchte, ist das ein großer Vorteil. Mit Riesen-Outdoor-irgendwas-Scheiden kann ich nichts anfangen, insofern kommt mir dieses Modell sehr entgegen. Allerdings limitiert diese Größe auch die Trageoptionen: meine Scheide ist die “Basic”-Ausführung: will man diese am Gürtel tragen, ist nur eine sehr hohe Trageweise möglich. Wenn man die mag, gut, wenn nicht (so bei mir), fällt das Tragen am Gürtel aus. Es gibt noch eine andere Scheide, die einen frei im Winkel verstellbaren Adapter besitzt, mit dem das Messer schräg oder horizontal am Gürtel getragen werden kann. Allerdings wird die Scheide mit diesem Adapter dann wieder relativ dick (ähnlich wie beim Tek-lock), daher hatte ich mich dagegen entschieden.
Fazit: ich bin bislang ziemlich begeistert vom Tiny. Insbesondere Form, Haptik und Design passen sehr gut auf meinen Geschmack, meine Handlage und mein Anwendungsprofil. Technisch hat sich das Messer noch keine Schwäche geleistet, wurde aber bislang auch nicht wirklich hart gefordert (s.o.).
Irgendwie ist es ein “großes kleines” Messer: obwohl es in der selben Größenklasse spielt wie Manly Patriot, Linder SE 1 und Lionsteel M4, wirkt es kleiner und zierlicher, bietet aber mehr Klinge als die drei genannten. Wenn mann also keine Riesenpranken hat, gibt es von mit eine klare Kaufempfehlung.
Zum Preis: ich habe 260,-€ bezahlt, das finde ich für das gebotene (3D-Ti-Griff, Magnacut-Klinge, 100% made in Germany) absolut in Ordnung.
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