Herder 2022

Für mich als blutigem Laien sieht auf der Zeichnung hier der Walkschliff aus wie ein Solinger Dünnschliff mit abgerundetem Rücken.
Da steckt vermutlich mehr dahinter. Kann das jemand erklären?
 
Ich hätte Blaupließten auch einfach für ein zu heißes Polieren* gehalten (>Anlassfarbe, bei ~300°C blau) und dann frei nach dem Motto "it's not a bug, it's a feature". 🙃

Aber hey, wenn es aus anderen Kulturen kommt, dann fragen wir da doch auch nicht so viel nach...


*so blaues Schimmern hab ich selber mal mit einer Polierscheibe auf einem Dremel versehentlich erzeugt.
 
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Hier mal das Video über den Meister

Herder hatte ein extremes Problem Nachfolger zu finden und hats jahrelang versucht.
Erst nach der Ausstrahlung haben sch mehrere Menschen beworben und man hat ein paar Gesellen gefunden. Frage ist nur ob sie die halten konnten und wie gut die sind.
Aber auch in dem Video kann man sehen, dass sich Herder nicht genug bemüht hat und das Schleifen ja fast schon extern stattfand. Herder hat einfach vieles verschlafen.
Man redet ja oftmals über einen Mystizismus bei Japanern. In gewisser Hinsicht ist der bei Herder ja auch vorhanden, nur haben die des nicht genug ausgenutzt und so schlau vermarktet wie die Japaner.

@Stumpf Walkschliff ist ein konvexer Schliff und die dickste Stelle liegt nicht am Rücken sondern darunter, also ein vollkonvexer Schliff sozusagen. Machen auch ein paar Westliche Macher ab und zu wie z.B Kamon, Isasmedjan...

Grüße,
Julian
 
Danke Julian
Dann ist das Bild auf der Herder Webseite nicht ganz korrekt. Es sieht aus als ob unterhalb der dicksten Stelle einfach ein gerader Flachschliff vorhanden wäre.
Ist normalerweise eher konvex. Kann aber auch etwas flacher sein und zur Vereinfachung als Flachschliff gezeigt. Wate ist ja eher oftmals flach geschliffen, daher. Das grundlegende Prinzip, dickste Stelle unterhalb des Rückens und Balligkeit in dem Bereich ist ja dargestellt
 
Ich konnte mich bei dem Video aber auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Herr doch garnicht so unglücklich in seiner Enklave war. ;)

Ansonsten sehe ich zwar auch, das Herder dort was verschlafen hat, aber man kann es auch noch aus anderem Blickwinkel sehen: Herder sind die einzigen, die es noch machen. Wie im Video erwähnt, es gab hunderte bis tausende Schleifer. Allen vorweg haben es also die anderen Firmen verschlafen hier wenigstens einen Rumpf traditioneller Messerfertigung, welcher dann ja auch eher im Hochpreissegment (für Serienmesser) liegen kann, zu erhalten.
 
Meisterschleifer Wilfried Fehrekampf ist 2011 verstorben. D.h. das Video dürfte von 2010 oder noch etwas früher sein. Seitdem sind mindestens 12 Jahre vergangen, in denen Herder doch weiter diese Messer produzierte. D.h. irgendein fähiger Nachwuchs muss da schon am Schaffen sein. Den Qualitätsunterschied ab 2011 könnten doch einige hier am besten einschätzen und mit alten Exemplaren vergleichen.

Sollte Herder aber nur einen einzigen Schleifer haben, der das vollendet kann, dann wäre es wohl etwas fahrlässig...

Ich vermag nicht einzuschätzen, ob und was sie ggf. verschlafen haben. Im Video erscheint es so, als ob sie mit Fehrekampf einen externen Spezialisten in seinem eigenen Refugium werkeln ließen - mit Rahmenbedingungen, die ein wenig an die Vorkriegszeit erinnern. Ich mag solche rustikale Handarbeit gern anschauen und ich hatte ebenso den Eindruck, Fehrekampf fühlte sich genau so sehr wohl.
Zu den Messern kann ich wenig sagen. Habe als Test vor vielen Jahren zwei dieser kurzen Gemüsewindmühlen gekauft. Ja, sie schneiden höllisch, aber ich bin empfindlich bei Metallgeruch/geschmack - trotz ernsthafter Versuche wurden und werden wir daher keine Freunde.

Gibt es aktuelle Videos über die Produktion bei Herder?
 
Video ist glaub ich mindestens 2007 oder noch früher, wenn ich mich recht erinnere.
Und so wie es dargestellt wird, haben sie anscheinend nur einen Nachfolger gefunden, oder zumindest der geblieben ist.
 
Hmm, ich habe vor ein paar Jahren mal mit einem freundlichen Mitarbeiter von Herder gesprochen. (vermutlich MGS ?)
Der war durchaus mit dem Verfahren des Blaupließten von Hand vertraut. Nur fehlte Ihm die Zeit dafür, da er hauptsächlich die "normalen" kleinen von Herder gefertigt hat. Das Problem war damals schon, das es einfach zu wenig Nachwuchs gibt, die diesen Job über länger Zeit machen wollen.
Des weiteren können es sich die wenigsten Firmen leisten alle Stellen doppelt zu besetzen.

Vorbeugende Instandhaltung ist was schönes, klappt aber selbst in der Automobilindustrie nicht immer
und wenn eine Maschine erst mal eine gewisse Zeit steht gibt es bei der Wiederinbetriebnahme immer mal wieder Überraschungen,
speziell wenn sich dann zwischendurch noch sogenannte "Experten" dran versucht haben. ;)
Das kann euch jeder der sich mit W&I beschäftigt bestätigen, sowie die deutlich längere Wartezeiten in diesem Bereich bestätigen. ☹️

Insgesamt hoffe ich jedoch darauf, das Herder sich bei der Fertigung wieder stärker auf die alten Tugenden konzentriert.
(Bin auf jeden fall froh, das ich meine beiden K's schon habe...eigentlich wäre ja ein 1922 auch noch ganz nett...)

[OT:]
Dies steht allerdings im völligen Gegensatz zu dem was ich im Bekanntenkreis zur Zeit erlebe.
Da wird verzweifelt nach einer Ausbildungsstelle im Metallbereich gesucht und es kommen nur Absagen.
Die Absage kommen selbst von einer Firma, bei der der Einstellungstest gut war und die noch 10 offene (jetzt eher nicht besetzte) Ausbildungsstellen (von 13) für dieses Jahr haben. Da passen dann einfach Anspruch und Wirklichkeit der PA (ach nee, das heißt ja nun "Human Resource Management") nicht übereinander. (Am liebsten 2'er, besser 1'er Abi, leider wollen die nur alle studieren...)
[/OT:]
 
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Kleine Info zum Thema Jubiläumsmesser, betrifft aber nicht die 1922.
Herder hat drei Messerchen aufgelegt, sie sind bereits lieferbar.
O-Test Herder:
"Auf ein 150-jähriges Bestehen zurückzublicken ist nicht jedem Unternehmen beschieden.
Es ist eine große Zeitspanne, in der viele Dinge passiert sind. Unterschiedlichste Krisen durch
Kriege, Notzeiten, tiefgreifende politische und wirtschaftliche Veränderungen, Verluste und
auch persönliche Schicksale mussten bewältigt werden. Aber auch an Aufstieg, Wachstum und
Wohlstand durften wir uns erfreuen.
Anläßlich dieses Jubiläums haben wir drei Messer aufgelegt, die die Vorzüge der sorgfältig
überlegten, ergonomischen Aspekte zu den Produktformen um die Jahrhundertwende , und
natürlich der Schärfe, mit den Materialien von heute in sich vereinen.
Es sind zwei Gemüsemesser, eines mit klassischer Carbonstahlklinge und eines mit rostfreier
Klinge. Dazu eine große Buckels, beides im Stil der Zeit um die Jahrhundertwende zum 20.
Jahrhundert. Die Messer haben eine dreifache Nietung und sind mit schön geschwungenen
Griffen aus Walnußholz versehen. Der nach oben zeigende Schwung, speziell bei den beiden
Gemüsemessern, ist perfekt für das Schneiden und Schälen auf der Hand"
Text und Bilder ©Herder Windmühle
 

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