Hi Leute,
ein paar Anmerkungen zu FUs:
Wird größerer finanzieller Aufwand betrieben (z.B. in Verbindung mit guten/teuren Umrichtern wie z.B. Siemens Simovert 6RAxxxx oder Danfoss VLTxxxx mit Nennleistungen über 1kW, oder im Zuge einer Neuinstallation/Umbau/Erweiterung der elektrischen "Anlage"), sollte man ernsthaft darüber nachdenken, den/die Umrichter (ein- und besser auch ausgangsseitig) mit super- oder überflinken Halbleitersicherungen (Siemens SITOR, SILIZED, SIBA UltraRapid o.ä., Betriebsklasse gR/aR oder gS) abzusichern.
Die Leistungselektronik (Kernstück der Umrichter) ist EXTREM empfindlich gegen Überströme und gibt bei Kurzschluss schnell den Löffel ab, noch lange bevor träge (Klasse gL/gG) Schmelzsicherungen für Kabel- und Leitungsschutz oder Sicherungsautomaten abschalten können. Dies bedeutet für den FU fast immer wirtschaftlichen Totalschaden.
Bei Betrieb von Eigenbau-Bandschleifern mit evtl. altersschwachen Motoren

oder schlechter Wärmeabfuhr derselben durch starke Vermutzung bzw. unzureichende Eigenkühlung ist also Vorsicht geboten, da Wicklungsschlüsse meist aufgrund von Isolationsfehlern infolge zu hoher Temperaturen im Motor (wegen Schwergängigkeit von Lagern etc.) auftreten. Immer mal von Hand kontrollieren, ob rundum ein Luftstrom zu spüren ist, wie warm der Motor bei längerem Betrieb wird und ob er bei abgenommenem Band leicht, leise, kratz- und spielfrei dreht.
Bei Drehzahlregelung über FUs auch daran denken, daß nur durch das gegenüber der Welle angeflanschte Lüfterrad eine Eigenkühlung erfolgt. Das heißt daß der Motor bei niedriger Drehzahl oft heißer wird als im Nennbetrieb, da das logischerweise nur mit Wellendrehzahl laufende Lüfterrad einen wesentlich geringeren Luftstrom produziert als bei höherer Drehzahl. Die Kühlwirkung nimmt bei fallender Drehzahl teilweise deutlich stärker ab als die Wärmeentwicklung der Motorwicklungen im Innern, und da kaum ein DS-Motor dieser Leistungsklasse über NTC-/PTC-Temperaturüberwachung verfügt (die praktisch jeder FU auswerten könnte), sollte man die Motortemperatur gerade bei sehr niedrigen Frequenzen/Drehzahlen etwas im Auge behalten. Keine Panik, ein guter intakter Motor kann so einiges ab, Gehäusetemperaturen um 60° oder mehr können bei normalen Ausführungen (Isolationsklasse F) und Umgebungstemperaturen durchaus ok sein. Wenn man sich aber am Gehäuse schon sofort verbrennt, ist irgendwas faul.
Träge Sicherungseinsätze oder handelsübliche Leitungsschutzschalter sind als Kurzschlussschutz für Kabel bzw. Leitungen konzipiert und grundsätzlich ungeeignet zum Schutz von Halbleitern. Es stellt sich natürlich im Einzelfall die Frage ob es sich lohnt, zur Installation eines 150 Euro-FUs von eb** 200 Euro für Schutzeinrichtungen auszugeben. Ganz billig sind die Einsätze nicht, außerdem sollte die zulässige Maximalleistungsabgabe des Sicherungshalters von NEOZED-Elementen beachtet werden, denn es könnte auch ein neuer Sicherungssockel fällig werden. Die Verlustleistung der superflinken Schmelzeinsätze ist höher als die von trägen, dass heißt die Dinger werden bei Betriebsströmen nahe der Nennbelastbarkeit wärmer. Da diese Wärme abgeführt werden muss, sind geschlossene und sehr kompakte Sicherungshalter wie MINIZED-Schalter evtl. problematisch. Ich denke in den Leistungs- und Lastbereichen, um die es hier geht, dürfte es wohl keine thermischen Schwierigkeiten geben, ich kann aber auch dafür keine Garantien übernehmen. Wenn Ihr's genau und verbindlich wissen wollt, fragt lieber jemanden, der sich damit auskennt.
Superflinke Schmelzsicherungen gibt es standardmäßig in den Bauformen NH ("Panzersicherung", für Hausgebrauch nur in Baugröße 000 sinnvoll, z.B. Siemens SITOR), als Zylindersicherungen oder auch als DIAZED- oder NEOZED-Einsätze (z.B. Siemens SILIZED), was die interessanteste und preisgünstigste Option für eine Werkstatt darstellt. Ich würde es, wenn überhaupt, mit einem MINIZED-Element (für NEOZED-Schmelzeinsätze) versuchen. Hier kann man für Reparaturen das Ganze schnell und mit einem Handgriff spannungsfrei schalten, ohne Sicherungen herausschrauben zu müssen etc..
Auch geschirmte Motorzuleitungen können nützlich sein, sind aber mehr dem industriellen Bereich vorbehalten. Äußerst unwahrscheinlich, daß irgendwas in der Werkstatteinrichtung die Störfelder, die z.B. FUs produzieren und die Kabel abstrahlen oder einfangen können, nicht vertragen sollte. Tachokabel (immer abgeschirmt) kann man für den Werkstattgebrauch sicher außen vor lassen, und auch für das Poti (externe Drehzahlsollwertvorgabe, z.B. 10kOhm je nach FU-Typ, Nennwertbereich steht im Handbuch) braucht man keine geschirmten Leitungen. Es handelt sich nur um einen Spannungssollwert (meist 0-10V), und mit minimalen Drehzahlschwankungen kann hier wohl jeder leben.
Ein Klemmenkasten mit Hauptschütz in der FU-Zuleitung (wie schon oben erwähnt), das über einen Schlüsselschalter oder normalen Wechselschalter betätigt wird, ist eine gute Sache, kostet aber auch Geld. Muss jeder selber wissen, ich würde nicht drauf verzichten wollen.
Ganz klar, die Maßnahmen liegen im Ermessen des Einzelnen und die Zweckmäßigkeit hängt von der betriebenen Maschine und der elektrischen Anlage ab. Wenn es sich aber mit geringem Aufwand realisieren lässt, würde ich zumindest auf die gR/gS-Sicherungen nicht verzichten.
Wie auch oben schon beschrieben liefert ein einphasiger FU (230V Versorgung) die gleiche dreiphasige Ausgangspannung wie ein dreiphasiger (400V). Ob die abzugebende Ausgangsleistung mit einer Phase problemlos erreicht wird, ohne die max. Eingangsstromaufnahme die die Zuleitung liefert, zu überschreiten, kommt wie auch oben erwähnt auf Motor- und FU-Nennleistung an. Der FU begrenzt zwar den Anlaufstrom (bei Direktanlauf ohne FU oder Stern-Dreieck-Umschaltung etc. kurzzeitig etwa 10facher Nennstrom) je nach Parametrierung, für den stabilen Nennbetrieb müssen aber ausreichende Reserven vorhanden sein. Also an der Versorgung (Zuleitung, Vorsicherung und evtl. Hauptschütz) lieber nicht sparen und Zuleitung VDE-gemäß absichern. Eine (separat abgesicherte) 230V-Versorgung würde ich aus dem Bauch raus nicht mit mehr als etwa 2,2kW belasten. Auch hier wäre aber besser der Fachmann zu konsultieren.
Das Parametrieren eines FU ist im Allgemeinen auch kein unlösbares Problem. Relevant sind in erster Linie Daten von Verbraucher (findet man auf dem Motor-Typenschild, Stromaufnahme und Netzspannung für jeweilige Schaltart Stern/Dreieck kontrollieren!) und Netzversorgung. Alle anderen Parameter kann man meist bei der Werkseinstellung belassen (sofern noch vorhanden...). Treten Funktionsstörungen auf oder will man weitere Funktionen ausprobieren (es gibt aber wenig brauchbare für einen Bandschleifer o.ä. Maschinen), muss man sich durch das Handbuch lesen, was generell immer zu empfehlen ist. Kann man mit einer Einstellung oder einem Wert nichts anfangen, Finger weg. Wenn man Parameter ändert, immer Alt- und Neuzustände protokollieren. Wer weiß wozu es gut ist. Beim Rumprobieren (Nicht unbedingt zu empfehlen! Lieber vorher schnell jemanden anrufen, bevor was hochgeht.) auf jeden Fall, damit im Falle einer Verschlechterung alle Änderungen schnell wieder rückgängig gemacht werden können. Immer einen oder nur direkt korrespondierende Parameter einzeln ändern und prüfen, ob's besser oder schlechter wird.
Grundsätzlich sollte man als Laie von allen Manipulationen an elektrischen Geräten und Anlagen absehen. Brauche ich nicht näher drauf einzugehen. Klar muss man sich als Bediener selber schlaumachen um die Maschine kennenzulernen, ich rate aber keinem zu Eingriffen irgendeiner Art ohne fachkundigen Rat und Hilfe. Wir sind alle erwachsene Kerle und müssen's selber wissen, soll aber nachher keiner schreiben " Der hat gesagt ich soll".

Ihr wisst was ich meine.
Nichtsdestotrotz, viel Erfolg!!!
Grüße Chris