Meinen "toten", betagten Löwensenior aus Beitrag
#701 im Flohmarktthread konnte ich nun wieder reanimieren.
Vorweg muss ich sagen, dass ich ziemlich erschüttert war, als ich dieses eigentlich schöne Dreinietenmesser auf dem Flohmarkt entdeckt habe.
Denn der Vorbesitzer hat es anscheinend nicht wirklich zum Schneiden benutzt, sondern eher als Brecheisen.
Jedenfalls ist durch die Misshandlung des alten Löwen wohl ein rund 0,5cm langes Stück der Klingenspitze verloren gegangen.
Auch hatte das Messer einen größeren Ausbruch etwas darunter an der Schneide.
Und leider gab es auch ein größeres Klingenspiel, welches wohl durch die Misshandlungsmethoden entstanden ist.
Bei so einem Zustand blutet mir fast das Herz. Wie kann man nur so mit einem Messer umgehen?
Da fielen die diversen Roststellen an der Klinge gar nicht mehr groß ins Gewicht.
Trotzdem habe ich den Patienten erst mal mitgenommen. Für 2€ konnte ich auch nicht viel falsch machen.
Der Verkäufer hatte auch keine validen Argumente für einen höheren Preis.
Um das Klingenspiel zu beheben, habe ich die Klinge neu vernietet und alles schön plan mit den Stahlbacken verschliffen.
Nun sitzt die Klinge wieder bombenfest.
Die Federspannung war zum Glück noch super, wie ich es bei den LOEWENMESSERN gewohnt bin.
Teilweise finde ich diese bei manchen Exemplaren sogar etwas zu heftig.
Da möchte man nicht seinen Finger beim Zuschnappen dazwischenbekommen.
Die Klingenspitze musste ich natürlich komplett neu anlegen.
Mit 9,5cm in der Länge fällt die Klinge aber immer noch ziemlich groß aus.
Zum Schluss habe ich noch ein satiniertes Querfinish angelegt, nachdem ich eine neue Schneidphase erstellt habe.
Der Griff war in gar nicht mal so schlechtem Zustand.
Da musste ich am wenigsten machen. Lediglich einige Macken rausschleifen und zum Schluss ölen und polieren.
Vorab mal ein direkter Vorher-Nachher-Vergleich auf einen Blick.
Da sieht man am besten, wie der Löwe gelitten hat.
Zunächst mal ein Schnappschuss bei Tageslicht, direkt nach der Entlassung aus der Löwenklinik.
Altersmäßig würde ich diesen Löwen ganz grob in den 1970ern verorten.
Das zweite Dreinietenmesser auf den Bildern weiter unten ist etwas jünger, schätzungsweise aus den 80ern.
Unterschiede zum neueren Modell gibt es nicht viele.
Der Patient hat Stahlbacken, der jüngere welche aus Neusilber und es wurde ein anderes Griffholz verbaut.
Beim Erstellen des neuen Finishes habe ich bewusst nicht alle Rostnarben entfernt.
Diese gehören auch ein biscchen dazu, bei so einem alten Tier.
Ich persönlich mag das ältere, auf der Klinge eingeprägte Logo ja viel lieber, als die Laserungen bei den neueren Modellen.
Das ist aber prinzipiell meine Meinung, auch bei anderen Messern.
Und abschließend noch etwas Off-Topic.
Der Hintergrund ist eine heute im örtlichen Sozialkaufhaus erbeutete, alte Schmuckausgabe einer Märchensammlung von Oscar Wilde.
Das hat zwar nichts mit den LOWENMESSERn zu tun, aber es stellt einen edlen Hintergrund dar.
Und es ist dazu noch ein echt rares Stück.
Ein auf 300 Exemplare limitiertes, in Rindsleder gebundenes Buch mit vielen Goldverzierungen.
Dazu noch handsigniert von Stuart Matthews.
Mein bibliophiles Herz schlug um einiges höher, als ich dieses Schmuckstück aus einem Haufen "Ramschbücher" zog.
Und ich durfte es für sage und schreibe 1€ an Land ziehen.
Off-Topic Ende. 😋