@ Mombill,
verzeih meine anfängliche Offensive (ein paar beiträge höher).
Was ich nachvollziehen würde ist, wenn ein namhafter Qualitätsartikel durch Kitsch in seinem Ruf ruiniert würde.
Vergleich Bilder: Ein alter Meister wird durch geistlose Replika zum beliebigen Dekorationsstück. Man merkt den Verfall an der Oberflächlichkeit, wie ein solches Stück betrachtet wird.
Mir fiel spontan Van Gogh ein. Hätte ich einen Van Gogh, wären mir die Plagiate egal. Mich würde evtl. ein Kommentar stören, der superoberflächlich den dekorativen Wert kommentierte. Für mich wäre am Original der sichtbare Pinselstrich wichtig.
Eine Eigenschaft, die durch nichts und niemand zerstört werden kann.
Das gleiche gilt für alles, was sonst so käuflich zu erwerben ist.
Will ich allerdings etwas erwerben, was mich durch seine Exclusivität von anderen abhebt, könnte ich selbstverständlich ein Problem mit Serienfertigungen haben. Aber nur, wenn oder weil die dröge Masse (abstrakter Begriff) vom Standpunkt kurzlebiger Modeerscheinung betrachtet. Nach dem Motto: "Was, Du hast ein Original, warum denn, es gibt doch viel billigere?" Und natürlich, weil das Original sich nicht mehr sichtbar von der Replika abhebt. "Hat doch eh jeder!"
Gilt das jetzt auch für Folder?
Einerseits, andererseits.
Einerseits ist es theoretisch möglich, dass sich das "Original" nicht mehr von der Serie abhebt und die Exclusivität dahin ist.
Andererseits spricht so vieles dagegen, dass dieser Fall wohl kaum eintritt.
Die "dröge Masse" wird einen Schanz - Folder wohl kaum als etwas besonderes erkennen. Solange bei € 50,00 Messern ernsthaft gefragt wird, ob die Handgemacht sind, habe ich keine Zweifel, dass ein Original Schanz DPPK viel mehr als ein Schulterzucken und sicherlich Entsetzen bei Nennung des Preises auslösen wird.
Die, die einen Schanz Folder schätzen, werden ihn von dem China Schanz unterscheiden können.
Fazit: Dort, wo der Schanz Folder eine Wertschätzung erfährt, wird er nicht unter dem China Modell leiden. Vielmehr werden beide Modelle in ihrer Art nebeneinander existieren.
Für manchen wird China die Einstiegsdroge sein.
Ich könnte das noch fortführen mit Material, handmade und so weiter, aber das brächte nix neues.
Es geht ja um das subjektive Gefühl, etwas exclusives gekauft zu haben, dessen man sich beraubt fühlt. Ich finde das wirklich eine wackelige Kaufentscheidung. Nur weil es keiner hat, etwas zu kaufen? Ist es dann richtig, seinen Frust hier abzuladen?
Ist eine solche Kaufmotivation nicht im Kern auch eine Entwertung des Kaufgegenstandes?
Man kauft ihn ja nicht wegen seiner ihm innewohnenden Eigenschaften sondern wegen seiner relativen Position. In diesem Sinne wäre es ja auch egal, ob Schanz Schrott ist, solange ihn keiner sonst hat.
Das ist wie mit Erich Fromms "Haben und Sein". Eine filosofische Betrachtung.
Es geht mir nicht um Meinung, nebenbei bemerkt. Ich finde, es hat etwas filosofisches. "Warum kaufe ich ein Messer?"
Man kann es aber auch anders angehen:
(BTW, Meinungen sind ok, aber kein Schild, hinter dem man sich verbergen kann)
Darf man von einem Messermacher verlangen, Schmuckstücke zu fertigen?
Ich könnte viel leichter akzeptieren, dass ein Schmuckstück etwas Exclusives haben sollte, das die Persönlichkeit hervorhebt, auch wenn ich den filosofischen Ansatz dahinter ablehne. Es macht dort zumindest Sinn, weil Schmuck keinen anderen Zweck hat, als den Träger zu schmücken.
Ich kann Messermacherei als Kunsthandwerk auffassen oder als Handwerkskunst. Schmuckmacher sind sie in beiden Fällen nicht. Sie machen Werkzeuge.
Darf man also dem Messermacher die verlorene Exclusivitaät vorwerfen? M. E. nein, dieser Vorwurf ist fehl am Platze.
So, BTW, mir macht es noch Spaß, ich hoffe, Dir auch.
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