Richard Rechsteiner
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Sehr geehrter Herr Kraft
Bei den in Hilda Ellis Davidsons Buch "The Sword in the Anglo-Saxon England“ erwähnten Versuch ein mustergeschweißstes Schwert herzustellen, handelt es sich vermutlich um diejenigen von John Anstee. Der nachstehende Hinweis aus dem Post #9 bezieht sich somit wahrscheinlich auf den gleichen Versuch welcher 1958 publiziert wurde.
1958: Anstee J.W., & Biek, L.; publizieren "A study in pattern-welding". … Anstee, in making a sword-blade this way found that the twisting together and forge-welding of two or three strips of the same material (wrought iron) could still produce the characteristic herring-bone pattern, since slag trapped in the welds provided the difference in texture.
Auch folgender Textabschnitt dürft sich auf diese Versuche beziehen:
In the 1950's Englishman John Anstee successfully duplicated the pattern welded technique used by Anglo-Saxon and Viking weapon-smiths. During the course of his research he found that due to the crystalline nature of iron, he could produce wavy patterns on the finished blade even without layering wrought iron and steel, but by simply twisting the heated metal. Such blades however lacked the most important qualities of pattern welding, its superior strength and flexibility. He was also able to determine that old blades exhibiting a herringbone pattern and those with curving patterns were not structurally different; rust had removed the curving pattern in some, leaving only the herringbone figuring.
Anlässlich seiner Versuche wurde festgehalten, dass er aufgrund der kristallinen Natur des Eisens und Stahls, Wellenmuster an der fertigen Klinge erzeugen konnte, ohne dabei Schmiedeeisen- und Stahllagen abwechselnd schichten zu müssen. Es genügte das Metall zu erhitzen und zu tordieren.
Anstee hat somit im Jahre 1995 darauf hingewiesen, dass Schweissmuster auch aufgrund der „natürlichen“ Unhomogenität des Schmiede- bzw. Raffinierstahl entstehen können. Dieses Phänomen ist zwischenzeitlich schon länger bekannt, doch möglicherweise zu jener Zeit als Aussage im Zusammenhang mit wurmbunten Klingen relativ neu.
Dass die Schmiedemuster, welche aufgrund eines Ausgangspaketes aus abwechselnden Lagen von zwei deutlich unterschiedlichen „Industriestahl-Qualitäten“ (C-Gehalt oder Legierungsart und -grad), wie es für die Herstellung der heutigen Damaszenerstahlklingen üblich ist, eine andere Art und viel kontrastvollere Musterung ergeben, als bei frühmittelalterlichen Klingen aufgrund ihres andersartigen Ausgangsmateriales (1), kann ich nachvollziehen.
Was die Eignung, des für die Nachschmiedeversuche von Anstee benutzten Ausgangsmaterial betrifft, könnte vielleicht noch geklärt werden, um was es sich dabei gehandelt hat. Grundsätzlich ist wrought iron die englische Bezeichnung für Schmiedeeisen (mit sehr geringem C-Gehalt). Wenn man aufgrund des Bezeichnungszusatzes „Victorian“ davon ausgehen würde, dass Schmiedeeisen aus der Victorian Zeit verwendet wurde, könnte es sich möglicherweise sogar noch um eine Art Raffinier- und nicht Industriestahl handeln. Raffinierstahl wurden ja zum Teil, trotz der technischen Revolution, bis Ende des 19. und sogar bis anfangs des 20. Jh. produziert. (siehe Beispiel http://de.wikipedia.org/wiki/Steffenshammer )
Ich schaue mal, ob ich mehr über "High Grade Victorian wrought iron" herausfinden kann.
Auf jeden Fall würden mich Fotos und Unterlagen zu diesen Nachschmiedeversuchen von John Anstee interessieren.
Grüsse Longbow64
(1) Bestehend aus Schmiedeeisen und faktisch unlegiertem Raffinierstahl mit relativ kleinen Gehalte an Kohlenstoff und teils Phosphor
Bei den in Hilda Ellis Davidsons Buch "The Sword in the Anglo-Saxon England“ erwähnten Versuch ein mustergeschweißstes Schwert herzustellen, handelt es sich vermutlich um diejenigen von John Anstee. Der nachstehende Hinweis aus dem Post #9 bezieht sich somit wahrscheinlich auf den gleichen Versuch welcher 1958 publiziert wurde.
1958: Anstee J.W., & Biek, L.; publizieren "A study in pattern-welding". … Anstee, in making a sword-blade this way found that the twisting together and forge-welding of two or three strips of the same material (wrought iron) could still produce the characteristic herring-bone pattern, since slag trapped in the welds provided the difference in texture.
Auch folgender Textabschnitt dürft sich auf diese Versuche beziehen:
In the 1950's Englishman John Anstee successfully duplicated the pattern welded technique used by Anglo-Saxon and Viking weapon-smiths. During the course of his research he found that due to the crystalline nature of iron, he could produce wavy patterns on the finished blade even without layering wrought iron and steel, but by simply twisting the heated metal. Such blades however lacked the most important qualities of pattern welding, its superior strength and flexibility. He was also able to determine that old blades exhibiting a herringbone pattern and those with curving patterns were not structurally different; rust had removed the curving pattern in some, leaving only the herringbone figuring.
Anlässlich seiner Versuche wurde festgehalten, dass er aufgrund der kristallinen Natur des Eisens und Stahls, Wellenmuster an der fertigen Klinge erzeugen konnte, ohne dabei Schmiedeeisen- und Stahllagen abwechselnd schichten zu müssen. Es genügte das Metall zu erhitzen und zu tordieren.
Anstee hat somit im Jahre 1995 darauf hingewiesen, dass Schweissmuster auch aufgrund der „natürlichen“ Unhomogenität des Schmiede- bzw. Raffinierstahl entstehen können. Dieses Phänomen ist zwischenzeitlich schon länger bekannt, doch möglicherweise zu jener Zeit als Aussage im Zusammenhang mit wurmbunten Klingen relativ neu.
Dass die Schmiedemuster, welche aufgrund eines Ausgangspaketes aus abwechselnden Lagen von zwei deutlich unterschiedlichen „Industriestahl-Qualitäten“ (C-Gehalt oder Legierungsart und -grad), wie es für die Herstellung der heutigen Damaszenerstahlklingen üblich ist, eine andere Art und viel kontrastvollere Musterung ergeben, als bei frühmittelalterlichen Klingen aufgrund ihres andersartigen Ausgangsmateriales (1), kann ich nachvollziehen.
Was die Eignung, des für die Nachschmiedeversuche von Anstee benutzten Ausgangsmaterial betrifft, könnte vielleicht noch geklärt werden, um was es sich dabei gehandelt hat. Grundsätzlich ist wrought iron die englische Bezeichnung für Schmiedeeisen (mit sehr geringem C-Gehalt). Wenn man aufgrund des Bezeichnungszusatzes „Victorian“ davon ausgehen würde, dass Schmiedeeisen aus der Victorian Zeit verwendet wurde, könnte es sich möglicherweise sogar noch um eine Art Raffinier- und nicht Industriestahl handeln. Raffinierstahl wurden ja zum Teil, trotz der technischen Revolution, bis Ende des 19. und sogar bis anfangs des 20. Jh. produziert. (siehe Beispiel http://de.wikipedia.org/wiki/Steffenshammer )
Ich schaue mal, ob ich mehr über "High Grade Victorian wrought iron" herausfinden kann.
Auf jeden Fall würden mich Fotos und Unterlagen zu diesen Nachschmiedeversuchen von John Anstee interessieren.
Grüsse Longbow64
(1) Bestehend aus Schmiedeeisen und faktisch unlegiertem Raffinierstahl mit relativ kleinen Gehalte an Kohlenstoff und teils Phosphor
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