Winkelhilfe für Freihandschliff auf Banksteinen

Loup de mer

Mitglied
Beiträge
227
Hallo @all

Wenn hier im Forum Neueinsteiger zu Schärfmitteln für ihre hochwertigen Messer beraten werden, wird (so mein Eindruck) meist zur Anschaffung von Banksteinen geraten.
Dann kommen folgerichtig prompt die Fragen zur Einhaltung des korrekten Schleifwinkels bei der Arbeit mit den Banksteinen.
Und hierzu gibt es ja nun auch schon viele (für mich unbefriedigende) Lösungen wie z.B. die Edelstahl-Metallklammern, die man auf den Messerrücken klemmt oder Holz-Unterlegwinkel, die nur in Endposition auf dem Bankstein den richtigen Winkel zeigen.

Da ich selbst mit Banksteinen arbeite (und nach Perfektion strebe 😉) ließ mir diese Frage keine Ruhe und in einer schlaflosen Nacht hatte ich dann die Idee, die ich euch hier vorstellen möchte.

Noch kurz zu mir:
Banksteine benutze ich für meine Messer erst, seit mein Spyderco V-Sharpmaker es nicht mehr geschafft hat, bei älteren bzw. viel benutzten Messer auch die Primärfase (also den 30°-Bereich) in Schuss zu halten. Hier musste dann einfach zu viel Material abgetragen werden.
Und bei der Nacharbeit mit dem Sharpmaker war mir früher dann der vorher angebrachte Klingenwinkel ziemlich egal, er musste nur unter (oder bei) 30° liegen.
Heute – bei meinen höherwertigen Messern und aus handwerklichem Interesse möchte ich es besser machen…
Für mich ist das Einhalten des Schleifwinkels (per Auge und Fixierung des Handgelenkes…) eine äußerst anspruchsvolle Arbeit, die ich nicht einwandfrei erledigen kann.
Irgendwelche „krummen“ Winkel kann sich mein Gehirn einfach nicht einprägen und eine gewisse „Drift“ der Hand ist auch nicht zu verleugnen.

Folgende grundsätzliche Idee hatte ich dann: Ich müsste eine Vorrichtung bauen, die ich nur waagerecht auf dem Bankstein hin und her bewegen brauche…

(Dazu müsst ihr wissen, dass ich während meiner Lehre besonders das Werkzeug „Feile“ so gut kennengelernt habe, dass ich es mit verbundenen Augen waagerecht hin und her bewegen könnte 👌😂)
Da sich das Ganze mit Worten schlecht erklären lässt (und ich ja auch schon genug davon gefaselt habe) hier ein paar Bilder zum Thema:

Erst einmal die Idee skizziert und anschließend das Ganze aus Papier gebastelt.


Mit einem kleinen Neodym-Magneten auf einem Messer befestigt und als „optischen Zeigestock fürs Auge“ oben eine Strohhalm aufgeklebt -> Hier der Ur-Prototyp:

Das Ding habe ich dann trocken an einem alten verranzten Schälmesser meiner Frau ausprobiert und war vom Ergebnis sehr!!! angetan (davon habe ich keine Fotos gemacht).
So angetan, dass es nun was Wasserfestes werden sollte… Dafür hatte ich noch eine DIN-A4 große Acrylglasplatte in 1mm Dicke rumliegen. Aus der habe ich mir dann erstmal 3 Stücke geschnitten und mittels Heißluftpistole gebogen (war einfach und es gab viele Anleitungen dazu im Netz).

Hier ein kurzer Schnappschuss zwischendrin:

Als Winkel habe ich erst mal die genommen, die ich auch in meinem Spyderco-V-Sharpmaker habe, also 30° und 40° Schneidenwinkel.

Dann die Strohhalme (als Zeiger für die waagerechte Bewegung) auf einem Teil ihrer Länge aufgeschnitten und aufgesteckt:

(ich habe heute beim Schleifen festgestellt, dass sie fixiert werden sollten um ein Verrutschen auf dem Acrylglas zu verhindern – kleiner Gummiring reicht)

Und hier mal beide montiert auf einem Messer:

Damit wird nun wohl auch dem Letzten das Prinzip klar… hoffe ich 😉

Zum ersten echten Test heute gab es 2 Kandidaten:

mein altes Camping-Bowie von Nieto, das ich schon Jahre nicht mehr benutzt hatte (>12cm) und ein Fleischmesser von Dick, das nur meine Frau benutzt…
(Zu meiner Entschuldigung möchte ich hinzufügen, dass meine Holde ziemlich unbelehrbar ist und ich schon ewig gegen die Vorherrschaft des Matriarchats zuhause ankämpfe 😉)

Um den Effekt zu zeigen, hier ein paar Bilder davor (aufgenommen mit billigem USB-Mikroskop)

Nieto vor dem Schliff:
Snapshot-2021-0120-180212.jpg

Snapshot-2021-0120-180155.jpg

Snapshot-2021-0120-175745.jpg


Dick vor dem Schliff:
Snapshot-2021-0120-183654.jpg

Snapshot-2021-0120-183528.jpg

Snapshot-2021-0120-182827.jpg


Dann ging das Geschleife auf meinen Banksteinen los – und immer schön darauf achten, dass der Strohhalm bei den Bewegungen in Waage bleibt – das ist das A und O!
(zuerst auf der JIS1000-Seite meines Zische und zum Schluss die JIS4000-Seite meines Missarka Blue von Zische)

Nun die Bilder danach ->

Nieto nach dem Schliff:
Snapshot-2021-0126-120710.jpg

Snapshot-2021-0126-120330.jpg

Snapshot-2021-0126-120534.jpg


Dick nach dem Schliff:
Snapshot-2021-0126-115909.jpg

Snapshot-2021-0126-115749.jpg

Snapshot-2021-0126-115534.jpg

Snapshot-2021-0126-115734.jpg


- Mein Fazit ist, dass die Schneidfasen in meine Augen gelungen sind und diese kleinen Hilfsmittel mir tatsächlich helfen.
- Ich find sie von der Idee her auch besser als viele auf dem Markt verfügbaren Lösungen.
- In konvexen oder konkaven Abschnitten der Schneide kann man die Schleifhilfe immer so anbringen bzw. verdrehen, dass der Strohhalm radial (also 90° zur jeweiligen Tangente) zur Schneide steht.
- Sicher gibt es noch viel Potenzial, besonders was die Verstellbarkeit des Schleifwinkels angeht – da habe ich zwar auch Ideen, brauche aber bis jetzt nur die 15° und die 20°-Hilfen…
- Etwas kompliziert ist beim Entgraten noch der ständige Seitenwechsel – in praxi zu aufwändig. Aber dazu habe ich mir bei ali… gerade den wendbaren Klingenhalter vom Ruixin bestellt und werde aus dem was machen – vielleicht gleich mit verstellbarem Winkel

Kommentare, Meinungen und Hinweise sind willkommen - Ich würde mich freuen, wenn ihr hier schreibt was ihr von meiner Idee haltet.
Und ich hoffe, da kommt nicht einer daher und schreibt: „guck doch mal hier – das gibt´s schon ewig“ (habe selbst ewig nach einer ordentlichen und preiswerten Lösung gesucht 😂)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte Deinen Winkelanzeiger für eine gute Schleifhilfe, die hier wohl ein Novum ist.
Eine ähnlich Idee ist die Verwendung eines geneigten Banksteins, wobei das Messer beim Schleifen immer waagerecht gehalten wird.
Was den Winkel angeht, so solltest Du beachten, dass die Messerflanken meist auch einen Keilwinkel haben, weshalb Dein Schneidenwinkel beim Benutzen des 15° Anzeigers einen Schneidenwinkel von 30°+X erzeugt. Dies sollte eher der Endwinkel für den Schleifvorgang sein. Eine 20° Winkelhilfe würde ich daher nicht benutzen, weil dann 40°+X als Schneidenwinkel herauskommen, was mir zu groß wäre. Dieses X ist bei meinem Santoku ungefähr 6°. Deshalb schleife ich es zum Schluss mit der 12,5° Schleifhilfe.
Ich selbst bin ein Holzkeil-am-Banksteinanfang-Verwender. Bei Deiner Methode würde mich stören, dass ich mit den Fingern nicht mehr beim Schleifen über die Schneide laufen könnte.
 
...Schleifhilfe, die hier wohl ein Novum ist.
Danke, das hatte ich gehofft :)
Eine ähnliche Idee ist die Verwendung eines geneigten Banksteins, wobei das Messer beim Schleifen immer waagerecht gehalten wird.
Ja, das war mir bekannt, erzeugt mir jedoch zuviel Schmadder wenn der Schleifschlamm der Schwerkraft gehorcht. Und ist nicht der Schleifschlamm auf dem Bankstein für das Schleifen an sich förderlich...?
Was den Winkel angeht, so solltest Du beachten, dass die Messerflanken meist auch einen Keilwinkel haben, weshalb Dein Schneidenwinkel beim Benutzen des 15° Anzeigers einen Schneidenwinkel von 30°+X erzeugt.
Ja, auch klar! Aber es ging mir in erster Linie um die Vorstellung meiner Idee. An der "stufenlosen Verstellung des Schleifwinkels" werde ich arbeiten. Siehe hier:
Aber dazu habe ich mir bei ali… gerade den wendbaren Klingenhalter vom Ruixin bestellt und werde aus dem was machen – vielleicht gleich mit verstellbarem Winkel
:)
 
Hoi,
deine Idee finde ich hochinteressant !
Die Verlängerung der waagerechten Achse als optische (Strohhalm) Orientierung ist für mich sehr praxisnah für Anfänger, denen ihre Handgelenke bzw. Arme bei der Schärfbewegung noch "aus dem Ruder laufen".
Ebenso jedoch für Perfektionisten, das zeigen die frei Hand ! erstmal gelungenen Schneidfasen.
Respekt !
Erste Idee: Den Strohhalm würd ich vielleicht durch eine schmale Kunsttstoff- Klemmleiste ersetzen, wie sie z.B. für DIN A 4 Papiere benutzt wird. Ist stabiler, breiter für die waagerechte Orientierung und klemmt besser.

Zweite Idee: In meinem Hirn entsteht parallel grad das Bild einer noch weiter verlängerten waagerechten Achse, die stabiler ausgeführt gleichzeitig als Haltegriff dient. Die Hände führen also die Schleifhilfe und nicht das Messer selbst...
Also dein Acryl als geschlossener flacher ( Metall ?-) Rahmen, der oben waagerecht bleibt und an dem das Messer an der winkelig eingestellten Unterseite des Rahmens magnetisch o.ä. befestigt wird.
Also ähnlich deiner ersten Papierkonstruktion, nur ca. 30 bis 40 cm breit, 5 - 10 cm hoch, 2 - 3 cm tief, um beiden Händen das Greifen und waagerechte Halten zu ermöglichen.
Aber das ist evtl. ein unpraktikables Hirngespinst. Ich wollte die Idee nur "loswerden".:unsure:
 
Oha, plötzlich soviele Reaktionen auf meinen obigen Thread (y)... und dabei hat er doch erst Morgen seinen 2ten Geburtstag ;).
Übrigens benutze ich die kleinen Winkel schon nicht mehr weil ich mir selbst ein winkelgeführtes System erdacht und gebaut habe, das ich hier vorgestellt habe.
Allerdings sollte meine hier behandelte Idee aber taugen, dem einen oder anderen Greenhorn den Einstieg ins Freihandschleifen auf Banksteinen zu erleichtern.

In meinem Hirn entsteht parallel grad das Bild einer noch weiter verlängerten waagerechten Achse, die stabiler ausgeführt gleichzeitig als Haltegriff dient. Die Hände führen also die Schleifhilfe und nicht das Messer selbst...
...
Aber das ist evtl. ein unpraktikables Hirngespinst. Ich wollte die Idee nur "loswerden"
Die Idee finde ich auch gut, nur müsste die Messerklinge dann drehbar gespannt werden um an der Klingespitze die "Rundung" im korrekten Winkel und in Längsrichtung des Banksteins zu schleifen.
Ich glaube, wenn man das weiterdenkt wird dann ein manuell geführter NOWI draus :unsure:
 
Auch wenn der Thread alt ist, finde ich ihn sehr gut. Der Gedanke, statt einer untergelegten Winkelhilfe etwas oben auf die Klinge zu bringen, und sich dann an einer leicht wahrzunehmenden Horizontale zu orientieren ist genial. Hut ab. Das ganze ist pragmatisch und sehr einfach handlebar.
Für mich führt an Banksteinen kein Weg vorbei. Wohingegen ich all diese Systeme, bei denen das Messer eingespannt wird und mit so kümmerlichen geführten Steinen oder Platten bearbeitet wird einfach nicht mag.
 
Ich finde die Idee auch top! (y)
Sie ist halt sehr einfach umsetzbar und kostet quasi nichts.

Im Prinzip sollte auch jeder bereits vorhandene Keil, den man sonst unterlegt, einfach umfunktionierbar sein, wenn man ihn umgekehrt oben auf die Klinge legt.
Kurz unten anbohren und einen kleinen Magneten reinkleben bekommt wirklich jeder in Minuten hin.

Statt eines Strohhalms könnte man eines dieser kleinen Lineale mit Libelle/Wasserwaage drin nehmen und hätte dann sogar noch eine zusätzliche Unterstützung.
 
diendt diese Schleifhilfe zur optischen Unterstützung der Führung?
Genau dazu dient sie. Beim Schleifen muss (siehe oben die Fotos) der rosa Strohhalm immer in Waage (horizontal) gehalten werden.
So bildet sich beim Schleifenden besser ein Gefühl für die Schleifbewegung an sich raus. Es kann den Lernprozess unterstützen ohne gleich Klingen zu verhunzen.
 
Ich habe das jetzt nachgebastelt. Ein PVC Winkelprofil und ein PVC Klemmprofil, beides aus dem Baumarkt. Kostet fast nichts und man muss nichts biegen oder ähnliches. Einfach abgelängt und den Schleifwinkel angebracht. Das werde ich in Zukunft jedem meiner Freunde/Kollegen spendieren, der schleifen lernen möchte.
IMG_20230128_193023.jpg



IMG_20230128_193233.jpg

:)
 
Wenn man sich bei gekrümmten Messern so eine Hilfe an die Spitze klemmt könnte man sogar lernen gekrümmte Messer zu schleifen.

Ansonsten genial einfach und eine tolle Hilfe um die Zeit zu überbrücken, bis man ein Gefühl dafür entwickelt hat, ob man die Schneidphase trifft.
 
Ich habe das jetzt nachgebastelt. Ein PVC Winkelprofil und ein PVC Klemmprofil, beides aus dem Baumarkt....

Das sieht nach einer praktikablen, einfachen und günstigen Hilfe aus.
Ich habe mal bei Hornbach auf der Homepage geschaut, dort gehe ich meistens einkaufen.
Von den PVC Winkelprofilen gibt es dort sehr viele Varianten zum einen die Schenkellängen betreffend, zum anderen aber auch die Materialstärke.
@ebenezer: welche Dimenensionen hast du gewählt, bzw. welche scheinen Dir zielführend?
Hier ein Beispiel:
Winkelprofil PVC weiß 25x25x1,8 mm, 1 m bei HORNBACH kaufen (https://www.hornbach.de/shop/Winkelprofil-PVC-weiss-25x25x1-8-mm-1-m/748038/artikel.html)


Beim Klemmprofil war die Suche nicht so erfolgreich, ist das, was Du verwendet hast, ein Kantenschutzprofil wie dieses?
Kantenschutzprofil PVC 10x7 mm, 1,5 m bei HORNBACH kaufen (https://www.hornbach.de/shop/Kantenschutzprofil-PVC-10x7-mm-1-5-m/5017476/artikel.html)

Grüße NineFinger
 
Leg doch mal eine Wasserwaage auf den Tisch und schieb sie mit Schleifbewegung hin und her. Kannst du da noch was ablesen?
 
Wenn man sich bei gekrümmten Messern so eine Hilfe an die Spitze klemmt könnte man sogar lernen gekrümmte Messer zu schleifen.
Genau so ist das. Und das geht auch mit der gerade von @ebenezer gezeigten Vorrichtung einfach.
Du musst sie dazu im Bereich der Krümmung anbringen und brauchst sie nur in die jeweilige Schleifrichtung zu drehen (so dass das horizontale Klemmprofil immer in Längsrichtung des Banksteins zeigt sozusagen)
 
Wenn man zwei Winkelprofile nehmen würde, bei einem die Seiten recht kurz sägt/schneidet, dann ein Loch durch beide bohrt und mit einer Schraube verbindet, dann müßte man das mit etwas Nachmessen sogar verstellbar machen können (also für unterschiedliche Winkel).

Libelle finde ich auch nicht blöd. Hatte ich ja weiter oben auch schon eingebracht. Hilft natürlich nicht beim Schleifen, würde das erste Ausrichten aber vielleicht noch etwas unterstützen.

Ist nur Spielerei, aber Potential hat das Teil in seiner Einfachheit! Wobei natürlich gerade die Basic-Version quasi für jeden machbar ist und dadurch top.
 
Zurück