Vorstellung UG-Tools Tiny

"Finish" stört nicht beim Umschleifen- die Sache ist rein subjektiv. Du kannst nur im Schneidenbereich ballig umschleifen- es ging noch kein Gesetz, dass eine so umgeschliffene Schneide unschön ist.
Nein, wenn man nur die Schneidphase ballig umschleift, stört das natürlich nicht. Ich meinte, wenn man die kompletten Flanken durch Überschleifen ausdünnen lässt. Das habe ich bei zwei Lionsteel-Messern, die aber 1,1-1,2mm hinter der Fase hatten, von Jens Kubesch (Fulda) machen lassen, und bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Wenn man das hier machte, hätte man eine satinierte Flanke mit Stonewash-Klingenspiegel - ich glaube nicht, dass mir das gefiele…
 
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Nein, wenn man nur die Schneidphase ballig umschleift, stört das natürlich nicht. Ich meinte, wenn mann den kompletten Flanke durch überschleifen ausdünnen lässt. Das habe ich bei zwei Lionsteel-Messern, die aber 1,1-1,2mm hinter der Fase hatten, von Jens Kubesch (Fulda) machen lassen, und bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Wenn mann das hier machte, hätte man eine satinierte Flanke mit Stonewash-Klingenspiegel - ich glaube nicht, dass mir das gefiele…

Komplette Flanken braucht man hier nicht umschleifen, etwa so wird reichen:

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Hier nochmal ein Vergleich mit anderen Messern ähnlicher Größe: v.o.n.u.: Tiny, Lionsteel M4 (umgeschliffen), Manly Patriot und Linder SE 1.
Man sieht schon, dass die Gesamtlängen fast identisch sind, aber die Verhältnisse anders.
Da meine kleine iPhone-Kamera die Perspektive offensichtlich etwas verzerrt, habe ich mal versucht, das mit parallelen Gegenständen zu verdeutlichen:

Griffe


Klingen

Das Tiny hat einen kürzeren Griff und eine längere Klinge als die anderen. Wie man das findet, hängt natürlich von Hand und Geschmack ab.
Für mich persönlich passt es ausgezeichnet: Die „maximale Menge Messer“ aufs Gesamtpaket bezogen😆.
 
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Hier ein interessantes Video zu Schwierigkeiten, welche bei der Wärmebehandlung von MagnaCut auftreten können:

Kurzfassung: Die ganze Wärmebehandlung sollte im Vakuum erfolgen. Speziell auch das Glühen.
Ansonsten kann es zu Dekabonisierung kommen.
 
Mysteriös, dass es jede Menge kleine Custom Maker gibt, die auch ohne Vakuum ganz hervorragende Ergebnisse mit MagnaCut erreichen. :unsure:
Vielleicht will Survive Knives auch mal wieder nur seine endlosen Wartezeiten und Verzögerungen wegerklären.
 
Mysteriös, dass es jede Menge kleine Custom Maker gibt, die auch ohne Vakuum ganz hervorragende Ergebnisse mit MagnaCut erreichen. :unsure:
Vielleicht will Survive Knives auch mal wieder nur seine endlosen Wartezeiten und Verzögerungen wegerklären.
Die werden vermutlich Härtefolie beim Härten verwenden.
Eventuell glühen die ihre Messer auch nicht.
 
Leuts, etz iss ja gut, bleibt mal beim Thema.
Für andere Hersteller und Stahlfragen gibts passende Unterforen.

Pitter
 
Tiny beim Kücheneinsatz:


Nun habe ich das Tiny mal einige Tage in der Küche arbeiten lassen. Eins vorweg: natürlich ist es ein Outdoor- bzw. EDC- und kein echtes Küchenmesser und funktioniert natürlich auch nicht wie ein solches. Aber im Rahmen dieser Einschränkungen hat es sich recht ordentlich geschlagen.
Grobes Zerteilen geht prima, feines Würfeln auch noch anständig.
Fürs Arbeiten auf einem Brett ist das Messer nicht prädestiniert, da ist der Guard schnell im Weg und der lange flache Teil der Klinge ungünstig. Geht aber…

Das Stonewash-Finish zeigte Vor- und Nachteile:
in manchen Lebensmitteln wie Champignons oder Porree

war ein erhöhter Widerstand zu spüren, durch andere wie Zwiebeln, Kartoffeln oder Fleisch flutschte die Klinge geradezu hindurch. Außerdem war der „Foodrelease“ dadurch sehr gut.😆

Nach der Bearbeitung der genannten sowie diverser anderer Lebensmittel habe ich die Klinge jeweils ungereinigt über einen Zeitraum von ca. 2h liegen gelassen. Es gab keine für mich sichtbaren Patina- oder gar Korrosionsspuren. Vorher-Nachher-Bilder schenke ich mir, da sie absolut identisch aussehen. Es gab keinerlei Veränderungen am Messer. Korrosion schein also beim Tiny kein Riesenthema zu sein.😁

Verglichen mit den oben abgebildeten Messern ist es das zweitbeste Küchenmesser: besser als das Manly Patriot (da dünner ausgeschliffen) und auch besser als das Linder SE 1. Mein Lionsteel M4 ist ein besseres Küchenmesser, da ich es sehr dünn habe ausschleifen lassen, es keinen Guard hat und einen langen gebogenen Bereich. In der Fabrikversion wäre es allerdings
als Küchenmesser nahezu unbenutzbar (wg 1,1 bis 1,2 mm hinter der Fase).
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

Einhundert und sieben Tage, in Zahlen; 107 habe ich auf mein TiNy-Sheepfoot mit Standardscheide aus 12c27 gewartet, dann war es endlich in der Post. Die übliche Wartezeit liegt laut Website bei 3-4 Wochen, nur der grüne Punkt und das „sofort lieferbar“ irritiert ein wenig. Wie lange ich letztendlich gewartet hätte, wenn Hr Utsch, die eine Hälfte des 2-Mann-Teams nicht einen folgenschweren Arbeitsunfall gehabt hätte, bei dem er sich schwere Brandwunden an beiden Händen zugezogen hat, kann ich nicht sagen. Gleichzeitig erscheint mir die Nachfrage nach den Tools der beiden jungen Unternehmer enorm zu sein und das zu recht kann ich nur sagen. Das Konzept begeistert einfach. Ein gedruckter, unglaublich leichter 3D-Titangriff mit einer sensationellen Griff-Haptik, sowohl von der Oberfläche als auch von der Formgebung ist ein Novum. Wer sich wie ich für die Sheepfootvariante entscheidet, bekommt ein sehr fein schneidendes Messer, dessen primäre Aufgabe tatsächlich schneiden ist. Bestellt habe ich bewußt in 12c27.

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12c27 Exkurs:

12C27 ist ein martensitischer korrosionsbeständiger Messerstahl, der von der schwedischen Firma SANDVIK produziert wird. Der Stahlproduzent SANDVIK hat einen eigenen Firmenbereich, der sich auf die Entwicklung und Produktion von hoch qualitativen rostfreien Messerstählen spezialisiert hat. Die Stähle gelten allgemein als sehr homogen und Ausgewogen bezüglich der Zusammensetzung. 12C27 entspricht der Werkstoffnummer 1.4037, er wird von SANDVIK jedoch mit deutlich höherer Reinheit und Homogenität hergestellt. 12C27 ist ein Chromstahl mit einem ausgewogenen Chrom-Kohlenstoff Verhältnis, ohne den Zusatz weiterer Sonderkarbidbildner. Bei diesem Stahl liegt der Fokus auf einer ausgewogenen Kombination aus hoher Korrosionsbeständigkeit, Härte, Zähigkeit, Schneidkantenstabilität, Druckschnitttauglichkeit, hoher erreichbarer Schärfe und leichter Nachschärfbarkeit. Die Verschleißfestigkeit ist jedoch geringer als bei höher legierten rostfreien Stählen wie z.B. dem Niolox oder dem 14C28N. Mit diesen Eigenschaften ist er der rostfreie Stahl, welcher meiner Erfahrung nach am ehesten an das Leistungspotential eines reinen Kohlenstoffstahls heranreicht. Hohe Härte, sehr hohe erreichbare Schärfe, leichte Nachschärfbarkeit und sehr gute Schneidkantenstabilität. Dadurch eignet sich der Stahl besonders gut für Klingen mit fein ausgeschliffenen Schneiden und dünnen Klingengeometrien. Außerdem ist der Stahl bestens für robuste Arbeits- bzw. Jagdmesser geeignet, bei denen Korrosionsbeständigkeit und Zähigkeit wichtiger sind, als eine hohe Verschleißfestigkeit.
Quelle: Xerxes Homepage

Mit diesem Stahl ist das TyNi aktuell nicht nicht mehr erhältlich, es erfolgte bei der Sheepfoot-Variante ein Wechsel zu 1.2695

1.2695 Exkurs:

Der 1.2695 ist ein Wolfram-Vanadium- und Molybdänlegierter Chromstahl mit sehr guter Verschleißfestigkeit. Der Stahl wurde als verschleißfestere und zähere Alternative zu den ledeburitischen Chromstählen, wie dem 1.2379 entwickelt. Im Vergleich zu 1.2379 bietet er eine bessere Schneidkantenstabilität, eine höhere Schnitthaltigkeit und eine bessere Eignung für fein ausgeschliffene Schneiden. Unter den rostbeständigen Stählen bildet er daher das Bindeglied zwischen dem 1.4235.03 /Niolox und den rostbeständigen PM-Stählen wie CPM-MagnaCut (verfügbar ab März/April 2022) und Vanax SuperClean. Der Stahl lässt sich auf eine hohe Schärfe bringen und er hält eine sehr gute Gebrauchsschärfe ausgesprochen lange. Auch feine Klingengeometrien sind möglich, allerdings kann ich den Stahl nicht für extrem dünne Lasergeometrien und Schneidenwinkel unter 30 Grad empfehlen. Bei Schneidenwinkeln zwischen 30 und 40 Grad nimmt der Stahl eine enorme Schärfe an und hält diese ausgesprochen lange, ohne dass die Schneide zu Mikroausbrüchen neigt. 1.2695 eignet sich hervorragend für kräftige Workhorse-Küchenmesser und Arbeitsmesser, die keinen Schlag und Biegebelastungen ausgesetzt werden. Meiner persönlichen Meinung nach ein ausgesprochen guter Klingenstahl, welcher die Verwendung des 1.2379 unnötig macht.

Achtung: Der 1.2695 hat eine gute Korrosionsbeständigkeit, gilt aber als rostträge und nicht als vollständig rostfrei.

Quelle: Xerxes Homepage

Die Klingen der 12c27 Variante sind blank, die der 1.2695 Variante stonewashed. Ob der Wechsel von 12c27 auf 1.2695 zu einem persönlichen Vorteil wird, ist vom Anwender abhängig. Wer mit dem Messer weder hackt noch hebelt dem bringt die Wolframlegierung ein Plus wenn er die oben genannten Eigenschaften bevorzugt.

Das war’s mal zum Stahlthema.

Jetzt aber zu meinen wirklichen Kaufgründen:

70 gr bei vergleichbarer Stabilität wie ein Flacherl ist eine Ansage für ein 20cm Fixed. Ich trage es sein Wochen hinter der zweiten Gürtelschlaufe von rechts und man spürt es einfach nicht. Die gedruckte 3D-Scheide ist knapp geschnitten, kein unnötiges Gramm zu viel und sie hält das Messer nah und relativ hoch am Körper. Die Zugkraft bei ziehen und versorgen der Klinge ist mit einer Schraube einstellbar, so wie es ausgeliefert wurde, war es für mich gut eingestellt. Die Klinge ist sauber eingeklebt, die Passungen sind genau. Der winzige beidseitige Spalt stört mich nicht und ich gehe davon aus, das im Griffinneren genug Klebstoff ist um sicher abzudichten.

Der Griff ist aus meiner Sicht einfach fantastisch. Matt, griffig, rund, leicht rau und hat eine verdeckte Lanyardaufnahme. Mit das Beste was ich bis jetzt so benutzt und in der Hand hatte. Vor allem die Wärmeleitfähigkeit von diesem Griff ist erstaunlich, der Griff ist auch bei Kälte sehr schnell handwarm. Die Klinge zeigt einen Querschliff, die Schneidfase ist sehr gleichmässig, aber relativ „offen“ also rau. Die gelieferte Schärfe ist in Ordnung, guter Durchschnitt. 20 Züge über einen Dick Mikrofeinzug und das wird teuflisch scharf. Das 12c27 so reagiert war klar.

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Durch die Rückenlinie, die einen leichten Knick nach innen macht, lässt sich beim Anspitzen von Holz ein ordentlicher Druck aufbauen und die fein ausgeschliffene Klinge frisst sich richtiggehend ins Holz. Der Guard schützt wirksam gegen ein abrutschen in die Schneide. Die abfallende Spitze soll trotz Guard taugliches schneiden auf einem Brett möglich machen, was aus meiner Sicht nur bedingt möglich ist. Dennoch ist das Messer wegen seiner Klingengeometrie vielfach besser für Lebensmittelbearbeitung in Wald, Wiese, Feld und Camping geeignet, als andere Messer die bei mir über die Jahre so durchgezogen sind. Ich würde das Sheepfoot-TiNy als leichten, urbanen Begleiter für jeden Tag einordnen, der auch bei einem Campingurlaub oder einer Wochenendwanderung eine gute Figur macht. Mit einem Beil und einer Säge an der Seite auch wochenlang im Busch, als Einzelmesser für alles ist es aber zu leicht und fragil vom Schliff und Materialstärke, nicht aber von der Konstruktion, wie viele Tests und Videos belegen.

Zur Scheide:

Die Angaben zur Gürtelbreite bitte beachten, wer das macht bekommt eine exakt passende Scheide die tatsächlich senkrecht am Gürtel wie angeschraubt bleibt und sich nicht hin und her bewegen lässt oder ständig schief hängt. Mir ist aufgefallen, das die Scheide porös ist und der Kunststoff Wasser zieht, wenn er durchgespült wird. Nach dem reinigen habe ich die Scheide mit Druckluft durchgeblasen und danach die Klinge versorgt, nach ein paar Minuten wieder gezogen und an den Flanken war ein dünner Kondensatfilm sichtbar, der an der Luft sogleich abgetrocknet ist. Es muss also noch eine Restfeuchtigkeit im Material gespeichert sein, das nach und nach abtrocknet. Auch kommt mir vor, die 3D-Scheide ist wie ein Massanzug und umschliesst die Klinge passgenauer als alles was ich bis jetzt kannte. Der justierbare Druckpunkt tut sein übriges dazu. Ziehen geht überraschend leicht, verglichen mit dem satten „Klack“ und der damit verbundenen Haltekraft. Der Guard verschwindet vollständig in der Scheide. Der Klingenrücken ist nicht angefast nur ein wenig gebrochen, richtig scharfkantig ist er nicht, aber auch kein Handschmeichler.

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Insgesamt bin ich von der Idee und von dem Konzept wirklich begeistert.

Pro:

Konkurrenzloser Leichtbau mit dauerhaften und edlen Materialien.

Passgenaue Scheide mit enormer Haltekraft, aber dennoch leichtes ziehen möglich.

Bester Tragekomfort am Gürtel, flache Konstruktion, ideal um es verdeckt und unauffällig zu tragen.

Schneidfähige Geometrie, sauberer Schliff, taugliche Spitze

Traumhafte Griff-Haptik in Form und Oberfläche

Verdeckte Fangriemenaufnahme

Kein Logo, kein Branding, kein Geschreibsel an der Klinge, wie fein ist das denn!

Contra:

Der Guard kann je nach Schleifmethodik stören.

Ansonsten finde ich an dem Messer nichts negatives.

Zusammengefasst:

An dem Messer ist aus meiner Sicht alles dran, was Sinn macht, wie die Schleifkerbe, der Handschutz und die versteckte Fangriemenaufnahme. Falls wer auf Banksteinen schärft, statt Sharpmaker, Lansky oder ähnlichen Methoden, der sollte den überstehenden Guard vor dem Schärfen abkleben, sonst kann es sein, das man gegen den Stein schrammt, was unnötige Kratzer am Titangriff zur Folge hat. Ich hab das ausprobiert und man muss schon sehr konzentriert das Messer handhaben, damit man da nicht anstreift. Vor allem wenn man Kochmesserschleifroutinen hat, die diagonal zum Stein geführt werden.

Auf der Homepage kann man sich ein informatives Video über den Werdegang und die Hintergründe von U&G-Tools anschauen. Dort wird auch erklärt, das die Klingenfertigung, das Härten und der Schliff nebst schärfen außer Haus stattfindet, da Phillipp Utsch alleine nicht ansatzweise in der Lage wäre, diese Stückzahlen selbst von A-Z zu fertigen. Der Titandruck und das zusammenfügen/verkleben von der Klinge in den Griff wird selbst gemacht. Mein Exemplar hatte leider quer über beide Flanken feinste Oberflächenkratzer, die wohl durch Kornverschleppung beim finalen Schärfen entstanden sind und durch die Qualitätskontrolle geschlüpft sind. Der eigentliche Querschliff vom Band ist ordentlich gemacht und mir ist ein grobes Bandfinish viel lieber als ein aufpoliertes.

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Nach 107 Tagen Wartezeit haben die verkratzten Flanken dann doch meine Freude und Begeisterung für dieses geniale Konzept etwas eingetrübt, so dass ich eine Reklamationsmail an Hrn. Gierse geschrieben habe. Höflich aber bestimmt habe ich meine Unzufriedenheit mit dem Klingenfinish kundgetan und überraschenderweise kurz danach eine sehr nette und lösungsorientierte Antwort bekommen, in der die aktuellen Umstände plausibel begründet wurden und dem Getreu dem Firmenmotto alles daran gesetzt wird, höchste Kundenzufriedenheit zu garantieren, so auch bei mir. Ein Austausch ist selbstverständlich, aber da es keine TiNy-Sheepfoot mehr in 12c27 geben wird, muss ich mit dem aktuellen Stahl, 1.2695 klarkommen, was überhaupt kein Problem ist und die neue Klinge wird ein mattes Stonewashed-Finish haben, anstatt den blanken Flanken. Was mir Aufgrund der besseren Unempfindlichkeit auch nur recht ist. Nach dieser Mail, am 25.04. 23 ist bis heute nix mehr passiert, vielleicht kommt ja noch mal eine Reaktion. Es ist mir völlig klar, dass der Unfall von Phillipp Utsch dazu verunglückte Chargen incl. Lieferengpässen von Zulieferfirmen zu unvorhergesehenen Verzögerungen führen und wenn dann noch der „Titan-Laser“ für Wochen ausfällt, ja dann kann niemand die auf der Homepage angekündigten Lieferzeiten einhalten. Selbst beim besten Willen nicht. Wenn man dazu auch noch seinen Lebensunterhalt in einem Brotjob verdienen muss und dieses innovative Messerprojekt erst nach Dienstschluss und an Wochenenden so richtig anläuft, dann wundern mich lange Lieferzeiten und stockender Mailverkehr nicht. Für eine zusätzliche Bürokraft reicht der Umsatz noch nicht aus. Ich will nicht jammern sondern nur ganz klar gesagt haben, wie die Bestellung zumindest bei mir abgelaufen ist und eben ablaufen kann.

In der Zwischenzeit hat mir die Sache mit den feinen Kratzern keine Ruhe gelassen. Klar wird das Messer im Laufe der Zeit Kratzer und Blessuren bekommen, aber die sollen durch mich und meine Handhabung entstehen und nicht bereits mitgeliefert werden. Ein wenig Ahnung vom Schleifen und schärfen hab ich doch und weiß auch welche Qualitätsstufen von Flankenoberflächen möglich sind, bzw. ob das ein Makel ist, weil Mangel ist es ja keiner, der von mir selber und ohne großen Aufwand beseitigt werden kann. Ich habe dann mit dem schwächsten möglichen Abtrag begonnen, noch vor einem feinen Schleiflies und habe einen Edelstahlreiniger mit Mikroschleifkörpern auf ein Bauwollflies aufgebracht und in Schleifrichtung in ein paar Durchgängen praktisch alle feinen Kratzer entfernt. Jetzt schauen die Flanken so aus, wie es sein sollte.

Bilder:

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Jetzt bin ich zufrieden und kann mich in vollem Umfang an diesem tollen Messer erfreuen. Da mich das Konzept nach wie vor begeistert, wird das nicht mein letztes Messer von U&G-Tools gewesen sein. Allerdings warte ich lieber so lange zu, bis sich deren Arbeitsabläufe, Bestellroutinen und der Kundendienst alltagstauglich eingespielt haben. Jetzt ist noch großer Druck aus allen Richtungen vorhanden, der nach und nach durch Routinen verschwinden wird. Möge sich das coole Konzept fix in der Messerszene etablieren und laufend neue Modelle dazukommen.

Ich werde sie dann kaufen.

Gruß, güNef
 
Ich hänge mich hier mal mit einigen Messe-News von der Knife in Solingen ran.
Der Stand von UG war an den zwei Messetagen unter Dauerbelagerung. Teilweise war kein Durchkommen möglich, die Interessenten standen in Dreier- oder Viererreihen vor dem Stand.
Ähnlich sah es bei der Altonaer Silberwerkstatt mit ihrer Knifelounge aus. UG und die ASW zogen ein ganz anderes Publikum an ihre Stände als der Rest der Ausstellenden. Ihre Kunden sind deutlich jünger und hipper als der Rest.
Modernes Marketing, freshes Auftreten und vermeintliche Hightech Produkte sprechen eine andere Kundenschicht an und vermitteln wohl ein anderes Lifestyle- Gefühl.
Am UG Stand hatten die beiden Firmengründer eine große Verkaufscrew um sich geschart. Herr Utsch war mit dick bandagierten Arm wieder an Deck und verströmte Aufbruchsstimmung. Die UG Messer gingen wie geschnitten Brot über den Verkaufstisch.
Es gab einige neue Produkte, die bisherige Produktflotte bekam teilweise einige Liftings.
Beim Klingenstahl ist auch hier MagnaCut der neue, heiße Scheiss. Es gibt aber neue Griffdesigns.
Ich konnte Herrn Utsch einen Prototypen aus dem Kreuz leiern. Im Griff sind zwei der bisherigen Muster vereint- die Klinge hat Scratches, statt Stonewash. Die Scratches sind übrigens gelasert.
Ich glaube, wir werden noch viel von UG Tools hören und sehen.
Gruß Excalibur
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Servus,

Reinhard da hast du dir einen spannenden Proto geangelt. 👍 Ich habe auch das Gefühl da ist eine neue Generation am Werk und zwar sowohl die beiden Jungs als auch die Kunden. Es ist die Vielfalt an Neuem in so kurzer Zeit, die vielen Varianten an Griffoberfläche, Formen und Stählen die sich immer frisch kombinieren lassen. Das verführt zu immer weiteren Käufen. Trotzdem erkennt man sogleich von wo’s kommt.
Ich behalte U&G-Tools im Auge und hoffe das logistisch eine gewisse Berechenbarkeit einsetzt, jetzt erscheint mir das alles noch zu wenig geordnet, aber das wird schon noch. Der Vertrieb hinkt dem Tempo der Ideen und Innovationslust noch hinterher.

Gruß, güNef
 
Hi, die Sachen von UG waren bei mir als technikaffiner Messerheini schon eine Weile auf dem Schirm. Titangriffe an Foldern mag ich sehr.
In Sachen Fixed kamen mir die fertigen Messer mit Vollmaterialgriffen dann aber immer etwas zu heavy vor.

Der moderne 3D-Druck ist hier prädestiniert um neue Wege zu beschreiten - das gewisse Kleingeld vorausgesetzt, weil solche Anlagen nicht billig sind und sich irgendwie amortisieren müssen. Umsomehr bin ich dankbar für den Einsatz von Philipp und Jan. Gerade teils noch als Nebenerwerb ist das schon sportlich, aber das Konzept wird sich mMn absolut etablieren.

Bei mir war es dann die Kombination beim TiNy Floe mit dem gehypten Magnacut, der den Auslöser für die Bestellung auslöste. Der Preis von 260,-€ für ein vollwertiges Messer mit Titangriff und vermeintlichem Topstahl ist fair eingepreist. Die 3D Druck-Scheiden hatten mich optisch bei der Bestellung nicht ganz überzeugt, aber wenn man ne Kydex selbst zusammengedengelt bekommt, ist das nicht entscheidend, außerdem waren im Kopf bereits ein paar Modifikationen am Messer geplant um meinem Formgefühl zu entsprechen, nach denen dann die Scheiden evtl. nicht mehr ganz passend wären.

Auf der KNIFE hatte ich dann die neue Scheidenausführung in der Hand und kann sagen, das hat alles Hand und Fuss!
Die Ausstellungsstücke hatte ich auch fast komplett in den Fingern und es ist schon ein sehr faszinierendes Konzept mit den hochwertigen Materialien. Titan bietet halt auch noch eine immense Vielfalt zur individuellen Gestaltung. Da werden sicher noch sehr peppige Sachen mit der Zeiot kommen.


Dann muss ich mal auf mein TiNy zurückkommen, da ich viele der hier bereits angesprochenen Punkte und meinen persönlichen Vorlieben durch Modifikationen angegangen bin.

Witzigerweise war das Scheidenmaterial schon da bevor ich das Floe-Muster kannte.
Passt aber wie die Faus aufs Auge!

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Meine Mods betreffen den Rücken, den Guard und die Schneide

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Als großer Fan von Droppoint-Klingen musste der Hubbel der Clip-Point-Klinge weichen
Der Guard war mir zu ausladend und mein Daumen wollte sich nicht so wirklich an engen Radius anschmiegen, wenn man beispielweise am Waidloch ansetzt um einen Fisch auszunehmen.
Der ballige Schliff musste im Vergleich zu einem Fällkniven F1 her, da dieses ob der dickeren Schneide beim Kartonschneiden und Holzschnitzen doch klar die Nase vorn hatte.

Außerdem soll sich der Magnacut ja in der Praxis beweisen und das muss er in filigranerer Form abkönnen!
An der Stelle kann ich noch anmerken, dass Philipp auf der Messe sehr vom 1.2695 geschwärmt hat und ihn Sachen feine Schneiden mindestens auf die Ebene von Magnacut gehoben hat. Meine Erfahrungen damit sind bisher sehr begrenzt.
Als Nicht-PM-Stahl ist es sicher einer der Besseren!

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Stand jetzt bin ich sehr angetan von meinem leichten Begleiter. Optisch hat es schon den einen oder anderen Makel, aber es soll ein 100% User sein.
Deshalb habe ich auch nicht gezögert meine Modifikationen mit tlw. nicht dem besten Finish durchzuziehen und das Stonewash zu vermurxen und blanke Stellen am Titan zu haben.
Auf der anderen Seite lässt sich das alles auch wieder aufhübschen mit Strahlen und Anodisieren oder ggf. Hitzecolorierung.
Bin aber mit meiner Formgebund sehr zufrieden.

Ich werde weiter Testen.
 
Servus,

ich hab meinem TyNi gestern bei Regenwetter mit einem Rika 5k eine Auffrischung verpasst.

Vorher:

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Nachher:

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Das Mikroskop aufzubauen war ich zu faul, aber man sieht auch so die besser geschlossene Schneide. Schärfen lässt sich 12C27 wie unlegierter Stahl, der Stein war nach ein paar Zügen schwarz.

Gruß, güNef
 
Servus,

Einhundert und sieben Tage, in Zahlen; 107 habe ich auf mein TiNy-Sheepfoot mit Standardscheide aus 12c27 gewartet, dann war es endlich in der Post. Die übliche Wartezeit liegt laut Website bei 3-4 Wochen, nur der grüne Punkt und das „sofort lieferbar“ irritiert ein wenig. Wie lange ich letztendlich gewartet hätte, wenn Hr Utsch, die eine Hälfte des 2-Mann-Teams nicht einen folgenschweren Arbeitsunfall gehabt hätte, bei dem er sich schwere Brandwunden an beiden Händen zugezogen hat, kann ich nicht sagen. Gleichzeitig erscheint mir die Nachfrage nach den Tools der beiden jungen Unternehmer enorm zu sein und das zu recht kann ich nur sagen. Das Konzept begeistert einfach. Ein gedruckter, unglaublich leichter 3D-Titangriff mit einer sensationellen Griff-Haptik, sowohl von der Oberfläche als auch von der Formgebung ist ein Novum. Wer sich wie ich für die Sheepfootvariante entscheidet, bekommt ein sehr fein schneidendes Messer, dessen primäre Aufgabe tatsächlich schneiden ist. Bestellt habe ich bewußt in 12c27.

Anhang anzeigen 278826

Anhang anzeigen 278827

12c27 Exkurs:

12C27 ist ein martensitischer korrosionsbeständiger Messerstahl, der von der schwedischen Firma SANDVIK produziert wird. Der Stahlproduzent SANDVIK hat einen eigenen Firmenbereich, der sich auf die Entwicklung und Produktion von hoch qualitativen rostfreien Messerstählen spezialisiert hat. Die Stähle gelten allgemein als sehr homogen und Ausgewogen bezüglich der Zusammensetzung. 12C27 entspricht der Werkstoffnummer 1.4037, er wird von SANDVIK jedoch mit deutlich höherer Reinheit und Homogenität hergestellt. 12C27 ist ein Chromstahl mit einem ausgewogenen Chrom-Kohlenstoff Verhältnis, ohne den Zusatz weiterer Sonderkarbidbildner. Bei diesem Stahl liegt der Fokus auf einer ausgewogenen Kombination aus hoher Korrosionsbeständigkeit, Härte, Zähigkeit, Schneidkantenstabilität, Druckschnitttauglichkeit, hoher erreichbarer Schärfe und leichter Nachschärfbarkeit. Die Verschleißfestigkeit ist jedoch geringer als bei höher legierten rostfreien Stählen wie z.B. dem Niolox oder dem 14C28N. Mit diesen Eigenschaften ist er der rostfreie Stahl, welcher meiner Erfahrung nach am ehesten an das Leistungspotential eines reinen Kohlenstoffstahls heranreicht. Hohe Härte, sehr hohe erreichbare Schärfe, leichte Nachschärfbarkeit und sehr gute Schneidkantenstabilität. Dadurch eignet sich der Stahl besonders gut für Klingen mit fein ausgeschliffenen Schneiden und dünnen Klingengeometrien. Außerdem ist der Stahl bestens für robuste Arbeits- bzw. Jagdmesser geeignet, bei denen Korrosionsbeständigkeit und Zähigkeit wichtiger sind, als eine hohe Verschleißfestigkeit.
Quelle: Xerxes Homepage

Mit diesem Stahl ist das TyNi aktuell nicht nicht mehr erhältlich, es erfolgte bei der Sheepfoot-Variante ein Wechsel zu 1.2695

1.2695 Exkurs:

Der 1.2695 ist ein Wolfram-Vanadium- und Molybdänlegierter Chromstahl mit sehr guter Verschleißfestigkeit. Der Stahl wurde als verschleißfestere und zähere Alternative zu den ledeburitischen Chromstählen, wie dem 1.2379 entwickelt. Im Vergleich zu 1.2379 bietet er eine bessere Schneidkantenstabilität, eine höhere Schnitthaltigkeit und eine bessere Eignung für fein ausgeschliffene Schneiden. Unter den rostbeständigen Stählen bildet er daher das Bindeglied zwischen dem 1.4235.03 /Niolox und den rostbeständigen PM-Stählen wie CPM-MagnaCut (verfügbar ab März/April 2022) und Vanax SuperClean. Der Stahl lässt sich auf eine hohe Schärfe bringen und er hält eine sehr gute Gebrauchsschärfe ausgesprochen lange. Auch feine Klingengeometrien sind möglich, allerdings kann ich den Stahl nicht für extrem dünne Lasergeometrien und Schneidenwinkel unter 30 Grad empfehlen. Bei Schneidenwinkeln zwischen 30 und 40 Grad nimmt der Stahl eine enorme Schärfe an und hält diese ausgesprochen lange, ohne dass die Schneide zu Mikroausbrüchen neigt. 1.2695 eignet sich hervorragend für kräftige Workhorse-Küchenmesser und Arbeitsmesser, die keinen Schlag und Biegebelastungen ausgesetzt werden. Meiner persönlichen Meinung nach ein ausgesprochen guter Klingenstahl, welcher die Verwendung des 1.2379 unnötig macht.

Achtung: Der 1.2695 hat eine gute Korrosionsbeständigkeit, gilt aber als rostträge und nicht als vollständig rostfrei.

Quelle: Xerxes Homepage

Die Klingen der 12c27 Variante sind blank, die der 1.2695 Variante stonewashed. Ob der Wechsel von 12c27 auf 1.2695 zu einem persönlichen Vorteil wird, ist vom Anwender abhängig. Wer mit dem Messer weder hackt noch hebelt dem bringt die Wolframlegierung ein Plus wenn er die oben genannten Eigenschaften bevorzugt.

Das war’s mal zum Stahlthema.

Jetzt aber zu meinen wirklichen Kaufgründen:

70 gr bei vergleichbarer Stabilität wie ein Flacherl ist eine Ansage für ein 20cm Fixed. Ich trage es sein Wochen hinter der zweiten Gürtelschlaufe von rechts und man spürt es einfach nicht. Die gedruckte 3D-Scheide ist knapp geschnitten, kein unnötiges Gramm zu viel und sie hält das Messer nah und relativ hoch am Körper. Die Zugkraft bei ziehen und versorgen der Klinge ist mit einer Schraube einstellbar, so wie es ausgeliefert wurde, war es für mich gut eingestellt. Die Klinge ist sauber eingeklebt, die Passungen sind genau. Der winzige beidseitige Spalt stört mich nicht und ich gehe davon aus, das im Griffinneren genug Klebstoff ist um sicher abzudichten.

Der Griff ist aus meiner Sicht einfach fantastisch. Matt, griffig, rund, leicht rau und hat eine verdeckte Lanyardaufnahme. Mit das Beste was ich bis jetzt so benutzt und in der Hand hatte. Vor allem die Wärmeleitfähigkeit von diesem Griff ist erstaunlich, der Griff ist auch bei Kälte sehr schnell handwarm. Die Klinge zeigt einen Querschliff, die Schneidfase ist sehr gleichmässig, aber relativ „offen“ also rau. Die gelieferte Schärfe ist in Ordnung, guter Durchschnitt. 20 Züge über einen Dick Mikrofeinzug und das wird teuflisch scharf. Das 12c27 so reagiert war klar.

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Durch die Rückenlinie, die einen leichten Knick nach innen macht, lässt sich beim Anspitzen von Holz ein ordentlicher Druck aufbauen und die fein ausgeschliffene Klinge frisst sich richtiggehend ins Holz. Der Guard schützt wirksam gegen ein abrutschen in die Schneide. Die abfallende Spitze soll trotz Guard taugliches schneiden auf einem Brett möglich machen, was aus meiner Sicht nur bedingt möglich ist. Dennoch ist das Messer wegen seiner Klingengeometrie vielfach besser für Lebensmittelbearbeitung in Wald, Wiese, Feld und Camping geeignet, als andere Messer die bei mir über die Jahre so durchgezogen sind. Ich würde das Sheepfoot-TiNy als leichten, urbanen Begleiter für jeden Tag einordnen, der auch bei einem Campingurlaub oder einer Wochenendwanderung eine gute Figur macht. Mit einem Beil und einer Säge an der Seite auch wochenlang im Busch, als Einzelmesser für alles ist es aber zu leicht und fragil vom Schliff und Materialstärke, nicht aber von der Konstruktion, wie viele Tests und Videos belegen.

Zur Scheide:

Die Angaben zur Gürtelbreite bitte beachten, wer das macht bekommt eine exakt passende Scheide die tatsächlich senkrecht am Gürtel wie angeschraubt bleibt und sich nicht hin und her bewegen lässt oder ständig schief hängt. Mir ist aufgefallen, das die Scheide porös ist und der Kunststoff Wasser zieht, wenn er durchgespült wird. Nach dem reinigen habe ich die Scheide mit Druckluft durchgeblasen und danach die Klinge versorgt, nach ein paar Minuten wieder gezogen und an den Flanken war ein dünner Kondensatfilm sichtbar, der an der Luft sogleich abgetrocknet ist. Es muss also noch eine Restfeuchtigkeit im Material gespeichert sein, das nach und nach abtrocknet. Auch kommt mir vor, die 3D-Scheide ist wie ein Massanzug und umschliesst die Klinge passgenauer als alles was ich bis jetzt kannte. Der justierbare Druckpunkt tut sein übriges dazu. Ziehen geht überraschend leicht, verglichen mit dem satten „Klack“ und der damit verbundenen Haltekraft. Der Guard verschwindet vollständig in der Scheide. Der Klingenrücken ist nicht angefast nur ein wenig gebrochen, richtig scharfkantig ist er nicht, aber auch kein Handschmeichler.

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Insgesamt bin ich von der Idee und von dem Konzept wirklich begeistert.

Pro:

Konkurrenzloser Leichtbau mit dauerhaften und edlen Materialien.

Passgenaue Scheide mit enormer Haltekraft, aber dennoch leichtes ziehen möglich.

Bester Tragekomfort am Gürtel, flache Konstruktion, ideal um es verdeckt und unauffällig zu tragen.

Schneidfähige Geometrie, sauberer Schliff, taugliche Spitze

Traumhafte Griff-Haptik in Form und Oberfläche

Verdeckte Fangriemenaufnahme

Kein Logo, kein Branding, kein Geschreibsel an der Klinge, wie fein ist das denn!

Contra:

Der Guard kann je nach Schleifmethodik stören.

Ansonsten finde ich an dem Messer nichts negatives.

Zusammengefasst:

An dem Messer ist aus meiner Sicht alles dran, was Sinn macht, wie die Schleifkerbe, der Handschutz und die versteckte Fangriemenaufnahme. Falls wer auf Banksteinen schärft, statt Sharpmaker, Lansky oder ähnlichen Methoden, der sollte den überstehenden Guard vor dem Schärfen abkleben, sonst kann es sein, das man gegen den Stein schrammt, was unnötige Kratzer am Titangriff zur Folge hat. Ich hab das ausprobiert und man muss schon sehr konzentriert das Messer handhaben, damit man da nicht anstreift. Vor allem wenn man Kochmesserschleifroutinen hat, die diagonal zum Stein geführt werden.

Auf der Homepage kann man sich ein informatives Video über den Werdegang und die Hintergründe von U&G-Tools anschauen. Dort wird auch erklärt, das die Klingenfertigung, das Härten und der Schliff nebst schärfen außer Haus stattfindet, da Phillipp Utsch alleine nicht ansatzweise in der Lage wäre, diese Stückzahlen selbst von A-Z zu fertigen. Der Titandruck und das zusammenfügen/verkleben von der Klinge in den Griff wird selbst gemacht. Mein Exemplar hatte leider quer über beide Flanken feinste Oberflächenkratzer, die wohl durch Kornverschleppung beim finalen Schärfen entstanden sind und durch die Qualitätskontrolle geschlüpft sind. Der eigentliche Querschliff vom Band ist ordentlich gemacht und mir ist ein grobes Bandfinish viel lieber als ein aufpoliertes.

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Nach 107 Tagen Wartezeit haben die verkratzten Flanken dann doch meine Freude und Begeisterung für dieses geniale Konzept etwas eingetrübt, so dass ich eine Reklamationsmail an Hrn. Gierse geschrieben habe. Höflich aber bestimmt habe ich meine Unzufriedenheit mit dem Klingenfinish kundgetan und überraschenderweise kurz danach eine sehr nette und lösungsorientierte Antwort bekommen, in der die aktuellen Umstände plausibel begründet wurden und dem Getreu dem Firmenmotto alles daran gesetzt wird, höchste Kundenzufriedenheit zu garantieren, so auch bei mir. Ein Austausch ist selbstverständlich, aber da es keine TiNy-Sheepfoot mehr in 12c27 geben wird, muss ich mit dem aktuellen Stahl, 1.2695 klarkommen, was überhaupt kein Problem ist und die neue Klinge wird ein mattes Stonewashed-Finish haben, anstatt den blanken Flanken. Was mir Aufgrund der besseren Unempfindlichkeit auch nur recht ist. Nach dieser Mail, am 25.04. 23 ist bis heute nix mehr passiert, vielleicht kommt ja noch mal eine Reaktion. Es ist mir völlig klar, dass der Unfall von Phillipp Utsch dazu verunglückte Chargen incl. Lieferengpässen von Zulieferfirmen zu unvorhergesehenen Verzögerungen führen und wenn dann noch der „Titan-Laser“ für Wochen ausfällt, ja dann kann niemand die auf der Homepage angekündigten Lieferzeiten einhalten. Selbst beim besten Willen nicht. Wenn man dazu auch noch seinen Lebensunterhalt in einem Brotjob verdienen muss und dieses innovative Messerprojekt erst nach Dienstschluss und an Wochenenden so richtig anläuft, dann wundern mich lange Lieferzeiten und stockender Mailverkehr nicht. Für eine zusätzliche Bürokraft reicht der Umsatz noch nicht aus. Ich will nicht jammern sondern nur ganz klar gesagt haben, wie die Bestellung zumindest bei mir abgelaufen ist und eben ablaufen kann.

In der Zwischenzeit hat mir die Sache mit den feinen Kratzern keine Ruhe gelassen. Klar wird das Messer im Laufe der Zeit Kratzer und Blessuren bekommen, aber die sollen durch mich und meine Handhabung entstehen und nicht bereits mitgeliefert werden. Ein wenig Ahnung vom Schleifen und schärfen hab ich doch und weiß auch welche Qualitätsstufen von Flankenoberflächen möglich sind, bzw. ob das ein Makel ist, weil Mangel ist es ja keiner, der von mir selber und ohne großen Aufwand beseitigt werden kann. Ich habe dann mit dem schwächsten möglichen Abtrag begonnen, noch vor einem feinen Schleiflies und habe einen Edelstahlreiniger mit Mikroschleifkörpern auf ein Bauwollflies aufgebracht und in Schleifrichtung in ein paar Durchgängen praktisch alle feinen Kratzer entfernt. Jetzt schauen die Flanken so aus, wie es sein sollte.


Jetzt bin ich zufrieden und kann mich in vollem Umfang an diesem tollen Messer erfreuen. Da mich das Konzept nach wie vor begeistert, wird das nicht mein letztes Messer von U&G-Tools gewesen sein. Allerdings warte ich lieber so lange zu, bis sich deren Arbeitsabläufe, Bestellroutinen und der Kundendienst alltagstauglich eingespielt haben. Jetzt ist noch großer Druck aus allen Richtungen vorhanden, der nach und nach durch Routinen verschwinden wird. Möge sich das coole Konzept fix in der Messerszene etablieren und laufend neue Modelle dazukommen.

Ich werde sie dann kaufen.

Gruß, güNef

Schön, dass Du die Firma mit deinem Kauf unterstützt hat.
Es ist such gut, dass die viele Kunden haben.

Was die Kratzer angeht- technisch gesehen sind die unbedeutend, da Bandschleiferspuren weitgehend grösser sind.

Mit Erfahrung werden auch die Bandschleiferspuren gleichmäßiger wie bei anderen erfahrenen Profis.

Die Schneide wurde von Dir gut geschärft.
 
Sehr interessanter Thread zum Erfahrungsaustausch zum TiNy, da hänge ich mich kurz dran, wenn genehm.

Das TiNy habe ich scheit längerem auf dem Schirm, allerdings sagte mir das Muster "Floe" des Griffs nicht so zu.

Nach Gesprächen auf der KNIFE 2022 mit den beiden Chefs, die von einigen Neuerungen wie Klingenstahl, gedruckter Scheider und anderen Griffmustern sprachen, hab ich geduldig gewartet und dann bei der KNIFE 2023 zugeschlagen.

Ein TiNy mit Stream-Griff-Design, Magnacut und der Basic-Scheide.

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Die Scheide hat die weiter oben von @güNef erwähnten Features und nun zusätzlich noch die Möglichkeit, die "Schlaufenbreite" an den Gürtel anzupassen.

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Ansonsten kann ich meinen Vorschreibern nur anschließen - ein sehr komfortables, wunderbar leichtes EDC, das im Sommerurlaub mal zeigen kann, was es so drauf hat!

Ich bin begeistert!

Bonne soirée

Virgil
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen!
Hat evtl. jemand einen Tipp wie man als glücklicher Besitzer eines UG-Tools an eine schicke Kydexscheide kommt?
 
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