Bilder/Themen im MF - unterschiedlicher Stil bei Serien- und handgemachten Messern

pitter

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Aus diesem thread http://www.messerforum.net/showthre...%E4t-(was-DKE)&p=922350&viewfull=1#post922350 nochmal ein Zitat von Chuck/AKS (US Händler für Material):

"I strongly feel the market has shifted, and it is a broad based shift."

Chuck ist nicht der einzige, der das schreibt/meint, sonst hätte ich ihn nicht zitiert. Das bezieht sich natürlich primär auf den US Markt, Gleichlautendes hört man aber auch von Messermachern, die international verkaufen.

1. Ist das so, also ändert sich gerade mal wieder der Markt?
2. Ist das auch hier in Deutschland so?

Ich versuch das gerade herauszufinden, aber was man auf Ausstellungen oder in Foren sieht, ist ja nur die halbe Miete.

Wenn ich mir so anschaue, über was hier im Forum diskutiert und was an Messern gezeigt wird (egal ob gekauft oder gebaut) wird, fällt mir folgendes auf:

Handgemachte Messer sind meistens aus der traditionellen Ecke. Horn, Holz, Droppoint, geschmiedet usw. Wird über Serienmesser gequatscht, ists genau andersrum. In den meisten Fällen gehts bei Serienmessern um taktische Messer - also "taktisch" im Sinne von Robertson/Terzuola: Monostahl, rostfrei, keine natürlichen Materialien usw.

Eine kurze Umfrage bei Herstellern ergab auch, dass mitnichten weniger taktische Messer verkauft werden. Einen grundsätzlichen Dreh im Geschmack der Käufer von Serienmessern gibts also auch in der freien Natur nicht.

3. Woher kommt diese Diskrepanz, also wenns um Serienmesser geht -> tactical, wenns um handgemachte Messer geht -> Hirsch/Horn/rostend?

4. Anders gefragt, wo sind die Käufer von taktischen Handmades. Gibts die nicht? Oder falls doch: Werden die im deutschsprachigen Raum einfach nicht bedient? Werden die im Messerforum nicht bedient? Läuft da ein Markt an den hiesigen Ausstellungen/Messen vorbei?

Pitter
 
Hallo Pitter,

ich bin jetzt nicht gerade der Experte was den Messer Markt angeht.
Dennoch kann ich mir einige Gründe "ausdenken".
Für "taktische" Messer in der Art wie du es grob umrissen hast braucht es nicht unbedingt einen Menschen. Das kann ein Roboter ganz gut.
Also american Tanto auslasern, Hohlschliff drauf, schwarz matt beschichten und am Schluss gefräste Griffschalen aus hightech-Material mit 2 Torx aufschrauben.
Das ist jetzt sehr platt gesagt.
Eine geschmiedete Klinge braucht halt Gefühl. Eine "organische" Form zeichnet sich frei Hand am Besten. Und ein schönes Stück Holz oder Horn kann man auch nur per Hand aussuchen.

Zum Angeben eignet sich ein Wieland glaube ich auch besser als ein Eickhorn KM 4000.
Beim Wieland wird sogar der letzte Messerbanause sehen und verstehen wo der Unterschied zum Linder traveller ist.
Bei so einem tactical-schwarzmatt-Meißel wird evtl. sogar der eine oder andere Messerfrreund die Nase rümpfen.
Da kann der noch so Hand gemacht sein. Das sieht man ja nicht. Außerdem würde einen keiner bewundern wenn man für ein Paracord umwickeltes Stück Stahl in einer "Plasikscheide" 1500 € auf den Tisch legt.

Selbstverständlich sollte man das was ich grad geschrieben habe nicht auf die Goldwage legen. Ich habe bewusst stark übertrieben. Aber die Richtung kommt gut raus denke ich.

Zu allem Überfluss darf man mit Kampfmessern ja so gut wie gar nicht das Haus verlassen. Man läuft ja Gefahr es abgenommen zu bekommen. Nachher zuckt man noch im falschen Moment und schon wird man niedergeschossen und die Tasche gesprengt.

Und wenn man tatsächlich jemanden massakriert ist es ermittlungstechnisch eher sinnvoll Massenware zu verwenden.


Gruß holibanum

PS: zu 4.
Ich glaube der Tactical-Typ lässt sich einfach eher eine multifunktionale UL-Scheide für sein F1 machen.
 
Mal aus dem Bauch heraus:
Kann es sein, dass der Qualitätsunterschied bei taktischen Handmades und Serienmessern einfach nicht mehr so groß ist und sich der Kiunde deshalb lieber für ein günstigeres Serienmesser entscheidet? Während es bei den traditionellen Messern gerade im Hochpreissegment doch noch sehr deutliche Qualitätsunterschiede gibt?
Ist so ein persönlicher Eindruck. Vielleicht liege ich aber auch vollkommen daneben?!

Herzliche Grüße
schlumpf
 
Für "taktische" Messer in der Art wie du es grob umrissen hast

Kein Damast, kein Hochglanz, keine natürlichen Materialien. Sowas:

LhotakTrout4.jpg edit -upps., Backen übersehen. Ok, dann halt sowas:

IKBS-Proto2.jpg

oder sowas:

X5SpearG10.jpg

braucht es nicht unbedingt einen Menschen. Das kann ein Roboter ganz gut

Irgendein Mensch wirds designen müssen
Und die Maschine, aus der fertige Messer rauskommen, gibts nicht.

Also american Tanto auslasern, Hohlschliff drauf, schwarz matt beschichten und am Schluss gefräste Griffschalen aus hightech-Material mit 2 Torx aufschrauben.
Das ist jetzt sehr platt gesagt.

Sehr freundlich umschrieben.

Sei mer nedd bös, aber das wird nix.

Pitter
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann es sein, dass der Qualitätsunterschied bei taktischen Handmades und Serienmessern einfach nicht mehr so groß ist und sich der Kiunde deshalb lieber für ein günstigeres Serienmesser entscheidet? Während es bei den traditionellen Messern gerade im Hochpreissegment doch noch sehr deutliche Qualitätsunterschiede gibt?

Hmm. Ist das so? Aber was ist denn "Qualität"? Der Schweiss, der beim Messermachen vergossen wird? Das Hirnschmalz, dass man dazu braucht? Design, Schnitteigenschaften, Batoningtauglichkeit, mechanischer Aufwand...?

Mal als Beispiel, ein Spyderco Southard oder ein ZT0560 kann man - technisch/funktional - nicht viel besser bauen. Beide bleiben aber trotzdem ein Spyderco und ein ZT.

Ok, wenn Du "Qualität" auf die rein funktionale Ebene runterbrichst, kann ich das vielleicht nachvollziehen. Wobei. Schneiden Messer von Redcloud oder Greiß besser als ein ESEE oder Spyderco?

Welches Hochpreissegment, also wo fängt das an? Sowas

MiniJekyllTitMic.jpg

gibts ja gar nicht als Serienmesser (Elishewitz ist Zufall, hab halt gerade seine Seite offen).

Ok, 750USD sind nicht wirklich Hochpreis.
Aber sowas in der Hand gegenüber einem Southard ist wie ein Greiss gegenüber einem Böker Nicker. Gefühlt ;) Nicht in Spaltmassen gemessen.

Hmmm.

Pitter
 
Sicher wird das nix.
Auch Maschienen müssen bedient werden.
Und natürlich kann man auch organische Formen maschinell herstellen.
Ich finde aber das moderne tacs eher nach Maschiene aussehen als was traditionelles.


Was meinst du mit freundlich umschrieben? Klang das irgendwie als würde da eine abwertende Message drin stecken?
 
Moin moin!

Also wie das am Markt aussieht kann ich nicht beurteilen, aber ich kann dir mal beschreiben wie sich mein Kaufverhalten bei Messern darstellt.

Bei Serienmessern achte ich mittlerweile auf Gebrauchstüchtigkeit, mal mehr mal weniger. Da gibt's immer irgend ein Anwendungsbeispiel für das mir das Messer optimal vorkommt. Daher läuft's of auf flachschliff, droppoint usw. raus.
Bei den Griffmaterialien bin ich da für vieles offen, ich versuch sogar, immer mal was neues zu nehmen, damit ich nicht quasi zehnmal das gleiche Messer hab. Lieblingsmaterialien gibt's natürlich, bei Fixed gehört z.B. Micarta dazu.
Weil ich auch wirklich damit arbeiten will und mir ne Preisobergrenze setze, die mir erlaubt das ohne schlechtes Gewissen zu tun. Ob jetzt Esee oder GEK EDC "taktisch" sind oder nicht ist mir dabei egal.

Hochpreisige Messer hab ich bisher zwei. Ein Custom von Jürgen und ein Le Francais von Perceval. Das Custom hab ich selbst gezeichnet, SB1 und Micarta, untaktisch. Sollte ein für mich optimales Arbeitsmesser werden, nur damit ich's hab. Wird wohl nie zum Einsatz kommen. Das Perceval hab ich für meine Hochzeit gekauft und dafür sollte es was edles sein.
Damasteel, Ebenholz und Elfenbein hat da meine preisliche Schmerzgrenze ziemlich ausgereizt.
Zum Hochzeitsanzug kann ich mir einfach kein Southard, Sebenza o.ä. vorstellen, so geil ich die Messer auch find.

Es ist also ganz klar so, dass ich bei günstigen Messern (günstig ist natürlich Ansichtssache) für vieles offen bin, bei teuren oder gar handgemachten Messern ziehe ich klassische Formen und Materialien vor. Ein Sebenza werd ich mir kaufen, das steht fest. Nicht, weil ich auf der Suche nach S35VN und Titan bin, sondern weil's ein Sebenza ist und das krieg ich nur bei Chris Reeve. Da könnt's jetzt noch zehn andere Anbieter für S35VN und Titan geben.

Aus deiner, meiner und der Sicht vieler anderer steh ich sicher noch ziemlich am Anfang was Messer angeht. Es gibt vieles das ich da noch gern hätte, viel zu vieles sogar. Das Budget und ein letzter Rest Verstand grenzt das Ganze etwas ein, aber ich vermisse nix. Auch keine Innovationen ;) In zehn Jahren mag das evtl. anders sein, schau mer mal.
 
Was meinst du mit freundlich umschrieben? Klang das irgendwie als würde da eine abwertende Message drin stecken?

Nein, das ist nicht abwertend sondern die klare Feststellung, dass ab "Für "taktische" Messer in der Art wie du es grob umrissen hast braucht es nicht unbedingt einen Menschen. Das kann ein Roboter ganz gut. " eine sinnvolle Diskussion nicht mehr möglich ist. Das ist wie "das was Miro macht, kann auch meine Tochter" und "mal erstmal besser".

Wieviele handgemachte Messer hast Du? Welche? Welche wurden wie angefertigt?


So, zum Thema:

@Raoul Duke, Danke für Deine Antwort!

Kann ich nachvollziehen, bei mir waren auch erstmal die Schubladen voll mit Serienmessern, bevor ich mir ein handgemachtes gekauft habe. In den Schubladen Microtech und Benchmade, gekauft ein Wüsteieisenholz Droppoint Halbintegral von Günter Böhlke, LOL. Benutzt hab ich die Mictorechs mehr und für den ganzen Serienkram hätt ich auch einige Customs bekommen. Hinterher ist man immer schlauer.

Ok, mal andersherum gefragt: Wenn es moderne Messer in Preisregionen gäbe, die nicht weit von den besseren Serienmessern lägen, würdest Du dann anders einkaufen? Oder weiterhin: Serienmessern eher offen für alles, Customs eher traditionell.

Also liegts am Preis?

Pitter
 
[...] 3. Woher kommt diese Diskrepanz, also wenns um Serienmesser geht -> tactical, wenns um handgemachte Messer geht -> Hirsch/Horn/rostend? [...]

Ist das Tom Brown Tracker nicht auch handgemacht? Busse? Ich weiß es wirklich nicht, daher die Frage.

Moin moin!
[...]
Also wie das am Markt aussieht kann ich nicht beurteilen, aber ich kann dir mal beschreiben wie sich mein Kaufverhalten bei Messern darstellt.

Bei Serienmessern achte ich mittlerweile auf Gebrauchstüchtigkeit, mal mehr mal weniger.[...]

Das da. Geht mir ebenso. In einem der Jagdschränke meiner Sippschaft liegt ein Waidbesteck nach Frevert, superschön gemacht, tolle Lederscheide, Hirschhorngriff. Die Pest in Tüten für den Gebrauch, das Hirschhorn fühlt sich in meinen Bürokratenpfoten unbequem an und mit der Bürste Reste aus dem Griff schrubben trübt mein Gemüt. Aber ein olles Nighthawk, wo sich der Griff ebenfalls anfühlt wie ein Pfannenstengel, da macht mir das nix und reinigen kannstes zur Not mit nem Kärcher.

Ich gucke mir handgemachte Messer echt gerne an und kann die Handwerkskunst bewundern und anerkennen, dass die für einige Menschen auch einen praktischen Nutzen haben würden. Zum benutzen so wie ich das tue sind die mir aber zu schade. Und meine Messer gehören nicht in eine Vitrine, sondern in die Welt.
 
1. Ist das so, also ändert sich gerade mal wieder der Markt?
2. Ist das auch hier in Deutschland so?

Würde ich beides bejahen.
Ein Grund wird sein, dass eine neue Generation Käufer herangewachsen ist, die mit einem ganz anderen Blick für Design und Technik aufgewachsen sind als die Generation zuvor.
Ob das jetzt ein neues Smartphone, ein Carbonrennrad, eine regelbare LED-Wohnraumbeleuchtung oder ein Messer - es muss einem halt was geben wenn man sich "selbst belohnt". Und das sind Messer für mich. Ein Spass für den ich unnötig mehr Geld ausgebe als eigentlich sein müsste.

Ich jage nicht, mag keine Lederhosen, Eiche rustikal finde ich zum Kotzen. Mich begeistern technische Sachen, so wie einen Grossteil der Menschen in meinem Bekanntenkreis die mit Computern aufgewachsen sind.

In Deutschland finde ich da extrem wenig was mich an Messern anfixen würde um einen 4-stelligen Betrag auf den Tisch zu legen.
So einen Betrag lege ich für ein G&G Hawk hin. Oder für einen Steampunk Folder von Herrn Steigerwald.
Und wenn es ein klassisches Messer sein sollte, dann ein Wieland. Oder ein Sebenza.
Aber für einen Droppointfolder mit Elfenbein viel Geld ausgeben? Nö, definitv nicht.
Die Kombination Leichenteile auf Roststahl finde ich abschreckend. Lieber Hightech Kunststoff auf Hightech Stahl.
Messer für die Vitrine? Nö, definitiv nicht. Auch meinen Folder für einen kleinen 4-stelligen Betrag benutze ich. Jetzt nicht unbedingt im Wald, aber zum öffnen von Briefen und Verpackungen.
Denn dafür kaufe ich mir tolle Sachen. Um sie in die Hand zu nehmen, mit ihnen zu spielen und sie artgerecht zu benutzen. Mit dem E.T. hab ich noch in 10 Jahren Spass.
Ein MacBook Pro stelle ich mir ja auch nicht in den Schrank weil es teuer ist und gut aussieht.

Und ganz viel hängt von meinem Kaufverhalten von der Präsentation ab.
Was Bert an Bildern und Previews liefert ist einfach Hammer. Das ist erstklassiges Marketing, das macht einfach Lust immer wieder zu gucken was es so neues gibt.
Da wäre für mich nicht nur das Messer, obwohl es nicht mal so wirklich meinem Beuteschema entspricht, selbst ein Kaufgrund, sondern das ganze drumherum.
Gleiches gilt für Herrn Schanz. Der kommt sympathisch und authentisch rüber, hat total irre Sachen, bringt immer wieder Aktionen die einem dazu verleiten "dran zu bleiben".

Und das es gegenteilig geht, sieht man ja leider auch. Ich verzichte mal auf den Namen. Der Mann hat coole Designs und baut echt interessante Messer.
Aber diverse Beiträge von ihm machen ihn in meinen Augen unsympathisch. Wenn man als Geschäftsmann was nicht verkauft, dann jammert man nicht öffentlich, sondern überlegt sich wie man etwas an der Situation ändert.
Da kann das Messer noch so toll sein, da kaufe ich einfach nicht.
Und das ist schade, weil das Potential ist definitiv da die "Gunst der Stunde" zu nutzen, gerade weil er schon lange die Schiene fährt.

Um mal zum Ende zu kommen:
Ein Sammler wird das sammeln was der Markt hergibt und Rendite bzw. Wertstabilität verspricht. Das sind dann halt mal Penisknochen Messer, mal Titanklingen mit Tritium-G10-Laminat.
Mir ist egal mit welchen Maschinen ein Messer gemacht wurde und welcher Name/Marke da draufsteht. Ein Messer kann in den seltensten Fällen eine Wertanlage werden, deshalb ist dieses Kriterium für mich irrelevant.
Es muss gut verarbeitet sein und ebenso gut präsentiert werden. Man muss es benutzen können.
Der deutsche Markt bietet da schon ein bisschen was. Aber halt nur ein bisschen.
Das es geht und wie es geht zeigen ja einige bereits. Darf ruhig mehr werden.
Denn ist diesem Forum hat ja quasi Hasenfuss eine Alleinstellung was "moderne Folder" angeht. Mit Recht!
 
Klar, am Preis liegt's hauptsächlich, dass ich nicht mehr Customs hab. Und bei den wenigen Customs (wenn ich das Perceval mal dazurechne, ist tatsächlich mein teuerstes Messer), liegt die Priorität dann erstmal auf klassisch, untaktisch. Fixed kauf ich fast nur, damit ich im Wald was dabei hab, das zur Not richtig was mitmacht und wenns dann mal den Geist aufgibt - so what, war nicht unbezahlbar und ist vor allem kein Einzelstück gewesen.

Hätt ich eine Vitrine, dann würden die Prioritäten anders liegen. Dann wär das bunt gemischt, von rostend mit Walroßpenis bis super-duper PM-Stahl-Klinge mit Lightning-Strike-Adamantium-Griff. Bis ich mir aber so eine Vitrine hinstell, muss ich erstmal dahin kommen, dass ich mir super-duper-Messer auch zur Benutzung leisten kann. Was bringt mir ein Saboteur in der Vitrine, wenn ich zum Gebrauch ein SAK o.ä. in der Tasche hab und alle fünf Tage übern Sharpmaker ziehe. So geht's mir auch mit dem Perceval. Wird sowieso bei der Hochzeit zum ersten Mal geführt, aber auch danach wird's kein EDC. Und ich ärger mich, dass ich nix vergleichbar hochwertiges zum Benutzen hab.

Gerade handgemachte Folder sind eben - für meine Begriffe - teuer. Wenn sie gut gemacht sind zu Recht, das Thema haben wir ja parallel hier im Forum. Wenn ich einen guten Folder zum Gebrauch haben will, dann find ich in meiner Preisregion quasi unendlich viele die in Serie gebaut werden.
Meine jüngsten Überlegungen gehen ja in Richtung Sebenza, wär vor zwei Jahren noch überhaupt kein Thema gewesen.
Das ist genau der Punkt, an dem die meisten schon mal waren. Hätt ich mir die günstigen Serienfolder gespart, hätt ich schon längst ein Seb. Die Entwicklung muss man wohl einfach durchmachen, ist ja nicht nur bei Messern so.
 
Aber was ist denn "Qualität"? Der Schweiss, der beim Messermachen vergossen wird? Das Hirnschmalz, dass man dazu braucht...

Pitter

Schweiss, Hirnschmalz, Legendenbildung des Machers...usw. ist mir erstmal egal.
Auch die manchmal rustikale Verarbeitungs Optik eines "handgemachten" ist für mich oft ein Kaufhindernis

Wenn ein Messer eine sehr gute Verarbeitung, tolles Design und gute Funktion hat, dann kaufe ich es mir wenn ich es haben will.

Da ist es mir egal ob die modernsten Maschinen dafür eingesetzt wurden und dafür weniger Handarbeit.

2 typische Beispiele für mich sind diese 2 Messer.
Wobei das Chris Reeve für mich schon die Referenz in Qualität, Design und Funktion ist.
Das bekommt die Hand alleine nicht hin!




....................
Sebenza-Insigo.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
@Chrise: Danke, kluger Beitrag! Sag das Kevin halt mal, vielleicht weiß er es nicht. Ich wart seit Jahren auf Hinderer 2.0 aus Berlin.
Hasenfuss ist nicht ganz alleine. Aber im Grundsatz hast Du recht.


@Smü: Tom Brown, keine Ahnung. Busse - naja, was ist "handgemacht". Sind eben Kleinserien, mal mehr mal weniger klein.

Zum Thema:

Ich hab hier gerad eine mail bekommen. Mit Genehmigung des Schreibers zitiere ich mal in Auszügen und anonymisiert. Text zwischen "< >" ist von mir.

Der Tenor ist mir nicht neu. Leider.


Hallo Pitter.

Ein Grund warum kaum takische Customs gezeigt werden ist auch Neid.
Wenn man sagt ich benutz die, kommt immer der Post von jemanden. Zu teuer, gibt billigere Serienmesser mit gleicher Funktion etc...
Da haben die meisten keinen Bock drauf.

Ich habe <zig Tactical Handmades> Klappmesser die ich benutze, und mehrere Feststehende Messer von <angesagte Messermacher>

Alles user. Schau dir die Disskussion an in diesem Thread. <thread mit überflüssigen Kommentaren>

Ich sag ich will <Ölfässer, Autotüren, Batoning, Messerweitwurf> mit meinem Messer ... <machen> und bekomm dumme Fragen. Warum? Darf ich das nicht?

Das ist leider immer so und deshalb wird nix mehr gezeigt. Fertig. Warum soll ich etwas posten und mir dann dumme Kommentare anhören? Für mich ist das Neid. Sorry aber mir ist der Wert der Messer egal. Ich will etwas mit Seele in der Hand halten. Auch dann die Disskussion Messer ist CNC gefertigt. NEIN ist das Messer nicht. Mein <Tactical Custom> ist eines der letzten Messer von <angesagter Messermacher> komplett ohne CNC. Da bin ich dann schon garnicht mehr drauf eingegangen...
Ich poste dies nicht ... , da ich das nicht will. Manche Leute haben ein Problem mit Menschen die sich mehr leisten können als andere. Und was sie nicht können ist dann schlecht, weil es geht ja auch billig. Und ich habe kein Bock etwas zu posten um mir dann dumme Sprüche zu lesen.


Da schicken Leute also unfreundliche mails (!) an jemand, der ein cooles Messer gezeigt hat.

Aha. Gehts noch peinlicher.

Es gibt hier ein Renommesystem.
Nutzt es.
Neidhammel und Würstchen wollen rote Kärtchen.

Pitter
 
Wobei das Chris Reeve für mich schon die Referenz in Qualität, Design und Funktion ist.
Das bekommt die Hand alleine nicht hin!

Hand im Sinne von "handgeführt" oder nur mit der Feile ;) Falls das erste:

Doch sicher kriegt man das hin. Nur nicht zu dem Preis. Und das, was man dann aufrufen müsste wird nicht bezahlt, bzw. die, dies zahlen, reichen nicht, wenn man Messermachen als Geschäft betreibt. So ist das in aller Regel.

Schau Dir mal WIP threads im Netz an. Dass grundsätzlich alleerfolgreichen Vollzeit-Messermacher mit CNC Maschinen (wie Reeve, Hinderer usw) arbeiten ist halt einfach falsch. Wer das behauptet hat schlicht keine Ahnung, da brauch ich nicht mehr weiter zu reden. Dass sich viele irgendwann Gedanken über effiziente Fertigung machen, ist klar. Das kann der eigene Maschinenpark sein, Auftragsfertigung oder eben Arbeiten in Batches. Gibts alles kunterbunt durcheinander.

Einzelanfertigung ist dann ne Preisklasse höher. Da sind wir aber schon wieder im anderen (tm) Thema.

Die Frage ist ja: Warum taktisch bei Serienmessern und traditionell bei handgemachten.

Das Seb kostet > 400 USD. Da bin ich auch schon bei Messermachern dabei, maximal bis 600 USD gibts ne große Auswahl (noch, zieht gerade an). Also wenn ich 400 Tacken ausgeben kann, kann ich auch bis 600 ausgeben. IMO.

Pitter
 
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Thema "Neid" u.a. ein Thema für solche Wellen auf dem Markt bzw. in Foren ist. Die Anonymität führt dazu, dass der Neid irrsinnige Blüten treibt. Ich kann den, den Du da zitierst Pitter absolut nachvollziehen. Schreiben Leute von Errungenschaften, die sich andere nie leisten können und die diese vielleicht auch noch zu Aktionen nutzen, bei denen sich in der Kombination zum Preis des guten Stückes anderen der Magen umdreht ist doch leider allzuoft Neid der Motor für unschöne Reaktionen. Der der einfach nur andere an seinem "Glück" teilhaben lassen möchte, lässt es dann ganz einfach, kann ichs ehr sehr gut verstehen!
Gruß
 
Sag das Kevin halt mal, vielleicht weiß er es nicht. Ich wart seit Jahren auf Hinderer 2.0 aus Berlin.

Ganz ehrlich? Warum sollte ich? Ich gehe mal davon aus dass es für Dich verständlich ist wenn ich sage: das ist eher Deine Aufgabe.
Für mich als Kunden ist das einfach egal ob mir jemand passt oder nicht. Wenn er mir nicht passt, dann meide ich ihn, vor allem weil ich auf dem internationalen Markt genug Alternativen finde.
Aber aus Spass und Freude Energie in Consulting investieren? Nein. Könnte ich mir evtl. bei einem Neuling vorstellen, nicht bei einem alten Hasen.
Und das ist halt auch einer der Punkte warum diese und andere Diskussionen hier laufen. Viele Messermacher, im weiteren Verlauf einfach "Verkäufer" genannt begehen einen riesen Fehler.
Sie haben evtl. schon seit Jahren einen Namen im Offlinebereich und meinen es reicht wenn man mit diesem Namen dann online Auftritt.
Dem ist nicht so. Wer online verkaufen will, der muss einfach was liefern was dem gerecht wird.
Wenn ich mir ansehe was manche bekannten Verkäufer hier an Bildmaterial abliefern, dann läuft mir kalter Schweiss den Rücken runter.
Oder Produkttexte. Was interessiert mich was das jetzt für ein Stahl ist und wie der wärmebehandelt wurde. In einigen US-Shops gehen Messer für horrende Preise weg ohne dass da eine Stahlangabe dabei ist.
Wenn ich 500 Euro für ein Messer ausgebe, dann wird das schon ein ordentlicher Stahl mit ordentlicher Wärmebehandlung sein. Und das Torx verbaut sind sehe ich auch, wenn es das Bildmaterial hergibt.
Wo sind die Geschichten wie man auf den Entwurf gekommen ist, was einen inspiriert hat? Oder wie viele Prototypen man verschlissen hat bis das Ding so aussieht wie es nun aussieht?
Das sind Dinge die interessant sind, wo ich als Kunde dann sage: wow, krasse Nummer, da hat er ja ganz schön zu tüfteln gehabt, Respekt.

Es gibt nur wenige Menschen die ein ausgeprägtes Multitalent haben um alles aus einer Hand liefern zu können.
Dazu muss man bereit sein das zu erkennen und Hilfe zu holen, gerade wenn man Geld verdienen und vom verkaufen leben will.

Mal ein Beispiel: ich kann was ziemlich gut. Aber mit dem was ich gut kann, kann ich nur Geld verdienen weil ich Hilfe habe.
Ich habe keine Lust auf Smalltalk und Verkaufsgespräche, aber dafür jemanden der genau das mag und macht. Profitieren wir nun beide davon.

Also, warum kommt dann oben genannter Verkäufer nicht zu Pitter und sagt: Du, ich hab schon öfter gehört ich mach tolle Messer, aber ich verkauf nix. Du kennst Du die Szene, hilf mir doch mal, an meinem Produkt liegts ja wohl nicht.
Warum kommen nicht mehr Verkäufer zu Pitter und sagen: Mach mir mal ein paar gute Bilder.
Fällt mir nur ein: falsch kalkuliert. Ja, wer online anbietet braucht ein Werbebudget. Punkt.
Ich kenne jetzt nicht Pitters Preise, aber die Preise die ich für Produktfotografie kenne sind nicht wirklich astronomisch. Und wenn das zu teuer ist, dann hängt man einen Zettel an der nächsten Uni aus.
Gleiches gilt für Texte. Gleiches gilt für Kommunikation. Wenn man es selbst nicht kann, holt man sich halt ne 400 Euro Kraft die den Mailkram macht.
Aber um das umzusetzen muss man halt eins haben: Vertrauen in das was man tut. Wissen, dass man Qualität liefert und dass einem auch ein Youtubevideo wo einer mit einem Vorschlaghammer auf das eben verkaufte Custom fixed einprügelt nicht schaden wird. Und zu guter letzte einen guten Geschäftssinn, auch wenn er erst geweckt werden muss.
 
Warum handgemacht in Holz und rostend?
Ganz einfach! Holz, Horn, Knochen und Geweih sind mit einfachen Mitteln zu bearbeiten. Rostende Kohlenstoffstähle sind auch für Laien recht einfach in der Verarbeitung sowie in der Wärmebehandlung.Natürliche Materialien sind meist auch unkritischer in der Verarbeitung als synthetische.

Ein gewisser Hang zur Nostalgie und zu alten Handwerksmethoden ( und den klassischen Materialien ) läßt sich auch auf vielen anderen Gebieten feststellen.

Gruß
Micky
 
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