@cut: Ich bin immer dankbar für die Bilder aus den historischen Katalogen etc., mit denen Du hier die Beiträge bereicherst! Tolle Sachen sind da dabei, und mich freuen immer ganz besonders die detailreichen Stiche, mit denen die Messer abgebildet wurden. Viel stilvoller als die heutigen Hochglanzbilder ...
Aber weg von Begrifflichkeiten und Back to Topic:
Ein Exemplar, verwandt mit denen aus Post
#28 - Hubertus Magic Knife/Pen Blade release, allerdings die größere Variante mit 8,5 cm langer Klinge:
Eine sehr "klassische" Anmutung läßt zunächst mal nur auf eine "normale" mechanische Öffnungsmöglichkeit schließen ...
... bis man dann auf den zweiten Blick feststellt, daß ja kein Nagelhau vorhanden ist. Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich ... vor allem, wenn man dennoch versuchen möchte, die große Klinge auszuklappen (greifen kann man sich ja, schließlich ist sie groß genug). Nixgibt's ...
Die kleine Klinge (mit Nagelhau
) kann man wie erwartet/gewohnt aufklappen, und die Klingenwurzel zeigt, daß das Messer irgendwie nicht so normal ist:
Ich entschuldige mich ausdrücklich für Fussel und Staub - egal, wie man es putzt, bei diesen Bildern sieht man IMMER etwas. Jedenfalls: Wir sind weit entfernt von einem klassischen Federmesserdrückerricasso, würde ich sagen. Abgeschrägt, spitzig, irgendwie seltsam. Ansonsten von der Form her eine ganz normale Federmesserklinge (was suboptimal ist, siehe unten). Ein Blick in's innere zeigt mehr:
Zu erkennen ist die Sprungfeder (im unteren "Slot" der großen Klinge) und ein - tja - längliches Etwas im oberen der Federmesserklinge. Im Gegensatz zu der "Knubbel"-Mechanik der normalen Federmesserdrücker, über die per ausgeübtem Druck nach innen in den Griff hinen die Rückenfeder der großen Klinge angehoben wird, muß dieses Konstrukt hier ja zum einen den Sprungmechanismus auslösen und zum anderen dann beim Zuklappen auch die Sperre der großen Klinge lösen. Leider - Schande über mich - habe ich noch nichts über die genaue Arbeitsweise dieses Mechanismus in Erfahrung bringen können.
Bei genauerem Hinsehen erkennt man an diesem länglichen Metallstück auf dem Bild ziemlich weit links eine kleine Erhebung, die auch etwas abgeschrägt ist, so daß die Abschrägung des Federmesserricassos dort ansetzen dürfte und - Vermutung - dieses Metallstück etwas nach außen drückt; ein wenig Luft ist ja zu der Seite hin. Ich nehme an, daß dadurch die große Klinge nicht mehr gehalten - allerdings hat diese, anders als klassische Springer, KEINE Löcher in der Klingenwurzel; es muß also eine andere Struktur vorhanden sein ...
... und durch den Federdruck dann ausgeworfen wird. Dito bei der Entriegelung. Es gibt auch an der großen Klinge keinen "Haken" auf der Rückenseite der Klingenwurzel, in den die Rückenfeder dann eingreift (naja, wozu auch
).
Jedenfalls: Ein rundum gelungenes Messer, das für mich vor diversen Jahren das erste deutliche "Habenwollen" auslöste - ich hatte es mir dann bei Hubertus bestellt, war aber mit der handwerklichen und der technischen Ausprägung nicht zufrieden und habe es zurückgeschickt. Tja, Pech ... kurz danach wurde das Teil dann nicht mehr produziert; es hieß immer "vielleicht irgendwann wieder" ...
HIer sieht man, wieso die klassische Federmesserklinge nicht so der Hit bei diesem Messer ist:
Durch den Druck von innen (oder den Platzbedarf den "Auslösers" im Griff?) schaut die Spitze der Klinge immer aus dem Griff heraus - nicht so, daß man daran hängenbleibt, z.B. mit der Fingerspitze, wenn man das Messer in der Hosentasche hat, aber deutlich sichtbar. Finde ich nun nicht so toll gelöst, keine Ahnung, warum da dann nicht z.B. eine Art Schafsfußform gewählt wurde, so daß die Klingenspitze weiter unten sitzt. Vielleicht, weil das Material (also die kleinen Klingen) irdendwo schon herumlag ...? Whatever - das ist der einzige Kritikpunkt, den ich anbringen kann.
Auch die Fertigung - die ja bei Hubertus durchaus mal rustikal ausfallen kann - ist bei diesem Exemplar wirklich OK, keine Spalten, alles paßt. Schön!
Ist auch ein ordentlicher Brummer, deutlich über 11,5 cm im geschlossenen Zustand.