Wikingerschwerter schmieden...

Xerxes

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Hi, ich hab jetzt so einiges in diesem Forum über die "Wikingerschwerter" gelesen. Kann natürlich sein, dass ich was Wichtiges nicht gefunden habe. Aber ich brauche mal konkrete Ratschläge...

Auf lange Sicht hab ich vor mir ein Schwert zu schmieden. In kleinem Format hab ich schon eine wurmbunte Klinge mit einem Kern aus Furnierdamast (sechs wechselseitig tordierte Stränge auf einem Furnier) und einer aufgesohlten Schneidleiste gemacht. Das war jedoch nur ein Test mit 75Ni8 und C45.

Jetzt zu meiner Frage. Welche modernen Stähle würdet ihr ganz konkret empfehlen. Welches Mischungsverhältnis? Welche Anlasstemperatur für die Schneidleiste und welche für den Kern. Usw.

Ps. Ich bin mir darüber bewusst, dass ein Schwert keine Kleinigkeit ist. Es ist auch eher ein Traum von mir, auf den ich langsam hinarbeiten will. Die Klinge mit dem wurmbunten Aufbau, die ich gemacht hab, ist ca. 25cm lang. Das ist schonmal ein guter Anfang...

Gruß Jannis
 
Ok, kann mir denn jemand gute Lektüre empfehlen. Irgendwelche Forschungsergebnisse an alten Schwertern? Usw. Ich hab ein Buch über Schwerter gelesen, wo das "wurmbunte" Schwert nur am Rande erwähnt wurde. Alles was ich bis jetzt rausfinden konnte ist, dass die Schneidleiste bei historischen Schwertern meist zwischen 0,6 und 0,7% Kohlenstoff hatte. Aber eben nichts darüber wie stark, bzw. auf welche Härte die angelassen wurden. Auch über den Kern weiß ich nichts genaues. Usw. Danke...
 
Sicher hast Du Dich gewundert, warum keiner antwortet. Das liegt allerdings daran, dass man Deine Frage(n) so konkret gar nicht beantworten kann. Die Möglichkeiten, zu dem von Dir anvisierten Ziel zu kommen sind einfach zu vielfältig.

Literatur gibt es reichlich zu diesem Thema und die wurde, wenn ich mich nicht vollkommen irre, hier im Forum auch schon hinlänglich genannt. Auf Anhieb fallen mir schon mal folgende Sachen aus meinem Regal ein:

- Swords of the Viking Age von Ian Peirce
- Franken oder Sachsen? Untersuchungen an frühmittelalterlichen Waffen von Herbert Westphal
- Beiträge zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter. Eine Analyse des Fundmaterials vom Ausgehenden 8. bis zum 12. Jahrhundert aus Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland von Alfred Geibig

Und dann natürlich, damit man sieht, dass solche Schwerter weder eine Erfindung der Wikingerzeit noch der Merowinger sind, die Bände 11 und 12 von Illerup Adal.

Achim
 
Hallo Xerxes,

hmm da sind ein paar Kleinigkeiten welche ein Problem bei Deiner "Frage " aufkommen lassen. Aber der Reihe nach.

Erst mal gibt es eigendlich keine Wikingerschwerter genauso wie es den Volksstamm Wikinger nicht gegeben hat. Es waren eben Dänen und Schweden bzw Norweger welche von Zeit zu Zeit auf Raubzüge gegangen sind.
Diese waren aber nicht nur mit Gewalt im Gepäck unterwegs sondern haben auch friedlichen Handel betrieben.

Waffen welche von diesen Volksgruppen benutzt worden sind haben keine besonderen Merkmale welche es ermöglichen würden von Wikingerschwertern zu sprechen. Es wurde alles an Schwerttypen verwendet. Also Schwerter aus homogenisierten Schweißverbundstahl sowie auch Klingen aus einem mehrteiligen Schweißverbundstahl (Damaststahl) welche einen recht aufwändigen Aufbau haben können.

Leider ist die technologische, metallurgische Betrachtung von Schwertern bisher relativ oberflächlich und recht selten durchgeführt worden. Was es gibt sind Einzeluntersuchungen , oftmals nur an stark fragmentiertern Schwertern. Jaap Ypey hat ein paar Klingen aus dem 8 Jh. untersuchen lassen und ein paar Ergebnisse veröffendlicht.

Das nur mal als Beispiel.
Bisher gibt es da kein Buch welches mal die verstreut in der Literatur vorkommenden Untersuchungen mal sinnvoll zusammenfasst.
Teilweise ist das natürlich dann auch nur "ein" Schwert und nicht gar eine sytematische Reihenuntersuchung. Soll heißen : Blos weil man jetzt bei einer Klinge niedrige Kohlenstoffwerte und damit eine geringe Härte vorgefunden hat das deswegen gleich alle Schwerter aus der Zeit und Epoche minderwertig sind.
Solche Verallgemeinerungen stehen dann sehr schnell im Raum.
Sowas sollte man aber besser sein lassen.

Dazu ist es leider auch so das die überwiegende Mehrheit der Literatur sich mehr mit der Form und Gestaltung der Schwerter beschäftigt.
Damit wird dann versucht ein Gerüst aufzubauen um die formtechnische Entwicklung von den verschiedenen Schwerttypen darzustellen.
Hier wird dann sowohl die Klinge aber auch insbesonders die Gestaltung des Griffes mit seinen Bauteilen Knauf und Parierstange/Griffstange herangezogen. Infos über den Aufbau von "Damaststruckturen" werden oft nur am Rande erwähnt. Angaben über die Qualität der Stähle oder gar Messwerte an antiken Stücken : Fehlanzeige

Literatur:

Am besten passen tut wohl:
Swords of the Vikingage , von Ian Peirce, ISBN 1 84383 089-2

oder :
The Sword in Anglo-Saxon England, von Hilda Ellis Davidson,
ISBN 0-85115-716-5

Untersuchungen von Jaap Ypey gibt es im Bericht über den Damastzenerkongress auf Schloß Rheidt. Ein Exemplar davon liegt in der Bibiliothek im Klingenmuseum Solingen.
Weitere Untersuchungen sind teilweise auch in den Büchern und Journalen des Vereins der Waffen und Kostümkunde zu finden.
Auch diese Bücher findet man in Solingen in der Bibiliothek.

Edit : Na Klasse, den Beitrag hätte ich mir ja sparen können......obwohl vieleicht auch doch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fast vergessen......

"The Metallography of Early Ferrous Edge Tools and Edged Weapons"
von R.F. Tylecote and B.J.J. Gilmour
BAR British Series 155
1986

Hier sind einige wikingerzeitliche Schwerter untersucht worden mit Angaben zu Kohlenstoffgehalten sowie auch Härteangaben.
 
Cool danke für die Infos. Und morgen werdet ihr mit schönen Bildern belohnt;)

Ich war dieses We in der Schmiede und hab mich an ein größeres Stück gewagt. Kurzschwert bzw. Langdolch mit 42cm Klingenlänge und "wurmbuntem" Aufbau. Sieht total geil aus:steirer:

Hab nur gerade keine Camera zur Hand, also morgen...

Erst mal gibt es eigendlich keine Wikingerschwerter genauso wie es den Volksstamm Wikinger nicht gegeben hat.

Jep, das war mir klar. Deshalb hab ich das Wort in "" gesetzt.
 
So, hier also die ersten Bilder. Die Klinge ist grob in Form geschliffen, gehärtet und angelassen. Dann hab ich die Spitze schon mal angeätzt. Wenn die Klinge fertig ist, gibt es die nächsten Bilder...

Ich hab bei dieser Klinge erstmal Materialien benutzt, die mir sehr vertraut sind und die ich zu Hause hatte. Das heißt 75Ni8, C45 und 1.2842. Das die evtl. für ein richtiges Schwert nicht ideal sind, ist mir klar...

Zum Aufbau: Der Kern besteht aus sechs wechselseitig tordierten Strängen aus je drei Lagen 75Ni8 und vier Lagen C45, die auf ein Furnier aus 75Ni8 geschweißt wurden. Die Schneidleiste ist aus 1.2842.

Die Schneidleiste hat durchgehend eine Tiefe von 8mm. Die Klinge ist kurz vor der Angel 43mm und kurz vor der Spitze 38mm breit. Sie ist zwischen 6mm und 4mm dick. Die Klinge ist 42cm lang, die Angel 15cm...

Ich hab die Klinge zwei Mal je eine Stunde bei 250c angelassen. Dann hab ich die klinge blank geschliffen und den Kern noch mal auf ca. 300-320c angelassen.

Das war das erste Mal, dass ich so eine große Klinge gemacht habe. Dafür find ich die echt super. Sie ist sehr symmetrisch und hat keine Schweißfehler...


Hier die Bilder:

http://img10.imageshack.us/my.php?image=0000182.jpg

http://img145.imageshack.us/my.php?image=0000185.jpg

http://img136.imageshack.us/my.php?image=0000186.jpg

http://img504.imageshack.us/my.php?image=0000187.jpg

http://img511.imageshack.us/my.php?image=0000191.jpg

http://img104.imageshack.us/my.php?image=0000198.jpg

Ok, die Bilder sind fürn Ar... Ich hab nur ne super alte/schlechte Camera hier. Auf manchen Bildern sieht es so aus, als ob die Schneidleiste auf der einen Seite dicker wäre. Das ist nicht so, das liegt an dem Winkel aus dem ich fotografiert habe...

Gruß Jannis
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jannis!

Sieht wirklich toll aus. Aller erste Sahne!
Wie hast du die Hohlkehle eingeschliffen?

Gruss

Mattes
 
Hehe, mit Flex und Augenmaß...

Ich bin nur ein armer Student und muss an alles Ecken sparen. Daher ist in meiner Schmiede viel zu wenig Werkzeug. Die ganze Klinge hab ich nur mit Flex und nem kleinem Tellerschleifer gemacht...
 
Aber Hallo!

Schwerstes Oberkompliment! :super: Da gibts nix dran zu rütteln, dass das ganz einwandfrei ist... Sei doch so nett und zeig mal das ganze her, mit Angel und so.

Bin übrigens sehr auf das Endergebnis gespannt! Nochmals: Kompliment


Lg,
Rainer
 
hallo
jaaa das sieht mir doch schon mal mehr als vielversprechend aus.:super:
da bin ich gespannt auf das endprodukt.
grüsse
hano.
 
Gute Arbeit, hätte diese Leistung nicht erwartet, obwohl es dafür eigendlich keinen Grund gibt.:rolleyes: Liegt vielleicht an den vielen..... mal eben..... gestelltet Fragen in diesem Forum.

Es sieht toll aus, Chapeau:super:

Bin auf die Folgen gespannt

unsel
 
Danke Leute... Das hört man gerne. Ich bin auch echt stolz drauf...

Hmm, hab das Ding heute fotografiert. Kein Plan weshalb da ein anderes Datum steht...
 
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