deutsches Küchenmesser optimiert und auf Foodrelease getrimmt

Servus,

ich hatte das Messer jetzt eine ganze Weile zum Testen und vergleichen, hier die Testmesser, die ich herangezogen habe:

Das Testmesser:

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Die Vergleichsmesser:

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Ich habe mir stichwortartig immer nebenher ein paar Notizen gemacht

Hook-Notizen:

Tag 1:

Rohkost für das Frühstück geschnitten, Gurken, Radieschen, Spitz-Paprika, Tomaten, Schnittlauch, Ruccola

Schnitttechnik: Choppen

Bei Radieschen, halbierten Spitz-Paprika und halbierten Salatgurken überragende FR-Wirkung der Hook-Flanke, absolut konkurrenzfähig zu meinen Vergleichsmessern, solche mit Hohlkehlen und gefrästen Flanken ausgestatteten Messern.

Tag 2:

„der Möhrentest“

Hier zeigen sich eklatante Schwächen in der Schneidfähigkeit. Schwerer Schnitt über die gesamte Schneidenlänge, massives kleben der linken Flanke, FR rechts als solcher ausgezeichnet, Möhrenscheiben haften rechts nicht an.

Tag 3:

Kartoffeltest:

Beim halbieren von mittelgroßen Kartoffeln rollt die eine Hälfe an der Hook-Flanke sauber ab, während die andere Hälfte an der linken Flanke haften bleibt und abgeschüttelt werden muss.

Tag 4:

Sellerie und Kohlrabi:

Hier ist ordentlich Druck nötig, vor allem bei Sellerie, was gnadenlos die Schwachstellen der Geometrie/Flankenschliff/Oberfläche aufdeckt.

Fazit:

Die rechte Flanke mit dem in Eigenregie eingefrästen Hook funktioniert mit Blick auf eine verbessere Schnittgutfreisetzung sehr gut, kommt aber an die Qualitäten eines ausgeklügelten Profischliffes von Scheepersbuild oder Mike Sturmschwalbe nicht heran, deren Zielsetzung auch ein ausgewogenes Verhältnis FR zu Schneidfähigkeit ist. Das kann man aber von ebenezer auch nicht erwarten, da z.B. Mike Sturmschwalbe mittlerweile bereits jahrelang herumtüftelt um zu immer besseren Ergebnissen zu kommen. Luke Scheepers hingegen befräst mit einer sündteuren Anlage seine Klingenflanken und lässt auch noch einen kleinen "Sicherheitspolster" über der Schneide stehen. So einfach ist die Sache also nicht, da bedarf es schon viel an gemachter Erfahrung.

Ursache:

Die linke Flanke ist zu flach geschliffen und von der Oberfläche her zu glatt. Sie saugt sich beim Schneiden an das Schnittgut an und bremst dadurch ein leichtes Gleiten aus. Die rechte Flanke ist trotz tief angesetztem Hook bis zur Abscherkante noch zu stabil geschliffen um annähernd so leicht wie die Konkurrenz zu schneiden. Die Spitze ist vom Profil her absolut tauglich für feine Tip‘s, aber immer noch nicht fein genug ausgeschliffen um wirklich durch eine Zwiebel zu wischen.

Insgesamt ist das Verhältnis von FR zu Schneidfähigkeit noch unausgewogen, hier ist eine klare Tendenz zur Schnittgutfreisetzung auszumachen, was ja auch die Zielsetzung war. Da ich das Messer in seiner ursprünglichen Form nicht kannte, kann ich diesbezüglich zur Verbesserung der Schneidfähigkeit nichts sagen. Das die Schnittgutfreisetzung einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat, lässt sich durch Vergleiche mit blanken Flanken ähnlichen Schliffes bestätigen.

Das Messer ist übrigens knackscharf bei mir angekommen, das sei noch zur Schärfe gesagt.

Der eingeschliffene Hook funktioniert also zweckmäßig, wenn das Messer weiter benutzt werden soll, dann würde ich den Focus jetzt auf ein ausdünnen unterhalb des Hook’s legen und soweit möglich die linke Flanke konvexer und noch dünner schleifen.

Es gibt verschiedene Methoden um das Anpappen an der linken Seite zu unterbinden, bzw. zu reduzieren. Eine Hohlkehle links und ein Hook an der rechten Flanke haben sich für mich als Rechtshänder am effektivsten dargestellt. Hier liegt der Focus noch leicht zugunsten der Schnittgutfreisetzung, da jeder „Hook“ mit definierter Abscherkante einen kleinen „Keil“ erzeugt, der überwunden werden muss. Je schwerer das Messer und tiefer der Schwerpunkt desto weniger fällt diese leichte Schwäche beim Schnitt auf. Genau umgekehrt verhält es sich bei weniger definierten Abscherkanten und gleitenden Über(h)gängen wie einseitigen HK mit konvexer Gegenseite, doppelten HK und gefrästen HK, wobei die gefräste HK von Scheepersbuild mit dem jetzt ausgedünnten „Streifen“ unter den Fräsungen schon sehr nahe am perfekten Konzept ist. Um wirklich überragend zu sein ist die Klinge zu kurz und das Messer zu leicht. Wäre es länger und schwerer, würde es sich durch das Eigengewicht praktisch drucklos und von selbst durch das (harte) Schnittgut fressen.

Die beste mir bekannte Wirkung zwischen leichtem Schnitt und ablösendem Schnittgut zeigt „der Grieche“ von Uwe Mattern. Ein Jahrhundertschliff mit Focus auf einen leichten und gleitenden Schnitt, der durch die beidseitige HK auch noch einen guten FR mitbringt. Am schwächsten in der FR-Wirkung sind flach eingeschliffene HK, mit durchgehend gleicher Flankenoberfläche, wie jene von Robin Dalman, obgleich je nach Qualität des Schliffes, schon sehr leicht schneidende Messer zu seinem Portfolio zählen, aber eben nicht jedes. Konventionelle Flanken, ohne Hook, oder HK/Fräsungen müssen zum einen einen homogenen Taper mit sehr konvexen Flanken kombinieren, dann kann man mit der richtigen Schnitttechnik einen überragenden FR erreichen, ein leichtes Schneiden ist dann aber nur auf den vorderen Teil der Klinge reduziert, was bei einem gut getaperten Messer aber keineswegs als Einschränkung zu bewerten ist, eher im Gegenteil.

Das wirft dann für mich folgende Frage auf: Wie müsste das geometrisch leistungsfähigste Messer beschaffen sein?

Eine Full-Taper-Klinge 250mm lang, mit partiellem, 2/3 der Flankenlänge im hinteren Bereich rechtsseitigem Hook und links eine ebenso partielle gefräste Hohlkehle in eine beidseitig dennoch konvexe Flanke geschliffen? Ein linksseitigern völlig flacher Flankenschliff ist die Pest und hebt jeden rechtsseitigen Versuch, sei er Hook oder HK oder beides wieder auf. Es muss also an beiden Flanken etwas aussergewöhnliches gemacht werden, je nach Rechts-oder Linkshänder muss es eine Foodrelease aktive Flanke und als Gegenstück eine eher passive Flanke geben, wobei die passive Flanke die Aufgabe hat nicht zu saugen/kleben, sondern zu gleiten, während die aktive Flanke deutlich das Schnittgut freisetzen muss.

So ein Messer hat meines Wissens noch niemand angefertigt und in Folge auch niemand testen können, da alle Messermacher die ich kenne und die sich mit Foodrelease intensiver beschäftigen als der Rest immer noch unschlüssig sind, welche Kombination an Schliff und Kniff die Beste ist. Dann muss das ganze auch noch perfekt abgestimmt werden.

Ich denke, wenn alles richtig gemacht wird, könnte das Kochmesserklingen in ihrer Funktion revolutionieren. Man muss nur im wahrsten Sinne des Wortes eingeschliffene Pfade verlassen und neue Methoden der Flankenbeschaffenheit ausprobieren und vor allem miteinander kombinieren um das Beste aus allen geometrischen Kniffen und Tricks in einer Klinge zu vereinen.

Ich weiß sehr wohl, das dies ein weites Feld ist, bin aber zuversichtlich das befruchtende Diskussionen zwischen Machern und Freaks zu immer besseren Ergebnissen führen wird.

Meinungen dazu?

Gruß, güNef
 
Faszinierendes Thema, Danke @güNef und @ebenezer!
Der "Grieche" hat ja einen legendeären Ruf und scheint ein nicht reproduzierbares Einzesltück zu sein. Sonst gäbs ja mehr davon. Wurde noch nie versucht, das Profil genau zu vermessen, sei es elektronisch oder durch einen Abdruck? Und wäre es generell möglich, solche Profile mit CNC-Unterstützung herzustellen?
 
Servus,

ich hatte das Messer jetzt eine ganze Weile zum Testen und vergleichen, hier die Testmesser, die ich herangezogen habe:

Das Testmesser:

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Die Vergleichsmesser:

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Ich habe mir stichwortartig immer nebenher ein paar Notizen gemacht

Hook-Notizen:

Tag 1:

Rohkost für das Frühstück geschnitten, Gurken, Radieschen, Spitz-Paprika, Tomaten, Schnittlauch, Ruccola

Schnitttechnik: Choppen

Bei Radieschen, halbierten Spitz-Paprika und halbierten Salatgurken überragende FR-Wirkung der Hook-Flanke, absolut konkurrenzfähig zu meinen Vergleichsmessern, solche mit Hohlkehlen und gefrästen Flanken ausgestatteten Messern.

Tag 2:

„der Möhrentest“

Hier zeigen sich eklatante Schwächen in der Schneidfähigkeit. Schwerer Schnitt über die gesamte Schneidenlänge, massives kleben der linken Flanke, FR rechts als solcher ausgezeichnet, Möhrenscheiben haften rechts nicht an.

Tag 3:

Kartoffeltest:

Beim halbieren von mittelgroßen Kartoffeln rollt die eine Hälfe an der Hook-Flanke sauber ab, während die andere Hälfte an der linken Flanke haften bleibt und abgeschüttelt werden muss.

Tag 4:

Sellerie und Kohlrabi:

Hier ist ordentlich Druck nötig, vor allem bei Sellerie, was gnadenlos die Schwachstellen der Geometrie/Flankenschliff/Oberfläche aufdeckt.

Fazit:

Die rechte Flanke mit dem in Eigenregie eingefrästen Hook funktioniert mit Blick auf eine verbessere Schnittgutfreisetzung sehr gut, kommt aber an die Qualitäten eines ausgeklügelten Profischliffes von Scheepersbuild oder Mike Sturmschwalbe nicht heran, deren Zielsetzung auch ein ausgewogenes Verhältnis FR zu Schneidfähigkeit ist. Das kann man aber von ebenezer auch nicht erwarten, da z.B. Mike Sturmschwalbe mittlerweile bereits jahrelang herumtüftelt um zu immer besseren Ergebnissen zu kommen. Luke Scheepers hingegen befräst mit einer sündteuren Anlage seine Klingenflanken und lässt auch noch einen kleinen "Sicherheitspolster" über der Schneide stehen. So einfach ist die Sache also nicht, da bedarf es schon viel an gemachter Erfahrung.

Ursache:

Die linke Flanke ist zu flach geschliffen und von der Oberfläche her zu glatt. Sie saugt sich beim Schneiden an das Schnittgut an und bremst dadurch ein leichtes Gleiten aus. Die rechte Flanke ist trotz tief angesetztem Hook bis zur Abscherkante noch zu stabil geschliffen um annähernd so leicht wie die Konkurrenz zu schneiden. Die Spitze ist vom Profil her absolut tauglich für feine Tip‘s, aber immer noch nicht fein genug ausgeschliffen um wirklich durch eine Zwiebel zu wischen.

Insgesamt ist das Verhältnis von FR zu Schneidfähigkeit noch unausgewogen, hier ist eine klare Tendenz zur Schnittgutfreisetzung auszumachen, was ja auch die Zielsetzung war. Da ich das Messer in seiner ursprünglichen Form nicht kannte, kann ich diesbezüglich zur Verbesserung der Schneidfähigkeit nichts sagen. Das die Schnittgutfreisetzung einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat, lässt sich durch Vergleiche mit blanken Flanken ähnlichen Schliffes bestätigen.

Das Messer ist übrigens knackscharf bei mir angekommen, das sei noch zur Schärfe gesagt.

Der eingeschliffene Hook funktioniert also zweckmäßig, wenn das Messer weiter benutzt werden soll, dann würde ich den Focus jetzt auf ein ausdünnen unterhalb des Hook’s legen und soweit möglich die linke Flanke konvexer und noch dünner schleifen.

Es gibt verschiedene Methoden um das Anpappen an der linken Seite zu unterbinden, bzw. zu reduzieren. Eine Hohlkehle links und ein Hook an der rechten Flanke haben sich für mich als Rechtshänder am effektivsten dargestellt. Hier liegt der Focus noch leicht zugunsten der Schnittgutfreisetzung, da jeder „Hook“ mit definierter Abscherkante einen kleinen „Keil“ erzeugt, der überwunden werden muss. Je schwerer das Messer und tiefer der Schwerpunkt desto weniger fällt diese leichte Schwäche beim Schnitt auf. Genau umgekehrt verhält es sich bei weniger definierten Abscherkanten und gleitenden Über(h)gängen wie einseitigen HK mit konvexer Gegenseite, doppelten HK und gefrästen HK, wobei die gefräste HK von Scheepersbuild mit dem jetzt ausgedünnten „Streifen“ unter den Fräsungen schon sehr nahe am perfekten Konzept ist. Um wirklich überragend zu sein ist die Klinge zu kurz und das Messer zu leicht. Wäre es länger und schwerer, würde es sich durch das Eigengewicht praktisch drucklos und von selbst durch das (harte) Schnittgut fressen.

Die beste mir bekannte Wirkung zwischen leichtem Schnitt und ablösendem Schnittgut zeigt „der Grieche“ von Uwe Mattern. Ein Jahrhundertschliff mit Focus auf einen leichten und gleitenden Schnitt, der durch die beidseitige HK auch noch einen guten FR mitbringt. Am schwächsten in der FR-Wirkung sind flach eingeschliffene HK, mit durchgehend gleicher Flankenoberfläche, wie jene von Robin Dalman, obgleich je nach Qualität des Schliffes, schon sehr leicht schneidende Messer zu seinem Portfolio zählen, aber eben nicht jedes. Konventionelle Flanken, ohne Hook, oder HK/Fräsungen müssen zum einen einen homogenen Taper mit sehr konvexen Flanken kombinieren, dann kann man mit der richtigen Schnitttechnik einen überragenden FR erreichen, ein leichtes Schneiden ist dann aber nur auf den vorderen Teil der Klinge reduziert, was bei einem gut getaperten Messer aber keineswegs als Einschränkung zu bewerten ist, eher im Gegenteil.

Das wirft dann für mich folgende Frage auf: Wie müsste das geometrisch leistungsfähigste Messer beschaffen sein?

Eine Full-Taper-Klinge 250mm lang, mit partiellem, 2/3 der Flankenlänge im hinteren Bereich rechtsseitigem Hook und links eine ebenso partielle gefräste Hohlkehle in eine beidseitig dennoch konvexe Flanke geschliffen? Ein linksseitigern völlig flacher Flankenschliff ist die Pest und hebt jeden rechtsseitigen Versuch, sei er Hook oder HK oder beides wieder auf. Es muss also an beiden Flanken etwas aussergewöhnliches gemacht werden, je nach Rechts-oder Linkshänder muss es eine Foodrelease aktive Flanke und als Gegenstück eine eher passive Flanke geben, wobei die passive Flanke die Aufgabe hat nicht zu saugen/kleben, sondern zu gleiten, während die aktive Flanke deutlich das Schnittgut freisetzen muss.

So ein Messer hat meines Wissens noch niemand angefertigt und in Folge auch niemand testen können, da alle Messermacher die ich kenne und die sich mit Foodrelease intensiver beschäftigen als der Rest immer noch unschlüssig sind, welche Kombination an Schliff und Kniff die Beste ist. Dann muss das ganze auch noch perfekt abgestimmt werden.

Ich denke, wenn alles richtig gemacht wird, könnte das Kochmesserklingen in ihrer Funktion revolutionieren. Man muss nur im wahrsten Sinne des Wortes eingeschliffene Pfade verlassen und neue Methoden der Flankenbeschaffenheit ausprobieren und vor allem miteinander kombinieren um das Beste aus allen geometrischen Kniffen und Tricks in einer Klinge zu vereinen.

Ich weiß sehr wohl, das dies ein weites Feld ist, bin aber zuversichtlich das befruchtende Diskussionen zwischen Machern und Freaks zu immer besseren Ergebnissen führen wird.

Meinungen dazu?

Gruß, güNef
Der Bad Guy :love:!!! Falls du die Sturmschwalbe irgendwann mal satt haben solltest, hätte ich großes Interesse ;).

Wie immer, ein schöner Bericht!

Grüße

Didi
 
Immer wieder spannend und stets eine schöne wie begehrte Lektüre - Dein bildhafter Ritt auf des Messer‘s Schneiden.

Eigentlich bin ich ganz froh, dass die allmächtige Ich-kann-alles-besser-Klinge immer noch nicht geschmiedet ist. Die Gefahr, das diese nach Deiner Entdeckung um jeden Preis herangeschaft werden müsste, ist ziemlich real. :cool::

So bleibt‘s vorerst beim vergnüglichen und lehrerreichen Mitlesen.

Meinen genüsslichen Dank.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
@güNef : ganz herzlichen Dank für diesen äußerst umfangreichen und ebenso aufschlussreichen Bericht, und die Zeit, die Du dafür investiert hast!
Wow!
Dafür lohnt es sich, ein paar Tage länger zu warten!

Ich selbst habe das Messer bisher hauptsächlich benutzt, um Karotten zu schneiden. Ich muss die jedem Tag unserem Hund unters Futter mischen, damit die Gier/der Hunger einigermaßen befriedigt wird ohne den Hund zu fett zu werden zu lassen.
Ich schneide die Karotte immer erst längs einmal durch, und dann je nach Dicke in 3 oder vier Längsspalten, die dann alle gemeinsam kleingeschnitten werden.
Speziell dabei macht mein Messer eine sehr gute Figur, weil dabei erstens das linksseitige Anhaften durch die relativ geringe Schnittiefe kaum zum tragen kommt, und gleichzeitig der recht tief angesetzte Hook schon volle Wirkung zeigt.
In der Disziplin, - und nur in der- , ist mein Messer dem Scheepers und auch dem Xerxes vermutlich sogar überlegen, und auf einem Niveau mit dem Bad Guy. - nur was das reine Foodrelease angeht.
Das liegt daran, dass deren recht breite Fläche unterhalb der eigentlichen Releasegeometrie das Anhaften kleinerer Teilchen begünstigt.

So jedenfalls interpretiere ich Deine Videos, speziell des Scheepers. Dessen Foodrelesequalitäten zeigen sich zunehmend bei größeren Scheiben von ganzer oder halber Gurke oder Karotte.
Je kleinwürfeliger das Schnittgut ist, desto weniger leicht fällt es ab. Das nehme ich auch beim Griechen so wahr.
In der Höhe und Dicke und damit auch dem Winkel des Keils von der Schneide bis zum Hook sehe ich einen wesentlichen Schlüssel, um einerseits möglichst auch kleinwürfeliges Schnittgut sauber abfallen zu lassen und andererseits keinen zu hohen Schnittwiderstand zu erzeugen.

Was die Leichtigkeit des Schnittes angeht, so bin ich völlig Deiner Meinung, dass da bei meinem Messer noch viel Verbesserungspotential/Bedarf besteht.
Ich werde auch auf der linken Flanke mal was probieren, um hier noch Verbesserung zu erzielen.
Ich werde ganz sicher auf Basis Deiner Analysen diese und noch weitere Klingen weiter bearbeiten um zusätzlich zum guten Foodrelease auch dem leichten Schnitt noch näher zu kommen.
Tolles Thema, mit dem zu beschäftigen richtig Spaß macht!

Lieben Gruß!
 
Ich habe jetzt vesucht, aus den Kritikpunkten von @güNef meine Lehren zu ziehen und mir entsprechende Abhilfemaßnahmen überlegt.
Habe die Spitze weiter ausgedünnt. (0.16mm direkt an der Spitze, 0,35mm 5mm dahinter) Zur Schneide hin die Balligkeit weitestgehend rausgenommen und so weit ausgedünnt, dass es jetzt durchgehend auf dem Daumennagel nagelgängig ist.
Die Dicke am Hook habe ich aber beibehalten, weil ich von der Qualität der Foodreleaseeigenschaften nichts aufgeben wollte.
Von daher ist natürlich beim Schneiden immer noch eine gewisse Keilwirkung zu überwinden.
Auf der Rückseite habe ich drei Rillen eingeschliffen, um das Ansaugen am Gemüse zu verhindern, was auch prima klappt.
Die Rückseite auch recht glatt gefinisht, um die Reibung gering zu halten.
Das Messer schneidet noch nicht so leicht, wie ein Culilux, aber es kommt in die Nähe.
Ein kleines Zugeständnis bzgl. leichtem Schnitt muss man einfach machen, wenn man auch bei kleinwürfeligem Gemüse Top Foodrelease möchte.
Auch die Spitze geht jetzt wunderbar horizontal und vertikal durch die Zwiebel.
Bin mit dem Ergebnis überaus zufrieden. (klar, am Finish kann man noch arbeiten)

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messer2.jpg


messer3.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

vor Jahren hat Xerxes 6 x PA-Messer mit unterschiedlicher Geometrie gefertigt, darunter 3 x mit unterschiedlicher HK. Das Messer ganz rechts mit 4x schmalen Rillen rechts konnte sich nicht gegen eine tiefe Monohohlkehle durchsetzen und ist dann als geometrischer Kniff wieder verworfen worden. Ich schätze das war so um 2016/17. Seit damals beschäftige ich mich mit Klingengeometrien und bis heute ist noch keine endgültige Variante gefunden, die sich bei allen innovativen Kochmessermachern durchgesetzt hat. Beidseitige Massnahmen, wie links eine HK und rechts ein Hook haben sich als sehr funktional bewehrt, linksseitige mehrer Rillen zu fräsen um ein ankleben/saugen abzumildern bzw. aufzuheben ist jetzt wieder Neuland. Ich meine, das die Rillen weiter unten beginnen müssten, das Problem ist natürlich die geringe oder zu geringe Wandstärke, wenn auf der Gegenseite ein Hook eingeschliffen ist. Lässt man genug Fleisch, wird er Schnitt wieder schwerer weil der "Keil" bis zu den Fräsungen überwunden werden muss. Ist immer noch ein weites Feld und ich finde es super, das du weiter experimentierst.

P1080336.jpg


PS: Stand heute liegt da ein solider Geldwert auf meinem Brett, damals war's pure Lust am Experiment.

Gruß, güNef
 
Mein zentrales Ansinnen war ja nicht, die Könige des Foodrelease vom Olymp zu stoßen, was für einen Anfänger ja auch vermessen wäre.
Mir ging es um den Versuch, nachzuweisen, dass man auch im Volumen eines normalen Kochmessers genügend Reserven findet, um tatsächlich bei moderatem Zerspanungsgrad/Arbeitsaufwand ein Messer mit gutem Foodrelease und ordentlichen Schneideigenschaften zu erzielen .
Damit ist für mich gezeigt, dass gutes Foodrelease nicht für alle Zeiten Kunden mit gut gefüllten Geldbörsen, die es sich erlauben können/wollen ihre Messer bei der Elite der Messermacher zu beziehen, vorbehalten bleiben muss.
Stark dreidimensional ausgeformte Klingen mit einem entsprechend hohen Bearbeitungsaufwand müssen auch hoch eingepreist werden. Das wird auch so bleiben.
Bei einer Geometrie , wie meiner, könnte gutes Foodrelease bei relativ geringen Zugeständnissen im Budgetbereich machbar sein, weil der Bearbeitungsaufwand im Rahmen bleibt.
 
Servus,

ja cool 😛. Da gab es mal einen kleinen magnetischen Keil den man an die Flanken klatscht, FR funktioniert, geschnitten hat es aber leider nicht mehr leicht. Das mit dem Zahnstocher teste ich morgen, ist ein frischer Denkansatz. 😉

Gruß, güNef
 
Mir ging es um den Versuch, nachzuweisen, dass man auch im Volumen eines normalen Kochmessers genügend Reserven findet, um tatsächlich bei moderatem Zerspanungsgrad/Arbeitsaufwand ein Messer mit gutem Foodrelease und ordentlichen Schneideigenschaften zu erzielen . Damit ist für mich gezeigt, dass gutes Foodrelease nicht für alle Zeiten Kunden mit gut gefüllten Geldbörsen, die es sich erlauben können/wollen ihre Messer bei der Elite der Messermacher zu beziehen, vorbehalten bleiben muss.
Genau ebenezer, du sprichst mir aus dem Herzen. Ein custom Messer kann man durchaus so zurecht frickeln, dass es passt. Die Kunst bestünde aber darin ein Serienmesser zu produzieren, dass zwar nicht ganz auf das Level eines individuell gefertigten Messer kommt, aber doch nahe heran. Zum Experimentieren von einem Serienmesser auszugehen, halte ich deshalb für naheliegend.

Und eigentlich würde ich da auch güNefs Bemerkung von oben einsortieren wollen.
So ein Messer hat meines Wissens noch niemand angefertigt und in Folge auch niemand testen können, da alle Messermacher die ich kenne und die sich mit Foodrelease intensiver beschäftigen als der Rest immer noch unschlüssig sind, welche Kombination an Schliff und Kniff die Beste ist.
Gäbe es die beste Kombination von Schliff und Kniff schon, hätte sie bestimmt schon ein Hersteller übernommen. [Edit]: Kaum schreib es hin und Google danach, gibt es sowas auch schon von Wüsthof. Also eingebauter Zahnstocher und statt Hohlkehle bzw. statt Kullen Löcher.

Was ich an der Diskussion um die linke Flanke nicht so recht verstehe ist, dass das Schnittgut mit der linken Hand doch festgehalten wird. Wie kann da was anpappen? An der linken Flanke kann es doch eigentlich bloß um leichtes Gleiten gehen. Würde da nicht ein balliger Schliff und glattes bis poliertes Finish ausreichen. Vielleicht auch polierter Hammerschlag. bzw. sowas wie ein Walkschliff, der gegen den Rücken wieder dünner wird. Als Ausgangspunkt vielleicht ein Messer mit halbhohem Anschliff mit Hammerschlag über dem Anschliff.

Überhaupt frage ich mich, ob man eine Hohlkehle nicht einstanzen oder einwalzen kann. Fräsen ist natürlich viel präziser, aber auch viel aufwendiger. Die Chinesen machen ja neuerdings alle möglichen Oberflächen auf ihre Messer. Hier zb. ein Cleaver mit einem annehmbaren Stahl. Hier so ein Zwischending aus Cleaver und Kochmesser.

Für die linke Flanke, um ein Ansaugen zu verhindern und für leichteres Gleiten wäre das ein guter Ausgangspunkt. Das Problem ist, dass der breite Anschliff ganz unstrukturiert ist, was darauf schließen lässt, das die Oberflächenstruktur nicht sehr tief geht. Um eine Hohlkehle rechts zu erzeugen, müsste diese wohl separat gestanzt werden.

P.S.: Was ist denn der "Bad Guy"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gäbe es die beste Kombination von Schliff und Kniff schon, hätte sie bestimmt schon ein Hersteller übernommen.
Glaube ich jetzt weniger. Die Serienhersteller haben nicht wirklich ein Auge auf Foodrelease. Die Nische ist ja schon bei Custom Machern sehr klein.
Auch der Markt wird sich erst auftun, wenn viele Leute Foodrelease selbst erlebt haben. Viele wissen ja noch nicht mal, dass es den leichten Schnitt gibt.
Das ist noch ein seeehr langer Weg.

Was das linksseitige Anhaften angeht: Manchmal hat man den Eindruck, dass bestimmte Gemüse sich regelrecht festsaugen. Dann hilft Glattpolieren allein nicht, um die Reibung zu reduzieren.
Ich denke, eine glatte Oberfläche in Kombination mit verringerter Anlagefläche hilft am Besten, um den Widerstand klein zu halten.
Das können Hohlkehlen, oder aber auch solche Muster wie bei Deinen verlinkten Chinesen sein.
In der Großserie könnte ein Großteil der hilfreichen Geometrien bereits in einem Gesenk mit eingeschmiedet werden.
Bei den Custom Machern führt wohl theoretisches Denken plus der jeweils einigermaßen wirtschaftlich verfügbaren Fertigungstechnik zu den gewählten Geometrien.
Eine Hohlkehle in Radius oder Ellipsenform ist halt mit geführten Rotationswerkzeugen gut zu machen. Sturmschwalbe macht Tiefätzungen. Auch eine gute Idee.

Das hier ist der Bad Guy, den @güNef mal vorgestellt hat : Bad Guy

Das Wüsthofteil ist halt auch wieder nur ein halbherziger Versuch. Das Funktioniert beim Abschneiden dünner Scheiben. Wenn man aber mitten durch ein Gemüse will, geht das schon wieder nicht.
Sowas macht man entweder richtig, oder lässt es. Um es richtig zu machen, bedarf es halt mehr als nur einer einzigen Idee, sondern die Kombination vieler Ideen und auch vieler Versuche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Serienhersteller haben nicht wirklich ein Auge auf Foodrelease.
E i n Auge vielleicht schon. Dass sich da jetzt ein Hype entwickelt, glaube ich auch nicht.
Für eine bestimmte Käufergruppen lassen sich die Hersteller ab und zu was einfallen und haben das dann unter anderem auch im Sortiment.
Das merkt man auch dem Wüsthof an. Da geht es hauptsächlich darum Zahlungsbereitschaft abzugrasen.
In der Großserie könnte ein Großteil der hilfreichen Geometrien bereits in einem Gesenk mit eingeschmiedet werden.
Genau. Das wäre wahrscheinlich die beste Lösung, um einen homogenen Stahl zu erhalten. (Wenn man den Stahl mit einer Presse kaltverformen würde, könnte das Metall an der Stelle der Hohlkehle abscheren.)
Ich denke, eine glatte Oberfläche in Kombination mit verringerter Anlagefläche hilft am Besten, um den Widerstand klein zu halten.
Oder/und ein Walkschliffquerschnitt, also Balligkeit über die ganze Flanke. (komplette Flachschliffe bremsen).
Dabei muss man auch im Auge haben, wie die linke Flanke mit der rechten zusammenwirkt. Es könnte ja sein,
dass die Kräfte auf beiden Seiten das Verziehen des Schnitts begünstigen.
Um es richtig zu machen, bedarf es halt mehr als nur einer einzigen Idee
Bei Wüsthof sind es immerhin zwei: Löcher und Längsdingens-Erhebung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der "Grieche" hat ja einen legendeären Ruf und scheint ein nicht reproduzierbares Einzesltück zu sein. Sonst gäbs ja mehr davon. Wurde noch nie versucht, das Profil genau zu vermessen, sei es elektronisch oder durch einen Abdruck? Und wäre es generell möglich, solche Profile mit CNC-Unterstützung herzustellen?
Hat eigentlich irgendjemand einen Kehlshot vom Griechen ?
 
Servus, ich finde den Thread und Ansatz zur DIY-FoodRelease-Verbesserung sehr interessant und würde da auch gerne mal was ausprobieren. Ich habe leider keinen Geradeschleifer. Mit Diamantfeilen bzw. sehr hoch gehärteten und legierten Feilen sollte es doch auch gehen, ein niedrig gehärtetes und legiertes Messer mit solchen Rillen bzw. einer Hohlkehle auszustatten, oder? Viel längere Bearbeitungszeit würde ich natürlich voraussetzen.
 
Mit Diamantfeilen bzw. sehr hoch gehärteten und legierten Feilen sollte es doch auch gehen, ein niedrig gehärtetes und legiertes Messer mit solchen Rillen bzw. einer Hohlkehle auszustatten, oder? Viel längere Bearbeitungszeit würde ich natürlich voraussetzen.
Grundsätzlich kannst Du mit jeden Werkzeug, das hart und abrasiv genug ist, eine irgendwie geartete Hohle in eine Flanke einarbeiten.
Du solltest Dir nur vorher folgende Fragen stellen:
Was ist meine Zielgeometrie? Ist mein Werkzeug geometrisch in der Lage, diese Zielgeometrie zu verwirklichen?
Bin ich in der Lage, mein Werkzeug präzise genug zu führen, um die Zielgeometrie herzustellen?
Eine sauber verlaufende Abstreifkante wirst Du mit einem handgeführten Werkzeug ohne Hilfsmittel nicht erreichen.
Da brauchst Du irgendeine Schablone, an der Du lang schleifen kannst.
 
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