Gyuto-Review: Kohetsu AS 210 mm

Karnstein

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Gyuto-Review: Kohetsu AS 210 (Schanzkur)

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Vorweg: Ich hab mich zwar ganz schamlos von der Struktur von Pflasters Gyuto Review inspirieren lassen,

Klingenlänge: 210mm
Gesamtlänge: 345mm
Klingenhöhe: 46mm am Heft
Klingenrücken Heft: <2.4mm
Gewicht: 126g
Griffmaterial: Kampferbaum (ho wood) und Büffelhornzwinge
Preis: 205€

Zum Anwender:

Wie Pflaster bin ich Hobbykoch und kein Profi. Ich koche zurzeit in einem Drei-Personen Haushalt, manchmal auch für 4-5 Personen wenn wir Gäste haben. Dazu kommen dann ein paar Mal im Jahr größere Feten wie Geburtstage oder Sommerfeste, da bereiten meine Mutter und ich 2-3 Gerichte für 20-30 Personen zu. Gekocht wird bei uns daheim mit sehr viel Gemüse, meistens das was saisonal geerntet wird. Dazu gibt es häufig Huhn oder Fisch, Fleisch wie Rind oder Schwein gibt es bei uns eher selten. Alle Angaben zu Standzeiten und Nutzungskomfort sind also nur auf den privaten Gebrauch übertragbar.

Hintergrund des Messerkaufs:

Ein eigenes Chefmesser sollte kurz vor Ende der Studienzeit her, da das größte Messer in meiner Sammlung zu dem Zeitpunkt ein Herder Nakiri war. Schönes Messer, aber von seiner Form her nicht gerade ein Allrounder und manchmal hab ich mir auch ein paar Zentimeter mehr Klingenlänge gewünscht.

Ich hab mir dann folgenden Anforderungskatalog erarbeitet:

- universelle Klingenform (Chef/Gyuto/Santoku) mit 20cm Länge oder mehr
- Carbon-Klinge ohne Kropf, da der meiner Meinung nach beim Schleifen mehr als stört
- schlanker Griff, gerne auch im japanischen Stil
- leichtes Gewicht, Schwerpunkt gerne eher Richtung Klinge
- Budget von rund 200€ inkl. Versand und Steuern

Viel gab der deutsche Messermarkt (inkl. Herder) bei den Anforderungen nicht her. Deswegen war für mich recht schnell klar, dass es ein Gyuto werden sollte und das ich im Ausland bestellen würde.

Wenn man das Messer vor dem Kauf schon nicht in die Hand nehmen kann, so wollte ich es doch wenigstens von allen Winkeln und besser noch in Aktion gefilmt sehen. Ich hab mich deswegen auf Youtube nach Reviews umgeschaut und bin darüber auf den amerikanischen Onlinehändler Chefknivestogo.com aufmerksam geworden. Nach einem Abstecher in deren Forum und paar Gesprächen mit befreundeten Köchen fiel dann auf dann meine Wahl auf das 21cm Kohetsu Aogami Super Gyuto. Die Messer selber werden in Japan produziert und dann exklusiv von Mark Richmond (dem Betreiber von CKTG) unter dem Namen Kohetsu vertrieben.

Was ich interessant fand: Die Amis selber scheinen durch die Bank der Meinung zu sein, dass man auch als Hobbykoch unter 24cm Klingenlänge nicht gescheit arbeiten könnte. Ich verbuch das mal unter kulturelle Unterschiede… King-Size ist in USA ja bei vielen Dingen recht beliebt.

Kosten, Versand und der deutsche Zoll:

Ich hatte 214,25$ auf meiner Rechnung stehen: 170$ fürs Messer, 5$ für einen Entgratungs-Filzwürfel und rund 39$ für den Versand mit USPS Priority Mail International. Die Zahlung via Paypal hat mein Konto dann mit knapp 164€ belastet und Vater Staat wollte bei der Abholung beim örtlichen Zollamt weitere 46€ (19% EUST + 8,5% ZOLLEU) von mir haben. Alles zusammen hab ich also rund 210€ gezahlt. Hätte ich mir den Würfel gespart, wären es circa 205 Euro gewesen.

Oder als groben Richtwert für alle die damit liebäugeln ein Messer aus den USA zu beziehen: Überschreitet der Wert der Bestellung inkl. Versand 190$, kann man ihn nach Errichtung der Zollabgaben 1:1 in Euro umrechnen. In Zukunft würde ich deswegen auch eher direkt in Japan bestellen, da die da weitaus humaner mit den Versandkosten sind. Nachher ist man eben meistens immer schlauer…

Wenn ich bei den Versandkosten immer noch etwas beleidigt bin, kann ich wenigstens über die Zustellung selber nichts negatives sagen. Ich hab die Bestellung an einem Samstag rausgehauen, 10 Tage später konnte ich sie beim örtlichen Zollamt abholen. Hätte man die außen am Paket angebrachte Rechnung gefunden und mich die Gebühr beim Postboten entrichten lassen, wären eventuell sogar 7 Tage drin gewesen. Lobenswert fand ich auch, dass mir CKTG schon am Sonntag die USPS-Tracking ID via Mail mitgeteilt hat.

Verarbeitung:

Das Messer kam in einer schön aufgemachten Pappbox, da können sich viele deutsche Hersteller mit ihren fiesen Plastikverpackungen mal eine dicke Scheibe von abschneiden. Die Verarbeitung des Griffes ist nahezu tadellos, der Übergang von Hornzwinge und Holzgriff nahtlos und eben. Kein Vergleich zu meinen Herder Messern, bei denen ich teilweise noch mal mit Schmirgelpapier nachbessern musste, oder meinem Tosa-Hocho mit der ausgeprägten Kante zwischen Zwinge und Griff. Einziger kleiner Makel ist das die Klinge nicht 100% parallel zu den Seiten links&rechts des achteckigen Griffes eingesetzt ist, sondern ganz leicht verdreht. Da dies aber keine Auswirkung auf die Performance hat und man extrem genau hinschauen muß um es zu bemerken, kann ich es durchaus verschmerzen.

Der Klingenrücken ist auf ganzer Länge sauber abgerundet, was die Führung des Messers im „Kneifgriff“ sehr komfortabel macht. Die Klinge selber war schön poliert, wenn auch eine feine Schramme im Mantel drin war. Das hat mich jetzt aber wenig gestört, denn letztendlich ist das Messer ein Werkzeug und kein Kunstgegenstand. Der Schwerpunkt sitzt ungefähr auf Höhe der Kanji-Zeichen, es ist also -ähnlich wie mein ein Herder Nakiri- recht klingenlastig vom Gewicht her

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Geometrie:

Rücken15mm10mm5mm
Kehl2,35mm1,45mm1,10mm0,70mm
Klingenmitte2,02mm1,28mm1,02mm0,59mm
Klingenspitze0,85mmN/AN/A0,45mm




Stahl und Fabrikschärfe:

Das Kohetsu ist eine Dreilagenkonstruktion: Die Schneide ist aus Aogami Super Carbonstahl mit einer Härte von 63-64 Rockwell (laut CKTG), eingebettet in rostträgem Stahl. Obwohl ich bei meinen Herdern null Probleme mit der Pflege von Carbonstahl in der Küche bisher hatte, hab ich mich aus Gründen der Bequemlichkeit gegen die klassische japanische Dreilagenkonstruktion aus Carbonstahl&Eisen und für den moderneren Ansatz entschieden. Macht optisch auch ordentlich was her, da sich die Schneide mit seiner Patina sehr deutlich von rostträgen Mantel absetzt.

Die Fabrikschärfe war für mein Empfinden hervorragend. Ich bin jetzt nicht so der Typ, der sich an allen möglichen Körperstellen mit einem Kochmesser rasiert, aber durch Tageszeitung und Tomaten geht das Messer problemlos durch. Ich hab es jetzt seit über drei Wochen im täglichen Einsatz ohne es nachzuschleifen (ich hab es aber auf einem Lederriemen abgezogen) und kann keinen Verlust an Schärfe feststellen.

Der Stahl ist aber aufgrund seiner hohen Härte klar empfindlicher als beispielsweise mein Herder Nakiri. Die Erfahrung durfte ich schon machen, so habe ich nämlich circa 7cm vor der Klingenspitze einen winzigen Ausbruch (haardick&tief), wahrscheinlich von Dreck zwischen den Schichten einer Lauchstange die ich im Zugschnitt längs zerteilt habe. Da der aber so klein ist, warte ich jetzt einfach ab bis die Klinge merklich abstumpft und schleife ihn dann im Rahmen des ersten Nachschliffs raus. Schließlich möchte ich ja auch wissen wie lange das Messer seine Fabrikschärfe hält, Aogami Super soll von den japanischen Carbonstählen die längste Standzeit haben.

Performance:

Da bei mir daheim es wenig Messer gibt, mit denen man das Kohetsu sinnvoll vergleichen kann, ist das mit der Performance so eine Gefühlssache. Das 20m Zwillings 5 Star Kochmesser meiner Eltern wird erwartungsgemäß deutlich geschlagen. Ich empfinde es in der Nutzung auch den Global und Chroma 301 Messern, die ich auf der Arbeit in einer Kochschule ab und zu in der Hand habe, klar überlegen. Und obwohl das Kohetsu für seine Größe extrem leicht und die Klinge auch dünn ausgeschliffen ist, hat es mein Herder Nakiri nicht völlig in Rente geschickt. Eine Zwiebel würfeln geht mit dem Gyuto klar besser, aber beim Schneiden von feinen Zwiebelstreifen für einen Tomatensalat hat das Nakiri dank seiner weniger bauchigen/geschwungenen Klingenform leicht die Nase vorn.

Da die Klinge sehr steif ist, würde ich es nicht gerade zum Entfernen der Haut von einer ganzen Lachsseite auspacken, alle anderen Arbeiten bei uns in der Küche besteht es aber mit Bravour. Durch seine schlanke Geometrie schneidet es Möhren und spaltet sie nicht. Tomaten sind wie schon erwähnt auch nichts, was das Kohetsu vor unlösbare Aufgaben stellen würde. Die gängigen Schneidtechniken macht die Messerform problemlos mit. Oh, Hokkaido-Kürbise werden ich damit auch nicht spalten wollen...aber ich denke mal das machen die wenigsten von uns mit nem dünn geschliffenen Gyuto.

Fazit:

Ich bin mit dem Messer zufrieden, die Verarbeitung ist gut und es macht seinen Job bei mir in der Küche tadellos. Über die Standzeit des Stahls und wie leicht das Messer zu schleifen ist, kann ich bisher noch keine Angaben mache. Die werde ich aber nachreichen, wenn es soweit ist.

Bekommt es damit von mir eine Kaufempfehlung? Die werde ich ihm nicht geben, bzw. nur eine eingeschränkte. Für jemanden, der kein Problem mit den absurden Versandgebühren hat und auf der Suche nach der Kombination Wa-Griff und AS-Kern im rostfreien Mantel ist, für den ist der Kauf empfehlenswert. Wer nur ein dünnes und pflegeleichtes Gyuto sucht, der kommt mit nem Ashi Hamono aus Schwedenstahl günstiger weg und hat dazu noch die Option, gegen Aufpreis den Griff individuell abändern zu lassen. Das ist wenigstens das Fazit, was ich jetzt nach knapp nem Monat Arbeit mit nem Ashi Hamono Wa-Petty für mich rückwirkend ziehe.

Und zum Abschluß noch paar Bilder, höhere Auflösungen und weitere Photos findet man in meinem Picasa-Order.

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Moin,

vielen Dank für dein ausführliches Review eines interessanten Messers um welches ich auch schon einige Male herumgeschlichen bin :super:
Nachdem was ich damals in US-Foren etc. so für Info's gesammelt hatte wir es gerne als "Hiromoto AS mit besserer Geometrie und Wa-Griff" bezeichnet. Auch wenn solche Vergleiche natürlich nicht immer den Nagel auf den Kopf treffen... denke ich doch, dass es eine (jedenfalls für mich aufgrund der Geometrie und des Griffs und da es die Hiromoto's bald nicht mehr geben wird...) sehr gute Alternative darstellt.

Ich denke auch für einen Preis von 205€ kann man angesichts der augenscheinlich guten Verarbeitung und dem hochwertigen Klingenstahl durchaus zufrieden sein. Ich bin gespannt wie sich das Messer bei dir langfristig schlägt. Zwei Aspekte noch:

Was ich interessant fand: Die Amis selber scheinen durch die Bank der Meinung zu sein, dass man auch als Hobbykoch unter 24cm Klingenlänge nicht gescheit arbeiten könnte. Ich verbuch das mal unter kulturelle Unterschiede… King-Size ist in USA ja bei vielen Dingen recht beliebt.

Hier schon oft diskutiert... witzig nur, da mir das auch immer sehr aufgefallen ist. Ich persönlich teile die Meinung auch durchaus aber das bleibt schließlich jedem selber überlassen. Ich kann schließlich auch gut mit einem 21cm Gyuto arbeiten solange ich noch etwas Größeres im Block hab :D Aber da sind Geschmäcker und Anforderungen verschieden, klar.

Meiner Erfahrung nach kommt das wahre Potential an Schärfe und Standzeit (wenige Hersteller wie Watanabe etc. ausgenommen) bei japanischen Messern erst nach dem ersten ausführlichen Schleifen zum Vorschein. Auch der kleine Ausbruch könnte auf leicht ermüdetes Material an der Schneide hindeuten. Ich erwähne das nur, damit du nicht enttäuscht bist sondern erstmal abwartest wie sich das Messer nach dem richtigen Schliff verhält ;)

Deinem Review nach zu urteilen macht das Messer auf mich jedenfalls einen guten Eindruck, auch wenn ich ja eher der Monostahlverfechter bin aber anhand der Geometrie kann man hier denke ich auch sehr zufrieden sein.

Was mich noch interessieren würde, wäre wie sich der Filzwürfel bei dir schlägt, den hatte ich nämlich auch mal überlegt zu kaufen ;) Bislang benutze ich schlicht und ergreifend Korken.

Gruß, Gabriel
 
Hallo,
erstmal Danke für das Review.
Ich habe das Messer als 240er ebenfalls.
Benutze es als Profi jetzt seit ca.4 Monaten täglich.
Habe es auch schon selber geschliffen und ausführlichst auf einem Seminar 4 Wochen lang,jeden Tag, 120 Essen,Holzbrett,..getestet.
Es musste dabei gegen ein 185er Schanz Gyuto und einem dünn geschliffenem Wüsthoff Classic antreten. Dafür habe ich das jeweilige Schnittgut immer fair gedrittelt. Nach dem Schneiden ging es dann unters Mikroskop und an Arm und Beinhaare...zuerst noch zumindest, später dann durchs Telefonbuch.
Alles immer genau schriftlich festgehalten, auch welche Polierpaste/Leder wann zum Einsatz kam.
Interassante Ergebnisse, sehr Unerwartete auch. Aber:
Jetzt arbeite ich zum Teil in 9 Schichten die Woche und habe eine 10 Monate alte Tochter. Zeit zum schreiben...?
Nur soviel:
Verarbeitung ist bei meinem Messer o.k. aber nicht wirklich so sauber wie du es beschreibst, es steckt sogar minimal schief im Griff.
Anfälligkeit im Bezug auf Ausbrüche bestätige ich mal. Ist zwar keine Mimose, aber mein Messer mit den meisten Macken. Das Wüsthoff auf 10° geschliffen,1000er Sh.GS und Silizium (Kohetsu und Schanz auf 15°,8k) ist da sogar stabiler.
Auch wenn es sehr,sehr gut auf den Wetzstab reagiert (1000er Keramic,flach), besser nicht machen! Wird zwar schnell scharf, aber danach dann um so schneller stumpf! Das Schanz ist da schon geeigneter für, das Wüsthoff sowieso. Leder/Holz und kurz mal nen feinen Stein halten die Standzeit wesentlich besser. Auch Kunststoff mag es gar nicht.
Nachschleifen geht zwar schneller wie beim Schanz (Überraschung...) aber auch nicht grade mal so 1,2,3,fertig. Zudem macht bei meinem Messer der Bereich 5cm bis zur Spitze echt Schwierigkeiten-und zwar nur bei diesem Messer! Muss wesentlich länger,d.h. 3-4x solange wie der Rest geschliffen werden und wird auch schneller wieder stumpf. Wie gesagt, bei anderen Messern habe ich das Problem nicht. Entweder also Materialfehler oder eine bisher geschickt getarnte Unzulänglichkeit von meiner Seite.
Die Standzeit sehe ich auf Augenhöhe mit dem Schanz, das nimmt sich nicht wirklich was. Aber: Das Wüsthoff auf 10° ist echt nicht weit weg davon! DIE Überraschung überhaupt für mich. Der Quantensprung diesbezüglich ist bei mir nicht nachvollziehbar.
Performance: Das Wüsthoff ist nicht wesentlich spürbar weniger scharf oder instabiler gewesen...Die Geometrie ist natürlich, im Vergleich zu den anderen beiden Messern,grauenhaft. Hier und da fällt es nicht so ins Gewicht, aber meistens benutze ich es mittlerweile sehr ungern. Hier findet tatsächlich ein gefühlter Quantensprung statt.
Das Kohetsu mit dem Schanz vergleichen...18.5cm gegen 24cm? Was ich sagen kann,ist dass die Geometrie des Schanz doch noch besser ist.Wie es bei mehr cm und entsprechender Klingenstärke aussehen würde...?
Das Kohetsu muss seine Topschärfe haben, dann hält es eigentlich mit. Aufgrund der längeren Klinge ist es sogar hier und da im Vorteil.
Lässt die Schärfe nach, d.h. unterhalb Rasierschärfe ( meine Gebrauchsschärfe/Problem) ist das Schanz meist vorne.
Es gibt allerdings noch etwas zu bemerken für mich, was an anderer Stelle hier im Forum schon mal eine "interessante" Diskussion verursacht hat:
Das Gefühl! Wenn richtig scharf,dann resoniert das Kohetsu tatsächlich ganz anders als wie meine Momostahlmesser bei mir im Körper. Man mag schmunzeln, aber es fühlt sich absolut grossartig an,damit zu arbeiten.

Das 21 Kohetsu gilt übrigens als echter Laser,das 24er ist da diesbezüglich für einige schon wieder zu dick.

@Gabriel:
Das Hölzchen macht seine Arbeit tatsächlich besser wie die Korken. Entgratet mehr ohne was von der Schärfe zu nehmen. Bei Korken kenne ich das manchmal. Als Vielschleifer hätte ich mir aber lieber gleich 2 oder 3 bestellt, der Klotz sieht irgendwann ausgefranzt und grau aus. Ob das mal schlecht ist...?
 
Hier schon oft diskutiert... witzig nur, da mir das auch immer sehr aufgefallen ist. Ich persönlich teile die Meinung auch durchaus aber das bleibt schließlich jedem selber überlassen. Ich kann schließlich auch gut mit einem 21cm Gyuto arbeiten solange ich noch etwas Größeres im Block hab :D Aber da sind Geschmäcker und Anforderungen verschieden, klar.

Ich sehs auch sportlich. Bei Berufsköchen kann ich den Sinn eines größeren Messers durchaus nachvollziehen. Ich war nur verwundert mit was für einem missionarischen Eifer große Messer auch in privaten Haushalten in US-Foren propagiert werden, teilweise mit einer Vehemenz, wo man sich fragt was die Leute machen wenn sie mal bei jemanden in der Küche sind, dessen größtes Messer nen 16cm Santoku ist... Ich kanns leider nicht beschwören, da die werte Dame zu einem Zeitpunkt starb wo mein Interesse am Kochen sich auf Pommes&TK-Pizza beschränkte, aber ich bezweifel das meine Großmutter -die eine famose Köchin war- ein Messer mit mehr als 20cm Klingenlänge in ihrer Küche hatte.

Mal schauen, irgendwann werde ich mir das mit den großen Messern auch noch mal anschauen (bzw. kann es bald wenn mein 27er Suji ankommt), bisher hab ich bei die 3 Zentimeter mehr eines 24er nicht vermisst. Aber vorher brauche ich glaube ich noch paar Messer, die noch weniger Sinn machen (aber schön aussehen...wie nen Honesuki). Bisserl Unvernunft muß ja auch sein. :D

Meiner Erfahrung nach kommt das wahre Potential an Schärfe und Standzeit (wenige Hersteller wie Watanabe etc. ausgenommen) bei japanischen Messern erst nach dem ersten ausführlichen Schleifen zum Vorschein. Auch der kleine Ausbruch könnte auf leicht ermüdetes Material an der Schneide hindeuten. Ich erwähne das nur, damit du nicht enttäuscht bist sondern erstmal abwartest wie sich das Messer nach dem richtigen Schliff verhält ;)

Ich bin ehrlich gesagt was den Ausbruch angeht nicht wirklich entäuscht. Mir war klar das ein 63-64 HRC Stahl empfindlicher ist als nen 58-59er Windmühlenmesser und verglichen mit "Ups, das Messer ist mir auf den Boden gefallen"-Scharten ist mein haarfeiner Ausbruch nun auch kein wirkliches Drama. Passiert... bisher bin ich mit der Standzeit des Stahl auch völlig zufrieden, wenn man bis vor kurzer Zeit (3/4 Jahr) primär mit Zwilling 5 Star Messern rumgewurstelt hat, ist man da eh recht genügsam. :steirer:

Deinem Review nach zu urteilen macht das Messer auf mich jedenfalls einen guten Eindruck, auch wenn ich ja eher der Monostahlverfechter bin aber anhand der Geometrie kann man hier denke ich auch sehr zufrieden sein.

Was mich noch interessieren würde, wäre wie sich der Filzwürfel bei dir schlägt, den hatte ich nämlich auch mal überlegt zu kaufen ;) Bislang benutze ich schlicht und ergreifend Korken.

Gruß, Gabriel

Ich hab bei Mono vs Schichstahl wenig Vorlieben. Ich find die Mono-Herder besser als mein 3 Lagen Tosa Hocho, die ja in derselben Preisklasse agieren. Das Kohetsu ist andererseits klar besser als die Global&Chroma bei mir in der Kochschule und ich wage sogar zu behaupten, das es sich nicht wirklich hinter dem Nesmuk meines Chefkochs groß verstecken muß (wobei ich da eh vermute das 50% des Preises da geschicktes Marketing ist, ähnlich wie bei den 301ern). Seinem Pott "Sarah Wiener" ist es mit Sicherheit mindestens ebenbürtig, welches mir z.B. vom Stahl her zu weich und vom Gewicht zu schwer wäre. Wenn mein Yoshihiro Suji eintrifft, habe ich auch nen Vergleichswert was Mono vs 3-Lagenstahl bei hochwertigen japanischen Messern angeht.

Was den Filzwürfel angeht: Ich würde ihn als nützliches Gimmick einordnen. Nichts ohne das man nicht leben kann, aber nützlich genug das es seinen Preis rechtfertigt. Gerade wo wir eher nen Weißweintrinker-Haushalt sind und die Flaschen von unserem Lieblingsweingut größtenteils Schraubverschlüsse... Das schöne an dem Würfel im Vergleich zu nem Korken ist, das man in der Regel weitaus weniger tief einschneidet... ich kann gerne die Tage mal nen Bild von dem Würfel nachreichen... wollte eh noch paar Bilder schießen, auf denen man die Klingengeometrie besser sieht.

EDIT:

@Kiam: Das mit dem Unterschied zwischen dem 21er und 24er war auch der Grund wieso ich das 21er Kohetsu genommen habe. Ich wollte eben etwas, was von Klingendicke&Gewicht in Relation zur Größe ähnlich wie ein Herder Nakiri ist. Und ich denke den Anspruch erfüllt das 21er Kohetsu recht gut.

Minimal gedreht steckt meins auch im Griff, aber das merkt man eigentlich nur wenn man es mit der Klinge auf ne ebene Fläche legt und ne Wasserwage auf dem Griff balanciert. Im praktischen Einsatz hat es keine Auswirkungen, weswegen ich es nicht erwähnt habe +mir fehlt der Vergleichspunkt, ob es bei anderen japanischen Messern mit Steckgriff besser ist.
 
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Servus,

ausgezeichneter Bericht, dem aktuellen Wissensstand und den verfügbaren Möglichkeiten angepasst, danke dafür.

"Zitat von Gabriel"
als "Hiromoto AS mit besserer Geometrie und Wa-Griff" bezeichnet. Auch wenn solche Vergleiche natürlich nicht immer den Nagel auf den Kopf treffen... denke ich doch, dass es eine (jedenfalls für mich aufgrund der Geometrie und des Griffs und da es die Hiromoto's bald nicht mehr geben wird...) sehr gute Alternative darstellt.

Die Klingengeomtrie würde ich gerne unmittelbar mit einem Hiromoto AS vergleichen, nur aus den Bildern einen entschiedenen Vorteil zu erkennen, halt ich für schwierig, was den Preis betrifft kostet das Hiromoto 35,-$ weniger + die Portodifferenz von 32,-$ ,macht es 67,-$ günstiger, das ist schon eine Ansage! Natürlich zeitlich begrenzt.

"Zitat von Karnstein"
Was ich interessant fand: Die Amis selber scheinen durch die Bank der Meinung zu sein, dass man auch als Hobbykoch unter 24cm Klingenlänge nicht gescheit arbeiten könnte.

Ich habe verschiedene Klingenlängen probiert, 240mm sehe ich als Obergrenze für mich, diese Länge deckt mein Misono ab, 210mm bevorzuge ich mittlerweile, 220 halte ich für Ideal.

Was den Stahl betrifft bin ich ganz bei dir, AS ist von den rostfähigen mein Favorit, (vielleicht auch überhaupt) so ein Stück Stahl ist immer in meiner Nähe.:D

Danke auch für die ausführliche Beschreibung der Reisekosten nebst allem drum und dran, gut zu wissen was einem erwartet wenn eine Bestellung mal anstehen sollte.

"Zitat von Kiam"
Auch wenn es sehr,sehr gut auf den Wetzstab reagiert (1000er Keramic,flach), besser nicht machen! Wird zwar schnell scharf, aber danach dann um so schneller stumpf!
Nachschleifen geht zwar schneller wie beim Schanz (Überraschung...) aber auch nicht grade mal so 1,2,3,fertig. Zudem macht bei meinem Messer der Bereich 5cm bis zur Spitze echt Schwierigkeiten-und zwar nur bei diesem Messer! Muss wesentlich länger,d.h. 3-4x solange wie der Rest geschliffen werden und wird auch schneller wieder stumpf.

Da ich meine AS-Schneiden mit dem Keramikstab schön auf Rasierschärfe halte und der Stahl, so wie du sagst sehr gut darauf anspricht, vermute ich einfach den professionellen Imput, dem dein Messer "ausgeliefert" ist. Ich gehe davon aus das die hartnäckigen 5-6cm häufiger/anderen Brettkontakt haben als der Rest der Schneide, z:B.Wiegeschnitt!? Wenn ich dein Arbeitspensum sehe, dazu den Druck der zwischen den Zeilen steht, dann belastest du deine Messer um 90% mehr als jemand der einen Zwei oder Drei-Personenhaushalt zu bekochen hat. Das kollidiert eventuell mit den Erfahrungen anderer die weit geringere Mengen verarbeiten.;)

Nach dem Schneiden ging es dann unters Mikroskop und an Arm und Beinhaare...

Okay.....:staun:

Gruß, güNef
 
Kannst du genauer beschreiben, wo das Kohetsu den Global und Chroma überlegen ist?

Formulieren wir es anders... ich empfinde das Kohetsu besser als das Global und deutlich besser als das Chroma, bei dem mMn ein Großteil des Preises vom Design bzw. dem Name Porsche kommt.

Ich hab jetzt mit den beiden Reihen weitaus weniger Zeit verbracht als mit dem Kohetsu, da mein Job in dem Laden primär das Kellnern ist. Um genau zu sein ist die Bezeichnung Kochschule ungerecht, Kochevent wäre passender. Der Betreiber hatte früher ein nicht gerade schlecht bewertetes Restaurant (kein Stern aber 15 Punkte im Gault Millau), fährt jetzt aber auf mehr auf der Event-Schiene. D.h. bei den meisten Veranstalten kocht er zusammen mit den Gästen ein 3-Gänge Menü, mein Job ist es die Gäste zu empfangen, beim Kochen für ne saubere Arbeitsumgebung zu sorgen und dann später Service am Tisch. Es gibt aber auch klassische Dinner-Veranstaltungen und Tagungen mit Mittagessen, bei denen ich dann teilweise bei den "niederen" Schnippelarbeiten helfe. In dem Fall nehme ich dann bevorzugt das Global, die Chroma sind mir ungefähr so lieb wie die Zwillingsmesser meiner Eltern aus der REWE-Treuepunkte-Aktion. ^^

Auf der Grundlage basiert meine Einschätzung:

Kohetsu vs Chroma 301: Die Chroma sind mir zu schwer (240g für nen 20cm P18), ergonomisch gelungen finde ich die Griffe auch nicht (hab eher kleine Hände). Die Klingen sind mMn auch dicker als notwendig, woraus sich gegenüber dem Kohetsu eine Klingengeometrie ergibt die bei einigen Lebensmitteln mehr spaltet als schneidet. Die Standzeiten was die Schärfe angeht finde ich auch nicht überragend. Bei 56 HRC aber auch kein Wunder... Ich hab sie einmal frisch aufgeschärft erlebt, da waren sie okay aber lange hat es nicht gehalten.

Kohetsu vs Global: Die Globalmesser sind vom Gewicht und der Klingengeometrie def. besser als die 301er, mir liegt ein warmer Griff aber besser und ich würde rein vom Gefühl her sagen dass das Kohetsu weniger bauchig ist. Ich find als Hobbykoch auch nicht, dass das Global Nakiri dem Herder Carbon-Nakiri überlegen ist (das Herder hat mit seiner dünneren Klinge mMn die bessere Geometrie). Ich würde ausgehend von dem einen Mal wo ich sie frish aufgeschärft erlebt habe und dem Schärfegrad den sie mittlerweile haben, auch behauptet das der weichere Stahl früher stumpf wird als das AS Kohetsu und wahrscheinlich auch nicht zu einer gleichen finalen Endschärfe aufgeschliffen werden kann. Das ist aber nen reines Bauchgefühl, um das definitiv zu sagen müßte ich mir eins borgen, frisch aufschleifen und ähnlich wie du es gemacht hast wechselweise über einen längeren Zeitraum benutzen. Der Aufwand lohnt sich aber als Hobbykoch nun nicht wirklich...

EDIT: Und ich schätze mal das für den Hobbykoch der selber schleift, ist Aogami Super auch angenehmer scharf zu halten als die rostträgen Stähle. Chroma und Global haben natürlich gerade für Profiküchen den höheren Convenience&Hygiene-Faktor, aber das ist im Heimbereich mMn mit etwas Disziplin nun weitaus weniger wichtig...und für die Fraktion der "in die Spüle schmeiß"-Köche ist nen Kohetsu (oder nen Zakuri, Watanabe, Moritaka, Konosuke, etc...) eh das falsche Messer. Oder für Leute die im besten Dönerbuden-Stil das Messer links-rechts-links-rechts über nen billigen 10€ Wetzstahl ziehen...
 
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[I]@güNef:
Da ich meine AS-Schneiden mit dem Keramikstab schön auf Rasierschärfe halte und der Stahl, so wie du sagst sehr gut darauf anspricht, vermute ich einfach den professionellen Imput, dem dein Messer "ausgeliefert" ist. Ich gehe davon aus das die hartnäckigen 5-6cm häufiger/anderen Brettkontakt haben als der Rest der Schneide, z:B.Wiegeschnitt!? Wenn ich dein Arbeitspensum sehe, dazu den Druck der zwischen den Zeilen steht, dann belastest du deine Messer um 90% mehr als jemand der einen Zwei oder Drei-Personenhaushalt zu bekochen hat. Das kollidiert eventuell mit den Erfahrungen anderer die weit geringere Mengen verarbeiten.;)
[/I]
Wiegeschnitt muss berücksichtigt werden,stimmt so. Allerdings habe ich mit den Sollinger Messern,alle auf 10° bzw. 12° geschliffen solche Erfahrungen nicht. Auch das das Schleifen an der Stelle so mühsam geht, lässt mich eher einen Materialfehler vermuten.
Und: AS ist ja auch nicht gleich AS... Wie sich das Kohetsu da qualitatätsmässig einordnet kann ich nicht beurteilen.
Im Allgemeinen müssen meine Messer hart ran,stimmt auch. Zum einen auf Kunststoff, was ich im Vergleich zu Holz m.M. nach in seiner Standzeitzerstörung immer noch extrem unterbewertet erlebe, zum anderen bin ich einer von den sehr Schnellen auf dem Brett und versuche ständig noch mehr Speed raus zu kitzeln, also eher hart als zart...
In dem angesprochenen Testzeitraum war das aber so:
9 Std am Tag, davon 2-3 Stunden ausgiebig Essen und Kaffeepause im Garten mit Blick in die unverbauten Ardennen. Kein Stress.
80x60 Holzbrett vor dem Fenster mit Blick auf Kühe und Wiese, PC und Schleifutensillien neben der 2m Arbeitsfläche, Bassreflexboxen 3 m hinter mir.
Ich hatte alles so organisiert, dass ich genügend Zeit hatte für alles-ist ein echter Leckerbissen-Urlaubsjob.
Das Schnell-Schneiden musste allerdings sein. Davon mal abgesehen also die perfekten Testbedingungen. Die Erfahrung dort weichen zum Teil auch erheblich von meinem "normalen" Küchenalltag ab.
Aber z.B. :Meine Kollegin hatte ihre Burgvogel und Windmühlenmesser frisch vom Messerschleifer für diesen Job geholt. Und obwohl ich bestimmt die 3-fache Menge geschnitten habe, haben ihre Messer nicht halb solange gehalten wie mein Wüsthoff. Anderer Schliff,andere Schnitttechnik, andere Pflege. Objektive Einschätzungen zur Standzeit eines Messers halte ich für fast unmöglich!


Okay.....:staun:

Naja, ich wollte halt wissen,welchen Einfluss 1000 Schnitte durch Kartoffeln oder Paprika oder...haben. Ist das so ungewöhnlich?
 
Servus,

Wiegeschnitt muss berücksichtigt werden,stimmt so.
Im Allgemeinen müssen meine Messer hart ran,stimmt auch. Zum einen auf Kunststoff, was ich im Vergleich zu Holz m.M. nach in seiner Standzeitzerstörung immer noch extrem unterbewertet erlebe, zum anderen bin ich einer von den sehr Schnellen auf dem Brett und versuche ständig noch mehr Speed raus zu kitzeln, also eher hart als zart...

Du bestätigst mir gerade meine Vermutung, als Profi bist du nicht nur schnell sondern auch routiniert beim schneiden. Deine angelernten Bewegungsmuster und Abläufe sind eingeschliffen und individualisiert. Da wird geschnitten und nicht über verkanten, Ausbrüche oder schonendes Arbeiten, damit die Schneide nicht zu tief in das Kunststoffbrett schneidet nachgedacht.

Das ist bei mir völlig anders, ich achte noch auf Schnitttechnik und darauf nicht zu verkanten oder einen Pfirsichkern anzuschneiden.:D

Das hier die subjektiven Eindrücke von Standzeit, Schärfe oder Performanz eines Messer im Vergleich mit einem Hobbykoch abweichen werden, liegt nahe.

Zum einen auf Kunststoff, was ich im Vergleich zu Holz m.M. nach in seiner Standzeitzerstörung immer noch extrem unterbewertet erlebe

Die Info von einem Profi der täglich damit arbeitet, ich glaube dir das ungesehen.

Objektive Einschätzungen zur Standzeit eines Messers halte ich für fast unmöglich!

Ich auch, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.;)

Naja, ich wollte halt wissen,welchen Einfluss 1000 Schnitte durch Kartoffeln oder Paprika oder...haben. Ist das so ungewöhnlich?

Im Gegenteil, ich halte alle Ansätze eine reproduzierbare Methode zu finden für großartig, alleine der Aufwand.....:super:

Ich habe mein staunen nur in Bezug auf deine Rasur-Session von Armen und Beinen in den Arbeitspausen bezogen, also nach dem Mikroskop!:D:cool:

Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch mal zum Thema Ausbrüche, ich hab mal versucht nen halbwegs scharfes und nicht verwackeltes Bild mit meinem Smartphone zu schießen... sieht jetzt auch in der Vergrößerung weitaus schlimmer aus, als mit bloßem Auge:

chips.jpg


Paßiert... wird rausgeschliffen wenn das Messer keine Tomaten mehr geschnitten bekommt oder wenn die zwei Ausbrüche größer werden sollte, was beides bisher nicht der Fall ist.
 
Auch von mir ein Dankeschön für das Review! Gute und interessante Infos über ein für meinen Geschmack sehr schönes Messer. Kleine Ausbrüche stören ja meistens nicht besonders; deshalb würde ich sie gar nicht unbedingt mit einem Mal rausschleifen, sondern nur nach und nach beim einfachen Schärfen. Weiterhin viel Freude an deinem Kohetsu wünscht
Pflaster
 
Servus,



Du bestätigst mir gerade meine Vermutung, als Profi bist du nicht nur schnell sondern auch routiniert beim schneiden. Deine angelernten Bewegungsmuster und Abläufe sind eingeschliffen und individualisiert. Da wird geschnitten und nicht über verkanten, Ausbrüche oder schonendes Arbeiten, damit die Schneide nicht zu tief in das Kunststoffbrett schneidet nachgedacht.

Das ist bei mir völlig anders, ich achte noch auf Schnitttechnik und darauf nicht zu verkanten oder einen Pfirsichkern anzuschneiden.:D

Das hier die subjektiven Eindrücke von Standzeit, Schärfe oder Performanz eines Messer im Vergleich mit einem Hobbykoch abweichen werden, liegt nahe.

Ja und Nein.
Ich bin halt auch ein Messerfan und als solcher sehr achtsam mit dem was ich da auf dem Brett tue. Tatsächlich hat mein Arbeitstempo durch die "Top-Messer" eher abgenommen, einfach weil ich sehr umsichtig bin und eigentlich immer irgendwie testen tue, Päuschen hier, Mikroskopcheck dort... Ich habe mein Burgvogel für grobes Zeug und um grössere Mengen Kräuter zu hacken. Von unsachgemässer Behandlung bin ich weit entfernt. Aber ich kann als Koch natürlich nicht mein Messer jedesmal nach 10 Portionen von irgendwas erst mal über nen 8K Stein und 2 Lederriemen ziehen um die Topschärfe perfekt zu halten. Da geht dann oft einfach erstmal mehr runter als wie zuhause,klar.
Aber wofür sind denn Küchenmesser gemacht? Der Messerfan-Hobbykoch der 30 Essen in der Woche zubereitet und das daraus resultierende Schnittgut gerecht auf 10 Messer verteilen muss wird wahrscheinlich niemals erfahren, wo die tatsächlichen Qualitäten und Beschränkungen seiner Klinge liegen. Ähnlich wie bei einem Ferrari der nur über die Stadtautobahn rollen darf-macht natürlich trotzdem Spass-haben die meisten Vergleiche in Puncto Standzeit gegenüber anderer Messer von diesem Standpunkt aus betrachtet eher den Charakter einer Maximalhypothese.
Hört sich jetzt hart an, muss aber auch mal gesagt werden.

Ich freue mich aufrichtig über so ein Review wie dieses hier.
Viel Mühe, viele hier bestimmt sehr willkommende Infos.
Auf der anderen Seite wünsche ich mir aber trotzdem einfach ein gesunderes Maas an Objektivität!
Der Vergleich zu anderen Messern in Bezug auf die Standzeit ist tatsächlich sehr,sehr viel komplexer anzugehen, als wie es hier oder auch oft woanders gehandhabt wird.
Ich weiss das, kann dann milde lächeln oder den Kopf schütteln, aber der weniger kompetente Informationshungrige wird da schnell (ungewollt wahrscheinlich) aufs Glatteis geführt. Schade ist sowas.
Wie gesagt,für mich ist beim Reviewlesen das Glas halbvoll statt halbleer. Aber ich bin trotzdem mehr an der Wahrheit interessiert als wie an einem durch Euphorieflash, New-Toy-Syndrom oder was sich sonst noch so einschleichen zu versucht ( natürlich auch bei mir) geprägten Aussagen.

Ich hoffe ,es wird so verstanden wie ich es meine, konstruktiv und keineswegs angreifend oder abwertend!






Ich habe mein staunen nur in Bezug auf deine Rasur-Session von Armen und Beinen in den Arbeitspausen bezogen, also nach dem Mikroskop!:D:cool:

Erst das Mikroskop um zu schauen wie es der Klinge geht, dann der Rasiertest natürlich.
 
Servus,

Ich bin halt auch ein Messerfan und als solcher sehr achtsam mit dem was ich da auf dem Brett tue.
Aber wofür sind denn Küchenmesser gemacht? Der Messerfan-Hobbykoch der 30 Essen in der Woche zubereitet und das daraus resultierende Schnittgut gerecht auf 10 Messer verteilen muss wird wahrscheinlich niemals erfahren, wo die tatsächlichen Qualitäten und Beschränkungen seiner Klinge liegen. Hört sich jetzt hart an, muss aber auch mal gesagt werden.

und genau deshalb schätze ich deine Meinung als Profi und setzte sie für mich immer in Relation zu einem Hobbyisten wie ich einer bin. Ich erinnere nur an die Unterschiede im Reifegrad von "Problemgemüsen" zu Testzwecken und deine Erkenntnis zum Thema Kunststoffbrett. Meinst du eigentlich HACCP Schneidbretter, die unterschätzt werden?

Die unterschiedlichen Ergebnisse auf Grund der enormen Differenz was die Schnittgutmenge betrifft, zwischen einem Berufskoch und einem Hobbykoch der einen kleinen Haushalt bekocht, liegt auf der Hand.

Der Vergleich zu anderen Messern in Bezug auf die Standzeit ist tatsächlich sehr,sehr viel komplexer anzugehen, als wie es hier oder auch oft woanders gehandhabt wird.

Meine Rede, solange kein reproduzierbares Testprofil vorhanden ist, bleibt die subjektive Meinung/Erfahrung von Hobbyisten und professionellen Köchen das Mass der Dinge. Wenn mehrere Meinungen ein Messer präferieren, dann kann man das halt kaufen......

Aber ich bin trotzdem mehr an der Wahrheit interessiert als wie an einem durch Euphorieflash, New-Toy-Syndrom oder was sich sonst noch so einschleichen zu versucht ( natürlich auch bei mir) geprägten Aussagen

Tja, mit reinem Willen lässt sich Selbstsuggestion nicht einfach ein-und abschalten. Wie man das umgehen könnte weiß ich auch nicht!

Ich hoffe ,es wird so verstanden wie ich es meine, konstruktiv und keineswegs angreifend oder abwertend!

Ich habe verstanden worum es dir geht und wie ernüchternd deine Ergebnisse im Vergleich zu denen sind, die du hier liest, aber jeder hier zieht seinen Schluss aus seinen Anwendungsmöglichkeiten und das generiert zum Teil ordentliche Abweichungen. Das auf einen Nenner zu bringen halte ich für eine der größten Herausforderungen überhaupt!

Gruß, güNef
 
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Der Messerfan-Hobbykoch der 30 Essen in der Woche zubereitet und das daraus resultierende Schnittgut gerecht auf 10 Messer verteilen muss wird wahrscheinlich niemals erfahren, wo die tatsächlichen Qualitäten und Beschränkungen seiner Klinge liegen. Ähnlich wie bei einem Ferrari der nur über die Stadtautobahn rollen darf-macht natürlich trotzdem Spass-haben die meisten Vergleiche in Puncto Standzeit gegenüber anderer Messer von diesem Standpunkt aus betrachtet eher den Charakter einer Maximalhypothese.
Hört sich jetzt hart an, muss aber auch mal gesagt werden.

Ich freue mich aufrichtig über so ein Review wie dieses hier.
Viel Mühe, viele hier bestimmt sehr willkommende Infos.
Auf der anderen Seite wünsche ich mir aber trotzdem einfach ein gesunderes Maas an Objektivität!
Der Vergleich zu anderen Messern in Bezug auf die Standzeit ist tatsächlich sehr,sehr viel komplexer anzugehen, als wie es hier oder auch oft woanders gehandhabt wird.

Ich hoffe ,es wird so verstanden wie ich es meine, konstruktiv und keineswegs angreifend oder abwertend!

Keine Sorge, wenigstens bei mir ist es konstruktiv und nicht abwertend angekommen. Ich stimme dir auch zu... sich sagen wir mal als Hobbykoch 3-5 Gyutos zu bestellen, die einen Monat lang entweder wechselnd oder gerecht verteilt einzusetzen und dann auf der Basis nen Fazit zu ziehen, was über "Gefühlt" hinausgeht, wäre vermessen... gerade was die Standzeit angeht. Stellt sich dann teilweise auch die Frage, inwiefern da Autosuggestion auf Basis der Erwartung (Aogami standfester als Shiro, AS besser als die beiden...) nicht auch ne Rolle spielt...

Und wie man mit dem Messern umgeht ist natürlich auch nen Faktor... was ja natürlich auch den Vergleich von meinem Kohetsu zu den Messern bei mir auf der Arbeit verzerrt. Gar keine Frage... Mein Kohetsu benutze nur ich... die Messer dort, werden teilweise an einem Abend von bis zu 3 Leuten genutzt und das Koch&Schneidtalent variiert damit in einem vielfach größeren Maße als es bei mir der Fall ist. D.h. selbst wenn ein 20er Global oder Chroma 301 da im Laufe eines Monats von der Zeit her ähnlich stark genutzt wird wie mein Kohetsu, kann ich realistisch den Faktor Mensch nicht ausschließen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Freut mich, das es nicht missverstanden wird.

Ich arbeite unter andern übrigens auch als Kochlehrer für 2 Kochschulen. Wie da mit den Messern umgegangen wird ist wirklich nicht nett.

HACCP ist ja nur die Brainware, also die Verordnung aus Brüssel. Hardware ist dann PE oder anderes Plastik. Morgen ist Showkochen, da habe ich ein extrem hartes Brett. Sonntag dann in einer Gastro-Küche ein derart weiches Plastik,dass das Messer drin versinken möchte. Killer sind sie alle.
Speziell fürs Kohetsu. Auf Holz hält es mit dem Schanz mit, auf Kunststoff nicht.
IMAG0714(20140804-193442)..jpg
Ein Mann,ein Messer und 120x Lasagne.
 
Servus,

Zum einen auf Kunststoff, was ich im Vergleich zu Holz m.M. nach in seiner Standzeitzerstörung immer noch extrem unterbewertet erlebe

HACCP ist ja nur die Brainware, also die Verordnung aus Brüssel. Hardware ist dann PE oder anderes Plastik. Morgen ist Showkochen, da habe ich ein extrem hartes Brett. Sonntag dann in einer Gastro-Küche ein derart weiches Plastik,dass das Messer drin versinken möchte. Killer sind sie alle.

ich bin jetzt nicht sicher ob ich dich richtig verstanden habe. Sind Kunststoffbretter(HACCP) jetzt Schärfekiller und demzufolge schlechter als Holzbretter oder nicht?

Gruß, güNef
 
Kunststoff ist mies,ganz klar.

HACCP Diese Abkürzung steht für „Hazard analysis and critical controlpoint". Die HACCP-Verordnung sieht betriebseigene Kontrollen und Maßnahmen hinsichtlich der Betriebs-, Produkt- und Personalhygiene vor.

Ist also nicht die Materialbezeichnung eines bestimmten Kunststoffes. Polyethylen (PE) ist dann der Name von dem Zeug aus den die Bretter sein müssen/sollten?...
Wie einheitlich diese tatsächlich sind,kann ich auch nicht sagen: Ich treffe in verschiedenen Profiküchen halt auf verschiedene Profibretter die sich einfach zum Teil ganz anders anfühlen/verhalten. Ob da einige Bretter normabweichend sind oder aber ob es beim PE zugelassende Unterschiede gibt,weiß ich nicht .
 
Freut mich, das es nicht missverstanden wird.

Ich arbeite unter andern übrigens auch als Kochlehrer für 2 Kochschulen. Wie da mit den Messern umgegangen wird ist wirklich nicht nicht nett.
Anhang anzeigen 178868
Ein Mann,ein Messer und 120x Lasagne.

Ich weiß manchmal nicht um wen ich mich mehr sorgen soll, das Messer, den Gast oder das Gemüse. Wobei die wirklichen Härtefälle eher selten sind.

Und klar die Gemüsemenge da auf dem Bild geh über die Mengen eines Privathaushalts dezent hinaus. Um in die Sphären zu kommen müsste ich mich daheim ne Gefriertruhe anschaffen, einen Monat Suppenkur ausrufen und den ganzen Gemüsefond an einem Wochenende schnippeln, kochen und einfrieren.

Servus,





ich bin jetzt nicht sicher ob ich dich richtig verstanden habe. Sind Kunststoffbretter(HACCP) jetzt Schärfekiller und demzufolge schlechter als Holzbretter oder nicht?

Gruß, güNef

Ich tippe auf Plastikbretter generell. Ich schneide übrigens Obst und Gemüse immer auf Holz .
 
Der Digitalmessschieber ist eben angekommen. Bei nem Preis von 14€ inkl. Versand nun wahrscheinlich nichts für den Profi-Einsatz, aber zum Ablesen der Geometrie-Daten eines Küchenmessers sollte es reichen.

Da in diversen Topics ziemlich verschiedene Messmethoden rumgeistern, hab ich mich für folgende 10 Messpunkte entschieden:

Messpunkte.jpg


Das heißt ich messe am Klingenende und der Klingenmitte die Dicke 5, 10 und 15mm hinter der Schneide und die vom Messerrücken. Meine letzten zwei Messpunkte ist der Klingenrücken und die Dicke 5mm hinter der Schneide, jeweils 1cm von der Messerspitze entfernt. Für die Messung habe ich die jeweiligen Punkte mit nem Lineal ermittelt und dann mit einem dünnen Stift markiert. Die Messer wurden mit ner Klemme am Tisch fixiert, damit ich nicht freihändig mit dem Messer und dem Schieber rumfuchteln mußte... Nicht perfekt, aber immer noch besser als die mit dem Lineal und viel Augenmaß ermittelten Werte im Eingangsposting.:D

Verglichen habe ich das Kohetsu zum einen mit dem 20cm Kochmesser meiner Eltern aus der 5 Star Serie von Zwilling, weil es eben eine ähnliche Länge hat und das Gyuto-Profil ja ne Abwandlung des westlichen Kochmessers ist. Dazu hat sich dann noch mein Herder Nakiri gesellt, was von Form und Länge her natürlich nicht wirklich mit dem Gyuto vergleichbar ist, aber bis zur Anschaffung mein Hauptmesser war.

KlingenendeRücken15mm10mm5mm
Zwilling3,20mm2,50mm2,00mm1,30mm
Kohetsu2,35mm1,45mm1,10mm0,70mm
Nakiri1,61mm1,00mm0,76mm0,48mm

KlingenmitteRücken15mm10mm5mm
Zwilling2,15mm1,50mm1,20mm0,90mm
Kohetsu2,02mm1,28mm1,02mm0,59mm
Nakiri1,66mm0,99mm0,70mm0,44mm

KlingenspitzeRücken15mm10mm5mm
Zwilling1,01mmN/AN/A0,95mm
Kohetsu0,85mmN/AN/A0,45mm
Nakiri1,58mmN/AN/A0,45mm

Denke die Werte dürften keinen wirklich überraschen, wenn man mal davon absieht das mein Kohetsu minimal dicker am Klingenrücken ist, als die Angaben auf der Herstellerseite... aber gut, ist eben Handarbeit und nicht aus nem Streifen Stahl rausgelasert und dann vom Roboter in Form geschliffen. Das Nakiri hängt dank kürzerer Klinge, Monostahl und Solinger Dünnschliff beide Kochmesser ab und beim Zwilling sieht man wie mies die Geometrie hinter der Schneide ist.
 
Noch mal ein kleines Update zur Standzeit des AS Stahls beim Einsatz im Privathaushalt.

Vorweg: Unterarm oder Gesichtsrasuren mit nem Küchenmesser ist eigentlich nicht so mein Ding, deswegen nutze ich primär folgende 3 Testmethoden:

1. Ich falte zwei Blatt Küchenrolle immer wieder, solange bis es nicht mehr geht. Schneidet das Küchenmesser im Zugschnitt ohne Druck sauber durch die vielen Schichten, habe ich ne gute Gebrauchsschärfe
2. Das Messer schneidet durch dünnes Papier (Tageszeitung, beiliegende Werbeprospekte)
3. Tomaten werden im Zug oder Druckschnitt sofort problemlos zerschnitten und nicht zerdrückt.

Ich hab das Messer am 18.8 beim Zollamt abgeholt. Im Auslieferungszustand war es scharf genug um alle drei Tests problemlos zu bestehen. Ich hab es im nahezu täglichen Einsatz (minimal 3-4 Personen-Gerichte, 3-4 größere Mengen wenn wir Gäste hatten). Test 1 & 2 hat es bisher immer bestanden, bei Tomaten hing es teilweise vom Reifegrad ab. Frische Tomaten mit glatter Haut gingen bisher immer, bei verschrumpelter Haut war manchmal ein längerer Schnitt ohne Druck notwendig um die Haut zu durchdringen. Dann ging es für paar Züge über den Chromoxid-Riemen und die Schärfe stimmte wieder für Tomaten aller Art. Ansonsten habe ich es nach größeren Mengen Schnittgut gerne auch mal mithilfe der Zeitungstapel-Methode poliert, Schleifsteine hat es in den 10 Wochen keine gesehen...

Heute hat es mal wieder bei dem schrumpeligen Teil der Mini-Tomaten etwas kämpfen müssen. Ne mehr als gute Gebrauchsschärfe war sicher noch da und ich hätte wahrscheinlich auch einfach nur den Riemen auspacken können, ich hab es dann aber trotzdem kurz über die Schleifsteine gezogen. Erst über nen Missarka Ultra 1000 (3-4k Körnung nach japanischer Norm). Dann vorsichtig über meinen kleinen gelben belgischen Brocken und danach für paar leichte Züge über den Riemen. Bei jedem Wechsel und nach dem Riemen zur Entfernung etwaiger Gratreste wurde das Messer dann durch den CKTG-Filzwürfel gezogen. Tomaten hab ich heute keine mehr getestet, die waren alle im Essen gelandet. Es rasiert aber in beide Richtungen Haare von meinem Unterarm.
 
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