Zu dreist um wahr zu sein ?

Schmiedeglut

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Folgender Sachverhalt:

Es gibt hier bei uns einen "Messerschmiedemeister" (ich will extra keinen Namen nennen).
Bei einem Besuch im Ladengeschäft war ich begeistert von dem kunstfertigen Ricasso, welches aus dehr viel Handarbeit mit der Feile schließen lässt. Auf Rückfragen wie er das mache (Bandschleifer, Feile, Dremel,...) kam erstmal betroffene Stille.

Auf meine bohrende Nachfragerei hin (ich hasse es, wenn mich jemand verarschen will!) hat sich herauskristallisiert, dass die Messer doch nicht handgeschmiedet sind, sondern er (angeblich) ein bis zwei mal im Jahr nach Solingen zu einer Gesenkschmiede fährt und dort nach den Vorgaben die Klingen (von Ihm) in speziellen Gesenken geschmiedet werden.

Bei Frage nach dem Stahl und der Wärmebehandlung wurde ich auf das Betriebsgeheimnis verwiesen und dass es teilweise Spezialstähle seien, die aus Resten von Militärischer Forschung herstammen und ich sicher sein könne, dass sie weit besser sind als die "normalen" :confused:

Als Härte wurde mir 440 genannt (angeblich ist der Unterschied zwischen den Stählen 440a, b und c nur die Härte:confused:)

Achja... das Messer (Jagdnicker) sollte 250,- Euro kosten.:lach:

Naja... ich musste dann jedenfalls los und habe mir geschworen, diesen Laden nie wieder zu betreten...

Heute stöbere ich bei Wolf Borger in den fertigklingen und stolpere über die Jagdnickerklinge mit Spitzerl (gleich die erste) und die dazugehörige Zwinge.... die kamen mir so bekannt vor! Das waren EXAKT 100% perfekt genau die gleichen wie die "handgeschmiedeten Einzelstücke" von meinem Meistermesserschmied! :ahaa:

Entweder kauft Wolf Borger seine Klingen hier bei dem Typ, oder der Meisterschmied kauft einfach bei Wolf Borger für 40,- Euro alle Fertigteile, klebt sie nur noch zusammen und verkloppt die "Sonderanfertigung" dann für 250,- Euro an ahnungslose Kunden weiter!

Achja... der Stahl ist 1.4034 / also 440A :super:
Nichts gegen 440A und die Klingen von Wolf Borger, aber ein Militär-Spezialstahl ist das sicherlich nicht! :irre:

Jetzt meine Frage:
Ist der Mann einfach ein kluger Geschäftsmann, oder geht das über die Grenze des "Leben und leben lassen" hinaus ?

Ich bin gespannt auf Eure Meinungen!

Ich persönlich finde sowas unter aller Sau! Hier werden Kunden absichtlich belogen und ich bin mir sicher, dass der kein "Messerschmiedemeister" ist! (gab es vor ca. 30 Jahren überhaupt so eine Berufsbezeichnung ?)

Warum dieser Beitrag ?
Ich wäre sonst einfach geplatzt und musste das einfach loswerden :D:hmpf:

Gruß

Xzenon
 
er ist kein kluger geschaeftsmann, da den klingen wohl die wesentliche eigenschaft (handgeschmiedet) fehlt und er die entstehung wissentlich verschweigt (betrug)
 
Jeder Geschäftsmann lebt von seinen Produkten und seinem Ruf.

Falls es wirklich so ist wie du sagt (nicht das ich an dir zweifle, aber ich kenne nun mal nicht die Wahrheit) tut der Mann sich wirklich keinen Gefallen.

Jeder Kunde der Ahnung hat wir sich höchstens einmal so verar***** lassen und dann nie wieder kommen.
Und er wird es 10 Freunden erzählen.

Und ich bin sicher, dass es nicht die normale Laufkundschaft ist, die mal eben so ein Messer für 250,-€ kauft.

Insgesamt eine komplett blöde Idee.
Wenn man schon auf solche "Tricks" zurückgreift, darf man die Wahrheit nur biegen aber nicht brechen.
 
Am besten Find ich "die aus Resten von Militärischer Forschung herstammen". Ist er dabei ernst geblieben oder musste selbst er schmunzeln? :argw:
 
Naja, im Prinzip ist das ein alter Hut. Viele Messermacher lassen, wenn sie größere Serien machen wollen, bestimmte Arbeiten "auswärts" von Spezialisten machen. Das kann das Gesenkschmieden oder auch das Schleifen oder Pließten sein.

Daran ist auch gar nichts unehrenhaftes, wenn man das beim Anbieten der Messer angibt, wie das beispielsweise hier im Forum mehrere ehrbare und fähige Macher tun.

Allerdings ist natürlich die Versuchung groß, die so gewonnene respektive ökonomisch eingekaufte Arbeitszeit als teure "Handarbeit" zu vermarkten und manch einer kann dieser Versuchung eben nicht widerstehen. Wenn's dann rauskommt ist das um so peinlicher.

Aber ich stelle mir gerade sowieso vor, wie Du fragst:

"Und wie hart ist der Stahl?"

Antwort:

"440."

Ich könnte mich bepinkeln vor Lachen....... die Antwort ist wohl schon peinlich genug!
 
...dass der kein "Messerschmiedemeister" ist! (gab es vor ca. 30 Jahren überhaupt so eine Berufsbezeichnung ?)

Die Berufsbezeichnung gab es, ist die alte Berufsbezeichnung des Schneidwerkzeugmechanikers.
Allerdings bedeutet die Berufsbezeichnung "Messerschmied" nicht,
das derjenige Messer schmiedet. Messerschmiede sind auch Werkzeugschleifer.
Mein Vater hat nur in der Ausbildung geschmiedet, kurz.
Die Berufsbezeichnung ist ein bisschen irreführend.
Schneidwerkzeugmechaniker ist da besser, finde ich...

Ist der Mann einfach ein kluger Geschäftsmann, oder geht das über die Grenze des "Leben und leben lassen" hinaus ?

Wie schon geschrieben denke ich, das so etwas nicht als handgeschmiedet angepriesen werden darf.
Würde "gesenkgeschmiedet" dranstehen, wäre es O.K.


Warscheinlich kann man davon ausgehen, das die Geschichte von wegen
"nach Solingen fahren und da nach seinen Vorgaben" auch Mumpitz ist...
Wer seine Kunden so verarscht, verarscht immer, egal was er sagt...

Leider kommen solche Leute eigentlich immer ganz gut durchs Leben:(
aber ich sage lieber : Ehrlich währt am längsten:super:.

Frag Ihn doch mal, ob er die Härte eines Stahls am Geruch erkennt, kann er bestimmt...
 
Ich war ehrlich gesagt freudig erregt, einen Gleichgesinnten hier vor der Haustür zu haben und hatte mir eine Schmiedewerkstatt mit einem richtigen Fachmann erhofft!

Oberflächlich gesehen war auch alles ok, aber ich wurde stutzig, weil einige Aussagen dann doch schon irgendwie komisch waren!

z.B. mein (wirklich handgemachtes) Messer was ich dabei hatte aus 1.2842 war mit 20° Gesamtwinkel auf meiner Jet geschliffen und er wollte mir erzählen, dass bei Stahl IMMER ballig geschliffen werden muss, weil sich sonst die Schneide umlegt.
Auf Rückfragen warum das so sei, sagte er:
ER: "Sie können hier erkennen, dass sich die Schneide schon leicht umgelegt hat"
ICH: "wo das denn"
ER: "Das erkennt man natürlich nur mit einem geschulten Blick und braucht jahrelange Übung sowas zu erkennen"

Oder "Damast haben wir auch mal verwendet, aber der hat mit dem hochwertigen Material von Früher nichts mehr zu tun." (hääää ????)

Es waren einfach viele Kleinigkeiten die mich aufmerksam gemacht haben und wo ich dann einfach nachgebohrt habe bis es keinen Zweifel mehr für mich gab. Schade eigentlich :(

@Der Ole
Ich finde Dein Misstrauen sympatisch.:super:
Ich will hier ja auch keinen schlechtmachen und nenne keinen Namen, Ort, usw.
Vielleicht bin ich einfach aufgrund des großen Schildes "Messerschmiedemeister" mit einer Falschen Vorstellung an die Sache rangegangen. Aber selbst wenn er gesagt hat "für einen Kunden angefertigt", dann hätte ich bei 250,- Euro und so einem Auftreten keine Fertigklinge für 29,- Euro erwartet. (zumal der Kunde sogar noch das Geweihstück für den Griff zur Verfügung gestellt hatte)

Es gibt immer zwei Ansichten... für solche Momenten müsste ich mir angewöhnen ein Tonbandgerät griffbereit zu haben :hehe:

Gruß

Xzenon
 
Schau mal bei Linder "Gestalten Sie Ihr Trachtenmesser".

Die Klinge ist ein typisches Solinger Gesenkschmiedeprodukt, so ab 1000Stück aufwärts + Werkzeugkosten :steirer:

[Ironie="an"] Klar wurden dann für einen "Supermesserschmiedemeister mit Fernkurs in Japan" 10 Stück nachts in einer hochgeheimen Einrichtung gesenkgeschmiedet [/Ironie] ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin

Ohne Nennung des Rosses und des Reiters ist der Beitrag nix wert.

Bin ich der einzige, der das so sieht.?

Wenn ja, erzähle ich ab morgen gerne über Leute, deren Namen ich nicht nennen möchte, nur so, zur allgemeinen Unterhaltung.:irre:
 
Klar, Stefan, aber das ist nun mal so. Ich nenne das die "Foren-Krankheit". Wenn nicht jemand wirklich massiv betrogen oder anderswie "misshandelt" worden ist, sind immer alle lieb zueinander. Das ist quasi auf allen Foren so. Hat aber auch sein Gutes.
 
...
Bin ich der einzige, der das so sieht.?
Wahrscheinlich sterben einige vor Neugier, wenn sie den Namen nicht erfahren.
Aber da niemand hier geschädigt wurde, oder sich geschädigt fühlen sollte, ist es wohl eher nicht zu empfehlen...

Letztlich wird es darauf hinauslaufen, dass der Kunde, der nur ein Messer im "Fachgeschäft" kauft, überhaupt nicht an Fakten interessiert ist, und sich über die "Legende" zu diesem Messer diebisch freuen wird.

Die zweite und wahrscheinlichere Option ist, dass der Ladenbetreiber sich wegen irgendeiner Art von Rufschädigung einen Anwalt nimmt oder wenigstens damit droht, wenn ihm dieser Bericht zu Ohren kommt *und* sein Name genannt worden ist...
Haben wir doch gerade aktuell wegen der Laguioles und hatten wir wegen gewisser Schmiedekurse, die irgendwo versteigert wurden...

Auch nurmalso - ganz neutral und aus einiger Erfahrung im Forum betrachtet :argw:

edit:
Eine Empfehlung als Ergebnis des Berichts, die jeder umsetzen kann:
Wenn man jemanden kennt, der sich ein Messer irgendwo kaufen möchte, sollte man ihm dringendst raten, jemanden mitzunehmen, der sich etwas besser in der Materie auskennt, oder demjenigen empfehlen, den Verkäufer im Laden seines Vertrauens mit Fragen zu löchern, was das Zeug hält...

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast Du 100%ig Recht, Andreas. Den Rest erledigt sowieso die Mund-zu-Mund-Propaganda.
 
Wer ein fabrikhergestelltes Messer als handgemacht verkauft, begeht nach meiner Ansicht nach einen BETRUG !! Und daran finde ich nichts schlitzohrenhaftes oder kaufmännisch gutes.

Gruß
Schnipschnapp
 
Soso, Linders Nickerchen.
Kommt mir fast vor, wie ne Kravattenkollektion.
Ja welche Kravattennadl hättns denn gern dazu.

Das man ein Jagdmesser mit nem 420 Gummiblech anbietet ist meines Erachtens eh peinlich, - aber ja Gang und Gebe.
Der Nicker taugt dann für den Trachtenball und beeindruckt vielleicht Rosi, Vreni und Mausi.
Aber dafür sind sie wohl auch gemacht, mit all dem Firlefanz von Gussfigürchen und Massengravuren - igitt !!!

Klar, jeder darf das anders sehen, - und auch so wie ich :D .

R.
 
Verkauft er denn seine Messer als 100%ige Handarbeit?
Wenn ja, ist es mMn Betrug - wenn nein, erzählt er dem Kunden, wenn dieser nicht nachfragt, einfach nichts genaues, aber Betrug wäre es dann mMn nicht.

Als du gefragt hast, hat er dir ja - anscheinend wahrheitsgetreu - geantwortet.
 
Das "Problem" hat man aber in allen Bereichen...

War letztens bei meinem Vodafone-Händler um mich über die DSL Angebote zu informieren (ich geb zu ich bin da ein Nerd).

Die Auskünfte die ich auf, wie ich dachte, einfache Fragen bekommen habe, waren hahnebüchend.

Ein informierter Kunde ist (für mich) was feines, führt aber oft zu innerlichem Gelächter (wenn man selber Kunde ist).
 
Naja,
auch wenn ich über die Teile gerne lästere, es gibt hier wo ich wohne doch ne ganze Menge schöner und gut gearbeiteter - Nicker in den Messerläden.
Aber 250,- € kosten die nicht und da gehe ich auch ohne besondere Nennung mal von aus, dass das dann keine Billigbausätze sind, die der Meister im Keller zusammenschraubt.

Auch in der Fabrick werden die Fertigteile von Hand montiert, deshalb sind sie dennoch Massenware.

Bei 250 Eiern darf man schon auch gehobenere Materialien erwarten, oder eben sehr viel Handarbeit, - oder sehe ich das falsch ?!

R.
 
Tja, schade, dass sich dein "Messerschmiedemeister" um die Ecke nicht bei Googlemap eingetragen hat, sonst wäre das Rätsel schnell gelöst...
:haemisch: Mich würgts bei solchen Stories, hab aber auch schon superschlaue Messerverkäufer gehabt, die mir was vom kranken Pferd erzählt hatten.... rostfreie Messer sind viel schwieriger zu schmieden, und nicht so minderwertig...deshalb sind die z.B. teurer..:glgl:
 
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