Wir haben echt abgeschnallt - Sicherheitsgurt im Anschnitt

Rock'n'Roll

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Boas,

im Rahmen der Vorstellung unseres DPx HEST/F 2.0 „T3“ (http://www.messerforum.net/showthre...Px-HEST-F-2-0-%84T3%93&highlight=dpx+hest+2.0) war ja die Frage aufgetaucht, wie er sich beim Zerschneiden von Gurten hält. Wir hatten keinen da, haben ersatzweise einen Spanngurt hergenommen und mit dem HEST und - vergleichsweise - dem Microtech Mini Socom mal rumprobiert. Das Mini Socom sah dabei deutlich besser aus.

Wir hatten in diesem Zusammenhang versprochen, uns nach einem richtigen Sicherheitsgurt umzusehen. Und sind fündig geworden. Ein alter Land-Rover-Gurt aus dem Fundus unseres portugiesischen Freundes Smith durfte zeigen, was in ihm (und in den Messern) steckt. Zunächst mußten wir den Gurt mal aus der Spannrolle pfriemeln. Die saß nämlich fest. Der erste Schnitt mußte dafür die Hardware vom Gurt trennen - um ihn dann häppchenweise herausdröseln zu können. Dieser erste Schnitt gebührte dem HEST. Wir haben - der Erfahrung mit den Spanngurten zufolge - nach dem ersten Zahn angesetzt, um nicht hängenzubleiben.

Er kam durch! Im Ergebnis hatten wir danach etwas Altmetall und rund 3 Meter Gurt. Wir haben dann das Mini Socom hinzugezogen. Weil wir ja noch reichlich Material hatten und weil es uns schon lange interessiert, haben wir weitere Messer hinzugezogen - alle ohne „Serrations“. Wir haben jeweils mit der linken Hand ein Gurtende zu einer Schlaufe zusammengelegt und die Messer mit der gesamten Klingenlänge kräftig durchgezogen. So sieht das Gesamtergebnis aus - wir haben echt abgeschnallt:


O DPx HEST /F 2.0 „T3“: 4 Züge und ab
O Microtech Mini Socom: 2 Züge und ab
O Böker Haddock: 2 Züge und ab
O „Red Rock“ (Hasenfuss-SBH): 2 Züge und ab
O Opinel No. 8 (Carbon): 3 Züge und ab
O Les George VECP 2.0: 2 Züge und ab
O Pallares Solsona: 2 Züge und ab (beinahe schon nach 1 Zug)
O Spyderco Para-Military 2: 2 Züge und ab (ebenfalls beinahe schon nach 1 Zug)


Land-Rover-Gurt im Anschnitt

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Das gefühlt beste Ergebnis - dicht gefolgt vom Para-Mili 2 - hat das Pallares Solsona (1,5 mm Klinge, balliger Schliff) geliefert. Fast in 1 Zug durch - und das mit erstaunlicher Leichtigkeit und dem - ebenfalls zusammen mit dem Para-Mili - saubersten Schnittbild! Wir haben es im Juni diesen Jahres an einer spanischen Tankstelle im Vorbeigehen für 8,- € mitgenommen.

Zum Abschluß haben wir nochmal das HEST genommen. Nach diversen Übungen dachten wir, nun ein besseres Ergebnis zu erzielen: 4 Züge und ab.

Wir ziehen daraus für uns folgende Schlüsse: Serrations machen erstens noch kein Gurtmesser und zweitens sind sie nicht nötig. Wenn sie eine bestimmte „Zahnung“ aufweisen, können sie gar hinderlich sein. Ein scharfes Messer mit ausreichend langer Klinge (so 8-9 cm) ist als Gurtmesser vollkommen ausreichend. Es muß auch gar nicht so teuer sein! Wir werden das Pallares Solsona im Land Rover fahrersitznah deponieren :).

Gruß aus Monte Gordo von

Johnny & Rock‘n’Roll
 
Großartiger Test !
Da Verzichte ich doch lieber auf den Gurtschneider , und schleppe dafür 8 Folder mit :D (Dann hab ich wenigstens eine begründung für alle ;) )
Danke für den Schnitttest

Tobi
 
Ahoi R&R,
vielen Dank für dieser Feldstudie mit der damit verbundenen "Materialschlacht".
Dein Experiment liefert doch recht brauchbare Hinweise für den "Fall der Fälle":super:

Schalom
Excalibur
 
Ha-ha-Punkrock!!!
Das hört sich aber nach Spaß an...
Danke für den Test mit einem (für mich) interessanten Ergebnis.
Wann kommt der Glasbrecher-Test;)?
Dank & Gruß
 
Dein Experiment liefert doch recht brauchbare Hinweise für den "Fall der Fälle":super:

Für den Fall der Fälle hätt ich dann doch lieber einen Gurtschneider dabei, der nicht zuklappen kann.
Außer Du hast immer die dicken Feuerwehrschutzhandschuhe dabei. Und Zeit, sie anzuziehen.
Natürlich kann man mit einem Pallares Gurte schneiden. Man kann auch mit nem Spaten Schnitzel kloppen. Muss man halt wollen.
Das wird schon a bisserl albern, häh?

Pitter
 
Wir haben ja noch etwas Material übrig. Und Messer ;). Haben wir also noch ein paar Schnitte gemacht. Mit folgenden Gerätschaften:

O Small Sebenza 21: 2 Züge und ab
O Spyderco Brad Southard: 1 Zug und ab
O Spyderco Techno: 2 Züge und ab

Die Schnittbilder

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Es dürfen weitere Schlüsse gezogen werden.

R’n‘R
 
Nämlich?
Dass Schneidengeometrie ausschlaggebend fürs Schneideverhalten ist?
Soso.

Pit"mach mir den Cliff Stamp Baby"ter

Ich hätte erwartet, dass sich ein Wellenschliff bei faserigem Material wie einem Gurt besser anstellt.Mit dem 8€ Messer hatte das nichts zu tun;).

Betonung lag auch auf “für mich “ und nicht auf “für den Fachmann “

Viele Grüße

Ninja“Anfänger“Turtle:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für das Experiment, auch wenn es hier für ein aussagekräftiges Resultat zu viele Variablen gibt (Kratzmuster der Schneide, Klingenlänge, Klingengeometrie, keine Konstante Handbewegung,...).

Das macht mir aber gar nix, weil es einfach Spaß macht sowas zu lesen (und zu sehen dank super Bildern). Und Arbeit für Dich bedeutet es ausserdem. Danke und weiter so :super:

lG Olli
 
[...]Es dürfen weitere Schlüsse gezogen werden. [...]

Gerne. Der Test lässt 2 Schlüsse zu -

1. Sicherheitsgurt lässt sich mit einem Taschenmesser zerschneiden.

2. Deine Messer sind unterschiedlich scharf. Und ich spreche hier von Schärfe, nicht von Schneidgeometrie. Dass die Schneidgeometrie bei eben diesem Schnittgut eher Nebensache ist dürfte klar sein; und zeigt der Test soweit ja auch.

Schlussfolgerung - lerne, besser zu schärfen. Und pack' 'nen Gurtschneider ins Auto.

Gruss, Keno
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

weil es uns ausgesprochen interessiert, das Ding mit dem Gurt und wir bisher noch nie einen durchschnitten hatten, dabei aber der Annahme waren, ein Gurtschneider oder zumindest ein Wellenschliffmesser müsse es wohl sein, haben wir noch einmal nachgelegt.

O Spyderco Brad Southard again: 1 Zug und ab
O Umnumzaan: 1 Zug und ab
O Fällkniven F1: 1 Zug und ab
O Spyderco Starmate I (Terzuola): 1 Zug und ab
O Blade Tech Pro Hunter Magnum: 1 Zug und ab

Die großen Abschneider

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Alle Messer (außer dem F1) waren ohne Brimborium mit dem Sharpmaker geschärft. Große Klingen - das überrascht nicht wirklich - sind im Vorteil. Die Klingengeometrie ist eher nicht ausschlaggebend. Den besten Eindruck insgesamt hinterließen das weiter oben bereits erwähnte Pallares Solsona, daß aber nicht in Frage kommt, weil es neben dem Gurt gegebenenfalls auch die Finger mit abschneiden könnte, wie pitter gerade noch rechtzeitig angemerkt hat. Dann das F1, das Brad Southard und das Starmate I - die alle drei mit spürbar größerer Leichtigkeit zur Sache gingen.

Wir persönlich haben viel gelernt bei dieser Aktion, nicht mehr viel Gurt übrig und werden voraussichtlich weiterhin bei Autofahrten das Microtech Mini Socom am Gürtel tragen. Es hat mit 2 kurzen Zügen ordentlich „abgeschnitten“, ist klein und leicht und stets da, wo man es braucht :eek:.

Grüße aus Monte Gordo von

Johnny & Rock’n‘Roll
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für den Test :super: Und weil es hier wieder so ernst zugeht: Mich würde auch der Glasbrechertest interessieren und auch dann wird wieder kommen "Nimm doch einen Rettungshammer, den habe ich immer im Kofferraum liegen." :D

Cheers,
Andi
 
Erfahrung aus der Praxis, wenn es sein muss schneidet man den Gurt mit einem Hieb durch.
Druck und Adrenalin lassen das Messer durchgleiten.
Was war passiert:
Unfall auf der B77 von Itzehoe nach Rendsburg, morgens 05,20Uhr.
Vorfahrt genommen und Frau mit Fiesta frontal in die Seite des 190 Babybenz, gleich dahinter Ich mit dem Firmen LKW, das war es mit dem 07.00Uhr Termin.
Airbags ausgelöst und die Frau etwas hysterisch am schreien, erster Versuch über sie zum Gurtschloss zu greifen verstärkte nur die Hysterie.
Also Gurt ab.
Toll wie ich mein SPYDERCO TENACIOUS mit S. aufmachte noch grössere Augen, noch mehr Gebrüll, verbarg erstmal das Messer und versuchte beruhigend einzuwirken.
Das wirkte etwas, wow hatte nie gedacht das das so schwierig wird.
Ich versuchte Ihr klar zu machen, was ich vorhabe und das sie doch bitte zur anderen Seite schauen sollte.
Der Gurt war fest wie angeklebt, also blieb mir nur die Stelle über der Gurtumlenkung oben an der B-Säule, klasse und das mit Links ( bin Rechtshänder).
Sie schaute weg, also ab damit.
Es klappte perfekt, an Schärfe oder ähnliches hab ich nicht gedacht.
Vorteil war natürlich das der Gurt richtig Stramm war.
Die Frau versuchte auch sofort aus dem Auto zu springen, was ich so gut wie möglich zu verhindern suchte.
Der andere Unfallbeteiligte hatte inzwischen den Unfall gemeldet, und ein anderer Kraftfahrer sicherte die Unfallstelle.
Nach nur 5min kam der Rettungswagen, mir kam das alles wie eine Ewigkeit vor.
Danach die Polizei.
Nu konnte ich mir erstmal eine Zigarette gönnen.
Ein Polizist fragte noch wie ich die Fahrertür aufgemacht habe - sie war heftig zerknautscht - Ich habe bis heute keine Ahnung.

Erst gegen 8.00Uhr gings dann mal weiter.
Habe nie wieder davon was gehört.
Also, nie ohne Messer aus dem Haus und am Mann!
 
Zuletzt bearbeitet:
Etwas Ernst muß noch sein. Und der geht so:

Rehabilitation

Nachdem cheez angemerkt hat, meine Messer seien ungleichmäßig scharf, habe ich Hoffnung geschöpft. Daß es *daran* liegt, daß meine Lieblingsmesser wie „Red Rock“, Böker Haddock, „George“ und Small Sebenza nicht auf den ersten Plätzen gelandet sind. Sharpmaker ausgepackt, alle vier auf eine - an einem Blatt Papier gemessene - vergleichbare aktuelle Schärfe gebracht. Gurt ausgepackt, vier Schnitte und ….

Schnitt

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cheez hat Recht. Aktuell geschärft durchschneiden alle vier Kandidaten diesmal den Gurt in 1 Zug! Da sind wir aber froh. Und wissen jetzt, daß es piepegal ist, was für ein Messer wir dabei haben. Hauptsache scharf.

Wenn wir Verwirrung angestiftet haben, bitten wir um Entschuldigung. Wir jedenfalls haben wieder viel dazugelernt. Und hatten 'ne Menge Spaß :p ...

Johnny & Rock’n‘Roll
 

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Echt schöne Messer.
Das die Messer durchs liegen und nicht gebrauchen die Schärfe verlieren, sollte aber bekannt sein.
Meist reicht einmal abziehen.
 
Bei den von mir genutzten Exemplaren ist der Schärfeverlust auf abwechselnden Gebrauch zurückzuführen. Ich habe keine nur so rumliegen. Und da ich sie nicht ständig nach Gebrauch erneut schärfe/abziehe, muß mich das Ergebnis gar nicht wundern. Bei einer nächsten ähnlichen Aktion werde ich dafür sorgen, daß alle Delinquenten vor ihrem Einsatz mit dem Sharpmaker "versorgt" werden und eine vergleichbare ordentliche Schärfe anliegt. War mir eine Lehre :distracted: ...

Gruß R'n'R
 
Sorry, aber ich halte die Ergebnisse dieses Tests nur für sehr bedingt brauchbar.

In meinem früheren Leben habe ich einen ählich aufgebauten Test gerne mit mehreren Lagen dieser Plastik-Paketbänder gemacht, die um viele Kartons als Sicherung angebracht werden.

Ganz entscheidend für das Abschneiden im Test :)rolleyes:) ist neben der Klingenlänge die Form der Schneide.

Versuch das mal mit einem Böker Minos oder einem Lionsteel SR-1, wo die Schneide einem starken Bogen nach oben zur Spitze hin folgt. Da rutscht das Schnittgut munter von der Klinge, anstatt sich ordnungsgemäß zertrennen zulassen.

Und dann versuche das mal mit einer Wharncliffe- oder gar einer Hawkbillklinge.

Abgesehen von der Eigengefährdung, die steigt, je näher die Spitze am Körper ist, ist die Effektivität der unterschiedlichen Klingenformen glaube ich auch ohne Test sehr gut nachvollziehbar.

Und wenn Dein Landy schräg im Graben, auf der Seite oder auf dem Dach liegt und Dein Körper in der Nanosekunde des Durchtrennen des Gurtes mit Vehemenz der Schwerkraft folgt, dann kannst Du Dir das Messer ggf. aus dem Gekröse ziehen.

Gar nicht zu reden davon, daß Du wahrscheinlich keine Hand frei haben wirst, um dem Gurt vom Körper abzuziehen und die Klinge darunterzufädeln. Von "eine Schlaufe mit der anderen Hand bilden" gar nicht zu reden.

Und wenn Du diese Schlaufe nicht hast und dem Gurt ohne Fixierung durch die andere Hand durchsägen mußt, sind die Ergebnisse Deines Versuches sowieso komplett hinfällig, da ist dann mit höchster Wahrscheinlichkeit nichts mehr von "mit einem Zug" übrig.

Das wird ein wildes Gesäge in freier Luft, mit mimaler Kontrolle, maximaler Gefährdung und höchst bescheidener Wirksamkeit.

Was in so einer Situtation immer noch ungeschlagen ist, ist eine kleine Hakenklinge, außen stumpf, aber innen ratzescharf, die man in den Gurt "einhakt" und zuverlässig und in einem Zug, ohne Eigen- oder Fremdgefährdung, den Gurt durchtrennt.

01bo584.jpg

Alles andere grenzt an Fahrlässigkeit.

Sorry, wenn das etwas harsch rüberkommt, aber ich habe mcih mit dem Thema "Rettungsmesser" zu intensiv beschäftigt, um das unkommentiert so stehenzulassen.
 
Moin beagleboy,

iss nix harsch. Klingt vernünftig. Mein Anliegen war eigentlich nicht das Thema "Rettungsmesser". Der eigentliche Anlaß meines Versuchs war die Frage von chamenos bei der Vorstellung meines DPx HEST/F 2.0 "T3", wie er sich denn bezüglich Gurtschneiden verhalte. Hatte ich auf Anhieb keine Antwort, aber es hat mich auch interessiert. Wie sich herausstellte, ist er denkbar ungeeignet, da er aufgrund seiner "Zahnstruktur" sofort am Anfang hängenbleibt. Dann habe ich halt weiterprobiert. Im übrigen werden ja auch immer wieder Wellenschliffmesser als "Rettungsmesser" angepriesen.

Als Ergebnis bleibt für mich folgendes hängen: Wellenschliff ist nicht unbedingt das Ding. Alle wirklich *scharfen* Messer durchtrennen einen Gurt auf Anhieb. Wenn die Klinge lang und relativ gerade verläuft, ist das von Vorteil. Beim HEST schlägt also auch noch das Thema des Klingenverlaufs negativ zu Buche. Scheinbar muß ich mir doch einen Gurtschneider besorgen - wenn Du mich schon so ausführlich bittest ;) ...

Gruß R'n'R
 
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