Hallo, Luftauge, das sind ja wirklich traurige Erfahrungen, die Du da gemacht hast. Du hast Recht, bloß nicht abheben auf Leute, die AUCH Härten, sondern wirklich auf Profis, für die es ins Geld geht, wenn die Sache schiefläuft. Leider arbeite ich nicht an der Hochschule, sondern habe nur noch Kontakte dorthin. Und richtig Härten kann dort eigentlich auch keiner mehr, traurig traurig.
Ich hab deshalb in der Tat die Suche nach einem "HÄrter meines Vertrauens" betrieben, der gewissermaßen als "Überzeugungstäter" den Wert der Arbeit in einem selbstgefeilten Messer versteht und das ganze als Herausforderung sieht, es in seinen normalen Prozeß einzubetten und trotzdem etwas Gutes dabei herauszuholen. Ich hatte früher in meinen früheren Berufstätigkeiten viel mit Härtereien zu tun, und dabei herausgefunden, dass es da die "Alten" mit den kleinen Notizbüchern in der Kitteltasche gibt. Hier habe ich einen "einigermaßen Alten", dem der Betrieb selbst gehört und der von Nischenprodukten lebt. Und die Sache mit dem Messer hat ihm imponiert. Meine Klinge und eine für Leonardo75 (die handwerklich übrigens exzellent ist) sowie das Weichglühen eines Damastnickerrohlings von Markus Balbach (ich will nämlich auch so ein feines Teil haben wie Günter es neulich hier gezeigt hat).
Insofern lohnt es sich, die Mühe aufzuwenden, sich jemand zu suchen, der interessiert ist. Klar, die großen im Bergischen und in der Gegend hier um Köln hätten mir das auch gemacht, für viereckiges Geld mit Rechnung und anonym als Massenteil, ohne Gewähr und so weiter.
Wichtig ist auch, dass der Härter seine Grenzen kennt und nicht meint "das kriegen wir alles hin, wir haben schon ganz andere Sachen hart gekriegt". Klar, alles kriegt man hart, aber wie sagt roman immer so schön: es kommt drauf an, mit welchem Gefüge man die Härte bereitstellt.
Ich bin von Beruf Werkstoffkundler, aber beim Härten laß ich mich gerne von Praktikern beraten, da ich, wie schon gesagt, weiß was man tun muß, aber nicht wie.
Und im Laufe der Jahre hab ich herausgefunden, welche Betriebe einen gut beraten und bedienen. Die haben manchmal an sowas auch Spaß, wenn die ihren Senf dazutun können statt immer nur kg-weise Standardsachen zu fahren.
Der persönliche Kontakt ist da wichtig.
Und was die Sonderwärmebehandlung angeht, so habe ich mir alle möglichen Sachen zu 2842 besorgt, unter anderem auch die Zeit-Temperatur-Austenitisierungs-Schaubilder besorgt und weitere Daten, aus denen man Aufheizgeschwindigkeit, Haltedauer, Austenitisierungstemperatur, Abkühlparameter, resultierende Karbidgehalt und resultierende Korngrößen ermitteln kann. Und da sah man, daß in der Tat die sogenannten Standardwerte sehr gut liegen. Allerdings sind die Empfehlungen auch viel enger als die große Spannbreite, die Du genannt hast. Es wird hier von 820 bis 840 Grad gesprochen, also 830 im Mittel.
Ach so, und was die Messungen der HRC angeht, so entspricht 1 Punkt in diesem Niveau etwa einer Eindringtiefendifferenz des Eindringkörpers von 0,02 mm.
Die Standardwärmebehandlung hat in der Tat eine korrekte Umwandlung und ein niedriges Karbidniveau bei kleinem Korn zur Folge. Na, werden wir auch sehen, hoffe ich, wenn ich die Gefügebilder habe. Mal sehen, wann mir jemand die mal preiswert macht.
Demnächst kommt der Griff dran, dann sehen wir weiter, und dann muß ich das Teil noch schaft bekommen. Da brauche ich sowieso Eure Hilfe, Leute.