@Besserbissen
Joa. Das mit dem länger am Leben halten kenne ich auch. Aber Merkwürdigerweise hilft ein Polierstahl direkt nach einem Micro bei mir manchmal auch um ein feineres Schneidgefühl zu erzeugen.
Warum wir unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben kann ich ebenfalls nicht einschätzen. Dazu gibt es zu viele Unbekannte in der Benutzung der Schleifsteine und der Stähle.
Ich gehe allerdings davon aus, dass man mit vielen zusätzlichen Zügen eines Polierstahls eine etwas andere Schneide erhält als mit wenigen Zügen eines Polierstahls.
Der Grund hierfür sehe ich darin, dass ein Polierstahl ja eine ganz andere Oberfläche als ein Micro besitzt.
Da mich die Sache auch beschäftigt hat habe ich mal mit einem Mikroskop rumgespielt und ein paar Aufnahmen angefertigt.
Erkenntnisse:
- Ein Grat bildet sich nicht wirklich. Es bilden sich stattdessen riefen, die quer zur Schneide stehen.
- Gröbere Stähle erzeugen gröbere riefen, kleinere riefen feinere riefen
- Der PX88 sieht schlimmer aus, als er ist. Bzw. manchmal ist es gut, dass der so aggressiv zur Sache geht. (Wobei aggressiv im Kontext mit dem Masstab an der Seite betrachten werden sollte

Habe heute Morgen ein altes Messer mit einer Progression von Isler PX88 über Dick Micro und dann Polish wieder soweit gebracht, dass es wieder Problemlos durch Tomaten schneidet. Die Progression hat dazu geführt, dass der Schnitt wieder feiner wurde. Nur mit dem Micro wäre das nicht gegangen.)
- Der Polierstahl verrundet die riefen etwas
- Er erzeugt im Idealfall eine sehr fein gezackte Schneide. Das konnte ich allerdings nicht mit der Kamera einfangen
- Man müsste noch einmal systematisch an die Sache rangehen. Ich bin relativ unvorbereitet an die Sache rangegangen.
Zum Versuchsaufbau:
- Getestet wurde ein Isler PX88, Dick Micro und Dick Polish
- Ziel war ein besseres Verständnis dafür zu erhalten, was beim Wetzen mit den Stählen passiert. Gefühl dafür zu
- Messer war ein frisch geschliffenes Böcker Outdoor Cuisine, der letzte Stein der Progression war die 4000er Seite des JMS1000/4000 Steins
- Ich habe wild los gespielt. Daher wirken die Aufnahmen etwas durcheinander. Ich habe on the fly gelernt.
- Ich habe auch mal mit starkem Druck gearbeitet. Möglicherweise erklärt das die größeren Riefen in der Klinge.
- Ich habe häufiger über den Wetzstahl gezogen als normal. Der Grund war, dass ich eine möglichst deutliche Wirkung sehen wollte.
- Bis auf das letzte Bild haben alle Bilder den gleichen Maßstab. Auch wenn der Maßstab nicht sichtbar ist.
- ich habe nur gelegentlich die Schärfe an meinem Armhaar getestet. Was anderes war leider nicht da zum Schärfetesten.
Bemerkungen
- Das Mikroskop hatte nur von hinten Licht. Ich habe noch versucht von der Linsenseite Licht einzubringen. Daher die unterschiedlichen Beleuchtungen.
- Durch das Okular habe ich teilweise Dinge gesehen, die die Kamera nicht aufgenommen hat. Insbesondere die feinere Schneidkannte des Polierstahls kommt sieht man nicht.
- Bilder mit Bemerkungen sind in zeitlicher Reihenfolge entstanden.
(01) Klinge direkt nach dem Schärfen mit dem 4000er Stein.
(02) Nach 5 Doppelzügen auf dem Dick Micro, man sieht deutlich, dass Material weggenommen wurde
(03) Nach mehreren Zügen mit dem Polierstahl. Man erkennt, dass dieser ebenfalls Material abnimmt. Durch das Okular konnte man erkennen, dass die Schneidkannte feinere Scharten erhalten als mit dem Micro
(04) Gleiches Bild wie vorher, erstes Bild mit Licht aus Objektivrichtung. Man erkennt das erste mal die Struktur der Mikrofase.
(05) Nach 5 Doppelzügen mit dem PX88. Man erkennt, dass deutlich Material abgenommen wurde. Man kann erkennen, dass teilweise deutliche Riefen in dem Messer
(06) 10 Doppelzüge mit dem Micro. Man erkennt, dass die Primärfase etwas geglättet wurde.
(07) Nochmals 10 Doppelzüge mit dem Micro. Die Klinge wurde nochmals feiner. In diesem Zustand hat der Polierstahl nicht weiter verbessert.
(08) Vor dieser Aufnahme habe ich die Klinge nochmal mit dem PX88 zurückgesetzt, dann mit dem Micro verfeinert und dann erst wieder mit dem Polierstahl geglättet. Danach hat das Messer auch wieder besser Armhaar rassiert als in 07.
(09) Nochmal mit dem Micro drüber. Man sieht, dass er sichtbare Riefen im Stahl hinterlässt, die jedoch kleiner sind als die des PX88.
(10) Nach vielen Zügen mit dem Polierstahl. Man erkennt, wie die Riefen etwas verrundet wurden.
(11) Nach noch mehr Zügen mit dem Polierstahl. Man erkennt, wie die Riefen noch mehr verrundet wurden.