Erstes Replikat wurmbunter Schwertklinge

Sehr geehrter Herr Kraft

Bei den in Hilda Ellis Davidsons Buch "The Sword in the Anglo-Saxon England“ erwähnten Versuch ein mustergeschweißstes Schwert herzustellen, handelt es sich vermutlich um diejenigen von John Anstee. Der nachstehende Hinweis aus dem Post #9 bezieht sich somit wahrscheinlich auf den gleichen Versuch welcher 1958 publiziert wurde.

1958: Anstee J.W., & Biek, L.; publizieren "A study in pattern-welding". … Anstee, in making a sword-blade this way found that the twisting together and forge-welding of two or three strips of the same material (wrought iron) could still produce the characteristic herring-bone pattern, since slag trapped in the welds provided the difference in texture.

Auch folgender Textabschnitt dürft sich auf diese Versuche beziehen:

In the 1950's Englishman John Anstee successfully duplicated the pattern welded technique used by Anglo-Saxon and Viking weapon-smiths. During the course of his research he found that due to the crystalline nature of iron, he could produce wavy patterns on the finished blade even without layering wrought iron and steel, but by simply twisting the heated metal. Such blades however lacked the most important qualities of pattern welding, its superior strength and flexibility. He was also able to determine that old blades exhibiting a herringbone pattern and those with curving patterns were not structurally different; rust had removed the curving pattern in some, leaving only the herringbone figuring.

Anlässlich seiner Versuche wurde festgehalten, dass er aufgrund der kristallinen Natur des Eisens und Stahls, Wellenmuster an der fertigen Klinge erzeugen konnte, ohne dabei Schmiedeeisen- und Stahllagen abwechselnd schichten zu müssen. Es genügte das Metall zu erhitzen und zu tordieren.

Anstee hat somit im Jahre 1995 darauf hingewiesen, dass Schweissmuster auch aufgrund der „natürlichen“ Unhomogenität des Schmiede- bzw. Raffinierstahl entstehen können. Dieses Phänomen ist zwischenzeitlich schon länger bekannt, doch möglicherweise zu jener Zeit als Aussage im Zusammenhang mit wurmbunten Klingen relativ neu.

Dass die Schmiedemuster, welche aufgrund eines Ausgangspaketes aus abwechselnden Lagen von zwei deutlich unterschiedlichen „Industriestahl-Qualitäten“ (C-Gehalt oder Legierungsart und -grad), wie es für die Herstellung der heutigen Damaszenerstahlklingen üblich ist, eine andere Art und viel kontrastvollere Musterung ergeben, als bei frühmittelalterlichen Klingen aufgrund ihres andersartigen Ausgangsmateriales (1), kann ich nachvollziehen.

Was die Eignung, des für die Nachschmiedeversuche von Anstee benutzten Ausgangsmaterial betrifft, könnte vielleicht noch geklärt werden, um was es sich dabei gehandelt hat. Grundsätzlich ist wrought iron die englische Bezeichnung für Schmiedeeisen (mit sehr geringem C-Gehalt). Wenn man aufgrund des Bezeichnungszusatzes „Victorian“ davon ausgehen würde, dass Schmiedeeisen aus der Victorian Zeit verwendet wurde, könnte es sich möglicherweise sogar noch um eine Art Raffinier- und nicht Industriestahl handeln. Raffinierstahl wurden ja zum Teil, trotz der technischen Revolution, bis Ende des 19. und sogar bis anfangs des 20. Jh. produziert. (siehe Beispiel http://de.wikipedia.org/wiki/Steffenshammer )

Ich schaue mal, ob ich mehr über "High Grade Victorian wrought iron" herausfinden kann.

Auf jeden Fall würden mich Fotos und Unterlagen zu diesen Nachschmiedeversuchen von John Anstee interessieren.

Grüsse Longbow64


(1) Bestehend aus Schmiedeeisen und faktisch unlegiertem Raffinierstahl mit relativ kleinen Gehalte an Kohlenstoff und teils Phosphor
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Beitrag 26:
Die Französin, die in Friesoythe über Schwerter aus der Merowingerzeit referierte, heißt Aurelie Vigneron. Sie wohnt jetzt, wie mir gesagt wurde, in München.
Die Internetseite von Heinz Denig ist recht aufschlußreich, insbesondere was die Musterintensität betrifft, wenn man phosphorreiches und phosphorarmes Material verwendet, Den Bildern nach zu urteilen ist der Kontrast fast so stark, wie bei der Verwendung von Reinnickel.
Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Es scheint ja tatsächlich so zu sein das sich die bisherigen Versuche und fertigen Klingen in erster Linie darauf beschränken die allgemeine Machbarkeit und die Musterbildung zu beweisen / dokumentieren.

Aber keine dieser Arbeiten sind vollständig aus einem Material gemacht worden, welches so wie vor 1500 Jahren üblich war, erzeugt worden ist.(Bis auf vielleicht Heinz Denig ? Die Infos sind mir so auf der Website eine wenig zu spärlich)

Man liest auch schon mal das hier nur mit Handhämmer und ohne elektrisches Gebläse gearbeitet worden ist.
Aber sonst ...nicht viel an Infos. Zu den fertigen Klingen noch viel weniger.
Bilder können, soweit vorhanden eventuell, zeigen ob das Muster eine gewisse Ähnlichkeit mit den historischen Stücken hat, aber mehr nicht.

Hier fällt mir auf das viele der "nachgeschmiedeten" Klingen in Ihrem Muster sehr deutlich zeigen das diese durch relativ viel Schleifarbeit gefertigt worden sind.
Die mehrheit der mir bekannten historischen "wurmbunten"Klingen zeigen aber in Ihrem Muster das diese z.T. erheblich sorgfälltiger durch Feinschmieden in Ihre endgültige Form gebracht wurden.

Angaben über Gewicht , Balance, Maße allgemein : Fehlanzeige.

Momentan scheint es tatsächlich so zu sein das da eine Lücke ist und niemand bisher für sich in Anspruch nehmen kann ein Replikat erzeugt zu haben welches im Material sowie in der äußeren Erscheinung (Muster) den historischen Orginalen ähnlich ist oder gar gleicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Diese Plaquetten, die Heinz Denig aus Renneisen, gemacht hat und zum Teil auf seinen Büchern zu sehen sind, hatte ich auf einem unseren Axtschmiedetreffen in der Hand.
Sie sind stark im Kontrast. Er erklärte mir von dem Phosforgehalt und dass die Silberglänzenden Schichten daraus resultieren.
Wir unterhielten uns über seine Rennfeuererfahrungen, allerdings habe ich Ihn nicht gefragt ob er jemals eine Klinge ausschliesslich aus dem Rennofen in Wurmbunt geschmiedet hat.
(Es würde mich allerdings nicht wundern)
Lange Rede kurzer Sinn, Ich weiss von einigen die Klingen aus Ihrem Renneisen/Stahl machen ,ob Sie aber jemals ein Schwert daraus hergestellt haben weiss ich nicht.
Ich werde einfach mal binnen den nächsten Tagen den Hörer in die Hand nehmen , Bekannte und Freunde in Belgien,Holland,und Frankreich befragen.
Wohlbemerkt, es geht darum ein Schwert in Wurmbunt ausschliesslich aus dem Material der Rennöfen herzustellen!!! Selbiges darf nicht mit einem Industriel hergestellten Stahl gemischt sein.
Dass diese Kriterien die bisherigen Leistungen, von Wurmbunten Werken
aus Industriell hergestellten Stählen wie die von zb. M. Balbach, Manfred Sachse, Heinz Denig, , und alle den anderen Top Schmieden nicht in den Schatten stellen sollte Sonnenklar sein.

Womit das Schmieden schlussendlich vonstatten geht, Lufthammer,Gasesse etc. finde ich eigendlich in diesem Falle persönlich nicht von Bedeutung.
Es reicht sicher dieses Technologisches Experiment zu machen.

Ein Archeologisches Experiment, in adäquater Kleidung, mit Bodenesse, Holzkohlen, und passendem Amboss daraus zu machen halte ich für übertrieben.
Gruss unsel
 
Tut mir leid das ich mich als Laie mal wieder einmische...
Aus meiner Sicht macht es schon einen Unterschied ob man Dampfhämmer benutzt oder nicht.
Ein großer Teil des Problems besteht ja auch im gleichmäßigen Ausschmieden / Verschmieden und das dürfte mit einer maschinellen Reglung einfacher sein. Immer noch schwierig genug, aber trotzdem einfacher.
Ziel der Übung soll doch sein, bei diesem Experiment eine möglichst authentische Klinge incl aller bei der Herstellung auftretenden Schweirgkeiten zu erzeugen.
Jedenfalls aus meiner Sicht.
 
Hallo

Zu Post 42:

Ich wollte auf Heinz Denig’s Internetseite, die angesprochenen Bilder betreffend des Beispiels der Musterintensität durch den Kontrast von phosphorreiches und phosphorarmes Material ansehen und kann sie aber nicht finden. Sind diese Beispiele unter dem Link „Aktuelle Information“ eingestellt? Leider funktioniert dieser Link bei mir aus irgendeinem technischen Grund nicht. Ich danke Euch für einen allfälligen Tipp.

Auf jeden Fall würde mich noch interessieren, wie hoch der Phosphorgehalt dieser zwei verschiedenen Materialien ist und mit welcher Technik bzw. „Säure“ die „Phosphor“-Musterbildung sichtbar gemacht wurde.

Zu Post 44:

So wie ich verstanden habe, hat beim Schmiedevorgang Holzkohlenfeuer einen bedeutenden Einfluss auf die Eigenschaften bzw. deren Veränderung von Renneisen bzw. Raffinierstahl. Aus diesem Grund würde ich bei einem möglichst authentischen Experiment nicht auf den Einsatz einer Holzkohlenesse zu Gunsten einer Gasesse verzichten.

Grüsse Longbow64
 
Die Eisenanalyse ergab einen Phosphorgehalt von 0,79 %, C war so gut wie nicht enthalten, wohl aber etwas Silizium, dies allerdings möglicherweise in der Schlacke.
Bilder sind unter der Rubrik "Aktuelle Informationen" zu sehen.
Heinz hat früher gerne mit Schwefelsäure geätzt. Wie er es jetzt hält, weiß ich nicht, man kann ihn aber sicher danach fragen.

Bei den Nachschmiedeversuchen macht es sicher Sinn, mit Handhammer und Holzkohle zu arbeiten und- wie Dieter richtig hervorhebt- möglichst nahe an das Endformat zu schmieden.
Die alten Schmiede hatten mit Sicherheit keine Lust, einen Großteil ihres Damasts durch Zerspanen zu opfern, zumal auch dies eine Heidenarbeit gewesen wäre.

Das Arbeiten mit dem Handhammer gegenüber modernen Mitteln- Lufthämmern, Pressen oder Ähnlichem- wird auch zu weniger exakten und damit natürlicheren Mustern führen.

Ich habe mal einen Restaurator eines Museums die Bitte äußern hören, bei den jetzt doch so perfekten Nachschmiedungen irgendein Kennzeichen anzubringen-etwa ein Stück rostfreien Stahls- damit man später die nachgeschmiedeten Stücke nicht mit Originalen verwechseln könnte.
Ich habe dazu für mich still geschmunzelt, weil die modernen Nachschmiedungen, die ich zu diesem Zeitpunkt kannte, so offensichtlich exakteste Maschinenarbeit waren, daß man sie nie und nimmer für Originale halten konnte.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallo,

Ich denke U.Gerfin hat Recht, man sollte wohl mit dem Handhammer , schmieden, zumal ein Wurmbunter Aufbau aus diversen torodierten, Stangen keine Wahnsinnsquerschnitte sind , und man an einem Tag wohl auch keine 10 von diesen Schwerter schmieden muss.

Wenn man s dan nicht alleine schafft gibts bestimmt einen der Zuschlagen kann.
Ich möchte bemerken , dass die meisten der Orginal Europäischen Schwerter stark verrottet sind.
Keine 100 Meter von meinem Haus weg, wohnt ein Mann ,mittlerweile sind wir befreundet, der Mittelalterlisches sammelt.
Darunter einige Schwerter ab dem 7ten Jahrhundert bis 14tes Jahrhundert. Eins der letzten, war in aussergewöhnlichen gutem Zustand, es ist fast auf Endmass. Ich nehme an dass man irgendwann eine Restauration vorgenommen hatte.
Jedenfalls, muss ich sagen dass es alles andere als mit Maschinenarbeit zu vergleichen ist, die Hohlkehle, ist nicht 100% parallel, die Angel steht aus der Mitte, die Parierstange ist nicht symetrisch , das Material ist optisch nicht homogen, etc. Es sind Einlegearbeiten in der Klinge aus Bronze, an welchen ebenfalls bearbeitungsspuren zu sehen sind.

Ich könnte mir vorstellen dass es Schmiede gab , die je nach Geldangebot mehr oder weniger gute Arbeit geliefert haben, und es Schmiede gab die diese Qualität als Ihr maximum ansahen.

Allerdings denke ich dass man schon dem Schwert ansehen muss, dass es nicht durch die Walze ging.

Ich möchte euch dennoch nicht die kühnste Schweissnaht meines Lebens vorenthalten...
....bin nach Monatelangem an mir rumsägenlassen immer noch nicht Stolz darauf :argw:
Schwert Anfang 14tes Jahrhundert, Quer zur Längsachse laufender Haarriss, von ca 30mm Länge
x-naht. Dafür werde ich in der Hölle schmoren.

Gruss unsel
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gerfin

Gemäss Zwischenergebnis meiner Erfassungen von metallurgischen Analysen von mitteleuropäischen Klingen aus der Latène-Zeit bis ins Frühmittelalter, ergibt einen Mittelwert von ca. 0.11%. Dabei stellen Höchstwerte von bis ca. 0.3% Ausnahmen dar. Aus diesem Grund scheint der gemessene Phosphorgehalt von 0.79% bei den angesprochenen Proben aus Heinz Denigs verhütteten Materialien sehr hoch. Diesem Umstand müsste noch nachgegangen werden. Phosphor erhöht zwar die Härte aber erhöht auch die Versprödung des Materials empfindlich. Ich vermute, dass ein theoretischer P-Gehalt von fast 0.8% für Schwertklinge eher negative Folgen hätte (müsste durch einen Spezialisten überprüft werden). Auf jeden Fall ist mir bis anhin ein solch hoher Wert von ca. 0.8% für Raffinierstahl nicht bekannt.

Leider kann ich die Rubrik „Aktuelle Informationen“ von Hein Denigs Internetseite immer noch nicht öffnen.

Grüsse Longbow64
 
Gemäß "Metallkundliche Aussagen an alten Eisenfunden" von Dr.-Ing.Richard Pusch, Duisburg hat man hohen Phosphorgehalt an Eisenobjekten schon gefunden.
BzW das kann man so in den Tabellen nachlesen.
Radreifen, Latene-Zeit ? , 0,312/0,496 % P
Gürtelhaken, Latene-Zeit, 0,69% P
Römischer Luppenblock von der Saalburg , 0,320% P
Dasselbe aus Xanten , Luppenblock ,römisch, 0,47% P

Bei Klingen sieht die Sache etwas anders aus.
In Mittelsträngen von Schwertern (Wurmbunt) kommen schon mal Werte von 0,292% P vor, aber nicht in der Schneide da liegen die Werte deutlich niedriger . Hin und wieder mal 0,1 sonst im Bereich 0,05 und weniger.

Wenn der Wert von Heinz Denig richtig ist so müßte man schon im Verfahren was er gemacht hat mal nachforschen was zu so hohen Werten geführt hat. 0,8 % P in einer Klinge dürfte das Material ziemlich brüchig werden lassen.....also ganz bestimmt nichts was in einer Schwertklinge zu suchen hat.
 
@Longbow

würde mich mal interessieren wie weit Deine Recherchen in Sachen Replikate von wurmbunten Schwertklingen gediegen sind.

Wer war den jetzt der erste oder wer hat den überhaupt schon mal nachweißlich aus historisch korrektem Material eine komplette Schwertklinge nach historischen Vorbild gemacht ?

Also bitte auch ein Schwert ....keinen 2,5 Kg schweren Flachstahl !
 
....Zwischenergebnis meiner Erfassungen von metallurgischen Analysen von mitteleuropäischen Klingen aus der Latène-Zeit bis ins Frühmittelalter ergibt einen Mittelwert von ca. 0.11%. Dabei stellen Höchstwerte von bis ca. 0.3% Ausnahmen dar. Aus diesem Grund scheint der gemessene Phosphorgehalt von 0.79% bei den angesprochenen Proben aus Heinz Denigs verhütteten Materialien sehr hoch. Diesem Umstand müsste noch nachgegangen werden. Phosphor erhöht zwar die Härte, aber erhöht auch die Versprödung des Materials empfindlich. Ich vermute, dass ein theoretischer P-Gehalt von fast 0.8% für Schwertklinge eher negative Folgen hätte (müsste durch einen Spezialisten überprüft werden). Auf jeden Fall ist mir bis anhin ein solch hoher Wert von ca. 0.8% für Raffinierstahl nicht bekannt.....
Man muss unterscheiden, ob der Phosphorgehalt bei Eisen (mit geringem C-Gehalt) oder bei Stahl auftritt.

Im erstgenannten Fall wird die Plastizität verbessert. Heinz Denig hat mir verschiedene Werkstücke gezeigt und die schöne Zeichnung (ganz helle Strähnen wie bei Nickel) sowie die Geschmeidigkeit und leichte Schweißbarkeit gelobt.

Im Stahl ist Phosphor sehr nachteilig. Historische Klingen, die auf Phosphor in der Schneide untersucht wurden, zeichneten sich fast ausnahmslos durch äußerst geringe Gehalte aus.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
das wäre ein Projekt mit Fertigstellung in 2011/2012.

Hallo Markus Balbach und D. Kraft. Genau für diesen Zeitraum ist meine Abschluss Masterarbeit angesetzt. Ich habe mit meinem Frühmittelalter Prof. schon darüber gesprochen, dass ich gerne etwas in Richtung "Replikation historischer Stähle und Waffen" machen würde. Darüber war er sehr begeistert. Insgesamt könnte ich wohl so ein halbes Jahr für die Ausarbeitung beanspruchen. Wenn es irgendwie möglich wäre, würde ich mich da gerne einklinken und die Dokumentation der Arbeit übernehmen (Natürlich würde ich auch kräftig als Zuschläger zur Hand gehen). Die Ausarbeitung würde dann in Form einer ca. 60 seitigen Masterarbeit im Fach Geschichte vorliegen. Was haltet ihr davon?

Gruß Jannis
 
Wir unterhalten uns im Detail mal darüber auf der privaten Ebene.
Generell habe ich, jetzt nur für meine Person, da nichts gegen einzuwenden.
 
Sehr geehrter Herr Kraft

Meine Recherchen i.Z. mit den „ersten Repliken von wurmbunten Schwertklingen“ sind immer noch im Gange und brauchen Zeit. Ich warte bzw. hoffe noch auf Rückmeldungen bzw. Antworten aus England, Frankreich und der Tschechei.

Aufgrund der bis anhin zusammengetragenen Daten und Hinweise, habe ich mich entschlossen die gefundenen Exemplare in folgende 3 Kategorien zu unterteilen:

1. Repliken von wurmbunten Schwertklingen der Spätantike bis Frühmittelalter (Nachschmiedeversuch aus Industriestahl)
2. Repliken von wurmbunten Schwertklingen sowie Klingen ohne Schmiedemuster der Spätantike bis Frühmittelalter (Nachschmiedeversuch aus 100% Renneisen bzw. Raffinierstahl)
3. Schwertklingen in Form der Spätantike bis und mit Spätmittelalter aus „Damaszenerstahl“ mit über die Schneide durchgehende Schmiedemuster (Grundmaterial Industriestahl)

In der Kategorie 2 „Repliken von wurmbunten Schwertklingen sowie Klingen ohne Schmiedemuster (aus 100% Renneisen bzw. Raffinierstahl), finden sich bis anhin nur sehr schwer entsprechende Exemplare. Ebenso selten finden sich dementsprechend Schmiede in Westeuropa, welche mit Renneisen bzw. Raffinierstahl als Schmiedematerial arbeiten. Nachstehend findet sich ein Auszug aus dem ersten Zwischenergebnis:

Eine Klinge in Stile eines Saxes (nicht wurmbunt) sowie eine wurmbunten Schwertklinge aus Renneisen- bzw. Raffinierstahl wurde anscheinend ca. im Jahre 2000 durch Herrn Volker Hollmann geschmiedet (Cultura Martialis, Heft 9, 2006, Seite 21).

Eine Replik einer latènezeitlichen keltischen Schwertklinge (nicht wurmbunt) aus Renneisen- bzw. Raffinierstahl ist im Latenium Museum in Neufchatel ausgesellt. Sie wurde nach Angaben von Francois Morier für die Museumeseröffnung im Jahre 2001 geschmiedet.

Gemäss erhaltener Bestätigung wurde im Februar 2007 eine wurmbunte Klinge (Merowinger Typ) im Atelier von Christian Moretti aus 100% Renneisen bzw. Raffinierstahl geschmiedet.

Weitere Informationen zu diesen und anderen Nachschmiedeversuchen werde ich erst nach weiteren Abklärungen bzw. Überprüfungen weitergeben.


Bei dieser Gelegenheit habe ich noch eine Frage an Unsel:

Zitat Unsel vom 21.1.2010: „Lange Rede kurzer Sinn, Ich weiss von einigen die Klingen aus Ihrem Renneisen/Stahl machen, ob Sie aber jemals ein Schwert daraus hergestellt haben weiss ich nicht. Ich werde einfach mal binnen den nächsten Tagen den Hörer in die Hand nehmen, Bekannte und Freunde in Belgien, Holland und Frankreich befragen.“

Hast Du aus deinem Bekanntenkreis schon jemanden gefunden, welcher nachweislich aus 100% Renneisen bzw. Raffinierstahl Schwertklingen der Spätantike bis und Spätmittelalter geschmiedet hat? Weitere Hinweise wäre mir eine Hilfe.

Grüsse

Lonbow64
 
Vielen Dank für die Auskunft.

Es freut mich zu lesen das Sie sich doch schon recht sorgfältig damit auseinandersetzen. Auch die Unterteilung ist sehr sinnvoll.
Alles in einen Topf zu werfen ohne Unterscheidungen zu machen bzw. nicht auf die feinen aber recht wichtigen Unterschiede aufmerksam zu machen , wäre auch ziemlich sinnfrei.
Man mag es sehen wie man will, aber auch die Nachschmiedungen aus modernen Industriestahl haben was den technischen, konstruktiven Aufbau angeht durchaus einen Sinn und sollten hier ebenfalls eine Würdigung erfahren. Gerade was Muster und Arbeitsreihenfolgen angeht können hier schon einige Fragen geklärt werden. Auch und insbesonders die Theorien zur Stabspaltung (ich meine das diese angeregt wurden von Jaap Ypey) können damit ausreichend beantwortet werden.

Völlig klar ist aber auch das die Arbeit mit den traditionellen Rennfeuerstählen hier insgesamt betrachtet einen höheren Stellenwert bei der Nachschmiedung einnehmen kann wenn es sich dabei auch um ein gute Arbeit handelt.
Die Erfahrungen und Kenntnisse müßen zwangsläufig um ein vielfaches höher sein als wenn man Industriestahl verwendet von dem man genau weiß was man damit wie machen kann.

Es würde mich sehr freuen wenn wir das Ergebniss Ihrer Nachforschungen hier dann auch zu lesen bekommen würden.
 
Hallo,

@ Longbow, verzeih dass aus meinen" In den nächsten Tagen" einige mehr geworden sind.

In Belgien scheint nichts bekannt zu sein, bis auf eine Messerklinge die aus tordierten Stäben besteht, ganz aus Rennmaterial gemacht.
Der Schmied ist Louis Baumanns, welcher mit dem Keltendorf Aubechies http://www.google.de/url?sa=t&sourc...84WABw&usg=AFQjCNEMFWFfYNE_nZmGFjulE_vjIlS8tg zusammen arbeitet.
Die Antwort der Franzosen steht noch aus, obwohl mir die Arbeit von Christian Moretti bekannt ist, und schon einige Klingen in der Messerzeitschrift Excalibur vorgestellt wurden.
Desweiteren ist in M.Sachse s Buch 2te erweiterte Auflage seite 227 Abb.385 eine Dolchklinge aus korsischem Rennfeuereisen zu sehen, offensichltich aus tordierten Stäben.
Historische Schwerter komplett aus Rennfeuermaterial habe ich also bisher noch keine gefunden.

Gruss unsel
 
Hallo

Danke Unsel, für deine Info.

Hier noch eine Ergänzung zu meinem heutigen Beitrag:

Patrick Barta ist möglicherweise auch als Schmied aufzuführen, der wurmbunte Schwertklingen aus Renneisen geschmiedet hat. Folgende Hinweise sowie eine Aussage eines Bekannten in der Tschechei lassen eine solche Vermutung zu:

Auf seiner Internetseite: http://www.templ.net/english/who_is_patrick_barta.php sieht man wie er Eisen selbst verhüttet. Auf seiner Home Page steht auch folgendes geschrieben: „Since 1995 he cooperated with many czech and foreign museums. His main credo is maximal quality of his works and on manufacturing of swords he uses only traditional procedures.“

Mir fehlen aber noch entsprechende Bestätigungen, dass er solche Schwertklingen aus 100% Renneisen bzw. Raffinierstahl geschmiedet hat. Ich habe ihm diese Frage vor einiger Zeit schriftlich gestellt. Leider habe ich noch keine Antwort erhalten.

Habt Ihr diesbezüglich Informationen?

So oder so scheint es so, dass Patrick Barta mindestens seit dem Jahre 2003 wurmbunte Schwertklingen schmiedet. Ob er als Schmiedmaterial Renneisen, Industriestahl oder eine Kombination Renneisen-Industriestahl einsetzt, bleibt noch zu klären . Die Qualität seiner Arbeit scheint mir (anhand der Fotos) von sehr guter Qualität.

Grüsse Longbow64
 
Stimmt ich kenne Ihn flüchtig von Mittelalterfestivals in Luxemburg, an welchen wir gemeinsam teilnahmen.
Seine Arbeiten sind eher Gebrauchsschwerter zum Showkampf, resp. Deko,
allerdings sauber gemacht.
Wurmbunte Klingen habe ich von Ihm noch keine gesehen, was aber nicht heissen soll das er das nicht auf die Reihe bekäme.
Wenn ich Ihn dieses Jahr sehe, spreche ich Ihn auf die Traditionell hergestellte Schwerter an.
Feuergeschweisster Verbundstahl ist ja eigendlich schon die Traditionelle Herstellungsart.
Obs allerdings ausschliesslich aus Renneisen ist fragt man am besten nach.

Gruss unsel
 
Zurück