Erstes Replikat wurmbunter Schwertklinge

Hallo

Der mögliche Zusammenhang von Phosphor als Kontrast in Schmiedemuster von spätantiken bzw. frühmittelalterlichen wurmbunten Klingen interessiert mich sehr. Aus diesem Grund möchte ich die Aussagen betreffend der Schmiede-Musterplättchen von Heinz Denig richtig verstehen bzw. interpretieren können. Auf der Internetseite von Heinz Denig unter der Rubrik „Aktuelle Informationen“ finden sich Informationen bzw. eine Beschreibung wie die Musterplättchen hergestellt wurden. Ich hatte diese Beschreibung so verstanden, dass diese Plättchen vollumfänglich aus selbst verhüttetem Eisen geschmiedet wurden.

Aufgrund der nachstehenden, auszugsweise wiedergegebenen Zitate i.Z. mit diesen Plättchen, frage ich mich, ob ich etwas missverstanden bzw. verwechselt habe:

Zitat U. Gerfin vom 21.1.10: „Die Internetseite von Heinz Denig ist recht aufschlußreich, insbesondere was die Musterintensität betrifft, wenn man phosphorreiches und phosphorarmes Material verwendet, Den Bildern nach zu urteilen ist der Kontrast fast so stark, wie bei der Verwendung von Reinnickel.“

Zitat Unsel vom 21.1.10: „Hallo, Diese Plaquetten, die Heinz Denig aus Renneisen, gemacht hat und zum Teil auf seinen Büchern zu sehen sind, hatte ich auf einem unseren Axtschmiedetreffen in der Hand. Sie sind stark im Kontrast. Er erklärte mir von dem Phosforgehalt und dass die Silberglänzenden Schichten daraus resultieren.“

Zitat U. Gerfin vom 22.1.10: „Die Eisenanalyse ergab einen Phosphorgehalt von 0,79 %, C war so gut wie nicht enthalten, wohl aber etwas Silizium, dies allerdings möglicherweise in der Schlacke.“

Zitat D. Kraft vom 23.1.10: „Bei Klingen sieht die Sache etwas anders aus. In Mittelsträngen von Schwertern (Wurmbunt) kommen schon mal Werte von 0,292% P vor, aber nicht in der Schneide da liegen die Werte deutlich niedriger. Hin und wieder mal 0,1 sonst im Bereich 0,05 und weniger. Wenn der Wert von Heinz Denig richtig ist so müßte man schon im Verfahren was er gemacht hat mal nachforschen was zu so hohen Werten geführt hat. 0,8% P in einer Klinge dürfte das Material ziemlich brüchig werden lassen.....also ganz bestimmt nichts was in einer Schwertklinge zu suchen hat.“

Zitat Sanjuro vom 15.2.10: „Heinz Denig hat mir verschiedene Werkstücke gezeigt und die schöne Zeichnung (ganz helle Strähnen wie bei Nickel) sowie die Geschmeidigkeit und leichte Schweißbarkeit gelobt.“

Zitat Markus Balbach vom 18.01.01: „Ich habe mir von Heinz Denig, in Stollberg vor Jahren bei einer Ausstellung, bei der ich gerade selber Arbeiten aus Luppenmaterial ausstellte, mal Damststähle zeigen lassen aus von ihm verhütteten Stählen. Es waren die Plättchen auf seinen limitierten Buchausgaben. Da mir dieser Damast, bzw. die Stahlschichten nicht nach verhüttetem Stahl aussahen, habe ich Ihn (Heinz Denig) direkt darauf angesprochen. Die Antwort war, dass nur die äußerste Lage!! aus selbstverhüttetem Material bestünde, mehr nicht!“

Handelt es sich bei denen von Herrn M. Balbach erwähnten Plättchen, um dieselben, deren Herstellung auf der Internetseite von Heinz Denig beschrieben wird und im Band 2 „Alte Schmiedekunst“ auf Seite 132 abgebildet sind?

Wenn ja und ich M. Balbach richt verstanden habe, bestehen somit diese Plättchen vorwiegend aus nicht selbst verhüttetem Material und es ergeben sich folgende Frage:

Was ist mit der äußerste Lage gemeint, die nur aus selbst verhüttetem Material besteht? Ist damit die Schneide gemeint? Besteht der Kern mit den Torsionsmusterungen aus Industriestahl mit Lagen aus phosphorreichen und phosphorfreien Lagen? Ist dies vielleicht der Grund, warum der gemessene Phosphorgehalt (0.79%) bei diesen Plättchen im Vergleich zu den Phosphor-Mittelwerten spätantiker bzw. Frühmittelalterlicher Klingen deutlich höher ausgefallen ist?

Dies führt auch zur Frage wie stark der Kontrast der Schmiedemuster dieser Plättchen nach der Tordierung und Feuerverschweissung gewesen wäre, wenn der maximale Phosphorgehalt der einzelnen phosphorhaltigen Lagen z.B. 0.2% anstatt ca. 0.8% betragen hätten. Auch bleibt zu klären, wie solche Schmiedemuster (Grundlage P-Gehalt Unterschied) ohne Ätzung aber mit einer guten Spiegelpolitur (mit Steine poliert) ersichtlich wären. Die entsprechenden Fragen i.Z. mit der Kontrastintensität und Sichtbarkeit von Schmiedemuster aufgrund Kohlenstoffgehalt-Differenzen (z.B. 0.0% bis. 0.4%) innerhalb der einzelnen Lagen sind ebenfalls anzusehen.


Longbow64


P.S.: Vielleicht könnte man die Fragen i.Z. mit Phosphorgehalt im Renneisen bzw. Raffinierstahl anstatt in diesem Thread, unter dem Diskussionspunkt „Wie kommen Legierungselemente aus den Erzen in den Stahl?“ besprechen.
 
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So führt das wahrscheinlich zu einem nicht sehr Produktiven Hin und her,deswegen schlage ich vor du schreibst Heinz Denig.
Telefonieren ist meiner Meinung nach nicht Ideal, da der Mann Probleme mit dem Gehör hat.

Er ist sehr Entgegenkommend und Ehrlich.
Ich weiss von Ihm dass diese dünnen Dekoplättchen ganz aus selbstverhüttetem Rennmaterial sind.
Wie D.Kraft bemerkt hat, hat dieses phosphorhaltige Zeug ausser als Dekolage aussenrum nichts an einer Schwertklinge verloren.

Gruss unsel
 
Patrik Barta hat eine sehr breite Palette von Schwertypen und die Stücke sind schon recht gut anzusehen , keine Frage aber es wird nirgendwo genau erklärt ob er jetzt alles aus selbstverhütteten Erzen und selbstgefertigten Raffinierstählen herstellt oder nicht.

Nur nach den Bildern kann man das meiner Meinung nach nicht erkennen.

Auf der Eingangsseite ,Who is Patrik Barta, wird nur davon geschrieben das er traditionelle Techniken anwendet. Wie das jetzt genau zu verstehen ist, also nur der technische Aufbau der Klinge aus mehreren Stahlsorten oder ob er jetzt auch die gesamte Stahlherstellung damit meint ist offen.

Ich will jetzt aber auf gar keinen Fall seine Arbeiten oder gar seine Person mit diesen Fragen miesmachen....auf gar keinen Fall .

Ganz im Gegenteil. Die zu sehenden Schwerter sprechen für sich. Wenn man nur ein wenig davon versteht, weiß man das da verdammt viel Arbeit dahintersteckt um sowas herstellen zu können.

Angesichts der ,wie ich finde , sehr sehr günstigen Preise für seine Schwerter , speziell die spätrömischen / frühmittelalterlichen Stücke kommen mir aber schon Zweifel ob solche Preise real sind wenn tatsächlich die Klinge komplett aus selbsterstelltem Raffinierstahl bestehen sollten.

Werde mich ebenfalls mal bemühen eine Anfrage an Patrik Barta zu stellen. Entweder direkt oder aber über Pavel Rihacek. Die Frau von Pavel ist der Englischen Sprache sehr gut mächtig und kann da eventuell weiterhelfen.
Pavel arbeitet ja ebenfalls mit selbsthergestelltem Stahl aber eben im japanischen Stil.
Sollte das nicht klappen, E Mails sind da so eine Sache , werde ich Pavel spätestens im Mai in Solingen sehen und Ihn direkt fragen können.

Antworten , wenn ich den welche bekomme, poste ich hier.

Edit : Die Werte von Phosphor in Schwertklingen stammen aus seriösen Untersuchungen an Orginalen. Quelle hatte ich ja schon angegeben.
 
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....Der mögliche Zusammenhang von Phosphor als Kontrast in Schmiedemuster von spätantiken bzw. frühmittelalterlichen wurmbunten Klingen interessiert mich sehr. Aus diesem Grund möchte ich die Aussagen betreffend der Schmiede-Musterplättchen von Heinz Denig richtig verstehen bzw. interpretieren können.......
Heinz Denig hatte, wie von Markus erwähnt, eine limitierte Buchausgabe mit dünnen Damastplättchen auf dem Cover ausgestattet. Diese hatten vor allem dekorativen Charakter. Über die genaue Zusammensetzung solltest Du ihn direkt fragen. Schick mir, wenn Du willst, eine Mail, dann gebe ich Dir gern seine Mail-Adresse. Heinz ist freundlich, interessiert und kommunikativ, und was er weiß, teilt er gern mit anderen. Allerdings ist er Schmied und nicht metallurgischer Experte wie Ulrich Gerfin.

In dem Bemühen, interessante Strukturen zu erzeugen, OHNE industrielle Stahlsorten unterschiedlicher Legierung für Kontraste einsetzen zu müssen, ist Heinz so ausfallene Wege gegangen, die phosphorhaltigen Strukturen aus seinem Rennfeuereisen herauszumeißeln (!), um sie mit anderem, dunkler zeichnendem Eisen zu neuen Mustern zu kombinieren.

Wie Ulrich schon schrieb, kann das stärker phosphorhaltige Eisen so hell wie Nickel auftreten und bildet daher einen deutlichen Kontrast. Die Plastizität ist durch den geringen C-Gehalt hoch, und die Schweißbarkeit exzellent.

Ich habe von Heinz schöne Fotos von (kürzeren) wurmbunten Klingen erhalten, kann allerdings nichts dazu sagen, ob sie durchgängig aus Rennfeuereisen/-stahl bestehen - ausreichend Material in Form von Luppen aus erfolgreichen Rennofenreisen hätte er sicher zur Verfügung! Das wäre aber per Mail an ihn leicht zu eruieren.

Sicher ist, dass Du von seinen umfangreichen praktischen Erfahrungen profitieren könntest; zudem hat er mit vielen Museen zusammengearbeitet und hat von daher einen Fundus an speziellem Wissen.

Gruß

sanjuro
 
Hallo

Ich hatte Herrn Barta die Frage betreffend des verwendeten Schmiedematerial bereits im Oktober letzten Jahres gestellt. Da ich noch keine Antwort erhalten hatte, habe ich gestern nochmals eine entsprechende Anfrage per email gesendet. Er hat mir dann umgehend geantwortet.

Aus seiner Antwort in Englisch blieben noch gewisse Verständnisunsicherheiten, so dass ich nochmals nachgefragt habe. Ich hoffe, dass ich bald eine Präzisierung erhaten werde und Euch das Resultat der Anfrage weiterleiten kann.

Unter dem Thread "Wie kommen Legierungselemente aus den Erzen in den Stahl ?" habe ich noch einen interessanten Hinweis "wie Phosphor ins Renneisen gelangt" eingestellt.

Grüsse Longbow64
 
So habe heute eine Antwort von Patrik Barta bekommen.

Zitat

Dear Mr. Kraft
All my welded blades are form my smelted steel( it means
pattern-welded,sandwich,steel edge-iron body blades). Other are from one
piece of modern Cr-Si steel(in section antiquity and early middleage it
is for example Blucina seax or Holubice celtic sword,in section modern
age all blades).)

Sincerely Patrick Barta

Zitat Ende

Damit gebührt ,meiner Meinung nach, Ihm die Ehre für sich in Anspruch nehmen zu dürfen aus komplett selbstgefertigten Raffinierstählen "wurmbunte Schwertklingen" im europäischen Stil gefertigt zu haben.
Das ganze auch mit Bildern entsprechend belegbar .

Also hier mal keine "Sprüche" oder ähnliches sondern Schwerter aus Stahl.:D

Ich gehe mal davon aus das Herr Patrik Barta somit erst mal alleine auf weiter Flur steht.

Vielleicht kann da aber auch noch jemand gleichziehen.....oder taucht aus der Versenkung der Geschichte auf.
 
Respekt:staun:

Gruss unsel

Die Bilder wären nett.
 
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Am besten stöbert man mal ein wenig auf seiner Website.
http://www.templ.net/english/who_is_patrick_barta.php

Nachtrag : Mit Bildern belegen meine ich ,dass man die Schwerter auch sehen kann.
In einigen Detailbildern kann man aber dann schon sehen das der Stahl nicht eine gleichmäßige Textur zeigt wie das recht häufig bei anderen Schwertern aus raffiniertem Industriestahl zu sehen ist.
 
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http://www.templ.net/english/making-welded_steel.php

Diese Bilder hatte ich schon gesehen, allerdings wünschte ich mir einen sanfteren ;) Übergang zwischen dem gereinigten Luppenbarren und der fertigen Wurmbunten Klinge.
Natürlich ohne die Arbeit von Mr. Barta anzuzweifeln.
Übrigends gibt es eine fast Identische Klinge ganz aus dem Rennfeuer von M.Sachse in seinem Buch zu sehen Seite 227 Abb. 385 in der 2ten Erweiterten Auflage.

Vieleicht ist Herrn Barta so nett und zeigt die Bilder des gesamten Schmiedeablaufes.

Gruss unsel
 
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Hallo

Patrick Barta hat meine Anfrage betreffend das von ihm verwendete Schmiedematerial, wie folgt beantwortet:

“Dear Sir, Yes-you understand good. My blades are from welded irons and steels. The welded iron I use over 100 years old welded iron, the steel I made no from iron ore, but by carbonising of soft welded iron and cleaning by welding. You can see it on my sites. First sword blade from full welded materials I made in 2000. Since this year I dont use modern steels.”

frei übersetzt in Deutsch:

Ja du hast richtig verstanden, meine Klingen sind aus raffiniertem Eisen und Stahl. Das raffinierte Eisen, welches ich benutze ist über 100 Jahre alt. Den Stahl stelle ich nicht von Eisenerz, aber durch Aufkohlung von weichem raffinierten Eisen und anschliessender Raffinierung zur Reinigung (wie auf meiner Internetseite ersichtlich) her. Im Jahre 2000 habe ich die erste Schwertklinge aus reinem raffiniertem Material geschmiedet. Seit diesem Zeitpunkt verwende ich keine modernen Stähle mehr.

Um ein sprachliches Missverständnis zu vermeiden, habe ich doch nochmals nachgefragt, ob er somit keine Klingen aus selbstverhüttetem Eisen bzw. Raffinierstahl schmiedet, sondern als Schmiedematerial anscheinend altes Schmiedeeisen (Raffinierstahl) wiederverwertet.

Ich habe nun folgende Antwort erhalten:

“I’m trying answer. My first sword full from smelted metal is on my sites-it is nr. 107 and I made it for the exhibition "Europe center around 1000AD"-see my sites. Now it is in museum in Mikulcice (Cz).”

Aus dieser Antwort gehe ich davon aus, dass er die Klingen somit nicht aus selbstverhüttetem Eisen, sondern aus wiederverwertetem alten Schmiedeeisen bzw. Raffinierstahl schmiedet. Die Frage stellt sich, ob die chemische und strukturelle Zusammensetzung dieser Schmiedeeisen bzw. Raffinierstähle den antiken bzw. frühmittelalterlichen Halbfertigfabrikate (Eisen- bzw. Stahlbarren) ähneln.

Nach seinen Angaben haben die Stahllagen in seinen tordierten Stäben einen Kohlenstoffgehalt von ca. 0.5% und die Schneide 0.7%. Mit Phosphoreisen bzw. –stahl hat er keine Erfahrungen.


Zitat Unsel vom 1.3.2010: Übrigens gibt es eine fast identische Klinge ganz aus dem Rennfeuer von M.Sachse in seinem Buch zu sehen Seite 227 Abb. 385 in der 2ten Erweiterten Auflage.

Bei der im vorerwähnten Zitat erwähnten Klinge handelt es sich um eine Dolchklinge, welche vermutlich aus verhüttetem korsischem Eisensand hergestellt wurde. Ich meinte gelesen zu haben, dass sich korsisches Eisensand oder Erz durch erhöhten Nickelgehalt auszeichnet. Dies würde möglicherweise den extrem silbernen Kontrast erklären. Bin mir aber betreffend des Nickels nicht sicher.


Grüsse Longbow64
 
Hmm,

irgendwie ein kleiner Widerspruch zu der Antwort welche ich erhalten habe. Das Zitat ist nicht von mir veränder, sondern so im Orginal hier hineinkopiert worden.

Scheint aber schon so zu sein das er tatsächlich auch eine Klinge komplett gemacht hat. Altes Material wiederzuverwerten ist natürlich eine weitere Variante im Spiel mit dem Material.
 
Hallo

Wie Patrick Barta gibt es anscheinend noch andere Schmiede, die als Schmiedematerial für Schwertklingen-Repliken, anstatt modernen Industriestahl, altes Schmiedeeisen bzw. Raffinierstahl verwenden.

Wie im Beitrag 70 erwähnt, stellt sich Frage, ob die chemische und strukturelle Zusammensetzung dieser wiederverwendeten alten Schmiedeeisen bzw. Raffinierstähle den antiken bzw. frühmittelalterlichen Halbfertigfabrikate (Eisen- bzw. Stahlbarren) ähneln. Bis ca. Mitte des 19. Jh. war Raffinierstahl u.a. primäres Grundmaterial für die Klingenherstellung. Erst danach wurde Raffinierstahl für die Massenprodukte durch Gussstahl ersetzt.

Raffinierstahl als Grundmaterial für Schmiedeprodukte wurde bis ins 20. Jh. produziert (siehe Hinweis im Beitrag 41). Dazu noch folgender weiterer Hinweis aus der Publikation: „Mitteleuropa Rheinland, Stahlschmieden in einem bergischen Wasserhammer“, G. Wolf 1964: „Bis zum Ersten Weltkrieg arbeiteten noch einige Hammer, die ihren Stahl als Messer- und Schneidenstahl an Werke in Solingen und Remscheid lieferten. Im Jahre 1932 wurde noch in 2 Wasserhammern gearbeitet. Der letzte Raffinierstahl wurde vermutlich von August Ibach im Ibachshammer im Hammertal geschmiedet.“

Nachstehend findet Ihr noch zwei Analysewerte (Angaben ohne Gewähr) von nicht modernem Industriestähle, welche ich gefunden habe (für einen Vergleich ein bisschen wenig, aber immerhin ein Anhaltspunkt).

Scharsachstahl: C 0.820%, P 0.014%, Mn 0.010%, Si 0.000%, Cr keine Angaben, Ni 0.004%, S 0.005%
Solinger Schweisseisen: C 0.606%, P 0.024%, Mn 0.069%, Si 0.059%, Cr keine Angaben, Ni keine Angaben, S 0.007%

Solche oder ähnliche Stähle werden möglicherweise als Grundlage für Schwertklingen-Repliken durch Schmiede wie Patrick Barta verwendet. Wenn man diese chemischen Werte mit denen, von europäischen antiken bzw. mittelalterlichen Klingen vergleicht, könnte man den Eindruck erhalten, dass sie sich zumindest auf der Basis chemische Zusammensetzung ähneln.

Vielleicht könnte mir noch jemand den Begriff Scharsachstahl bzw. den Unterschied zu Raffinierstahl erklären.

Grüsse Longbow64
 
Zum letzten Beitrag:
Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Raffinierstahl und Scharsachstahl gibt es nicht.
Raffinierstahl wäre die generelle Bezeichnung für Verbundstähle, bei denen im Prinzip homogenes Material mit sich selbst verschweißt wird.
Ein klassisches Beispiel wären die Gärbstähle oder auch japanische Klingenstähle.
Im Prinzip homogen nenne ich einen Stahl, der identische Legierungselemente in gleichmäßiger Verteilung aufweist, mit Ausnahme der interstitiell eingelagerten Elemente Kohlenstoff und gegebenenfalls Stickstoff, die bei entsprechender Temperatur im Stahl diffundieren und sich dadurch ausgleichen.

Scharsachstahl- zu Deutsch: Messer- oder Schneidstahl ist eine Bezeichnung, die in Steyr (Oberösterreich) geprägt wurde.
Genaueres darüber ist in dem Beitrag von Clemens Böhne im Archiv für das Eisenhüttenwesen, 1969, S. 661 ff nachzulesen.
Deshalb hier nur ein ganz kurzer Abriß.

Im 10.-11. Jhdt erzielte man durch größere Schachtöfen höhere Temperaturen und größere Luppen, die mit Holzkohle und Schlacke verunreinigt waren und einen recht hohen C-Gehalt aufwiesen.
Diese großen Luppen wurden in passende Stücke zerteilt und in einem eignen Feuer mehrere Stunden auf Weißglut erhitzt.
Dabei entkohlte der Rand, während im Inneren noch 0,8 - 1 % C übrig blieben.
Das Material wurde zu Stangen ausgeschmiedet-ca 5 cm dick- und alle 25 cm eingekerbt. Die Stangen wurden in Wasser abgeschreckt und an den Kerbstellen gebrochen.
Die Art des Bruches verriet dem erfahrenen Schmied ziemlich genau die Qualität des Stahles. Die Stücke mit dem feinsten Bruchgefüge wurden aussortiert und miteinander verschweißt/raffiniert. Der entstehende Stahl wies einen C-Gehalt um 0,8 % auf und wurde für hochwertige schneidende Werkzeuge verwendet.
Im Namen stecken wohl die Begriffe "Schar"-wie Schere, scheren und Sachs (oder Sax) für Klinge.

Der oben angesprochene Aufsatz von Clemens Böhne ist sehr aufschlußreich und gibt Hinweise für weitere Literaturstudien.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallo ,
wie ihr seht bin ich auch noch neu hier
Und würde mich auch als lernwilligen Laien bezeichnen.
Ich bin auch viel am lesen.
Nach meinem ersten Schmiedekurs bei dem ich auf die Namen Reichsschmiedemeister Paul Müller, Manfred Sachse und P.J Stienen gestossen bin habe ich die mal gegoogelt. Googlesuche: Reichsschmiedemeister Paul Müller.
Folgender Treffer:
http://www.schwertschmiede.ch/index-Dateien/Page8475.htm

widmet sich dem Thema- ist glaube ich etwas überzogen und z.T schlecht recherchiert aber gibt Einblick in die Unterschiede historischer und moderner Stähle.

Hoffe das war jetzt kein Fettnäpfchen für einen Neuling.
 
Hallo,
danke Lothar. Der Thread ist sehr aufschlussreich.
Dann werde ich mal weiterlesen.

Grüsse Christian
 
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