Wie kommt man zum selbstgemachten Messer

Mark2

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Hallo,

ich war letzten Monat in Japan, war in ein paar Läden, die selber Messer herstellen (schmieden, schleifen...) und fand es total faszinierend. Ich habe mir auch ein paar Messer gekauft und bin ziemlich begeistert.

Gestern war ich bei mir im Garten und habe einen Kirschbaum gekappt. Als ich die Holzstücke (teils ca. 30 cm Durchmesser) so sah, hab ich drüber nachgedacht, ob man damit nicht einen Griff für ein selbstgemachtes Messer herstellen kann.

Ich habe einiges an Werkzeug, aber keine Bandsägen/Bandschleifmaschinen und auch nichts zum Härten.
Meint ihr, dass das trotzdem, möglich ist? Was brauche ich an Mindestausstattung und wie würdet ihr das angehen? Ich habe gelesen, dass ihr die Klingen teils zum Härten abgebt.

Ich hätte überhaupt kein Problem damit, vieles per Hand zu machen, auch wenn es dann (viel) länger dauert.
 
Das Härten würde ich auf jeden Fall in fachkundige Hände abgeben, damit das was vernünftiges wird. (Die meisten hier geben ihre Sachen vermutlich zu Jürgen Schanz.)

Alles andere lässt sich, zumindest im Stock-Removal-Verfahren, eigentlich zu Hause machen. Auch mit Handwerkzeug; je professioneller/technisierter man ausgestattet ist desto leichter wirds natürlich. (Und je aufwändiger das Messer ist, desto mehr speziellere Werkzeuge braucht man evtl.)

Ein vernünftiger Schraubstock und gute Feilen sind auf jeden Fall empfehlenswert 🙂
 
Am einfachsten wäre es erstmal, bei Deinen gekauften Messern mit Steckerl den Griff durch einen selbstgefertigten zu ersetzen.
Wenn Du selbst ein Messer anfertigen willst, kannst Du Dir ein Stück Messerstahlblech in geeigneter Stärke kaufen, und entweder langsam und präzise mit Feilen in die gewünschte Form bringen, oder
Du kaufst dir einen kleinen Einhand-Winkelschleifer mit Drehzahlregulierung (da gibt es ganz billige, die tun es erstmal) und bearbeitest den Rohling dann mit Schruppscheibe und Lamellenscheiben.
Wenn Du geschickt bist, kannst Du damit recht schnell gute Ergebnisse erzielen.
Zum Härten wie oben schon erwähnt weggeben.
 
Das erwähnte frisch geschnittene Holz kannst du nicht einfach so zu einem Griff verarbeiten. Das muss jahrelang abgelagert sein, sonst schwindet es oder verzieht sich am Messer. Somit hast du entweder noch viel Zeit, die Klinge zu fertigen, oder du greifst auf anderes Holz zurück. Ich habe schon ein paar Messer gebaut, das Holz dazu war immer uralt und von irgendwas recycelt (altes Buchenholz von Möbelstücken, Eichendiele etc.)
 
Danke euch für den Input.

Ich habe einen Winkelschleifer und auch Metallfeilen, Schraubstock usw.
Wenn das mit der manuellen Bearbeitung geht, würde ich das angehen wollen.

Sehe ich es richtig, dass der Workflow dann (stark vereinfacht) so wäre:

1. Messerstahlblech kaufen
2. Schablone für gewünschte Form erstellen und auf Messerstahlblech übertragen
3. Mit dem Winkelschleifer die Form aus 2 ausschneiden
4. Mit Feile(n) die Klinge an der Schneide bis 0 runterfeilen (ich habe gesehen, dass man die Mitte der Dicke anreist, um eine Orientierung zu haben

Danach bin ich unsicher, wann man härtet, wann man schärft und wann man das Finish macht.


Danke weiter für den Hinweis mit dem Holz. Es ist klar, dass das Holz jetzt nicht verwendet werden kann. Mir geht es dabei etwas um die Erinnerung an den Baum aus dem eigenen Garten.
 
ad 4
Auch hierfür kannst Du den Winkelschleifer nutzen, aber nicht auf 0 schleifen. Für das Härten sollten noch ein paar Zehntel mm stehen bleiben.

Das Holz muss nicht notwendigerweise Jahrelang lagern, sofern Du Dir jetzt schon entsprechende Kanteln (mit Aufmaß natürlich) schneidest. Diese trocknen natürlich deutlich schneller als ganze Baumstücke.
 
Oben sollte es Feile/Feilen heißen. Ich habe das n in Klammern gepackt und dann kam das (n) raus. Ich wollte damit kein Missfallen gegenüber Feilen ausdrücken.

Beim Holz habe ich mehrere Stücke, die geeignet sind. Ich habe die erstmal trocken gelagert, werde die bei Gelegenheit in den Backofen packen, um Insekten zu töten und die Stücke dann im Heizungskeller lagern. Da ist es sehr trocken und immer fast 30 °C warm.
Mit der Zeit werde ich dann sehen, ob sich Risse bilden bzw. was zu nutzen ist.


Ich hab jetzt nach Rohlingen geguckt. Bei *** Gelöscht. Hinweise auf Internet-Auktions-Plattformen sind im Messerforum nicht erwünscht. *** gibts quaderförmige Damastrohlinge. Sind die ok oder ratet ihr mir zu was anderem? Ich möchte keine Klinge, die schon fertig ist. Ich möchte selber zuschneiden, feilen...

Mir ist rostfreier Damaststahl am liebsten.
 
Muss ja nicht unbedingt Damast sein, oder? Für den Anfang (oder überhaupt) wäre Monostahl sinnvoller.
Stahl gibt es zB. bei Nordisches Handwerk , Schanz , Xerxes
AEB-L wäre zB ein sehr guter, nahezu rostbeständiger Stahl, der erschwinglich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Mark2 Bevor wir hier wieder "Alles" in allen möglichen Richtungen durchkauen, würde ich empfehlen:
  • sich hier im Forum durch Nutzen der Suchfunktion und Lesen schlau zu machen. Bsp.: klick
  • sich ein passendes Buch zu besorgen. Bsp.: klick
  • sich auf YT die entsprechenden Tutorials anzuschauen. Bsp.: klick
  • sich dem dem Fachvokabular langsam anzunähren. Bsp.: deine "quaderförmigen Damastrohlinge" wären dann "Flachstahl aus Damast". Ein "Rohling" hat schon die Grundform des Messers
  • sich für ein erstes Messer, wie schon oben empfohlen, nicht zu viel vorzunehmen - also ein gut per Hand zu verarbeitender Monostahl, der zu den Nutzungsanforderungen des Messers passt

Greetz

Virgil
 
Zuletzt bearbeitet:
AEB-L oder auch 14c28n sind sehr gute Stähle generell und auch für den Anfang. Die lassen sich auch gehärtet noch relativ moderat schleifen und sehr gut finishen.
Ich habe mal verschiedene Videos kurz durchgeschaut und fand folgendes ganz anschaulich:
...das Härten ist für einen rostträgen Stahl aber nicht so anwendbar. Und beim Verkleben macht er eine ziemliche Sauerei, das muss nicht sein und das kann man sauberer machen (weniger Expoxy insgesamt und es reicht, eine Seite der zu verklebenden Teile dünn zu bestreichen - an Finger/ Handschuh hat das Zeug generell nichts zu suchen.)

Vieles in dem Video in Bezug auf Feilen/ Raspeln, Körnen, Bohren etc. sind aber ganz gut und er nutzt auch Hilfen, damit man es genauer machen kann und nihct versaut.

Eine Empfehlung von mir noch: Die Kontur im Griffbereich kann man nach dem Feilen der Schneidflanken und des Ricassos sowie dem Bohren der Löcher im Erlbereich machen. Zum einen lässt sich das besser einspannen (gerade auch, in einem Maschinenschraubstock für die Standbohrmaschine), zum anderen Kann man Missgeschicke am Ricasso und das oft folgende Zurücksetzen in Richtung Griff besser abpuffern - dann versetzt sich das Ganze eben 5mm nach hinten ;)
 
Danke euch für den Input.

Ich habe einen Winkelschleifer und auch Metallfeilen, Schraubstock usw.
Wenn das mit der manuellen Bearbeitung geht, würde ich das angehen wollen.

Sehe ich es richtig, dass der Workflow dann (stark vereinfacht) so wäre:

1. Messerstahlblech kaufen
2. Schablone für gewünschte Form erstellen und auf Messerstahlblech übertragen
3. Mit dem Winkelschleifer die Form aus 2 ausschneiden
4. Mit Feile(n) die Klinge an der Schneide bis 0 runterfeilen (ich habe gesehen, dass man die Mitte der Dicke anreist, um eine Orientierung zu haben

Danach bin ich unsicher, wann man härtet, wann man schärft und wann man das Finish macht.


Danke weiter für den Hinweis mit dem Holz. Es ist klar, dass das Holz jetzt nicht verwendet werden kann. Mir geht es dabei etwas um die Erinnerung an den Baum aus dem eigenen Garten.

Zu Punkt 4 kann man sich wunderbare Vorrichtungen für seine Feilen bauen, damit man das von Hand gut hinbekommt. Vereinfacht: eine Ringschraube in ein Holzbrett schrauben, eine Feile an einem Metallstab befestigen, Metallstab durch Ringschraube schieben, Messer vorn am Holz befestigen, feilen. So hast du einen recht fixen Winkel. Such mal bei Youtube nach "File Guide" oder so. Man kann das natürlich auch am Bandschleifer oder mit dem Winkelschleifer machen, aber insbesondere als Anfänger schleift man da schnell mal an der falschen Stelle unbeabsichtigt zu viel weg. Mit einer Feile dauert es zwar, aber auch nicht ewig. Also aus meiner Erfahrung würde ich sagen, zwei Stunden fleißig feilen, dann solltest du den Anschliff locker fertig haben. Und wie schon gesagt, lass noch etwas Material stehen und geh nicht ganz auf 0. Zum einen ist das fürs Härten wichtig, zum anderen willst du die Klinge ja sicher auch noch glatt schleifen und bis du alle Schleifriefen von den Feilen weg hast, geht z. T. ganz schön viel Material weg. Wenn du schon auf 0 warst, wird die Klinge also immer schmaler.

Viele Grüße
Martin
 
Ich habe mit ein paar Feilen, einem gescheiten Schraubstock/Schraubzwingen, einer Metallsäge und Bohrmaschine sowie reichlich Schleifleinen bisher knapp zehn Messer auf die Weise (stockremoval) gemacht. Kürzere Klingen sind für den Anfang einfacher. Das Härten hat in meinem Fall Stefan Steigerwald gemacht. Begonnen habe ich mit N690.
Zum Holz wurde ja bereits gesagt, dass es als Griffmaterial zunächst getrocknet sein sollte.
Ansonsten Form aussuchen, anfangen. Gibt reichlich tutorials bei YT. Das Buch von Stefan ist auch gut, wenn es analog sein darf/soll.
 
Hallo @Mark2 ,
noch 2 Tipps für den Anfang, bzw. was du so zusammengefasst hast:

1. das Holz im Keller mit 30 Grad wird dir zu schnell trocknen und äußerst wahrscheinlich aufreißen / meine Empfehlung wäre dass du Bretter mit 25mm schneidest aus den Stücken und diese dann draußen trocken lagerst... dann könnte das nach 1 Jahr was werden (Griffmaterial ist immer so 25 x 35 mm im Querschnitt)
2. wenn du den Rohling aus der Platte flext, dann musst du aufpassen, dass es nicht zu heiß an der Schneide wird... lass lieber 2 -3 mm mehr stehen als du angezeichnet hast. Bzw. mit Kühlung arbeiten (Wasser). Wenn du Anlassfarben bekommst, dann hast du eigentlich schon die Klinge versaut. Am Klingenrücken ist das nicht so schlimm, aber an der Schneide lassen sich dann unter Umständen gewisse Bereiche nicht mehr richtig härten.
3. an der Schneide lässt du 0,5 - 0,8mm stehen bevor du es zum härten schickst.
 
Wenn es unbedingt Damast in rostfrei sein soll könntest du bei gobec schauen die haben sowohl damasteel als auch zladinox.

Aber ich habe meine ersten Gehversuche jetzt auch mit einfacheren Monostahl gemacht. Den rwl 34 kann ich empfehlen, der hat sich ungehärtet wirklich sehr schön bearbeiten lassen.
 
Am Klingenrücken ist das nicht so schlimm, aber an der Schneide lassen sich dann unter Umständen gewisse Bereiche nicht mehr richtig härten.
Ich muss da ein wenig widersprechen. Eine punktuelle Erhitzung auf ein paar hundert Grad vor dem Härten kann zwar zu Spannungen im Stahl führen und in der Folge eventuell zu Verzug, ist aber unter dem Gesichtspunkt der Härtefähigkeit unproblematisch.
Nach der Wärmebehandlung ist es natürlich wichtig gut und ordentlich zu kühlen; etwas weniger kritisch bei im SHM angelassenen Stählen.
 
Ja, das stimmt selbstverständlich. Ich wollte nur nicht in den ewig langen Kontext, was alles passieren kann, wenn man zu heiß flext und dann evtl. Verzüge nach dem härten hat.

Wollte es für @Mark2, der gerade anfängt Messer zu machen, so kurz und knapp wie möglich halten, dass er einfach beim flexen ein Auge drauf wirft, nicht zu heiß zu flexen. Ein Verzug am Klingenrücken ist ja eher seltener, weil ja mehr Material stehen bleibt vor dem härten.

Hätte es aber auch anders schreiben können. Als ich anfing Messer zu machen wären mir kurze, einfache Erklärungen auch am liebsten gewesen, da man (so ging es mir zumindest) sowieso vor lauter Input überfordert ist. ;-)
 
1. das Holz im Keller mit 30 Grad wird dir zu schnell trocknen und äußerst wahrscheinlich aufreißen / meine Empfehlung wäre dass du Bretter mit 25mm schneidest aus den Stücken und diese dann draußen trocken lagerst... dann könnte das nach 1 Jahr was werden (Griffmaterial ist immer so 25 x 35 mm im Querschnitt)

Hi, mit dem Holz ist es genauso gekommen wie du gesagt hast. Die zwei Klötze haben innen einen Riss. Außen ist noch alles unbeschädigt.
Ich habe es am Wochenende gesehen und geschaut, ob ich noch Kirschholz draußen habe. Im Gewächshaus liegt der Rest vom Baum. Aber auch hier sind die Stücke innen gerissen.

Ich denke aber, dass es nicht so tragisch ist. Die Stücke in Keller wiegen jeweils fast 5 kg. Daraus könnte ich locker 20 Griffe machen.

Ich lasse es jetzt noch weiter liegen und säge es gegen Ende des Jahres klein.
Anders habe ich zur Zeit auch keine Möglichkeit.

Ich möchte mit dem Holz einen WA Griff machen und keine Schalen

Gruß
Mark
 
Richtig spannend, wie viele Wege es gibt, ein eigenes Messer zu machen! Ich hätte nie gedacht, dass man auch ohne komplette Werkstatt erste Schritte gehen kann. Welche Stahlart würdet ihr für einen absoluten Anfänger empfehlen, der ein Küchenmesser bauen möchte?
 
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