Ballige Klingen schleifen?

Ernst, schau‘ mal hier rein..

grüsse, pebe


Will heißen, Schleifpapier mit Öl geht von grob bis fein ausgezeichnet. Zum Ausdünnen großer Klingen nehme ich ein pad in Größe eines Normschleifbogens.
Sowas gibts auch im schönen China unter der Marke KASFLY in 2 versch. Ausführungen. Mit 230x114mm und 215x60mm Schleiffläche. Ich hab' das Kleinere. An der Basis und auf der Schleiffläche noch mit selbstklebendem Schaumstoff beklebt ist das Teil rutschfest und ermöglicht balligen Schliff.

Gruß
Isuas
 
Ich bin mal Spielverderber: wenn wirklich viel weg muss (und dann noch bei verschleißfesten Stählen), dann ist das händisch was für lange Winterabende oder aber (so mache ich das - gerade auch beim Umschleifen von Klingengeometrien) am Bandschleifer.
Das Letztere erfordert natürlich Kenntnis und Fertigkeit, sprich Übung.

Das Nachschärfen von balligen Schneiden geht aber klar von Hand. Wie so oft im Leben gilt auch hier: lässtan es einreißen, hat man schnell doppelte und mehr Arbeit. Also lieber immer zeitnah nacharbeiten, dann hält sich das in Grenzen. Meinen Kindern sage ich immer: ich erledige das Zeug zeitnah, weil ich ein fauler Mensch bin ;)
Sprich: lässt die Rasurschärfe nach, kann ich mit feiner Körnung arbeiten und spare mir ein bis zwei Schleifgänge!

Was die Qualität der Schleifmittel angeht: mit z.B. Matador, 3M, VSM oder Klingspor macht man nix falsch. Die feinen Körnungen sind meist 'Papiere', die nicht in erster Linie für Metall ausgewiesen sind, sondern oft für Lackierarbeiten. Geht aber trotzdem. Und wenn es um PM-Stähle geht, wie schon gesagt, dann nehme ich Dia-Paste zur Unterstützung.

Qualitätspapiere sind ein Faktor, die Härte des Schleifkorns und der Stahls (der darin vorkommenden Karbide in erster Linie) Weitere. Man bekommt Stähle mit z.B. sehr harten Vandadium- oder Wilframkarbiden mit Korund nur sehr mäßig bearbeitet - daher die Dia-Paste als Unterstützung für solche Klingen.

VG,
Torsten
 
Was die Eignung von Micro Cloth zum Schärfen von balligen - sowie Flachschliffklingen - anbetrifft, habe ich sehr gute Erfahrungen damit. Die Vielzahl meiner balligen Messer mit Klinge aus niedrig legierten Wolframstählen stellen absolut kein Problem dar. Aber auch SB1 oder andere Kandidaten reagieren durchaus bereitwillig.

Schärft man zeitnah nach, lassen sich selbst extreme Stähle bei Laune halten. Hier mal ein Beispiel meines Spyderco Sage 1 Maxamet. Maxamet ist ein Karbidmonster mit 22 % Karbidanteil, gehärtet auf 67-69 HRC.

Hier der Werksanschliff:

01 Sage 1 Maxamet ab Werk.jpg


Zur „Begradigung“ zwei, drei Züge über den Sinter und Abzug mit Micro Cloth 4.000, 6.000 und 8.000:

02 Sage 1 Micro Cloth.jpg


03 Sage 1 Maxamet - Sinter, 4, 6 & 8.000.jpg


Rasurschärfe vom Feinsten liegt an, Armhaare fliegen. Die Standzeit ist beeindruckend gut (wer möchte kann meinen ausführlichen Review zum Sage 1 Maxamet hier lesen).

Seitdem ziehe ich das Sage 1 bei Nachlassen der Rasurschärfe lediglich mit Micro Cloth 2.400 ab, was dann so aussieht:

04 Sage 1 Micro Cloth 2.400.jpg


Alles kein „abendfüllendes“ Programm :)

R’n‘R
 
Hier noch ein Beispiel einer balligen Klinge. Mein Dulo Puukko High Convex Grind hat eine Klinge aus Vanadis 4E (8 % Karbidanteil, 62 HRC). Review ist hier.

01 Dulo Puukko Vanadis 4E.jpg


Der Werksanschliff:

02 Dulo Puukko Werksanschliff.jpg


Abzug auf Micro Cloth 1.500, 1.800, 2.400, 4.000:

03 Dulo Puukko 1.500 - 4.000.jpg


Eine Sache von rund 5 Minuten …

R’n‘R
 
Ich stelle mir das - auf Holz geklebt oder nicht - unterwegs praktikabler vor.

Wäre ich an der Stelle, wo ich unterwegs ein TouchUp einer balligen Schneide planen würde, dann wäre es eine Tube mit Paste und ein längerer Streichriemen aus Leder weil man das tatsächlich in die Jackentasche stecken kann und einen Streichriemen kann ich 1.) überall einhängen und mit dem Zug daran auch gut Leistung und Form steuern und 2.) auch mal einfach über einem graden Stück Holz, Zaun, Mauer, Treppe, Fels etc. spannen.
 
mit der Ankunft eines Bark River Mini Aurora stellt sich die o. g. Frage. Die Mauspad-Methode ist mir - zumindest theoretisch - bekannt und Leo's Schärfseite hab ich in den letzten Jahren bestimmt mehrfach durchgelesen.
Dennoch frage ich mich, ob es nicht auch möglich wäre, nur mit Leder und Schleifpaste (entsprechender Körnungen) zu schleifen. Ich stelle mir das - auf Holz geklebt oder nicht - unterwegs praktikabler vor

Bevor man über Lösungen nachdenkt, sollte man über das Problem nachdenken.

Ist die Frage "unterwegs ... praktikabel" dann schleif das Ding auf flach um.
Ist die Frage "ballig ist total super, das muss ich haben, wie mach ich das?"

... dann sind die Antworten vielfältig. Abhängig davon, was man einsetzen will an Kohle, Aufwand, Zeit.

Bei den wenigen ballig geschliffenen Messer, die ich noch habe (Bark River, Fällkniven) komm ich mit Schleifpaste + dickes Leder noch so hin.
Müsste ich mehr Material abtragen, bekäm ich das Kotzen.
In "praktisch" regelt das ein geeigneter Bandschleifer am frei hängendem Band. Hab ich aber nicht.

Pitter
 
@pitter

Ist die Frage "unterwegs ... praktikabel" dann schleif das Ding auf flach um.
Nö, dann nehm' ich wat anderes.

Ist die Frage "ballig ist total super, das muss ich haben, wie mach ich das?"
Ja, ich wollte so ein Messer haben. Einerseits, weil es mich ästhetisch anspricht, andererseits, weil ich den Schliff ausprobieren wollte. Es stellt allerdings für mich keine Option dar, ein anderes, billigeres oder (in meinen Augen) hässlicheres Messer zu kaufen, nur um zu üben. Da gibt man sich - meiner Meinung nach - unbewusst weniger Mühe. Das macht's für die Katz, weil man u. U. fehlerhafte Abläufe einübt.

Bevor man über Lösungen nachdenkt, sollte man über das Problem nachdenken.
Ich habe lange großen Respekt vor dem Schliff gehabt und gezögert, aber

Die Mauspad-Methode ist mir - zumindest theoretisch - bekannt...

Was das eigentliche Thema angeht, sehe ich das ähnlich. Ich hoffe, mit Leder und Paste hinzukommen, weiß aber, dass es wohl bei der Hoffnung bleibt. Über kurz oder lang wird ein ordentlicher Nachschliff fällig werden, dann kann ich dankbarerweise auf die Ratschläge der Forenmitglieder zurückgreifen und von ihrem Erfahrungsvorsprung lernen.

In diesem Sinne:

Da hat sich doch eine interessante, vielseitige, informative und auch unterhaltsame Diskussion entwickelt. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben.

Viele Grüße
ev
 
Moin Ernst,

ich weiß ja nicht, wie du deine Messer unterwegs beanspruchst, aber ich würde Schleifmedium und Körnung immer nach Intensität der Abstumpfung bzw. Beschädigung der Schneide wählen. Ab einem gewissen Grad wird dich gepastetes Leder in verhältnismäßigem Aufwand nicht mehr weiterbringen.

Zum Scharfhalten, wenn die Klinge nur etwas an Schärfe verloren hat, nehme ich, weil schnell zur Hand, auch oft gepastetes Leder (Siliziumkarbid und Chromoxid), für abgestumpfte Klingen ohne sichtbare Beschädigungen Micro-Cloth und für's Grobe Matador Schleifpapier, bei Geometrieänderungen mit einer Atoma 400 Diamantplatte vorweg.

Z.B. habe ich vor kurzem noch eine mit bloßem Auge deutlich sichtbare Klinke aus einem Bark River Woodland Special CPM Cru-Wear auf dickem Leder, das mit Matador Siliziumkarbid-Nassschleifpapier (240, 600, 1000, 2000) bespannt war, ausgeschliffen. Danach dann auf dem erwähnten Micro-Cloth-Satz die Riefen in der Schneide geglättet. Das war in vertretbarem Zeitaufwand machbar, unterwegs mit gepastetem Leder aber unzumutbar.

42517284ke.jpg


Da ich erfahrungsmäßig aus der Richtung Banksteine komme, komme ich mit dem etwas weniger nachgiebigen Leder besser klar als mit weicherem Mousepad. Ich bilde mir ein, auf Leder eine bessere Kontrolle zu haben und die Schneide nicht so schnell zu verrunden. Also Leder als "Unterlage" wäre für mich nicht das Problem.

Und: Hast du mal über ein Backup-Messer nachgedacht? ;) :D Bzw. eins für's Grobe, das du ggf. Daheim mit den geeigneten Mitteln wieder auf Vordermann bringst und eins für feinere Schneidarbeiten, das du unterwegs mit dem gepasteten Leder bei Laune hälst?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ballig schleifen kann man:

1 Auf harten Oberflächen (Steine, Läppen). Das kann kontrolliert machen (mit einem Schleifsystem) und unkontrolliert (von Hand), ggf. kann man beides kombinieren.
Generell- je mehr Kontrolle, desto bessere Qualität hat Schliff. Auf harten Oberflächen kann man schneller viel Stahl wegschleifen.
Die Qualität kann man bestimmen durch: wie perfekt die Formgebung ist (Symmetrie, Form). Wie perfekt die Oberflächenrelief ist (Vertiefungen, Unebenheiten). Wie weit und wo die "Defektgewebe" entfernt wurde. Wie fein und, vor allem, beständig die Klingenoberfläche ist.

2 Auf weichen Oberflächen kann man am besten Kosmetik machen. Zum Schluss spiegelt alles, bzw. ist satiniert, die Qualität ist aber niedrig. Man kann natürlich 1 und 2 kombinieren. Z.B. ich habe ein Hackmesser, wo vorher auf Bandschleifer im unteren Drittel der Klinge ein Paar Stellen zu tief gegangen sind. Wenn ich dann die ganze Klinge soweit umschleife dass tiefe Stellen richtig weg sind kann ich dabei d. Schliff zu dünn machen und die Klinge wird beim Hacken beschädigt. In dem Fall kann ich auf weichen Oberflächen zum Schluss die Oberflächendefekte maskieren (satinieren und...), man muss das aber nicht machen.

Die Beurteilung von Schliffqualität anhand Bilder ist nicht möglich. Je nachdem in welche Richtung Schleifspuren gehen spiegeln die unterschiedlich Licht, dadurch kann auf Foto eine sehr gute Oberfläche uneben erscheinen, die sehr schlechte Oberfläche mit Quer- oder... -Satinierung kann dagegen sehr schon aussehen.
Eine zu stark verzogene Klinge wird nicht perfekt symmetrisch auch mit einem Schleifsystem ausgeschliffen.

Eine ggf. kleine V-Fase lohnt sich auch bei balligen Klingen.
 
Hier noch ein Beispiel einer balligen Klinge. Mein Dulo Puukko High Convex Grind hat eine Klinge aus Vanadis 4E (8 % Karbidanteil, 62 HRC). Review ist hier.

Der Werksanschliff:
Abzug auf Micro Cloth 1.500, 1.800, 2.400, 4.000:

Eine Sache von rund 5 Minuten …

R’n‘R
Und die Technik ist prinzipiell so, wie in dem Leo-Video (
)? Nur, dass man ein paar lockere Zuege macht?
 
Schleifpapier auf weicher Unterlage ist so beliebt weil Anfänger denken, die haben damit schnell was ungeschliffen und das Ergebnis sieht auch schön aus.

Nur ohne Maschinen, wenn man schnell was wegschleifen möchte, braucht man dann Steine, Schleifplatten und ,(oder) Läppen.
Man kann such Schleifpapier auf harte Unterlage legen, obs so bequem ist, das ist dann die nächste Frage.
 
Dimm: ich bin da bei Dir - gerade für Anfänger sind weiche Unterlagen (trügerisch) super. Wenn man ein Messer mit sauberem Grundschliff hat, dann zieht man es schnell gut ab mit weichem Untergrund und produziert nicht einen Facettenschliff wie es schnell mit Steinen passiert. Die Schneide wird aber von Mal zu Mal runder und relativ schnell bekommt man einen immer steiler werdenden Winkel an der Schneide, sodass die Klinge zwar glatt und poliert ist, aber nicht mehr wirklich gut schneidet.

Ich halte es daher so: der Untergrund so hart wie möglich und so weich wie nötig, um einen gleichmäßigen Anschliff zu bekommen.
Ich mache auch eine Kombi aus harter Unterlage mit definiertem Winkel und dann etwas weicheren Abziehen/ Polieren/ Läppen. Also einen Grundschliff mit einem geführten System und harten Steinen (meist Diamant) bei etwas feinerem Winkel als erwünscht und dann Abziehen mit Schleifleinen auf etwas nachgiebiger Unterlage und Schleifpapier und zum Schluss Leder mit Paste. Das kann man so 3-5 Mal auffrischen mit weicher Unterlage, aber dann gibt es bei mir einen neuen Grundschliff auf harter Unterlage.
Geführt ist das einfach und auch abends müde hinzubekommen, mit Erfahrung und Übung auch einfach auf Banksteinen.

Mal meine Erfahrung mit D2 zur Verdeutlichung: wenn ich einen neuen Grundschliff am Lanksy z.B. mit Diamantsteinen mache und dann zum Schluss kurz mit 2000er Korn und Dia-Paste 1 oder besser 0,5my mache, bekomme ich zwar keine geschlossene Schneide aber eine, die superagressiv und haltbar schneidet. Die Haare poppen damit wie Sau vom Arm und Papier lässt sich längs wie quer durchtrennen.
Also: der Grundanschliff muss einfach sauber und winkeldefiniert ausgeführt sein. Zu grobe Winkel und verrundete Schneiden sind der Tod jeder Schneidfähigkeit - egal wie glatt sie dann poliert sind.

Das ganze wird umso wichtiger und schwieriger, wie die Dicke an der Schneide zunimmt.

Letztlich geht es immer um die zwei Faktoren Schneidenwinkel und Rauigkeit des Schiffs.
Das Erste mache ich für mich gerne hart und geführt, das Zweite (die letzten Gänge von der Körnung, meist mit Paste) mit etwas weicherer Unterlage.
Da ich da etwas verrunde, halte ich den Grundschliff vom Winkel etwas steiler und dann passt das Ergebnis.

Meine Erfahrung ist auch, dass Schleifmedium und Stahl zueinander passen müssen. Eher weiche Stähle ohne viel Karbid sind mit Diamant schnell zu hart und rau geschliffen und die karbidreichen Stähle mit SiC-Schleifsteinen nicht ordentlich in Form zu bringen. Man muss da ein bisschen probieren, was gut und effektiv funktioniert.

VG,
Torsten
 
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