Wüsthof-Dreizack: Klappmesser mal ein bisschen anders

Abu

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Die Andersartigkeit liegt bereits im Hersteller, Ed. Wüsthof-Klappmesser finden sich nicht so häufig wie andere Solinger.

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Bakelit-Schalen: Bei der Solinger Dominanz von Hirschhorn und ggf. Horn sind die fast schon exotisch.

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Dann die Form, lang und schlank: 20,5 cm, 9 cm Karbon-Klinge bei Klingenhöhe von nur 1,3 cm verleihen dem Messer diese gestreckte Optik. Vier Teile, auffällig ist, dass das typische Männerwerkzeug fehlt: der Kapselheber.

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Vielleicht ergeben sich aus all dem ja Hinweise auf das Alter und die Zielgruppe. Wer kann helfen zur näheren Identifikation dieses erstklassigen, stabilen Werkzeugs?



Abu
 
While I don't have information on this exact knife, I think I can get us in the ball park. I'm fairly certain that this Wusthof model dates from the 1950s to 1960s era.
In looking through extensive Wusthof catalogs from the 1920s and 1930s, no such example is shown. The closest variation I could find for Wusthof is seen as a "Camping-Messer" from 1954.
Oddly, I found a closer looking example from Klaas dating to 1963 with similar large blade pivot pins, similar locking main blade, similar can opener, and a "red" handle which may be the same type of fiber material. Some knife models had a long run of many years or even decades, and some were only offered for a very short period. I suspect your interesting knife falls into the later category.

German Wusthof cat 1954 (2).jpg


Klaas Red Camper 1963 .jpg
 
and some were only offered for a very short period. I suspect your interesting knife falls into the later category.
Thanks @Allen for your very estimated input. A rather unusual Solingen knife in many ways is my opinion as well.
That compared Klaas was offered as a hunting knife. Far most Solingen hunters have deer antler slabs.
And I will always wonder about the use of a can opener at a hunting knife like mine. In case of a failed hunt just to open canned corned beef?!🙄 I would have expected at least a cap lifter instead as more reasonable. Well, finally those pattern failed the market obviously!

Abu
 
Wüsthof ... I'd say, I may add a few pics here as well, though the type of knife will be different: Not that special/rare ... but Wüsthoff offered a wide number of different knife-types, and I'm glad to be able to present some examples ... soon. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie angedroht ;), zeige ich Euch hier meine drei (verbliebenen - ein paar haben mich schon wieder verlassen) Wüsthof-Messer aus glorreicher vergangener Produktion. Ihr werdet feststellen, daß ich dazu tendiere, in meiner Sammlung ein wenig einseitig zu sein: Alle drei sind Federmesserdrücker; diese Art und Bauernmesser machen einen Großteil meiner Sammlung aus. Ich hoffe aber, daß sie dennoch interessant gefunden werden (das soll kein "Fishing for Compliments" - oha, Englisch-Alarm! :LOL: - sein).

Wüsthof - gegründet 1814, in Solingen registriert 1884 - hat im Laufe des Bestehens alles mögliche mit Spitzen und Schneiden produziert; heutzutage leider "nur" noch Küchenmesser/-utensilien. Aus vergangenen Zeiten kommen aber immer wieder tolle Stücke an's Licht, und von denen möchte ich hier drei zeigen.

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Das in der Mitte war das erste, das ich entdeckt und bekommen habe, für - ich mag's kaum sagen - ungaubliche 13 Euro; das war vor ca. 10 Jahren. Allerdings war der Zustand gar nicht schön ... technisch jedoch war/ist es zum Glück einwandfrei. Danach kam, glaube ich, das untere, und das oben liegende ist bis dato der letzte Zugang; ich denke auch, daß es das jüngste der drei ist; das heißt aber nicht, daß es jung ist: Ich schätze es auf plusminus WK II ein. Auch hier gilt wie immer: Ich kann mich täuschen. Bei den anderen beiden bin ich sehr zuversichtlich, daß eine Einordnung auf ca. 1930er Jahre stimmt.

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Größentechnisch sind die drei Messer mehr oder weniger identisch; ca. 12 cm geschlossen, Klingenlänge 9 und ca. 5,5 cm; also schon ordentlich was in der Hand. Die Backen und auch die Grifformen sind durchaus unterschiedlich; am mittleren gefällt mir der extrem (im Verhältnis zur Länge) schlanke Griff: Nicht ganz so extrem wie bei dem Messer von @Abu oben, aber doch auffällig. Es ist auch gut zu sehen, daß die Hahnekopp-Backen nicht ganz so kurvig bzw. ausgeprägt sind wie bei dem jüngeren.

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Hier nochmal ein Vergleich der Backen aus einem anderen Blickwinkel - leider mit anderer Sortierung, sorry. Das linke hier ist das mittlere von oben. Ich hab nicht aufgepaßt. :cool::

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Alle drei sind technisch einwandfrei, allerdings sind die Federn von den beiden Hahnekopp-Modellen deutlich besser als die des dritten Musketiers. Das jüngste (hier ganz rechts) würde ich als "neuwertig" einstufen

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Es gibt leichte Unterschiede bei den Stempelungen:

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Allen gemeinsam ist ein sehr "kurzer" Ricasso der großen Klinge; die Wüsthof-Stempelung ist nur unvollständig zu sehen, Die "augenfürmige" Anordnung haben alle drei.

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Bei dem jüngsten gibt es allerdings Abweichungen: das "Auge" auf der kleinen Klinge ist - finde ich - größer, der Stiel des Dreizacks länger, und auf der großen Klinge steht unter dem Dreizack "Rostffrei", wie man sehen kann:

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Dafür geht's auf der anderen Seite weiter:

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Hier noch ein Versuch, das "Auge" mal komplett zu zeigen:

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Zwei der Messer haben Messing-, das jüngste Stahlliner.

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Falls irgendjemand in der Lage ist - oder sich dazu befähigt fühlt - Angaben zu dem tatsächlichen Herstellungszeitraum zu machen, würde ich mich freuen.
 
Nur mal als anregung:
Wenn man überlegt, wann Kronkorken in mode kamen, könnte man die erforderlichen Kapselheber zeitlich eingrenzen. Früher hatte man Bügelverschlüsse, wie sie noch bei der Altenburger brauerei und bei Flensburger verwendet werden. Kronkorken sind jedoch billiger.
 
@Caligula Minus: "Der Kronkorken wurde von dem Erfinder William Painter (1838–1906) aus Baltimore 1892 zum Patent angemeldet.[1] Er nannte seine Erfindung „Crown Cork“ – Kronkorken. (...) In Deutschland wurde der Bügelverschluss nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Kronkorken verdrängt;[2] nur kleinere Braustätten hielten bis in die 1960er Jahre am Bügelverschluss fest."
Kronkorken – Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Kronkorken)

Nur: Keines der hier per Foto gezeigten Messer hat einen Kapselheber ... ? Auf den Katalogbildern - ja, da ist so etwas zu sehen. Aber nicht an den vorgestellten Messern. Und @Allen sagt ja ausdrücklich: "(...) no such example is shown. The closest variation I could find for Wusthof is seen as a "Camping-Messer" from 1954.", also daß er das von @Abu gezeigte Messer in den Katalogen nicht finden konnte und daß das, was dem am nächsten kam, ein Camping-Messer von 1954 sei.
 
, daß ich dazu tendiere, in meiner Sammlung ein wenig einseitig zu sein: Alle drei sind Federmesserdrücker;
Motto: mehr vom Gleichen! Mag irrational sein, Sammler verstehen es. Manche Modelle sind so schick und nützlich, es verlangt nach mehr. Die Hahnenköppe und die eleganten Federmesserdrücker gehören dazu, und bei zweien deiner Wüsthof sogar beides integriert - super!

Abu
 
Nur mal als anregung:
Wenn man überlegt, wann Kronkorken in mode kamen, könnte man die erforderlichen Kapselheber zeitlich eingrenzen.
Danke, dein Gedanke ist nicht abwegig, auch „fehlende“ übliche Teile können Indikatoren sein. Spielt bei mir zur Beurteilung des Alters von Multifunktionsmessern immer eine Rolle. War auch hier der Fall, ganz grob meine Überlegungen:
1. spätestens Anfang 60er gehörten bei Multis/Messer für „Mann“ die Kapselheber einfach dazu, da sich Kronkorken als moderne Technik durchgesetzt hatten.
Ergo: fehlender Kapselheber deutet für mich grob auf die Zeit davor

2. Dosenöffner sehe ich in der Herkunft primär im militärischen Nutzen. Musterbeispiel Schweizer Ur-Soldatenmesser

Könnte also sein, dass mein Wüsthof-Modell durchaus etwas älter ist. Macht auf mich den Eindruck, dass Wüsthof selbst die Zielgruppe nicht richtig kannte.

Abu
 
Wie angedroht ;), zeige ich Euch hier meine drei (verbliebenen - ein paar haben mich schon wieder verlassen) Wüsthof-Messer aus glorreicher vergangener Produktion.

Danke für's Zeigen dieser tollen Oldtimer aus dem Hause Wüsthof. 🔱

Ich hoffe aber, daß sie dennoch interessant gefunden werden (das soll kein "Fishing for Compliments" - oha, Englisch-Alarm! :LOL: - sein).

Absolut. Solinger aus dieser Epoche sind (zumindest für mich) immer total spannend.
Vor allem sieht man diese Art Messer vergleichsweise selten von Wüsthof, möchte ich meinen.

Von mir aus also gerne mehr davon. :love:
 
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