Wie trocknet man Weißdorn

macbayer

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Hallo Messermacher,

ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen. Wir haben gestern im Garten einen Weißdorn gefällt(das musste leider sein, der Baum war fast komplett hinüber). Ich habe mir die Stämme(ca.10cm Durchmesser) aufgehoben. Wie trockne ich die nun am besten? Einfach in der Garage liegen lassen, vorher zersägen, in die Mikrowelle legen oder in heißem Leinöl frittieren?
Hier http://www.holzwurm-page.de/holzarten/holzart/weissdorn.htm steht, dass Weißdorn schwer zu trocknen ist und leicht reisst.

Vielen Dank schon mal

Martin
 
Auch wenn es dazu unterschiedliche Meinungen gibt, ich habe gute Erfahrungen mit dem frittieren gemacht! Wenn man allerdings die Zeit hat, so ist die herkömmliche Art zu trocknen wohl die beste. Durch das frittieren verändert sich natürlich die Farbe, bei steigender Temp. immer dunkler.
Ausserdem ist es empfehlenswert das Holz bereits in das noch kalte Öl zu legen, und langsam zu erwärmen, so kann man den Verzug etwas minimieren.

Beste Grüße
aus Hattersheim
Christian.
 
Hallo macbayer

Damit ein Stamm möglichst wenig reißt, solltest Du ihn auf jeden Fall halbieren und zwar so, daß Du genau durch den Kern sägst. Wenn Dir das Material noch reicht, viertelst Du ihn am Besten. Gut ist es evtl. auch wenn Du das Material schattig und kühl lagerst, damit es langsam austrocknen kann. Auf jeden Fall nicht unbedingt in die Sonne.

Gruß
roge
 
Danke für eure Ratschläge. Ich fahre Mittwoch eine Woche weg und lagere die Stämme erstmal waagrecht und auf Holzleisten in der Garage. Wenn ich wieder zuhause bin kaufe ich mir mal eine Flasche Leinöl und versuche ein paar Stückchen damit zu trocknen. Für größere Stücke ist diese Methode leider nicht geeignet (und Weissdorn soll sich gut für Axtstiele eignen...) Längs zersägen wird leider etwas schwierig, da die Kreissäge im hintersten Winkel der Garage steht und mit allem möglichen Gerümpel zugestellt ist. Vielleicht schaffe ich es mit der Bügelsäge.
 
Versiegele die Enden auf jeden Fall, bevor Du wegfährst. Ansonsten kannst Du das Holz anschließend wegwerfen. Weißleim taugt dazu oder auch ganz dick in flüssiges Kerzenwachs eintauchen. Das durchsägen genau durch die Mitte des Stammes hilft auch, daß das Holz nicht so stark reißt. Bei manchen Obsthölzern (Pflaume, Zwetschge, Kirsche), bei Osage Orange und bei Robinie habe ich die Erfahrung gemacht, daß zum Trocknen die Rinde dran bleiben sollte.

Gruß BMW_Buddy
 
Wie trocknet man Weißdorn?

.....lagere die Stämme erstmal waagrecht und auf Holzleisten in der Garage. Wenn ich wieder zu Hause bin, kaufe ich mir mal eine Flasche Leinöl und versuche ein paar Stückchen damit zu trocknen. Für größere Stücke ist diese Methode leider nicht geeignet (und Weißdorn soll sich gut für Axtstiele eignen...) Längs zersägen wird leider etwas schwierig, da die Kreissäge im hintersten Winkel der Garage steht und mit allem möglichen Gerümpel zugestellt ist. Vielleicht schaffe ich es mit der Bügelsäge.
Generell: Weißdorn wird wie andere mitteleuropäische Hölzer auch getrocknet.

Das "Geheimnis" möglichen rissfreien Holzes ist das langsame sowie das gleichmäßige Trocknen.

Öle "trocknen" das Holz nicht besser, sondern nur langsamer. Üblicherweise behandelt man Hölzer jedoch NACH dem Trocknen. Frisches Holz nimmt nur wenig Öl auf und kann nach dem Aushärten kein weiteres Öl mehr an den behandelten Flächen aufnehmen. Das Versiegeln der Schnittflächen (Leitbündel verschließen) mit flüssigem Wachs verlangsamt das Trocknen und ist daher empfehlenswert.

Die Stämme müssen nicht unbedingt in der Mitte längs GESÄGT werden; wenn das Holz stark genug ist, dass es ohne große Verbiegung möglich ist, kann man es auch spalten. Dazu sollten die Stücke natürlich nicht zu lang sein, besonders nicht bei dem zähen Weißdorn. Aber eine Beil- oder Axtstiellänge müsste schon gehen.

Die Trocknungszeit für heimische Hölzer ist etwa 10 mm pro Jahr (von jeder Seite).

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Weißdorn ist ein weithin unterschätztes Holz. Früher ist es wegen seiner Härte, Zähigkeit und Elastizität gerne für die dünnen Stiele von Gravierhämmerchen genommen worden.
Als Buben war es trotz seines oft vorkommenden unregelmäßigen Wuchses für uns das Holz für belastbare dauerhafte Bögen. Seine besten Eigenschaften zeigte es, wenn man es im Herbst schnitt und über Winter bei einem Bauern ins Heu legte. Im Frühjahr hatte es dann eine fast hornartig feine Konsistenz.
Langsames Trocknen mit Versiegelung der Enden ist auch hier die Methode der Wahl. Man kann übrigens sehr schöne Effekte erzielen, wenn man das trockene Holz mit Leinöl tränkt ( tränkt-nicht nur oberflächlich befeuchtet). Das vorher unansehnlich matt weißlich- graue Holz nimmt dann warme Farbschattierungen zwischen gelb und dunkel honigfarben an.
MfG U. Gerfin
 
In der Tat, da hat U. Gerfin recht. Da Weißdorn oft nur als Zierpflanze in Gärten und Parks bekannt ist, weiß kaum jemand, wie gut es sich als Bogen oder Messergriffholz eignet.
Man glaubt kaum, dass dieses Holz so hart und zäh ist.
Wenn Weißdorn gut und lange getrocknet ist, (mein Minimum wären 3 Jahre) hast du ein hervorragendes Holz gratis erhalten, was es so gut wie gar nicht mehr zu kaufen gibt.
 
Ich habe mir heute das Holz nochmal genauer angeschaut. Anscheinend sind zwei der drei Stämme schon seit längerer Zeit abgestorben und beim Trocknen an der Pflanze längs der Maserung eingerissen. Axtstiele wird man wohl nicht mehr daraus machen können aber es reicht noch für viele Messergriffe. Die Schnittflächen habe ich jedenfalls mit heißem Wachs bestrichen, damit mir das Holz nicht noch weiter reisst während ich weg bin. Wenn ich wieder heimkomme mache ich mich ans Spalten.

@U. Gerfin: Das klingt sehr interessant, mal sehen ob ich ein Stück bekomme das lang genug ist. Einen Bauern kenne ich zwar nicht, aber ich glaube die Garage taugt ganz gut als Ersatz :). Hast du das Holz damals vor dem Trocknen zersägt oder erst hinterher?

@Sanjuro: Was ausprobieren will ist die "Frittiermethode" mit heißem Leinöl, mit der einige Messerbauer gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn das Holz dabei nicht springt habe ich nach einigen Wochen Aushärtezeit ein schönes Stück Griffholz für das nächste Messer.

Gruß

Martin
 
Wie trocknet man Weißdorn?

.... Was (ich) ausprobieren will, ist die "Fritier-Methode" mit heißem Leinöl, mit der einige Messerbauer gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn das Holz dabei nicht springt- habe ich nach einigen Wochen Aushärtezeit ein schönes Stück Griffholz für das nächste Messer.....
Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass das heiße Leinöl das Wasser weitgehend aus dem Holz vertreiben könnte. Gelänge Dir das, dann wäre das ein wirklich gutes und schnelles Verfahren.

Berichte doch mal darüber, ob es funktioniert hat.

Gruß

sanjuro
 
Früher hat man sein Bauholz im Winter geschlagen, da die Bäume den Großteil ihrer Feuchtigkeit zurückgezogen haben.
Einen Teil der Krone hat man bis zum Frühjahr belassen, damit die bereits angelegten Knospen beim Blattausschlag das verbliebene Zucker und Wasser aufbrauchen.

Danach spalten/aufsägen und die Stirnflächen versiegeln.

Klingt für mich schlüssig und das werde ich bei meinen nächsten "Kandidaten" so machen.

Ciao Sven
 
Meine Frage dazu hat zwar nichts mit der Trocknung zu tun, aber mich würde interssieren, ob der Weißdorn einen Farbkern hatte? wenn ja hast du eines der schönsten Hölzer die Mitteleuropa meiner Meinung nach zu bieten hat!
ich hatte es bis jetzt nur ein einziges Mal an einem kleinen Ast :( nachher hab ich das nie wieder gefunden! Ich muss mal schaun, ob ich von diesem wunderbaren Holz noch ein Stückchen für ein Photo find!
 
Hallo, da bin ich wieder. Entschuldigt mich dass ich so lange nicht geantwortet habe, aber ich hatte in der letzten Woche keine gute Internetverbindung.
Bis jetzt haben sich die Risse jedenfalls nicht vergrößert. Ich werde heute oder morgen mal versuchen einen der Prügel entlang der Längsrisse zu spalten.
@teamaster: Von einem Kern war an den rauhen Schnittflächen nichts zu erkennen. Da es sich um ganze Stämme mit ca. 7-10 cm Durchmesser handelt wird es vermutlich auch Kernholz geben. Die wahre Schönheit eines Holzes zeigt sich eh erst nach Politur und Ölbehandlung. Wenn ich Zeit für den Frittierversuch habe(das kann noch ein paar Wochen dauern) erstatte ich natürlich Bericht.
Spricht eigentlich irgendetwas dagegen, Firnis zu verwenden? (evtl sind die Sikkative nicht temperaturstabil)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit dem Spalten wirst du warscheinlich große Außrisse in beiden Hälften produzieren. Halt eine Säge bereit, fals sich da Schlimmes abzeichnet, kannst du weiter sägen.
 
Hallo,

ich hab mein erstes komplett selbst gefertigtes Messer aus einer alten Feile mit einem Weißdorn-Leder-Kupfer-Griff gebaut. Wen´s interessiert, der soll mich anmailen: habife@aol.com, dann gibt´s Fotos.

Weißdorn habe ich auch im Garten. Eher unbeachtet lagen mehrere Astteile mit 10 cm Durchmesser bestimmt 3 Jahre unter anderem Brennholz unter Dach im Freien. Ist mir beim Brennholzhacken wieder vor die Augen gekommen, war mir dann irgendwie zu schade, da es kaum zu hacken war. Hab mir ein rißfreies Stück in den Heiz-Keller gelegt und nach einem weiteren halben Jahr hatte es immer noch keine Risse (ungeteilter Rundling). Die Tips mögen stimmen, bei mir ging´s eher zufällig. Weißdorn ist im Vgl. mit Tropenhölzern extrem einfach zu bearbeiten - natürlich ist es nicht so hart, aber m.E. hart genug für langlebige Messergriffe (In meinem Fall ein Steckerl). Nach dem Matt-Polieren (Micromesh, keine Maschine) hab ich es mit Schaftol behandelt. Mir gefällt´s.

Viele Grüße
HaraldK
 
Hallo,

vor zwei Wochen hatte ich endlich Zeit für das Experiment.

Hier eine kurze Versuchsanleitung:
(Achtung: Schutzbrille und Schutzkleidung!)

Benötigte Gerätschaften:

Alter Topf
Wärmequelle (Campingkocher, Lötlampe etc)

Benötigte Chemikalien:

Leinölfirnis


Durchführung:

Das Holz in kleine Blöcke oder Platten (Schalenrohlinge) zersägen.
Achtung: Bei Blöcken oder Platten mit > 5mm Materialstärke können sich Risse bilden.
Anschließend den Topf geben, mit Leinölfirnis übergießen und langsam erhitzen.
Bei T > 100°C beginnt das Wasser im Holz zu verdampfen (erkennbar an der Schaumbildung an den Stirnflächen)
Der Topf wird erhitzt bis sich kein Schaum mehr bildet, anschließend lässt man das Öl abkühlen. Um das Holz möglichst gut zu durchtränken sollten die Stücke noch einige Stunden im Öl bleiben.
(Ich habe das Holz ca. 10 min. nach Ende der Schaumbildung aus dem Öl genommen und abtropfen lassen)

Bei den Holzblöcken (ca. 3cm Kantenlänge) haben sich währen des Frittierens kleine Risse gebildet, wie tief die ins Material gehen wird sich bei der Verarbeitung zeigen.
Bei den Platten haben sich keine Risse gebildet.
Ich lasse die Holzstückchen noch einige Wochen liegen, um sicher zu gehen, dass die Firnis ausgehärtet ist.
Ob das Öl das Holz wirklich vollständig durchdrungen hat kann ich nicht sagen, evtl zersäge ich eines der behandelten Stücke.
Das Holz ist jedenfalls wesentlich dunkler und kontrastreicher geworden und sieht aus wie tropisches Edelholz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Möglicherweise habe ich etwas falsch verstanden: Hast Du die Stücke direkt aus dem heißen Öl genommen, sobald die Schaumbildung aufhörte ?.
Das wäre ein unlogisches Vorgehen, bei dem der wirksamste Behandlungsschritt nur unvollständig ausgeführt wurde. Durch das verdampfende Wasser ist ein Vakuum im Holz entstanden, das sich aber erst nach dem Abkühlen richtig bemerkbar macht. Das Holz sollte also noch mindestens bis zum Erkalten des Öls völlig untergetaucht in dem Öl bleiben.
Wenn man mit Vakuum arbeitet, kann man sich das Erhitzen, das doch eine gewisse Rißgefahr mit sich bringt, ersparen.
Wie das geht, ist vielfach erörtert worden. Ich mache es in einem Einmachglas und mit einer umgedrehten Fahrradluftpumpe. Das will aber niemand hören: Wenn eine Anlage nicht computergesteuert ist und mindestens ... Euro kostet, taugt sie nichts.
MfG U. Gerfin
 
Dass sich das Holz erst beim Abkühlen mit Öl vollsaugt habe ich nicht bedacht. Bei mir ist das Holz nach dem Ende der Schaumbildung noch ca. 10 Minuten im Ölbad geblieben, zum Abkühlen habe ich es allerdings herausgenommen. Vielleicht hat sich das Öl durch den Kapillareffekt noch innerhalb des Holzes verteilt.
Von der Vakuummethode habe ich gelesen, allerdings weis ich nicht ob sie auch zum Entwässern geeignet ist (Kann man mit einer Fahrradpumpe ein ausreichendes Vakuum ziehen, um Wasser bei Raumtemperatur zum Sieden zu bringen?)
Die restlichen Stämme werde ich wohl in der Garage trocknen, allerdings suche ich noch jemanden im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen der mir mit einer Bandsäge aushelfen kann.
 
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